Hallo,
In deiner Schaltung sieht die Sache aber anders aus. Die Erste Stufe hat einen sehr hohen Gitterableitwiderstand und sie hat gar keinen Kathodenwiderstand. Wenn die Röhre arbeitet, treffen immer ein paar Verirrte Elektronen auf das Gitter. Hätten wir keinen Widerstand zwischen Gitter und Masse, sondern überhaupt keine verbindung. Dann würde das Gitter sich langsam durch diesen Beschuss mit Elektronen aufladen und immer negativer gegenüber der Kathode werden. Bis es die Röhre dadurch ganz abriegelt und sie sperrt. Legen wir nun einen Widerstand zwischen Gitter und Masse, dann können diese Elektronen Richtung Masse abfließen. Wir haben, wenn auch einen kleinen, so doch einen Strom. machen wir diesen Widerstand sehr groß, in der Regel 5....20Meg, dann fällt auch trotz dieses winzigen Stromes eine kleine Spannung über diesem Widerstand ab. Diese Spannung macht das Gitter ein bisschen Negativer als Masse. An Masse liegt die Kathode, also ist es etwas negativer als selbige. Wir haben also wiederum eine Gittervorspannung. Man nennt das Verfahren Gittervorspannungserzeugung über Anlauf- bzw. Leckstrom.
Ergänzend dazu:
Bei der Leckstromschaltung entscheidet nun aber das Zusammenspiel von Gitterstrom, Eingangskondensator und Gitterableitwiderstand.
Die letzten beiden bilden eine Zeitkonstante tau = R * C.
Das "gemeine" daran ist dass sich der Kondensator in dieser Schaltung durch den Gitteranlaufstrom als niederohmige Stromquelle aufladen kann, der Entladevorgang kann aber nur durch den hochohmigen Gitterableitwiderstand erfolgen, das Gitter der Röhre kann nämlich nur Elektronen auffangen aber keine abgeben.
Der Kondensator kann also in Abhängigkeit von Strom und Zeit eine gewisse Ladung über den Gitteranlaufstrom aufnehmen, der Gitterableitwiderstand bestimmt wie lange er diese Ladung halten kann.
Es gibt also zwei Zeitkonstanten:
-einmal die Aufladekonstante tau1 = R(Gitteranlaufstrom) * C
-und die Entladekonstante tau2 = R(Gitterableitwiderstand) * C
Nun ist im Durchschnitt tau1 kleiner da R(Gitteranlaufstrom) kleiner ist, im Durchschnitt weil der Gitteranlaufstrom vom anliegenden Signal abhängt.
Während der positiven Halbwelle des Signals zieht das Steuergitter mehr Elektronen an als während der negativen, R(Gitteranlaufstrom) sinkt, der Gitterstrom steigt und führt am Gitterableitwiderstand zu einem negativen Spannungsabfall, der Kondensator nimmt eine negative Ladung an.
Diese wirkt der Signalspannung entgegen indem sie den Arbeitspunkt der Röhre nach "rechts im Kennlinienfeld" in den negativen Bereich verschiebt.
Dort hat man eine geringere Verstärkung -> Kompression
Während der negativen Halbwelle wird das Steuergitter auch wieder negativer und zieht weniger Elektronen an, R(Gitteranlaufstrom) steigt, der Gitterstrom sinkt.
Der Kondensator kann sich nur über R(Gitterableitwiderstand) entladen, da dies über das Steuergitter nicht möglich ist.
tau2 (wir erinnern uns) ist aber dank des hochohmigen R(Gitterableitwiderstand) größer, somit braucht der Kondensator länger zum entladen als zum aufladen.
Bis zur nächsten negativen Halbwelle des Sigals bleibt ein gewisser Rest der negativen Ladung auf dem Kondensator gespeichert.
Während der nächsten negativen Halbwelle lädt sich der Kondensator weiter negativ auf.
Legte man nun einen reinen Sinuston einer fixen Frequenz an das Steuergitter an würde sich eine bestimmte Gittervorspannung einstellen.
Ein Audiosignal ist nun aber weder reiner Sinus, noch fixe Frequenz.
Jeder Ton stellt einen anderen Pegel und eine andere Frequenz da, Pegel und Freuquenz bestimmen nun aber das aussehen der Halbwellen des Signals.
Eine tiefe Saite hat eine größere Schwingungsdauer und Amplitude als eine hohe Saite, somit erzeugen sie theoretisch auch alle verschiedene Gittervorspannungen.
Je lauter und tiefer desto negativer, dies erzeugt eine meines Erachtens nach sehr schöne Kompression und hängt schön an der Hand.
Die genaue Gittervorspannung im Ruhezustand lässt sich jedoch nur schwer genau vorhersagen, in vielen Datenblättern findet man keine oder nur wenig Angaben zum Gitterstrom.
Für Deinen speziellen Fall des Badcat müsste man also folgende Faktoren kennen um genaueres abseits der Tatsache dass es ja zu funktionieren scheint erörtern zu können:
- Den Wert des Kondensators im RC-Glied am Gitter
- Angaben zum Gitterstrom der ECC83
- Vielleicht auch einfach den Schaltplan des Amps um den es Dir geht.
Ich habs lieber etwas flach und leicht bekömmlich gehalten, genauere Fragen erörtere ich aber gerne gemeinsam. Auf Fehler bitte ich hinzuweisen.
Gruß Mathias