Hallo Bazookajoe,
danke für Dein Interesse am Thema. Leider gibt es ja beim Thema "Klangeinfuß von Bauteilen" geradezu Glaubenskriege im Internet. Da ich vom fachlichen Background reichlich technisches und wissenschaftliches KnowHow habe, möchte ich nur soviel dazu sagen: Sicher ist beim Sound auch Psychologie im Spiel, allerdings sollte man bei dem was man als physikalisch real und meßbar bezeichnet ma etwas mehr ins Eingemachte der Physik gehen. Nicht alles, was man mit simpler Schul-Elektrotechnik nicht beschreiben kann ist Voodoo. Ich rede hier jedenfalls von reproduzierbaren Erfahrungswerten, die ich problemlos (auch im Blindtest) problemlos heraushöre.
Zurück zu dem, was uns eigentlich interessiert: Gute Sounds .
Ich weiß nicht, was Du bei Deinem Fender-Nachbau vermißt. Tendenziell führen die meisten Metallfilmwiderstände zu einem harten Sound mit glasigem "Top End", d.h. der Sound ist nicht rund und die Feinheiten werden gerade in den Höhen nicht sauber widergegeben. Teilweise ist der Höreindruck auch, daß der Klang matt und gleichzeitig etwas nasal wird. Es gibt Ausnahmen wie die Vishay Dale CMF Typen. Die sind aber auch anders aufgebaut und gefertigt.
Das Problem ist meist, daß unterschiedliche Leute Höreindrücke mit gleichen Worten beschreiben, obwohl sie etwas anders meinen. Beispiel: Mallory 150 Kondensatoren - viele nennen den Sound round und weich - ich nenne ihn eher etwas belegt und nicht rund sondern farblos in den Details. Bei verzerrten Sound macht das - je nachdem was man will - auch Sinn, da der Sound etwas mittiger wird und nicht zuviel Höhenanteile zu "Zisseln" in der Distortion führen. Gleichzeitig wird aber der Clean Sound etwas matt mit harten oberen Mitten - zumindest wenn man mehr als zwei Mallory 150 in einem Signalpfad hintereinander hat. Der Sound ist dann nicht mehr so rund und offen. Die frühen Amps von Music Man sind ein gutes Beispiel dafür (ich hatte selber einen). Auch der Marshall Sound hängt an Polyester-Kondensatoren - auch wenn es keine Mallory sind. Röderstein 1813 geht tendenziell in die gleiche Richtung - typisch Polyester eben.
Orange Drops (716) klingen im Prinip recht weicht, liefern aber einen etwas klingeligen Höhenanteil - kann bei Clean Sound genial klingen , bei Distortion ggf. schrill und klingelig.
Xicon Polyprop Kondensatoren klingen recht ausgeglichen und offen mit etwas reduzierten Mitten. Leider habe ich kürlich festgestellt, daß die Xicons relativ stark lecken - also Gleichspannung durchlassen (was in meinem aktuellen Projekt (Medium High Gain) zu Gleichspannung am Vol-Poti führte (ca 0,2 Volt) und damit zu Knistergeräschen beim verstellen. Deshalb würde ich sie nicht mehr verwenden, wenn danach ein Poti folgt.
Wenn es richtig dynamisch sein soll - mit allen Details - nimm Solen Fast. Das kann aber auch wieder zuviel des Guten werden. Deshalb mische ich z.Z. mit Solen Fast, Xicon und zwischendrin ein Mallory 150.
Nochmal zurück zu den Widerständen: Wenn Du das willst, was sehr viele Leute als klassischen Röhren-Sound ansehen, sind Carbon-Composite schon erste Wahl. Leider rauschen sie heftig. Wie gesagt: Wenn Du den Sound etwas weicher akzeptierst, kann Du einen 2 Watt Metalloxid-Widerstand in die erste Stufe setzen - reduziert das Rauschen und der Gesamtsound bleibt trotzdem sehr angenehm.
Das sind sicher alles keine großen Neuigkeiten für die eingefleischten Soundbastler aber vielleicht ein paar brauchbare Hinweise für das Tuning Deines Fender-Clones.
Mach was draus,
DocBlues