Hallo NilsH,
ich habe Deinen Thread grade erst entdeckt und bin wohl zu spät dran mit meiner Antwort. Aber Röhren kann man ja immer wieder wechseln und neue probieren - solange noch Knete übrig ist
Ich habe selber einen Blues Deluxe (gebraucht gekauft) und auch einiges an Vorstufen-, weniger an Endstufen-Röhren probiert.
Bei der Endstufe bin ich auch schnell bei SED =C= 6L6GC gelandet. Anfangs waren Sovteks 5881 drin - wohl noch die Originalbestückung.
Dann probierte ich JJ 6L6 auf Empfehlung vieler Kollegen, aber die waren zu "braun" im Sound. Außerdem ging eine davon nach ganz
wenigen Stunden kaputt und ich tauschte sie um, wieder gegen Sovteks 5881 - keine schlechten Arbeitspferde, aber ein wenig leblos.
Mit den SEDs bin ich sehr zufrieden.
Ich muß hier natürlich einschieben, daß ich Jazzer bin, einen seidigen (keinen grellen Country-)Clean-Sound möchte und möglichst viel Clean
Headroom. Ich habe den Originalspeaker (Fender Special Design = Eminence Legend 125) durch einen Weber 12F150 ersetzt. Der Weber ist
im BD deutlich leiser als der Eminence und zahmer in den Bässen.
Vorstufe (wie gesagt, ein seidiger Clean-Sound war/ist das Ziel):
Der Versuch mit JJ ECC83S in V1 bis V3 war gar nix, viel zu dumpf. Der BD hat ohnehin schon zuviel Bässe.
Dann probierte ich an der V1-Position einiges durch:
NOS JAN GE 5751 ... sehr feine Auflösung, guter Cleansound, bißchen höhenbetont. Meine zweite Wahl.
NOS JAN Philips 12AX7WA ... erzeugt im direkten Vergleich, v.a. mit JJs oder Sovteks ein Grinsen im Gesicht, feine Auflösung aber auch harmonisch-seidig reich, saubere Bässe, kein Mumpf. Nach wie vor mein Favorit und an V1 verbaut. Nachteile: sehr viel Gain, bringt viel Attack, daher für Jazz problematisch bei Pickups mit hohem Output, weniger Clean Headroom. Außerdem ist diese Röhre sehr mikrofonieanfällig wegen der relativ langen Bleche. Ich präpariere sie zwar mit dickem Schrumpfschlauch und zusätzlicher Gummitülle,
aber das hilft nicht in jedem Fall. Die Röhre wäre allererste Wahl für Topteile, weniger für Combos.
NOS JAN Philips 12AT7WC ... vom Charakter der stärkeren Schwester 12AX7WA sehr ähnlich, aber trockener und weniger seidig. Weniger Gain (logisch), zähmt den Amp deutlich. Macht den Amp besser dosierbar, ohne daß er zu zerren anfängt. Aber nicht wirklich mehr Clean Headroom da der Amp leiser wird und weniger Durchsetzungsvermögen hat. Ich hatte sie eine Zeitlang an V1, habe aber wieder auf 12AX7 umgestellt, mit der allein schon durch den Saitenanschlag ein viel dynamischeres Spiel möglich ist als mit der 12AT7.
ANOS JAN GE 12AX7WA ... sehr ähnlich der JAN Philips 12AX7WA, etwas trockener. Als echte NOS-Röhre schwer zu kriegen und dann auch viel zu teuer.
Sovtek 12AX7 ... trocken, bratzig, harsch, manche sagen auch leblos. Zuverlässige Arbeiter.
JJ ECC81S ... war ein vergeblicher Versuch um mehr Clean Headroom zu kriegen. Klanglich wie JJ ECC83S
Electro Harmonix 12AU7 ... dto. Klanglich ähnlich den Sovkteks
Ich habe nun also je eine NOS JAN Philips 12AX7WA in V1 und V2 und eine NOS JAN GE 5751 (balanced) in V3 als Phaseninverter/Endstufentreiber.
NOS-Röhren sind natürlich schwer zu kriegen und teuer, aber mir war's das wert. Ich betrachte sie auch als eine Art Geldanlage
Die JAN Philips 12AX7 ist ein wenig exotisch und ziemlich selten. Mir wurde sie von einem Gitarristen und Röhrenfreak empfohlen und
er hatte Recht mit der Soundprognose. Die Philips 12AT7 sieht man öfter, auch in NOS-Qualität und sie kostet deutlich weniger (Dirk
führt sie ja auch im NOS-PRogramm, ebenso wie die GE 5751).
Interessant auszuprobieren wäre meiner Meinung nach noch die GrooveTube GT 12AX7 / ECC83 Mullard Design, aber die scheint ja
permanent vergriffen zu sein. Wird sie überhaupt noch aufgelegt? Ich glaube gehört zu haben, daß es mir ihr Qualitätsprobleme gab,
vielleicht wurde sie deswegen ganz und gar aus der Produktion genommen?
Groovigen Grooß
Kurt