Guten Abend zusammen,
während dem Aufbau der letzten Classics hat die Idee für eine "kleine" Variante immer mehr an Reiz gewonnen. Dabei soll ein Rocker ohne großen Schnickschnack rauskommen. Um dennoch ausreichend flexibel zu sein stehen drei Kanäle im Lastenheft, die jedoch alle auf eine gemeinsame Klangregelung gehen.
Entgegen den Sound des Classic soll der neue jedoch etwas anders ausgelegt werden, wird sich aber auch eher in der britischen Ecke tummeln. Der erste Kanal orientiert sich an den Non-Master-Volume Amps und verzichtet daher konsequenterweise auch auf ein Channelvolume (bei Clean sollte ja auch ein Gain-Regler reichen). Der zweite Kanal entfernt sich deutlicher von den klassischen 800er Tunings, inspiriert wurde ich eher vom Plexikanal des Classic wenn er mit dem Booster voll angeblasen wird, also in Summe dicker und dichter als der eher etwas dünnere klassische 800er. Der dritte Kanal wird dann nochmals nachgefeuert um einen eher singenden Leadsound zu bekommen.
Da ich absolut kein Fan von Kathoden-Caps in den hinteren Stufen bin wird der Amp auch ohne diese auskommen müssen, evtl. kommt zum Boosten noch mal 1µ dazu.
Der erste Kanal verwendet hierbei die Stufen I, IV, V (CF), der zweite I, II, IV, V und der dritte alle I-V. Um nicht alle Kanäle mit der selben V1-Beschaltung fahren zu müssen verwende ich eine übrige Triode für eine unterschiedliche Beschaltung der Kanäle, bei der Kanal 1 und 2 die eine Seite der Röhre nutzen, Kanal 3 die andere.
Später wird sich auch noch zeigen, dass dies auch für einen stabilen Aufbau des dritten Kanals absolut notwendig ist. Kanal 1 endet wie oben beschrieben mit einer Leitung nach der Anode von Stufe I zu einem Relais vor dem Gitter von Stufe IV (blaue Leitung). Am gleichen Relais kommt nun auch das phasengleiche Signal von Stufe III an (grün). Wenn nun am Eingang des Relais die grüne Zuleitung in die blaue einstreut wird das Signal nun wieder Stufe II zugeführt, was zwangsläufig zu einem Aufschwingen führen würde.
Das Problem gibt es übrigens auch bei phasenverdrehten Signalen. Nur schwingt sich hier nichts auf, sondern der Sound wird "gehemmt", was man mit aufmerksamen Ohren auch wieder hören kann.
Um dies zu verhindern wird Kanal 1 auf Stufe Ia gelegt, Kanal 3 jedoch auf Stufe Ib und dann vor Stufe II zwischen den beiden Stufen umgeschaltet. Somit kommt das Signal nur bis zum Relais vor Stufe II und nicht weiter. Nichts desto trotz sollte der Leitungsverlauf so ausgelegt werden, dass ein Einstreuen erst gar nicht erfolgt.
Die Idee für diese Aufteilung der ersten Röhre war dabei eines der vielen Sonntags-Telefonate mit Joachim. An der Stelle nochmals herzlichen Dank, manchmal steht man echt auf der Leitung
Nach einem halben Jahr Planung von den ersten Ideen über die CAD-Files sind nun am Montag die Chassis angekommen, wie immer in 2mm dickem V2A Edelstahl. Der mechanische Aufbau ist dabei nach bewährten Aufteilungen gebaut. Trafo und AÜ möglichst weit auseinander, 90° gegeneinander gedreht, Drossel in die Mitte. Vorstufenröhren nach vorne, Endstufe nach hinten, Boards dazwischen. Damit hängt der Amp als kleiner Nebeneffekt auch ausgewogen am Griff, was ich bei den alten Marshall irgendwie beim Tragen nie ab konnte. Diesen Aufbau habe ich das erste mal bei Mike Soldano gesehen, bei Larry, Diezel und auch den neuen Marshalls ist es ebenfalls so (oder mit liegenden Trafos) gemacht, wobei Einstreuungen von NT in AÜ von vornherein soweit als möglich vermieden werden.
Innen konnte es dann auch schon mit der Sockelverdrahtung losgehen, wobei ich entgegen der üblichen verdrillten Verdrahtung auf eine lineare setze, bei der jedoch die ersten beiden Röhren mit Gleichspannung beheizt werden.
Die Endstufenverdrahtung ist ebenfalls linear ausgeführt wie Mike Soldano es vor- und Joachim in seinem SLO-Thread vorbildlich nachgemacht hat. Als ich letztens mal einen SLO auf dem Tisch hatte musste ich jedoch feststellen, dass Joachims Verdrahtung definitiv sauberer gebaut ist!!!!
Die Speakeranschlüsse habe ich um es günstiger zu bekommen einzeln ausgeführt und auf den Umschalter verzichtet. Dabei habe ich sie gleich so nahe wie möglich an den AÜ gesetzt. Abweichend zu meiner Gewohnheit die Masse-Referenz der Speaker an den PI zu legen habe ich ihn an die Endstufemasse gelegt, da dies eine weiter Leitung entlang der Hinterkante des Chassis spart. Beim Tuning werde ich dann mal testen, inwiefern sich eine Änderung der Referenzleitung bemerkbar macht.
Nach Fertigstellung der Chassisverdrahtungen habe ich gleich das vorbereitete NT-Board eingebaut. Im Unterschied zum Classic ist nun die Bias-Regelung auf dem Board integriert, ebenso eine Gleichrichtung für die Schalterei. Die Eyeletboards bestehen aus 3mm dickem FR4, da verzieht sich nichts mehr und Dirks Ösen schließen schön bündig mit der Unterseite ab. Der Aufbau der Boards ist dabei in Larry-Manier gemacht, wie er es mit seinem British Purist vorgemacht hat. Auch an der Stelle vielen Dank für die inspirierenden Aufbauten Deiner Amps. Mir persönlich gefallen die Eyeletboards deutlich besser als Turretboards, kann aber nicht sagen warum.
Und weil mir das Foto so gut gefällt noch ein Bild von der Depth-Regelung.
Wer genau hinschaut kann noch ein Stereopoti erkennen. Ich werde mal Tests mit einem PPIMV machen, bin mir aber noch nicht ganz sicher, wie das mit den dritten Kanal harmoniert. Zum Aufbau eines solchen muss ich glaube nicht mehr viel schreiben, hier:
http://forum.metroamp.com/viewtopic.php?f=4&t=4390 wird er auf 62 Seiten durchgekaut. Ich glaube ab Seite 4 oder so wird es interessant, wo Larry noch die Variante mit einem 2M2 über dem Poti beschreibt. Interessant ist diese Variante insofern, als dass bei voll offenem Master die Schaltung einer klassischen Variante ohne PPIMV entspricht und zusätzlich die Endröhren bei einem Defekt der Potis schützt. Würde bei einer "normalen" Variante ohne die 2M2 der Schleifer abheben würden die Gitter in der Luft hängen und die Endröhren durchbrennen. Durch den Widerstand besteht jederzeit ein Massebezug. Wenn ich mich richtig erinnere wird diese Variante inzwischen LarMar-PPIMV genannt, fragt mich aber nicht mehr, woher das Mar kommt (Lar ist klar, oder?).
So, genug gelötet in den letzten Tagen, morgen geht es mit dem Einbau des Vorstufenboards weiter. Dieses habe ich erstmal mit den bewährten Kondensatoren von T*D aufgebaut, habe mir jedoch auch mal einen Satz der im Metroforum sehr hochgelobten Sozo Premium Caps bestellt. Ich bin also gespannt, wer am Ende das Rennen in welcher Position macht.
Ganz am Ende wird dann die Bestellung der schwarzen Frontplatten stehen, da ich mir bei ein paar Schaltoptionen noch nicht ganz sicher bin, ob und wie ich diese umsetzen werde. Daher sind auch die Leitungen zum Netzfilter noch nicht isoliert wie es eigentlich sein sollte, da ich diese ja nochmal ablöten muss.
So, und nun darf das Chassis schonmal probesitzen. Wie die Front aussehen wird verrate ich mal noch nicht, aber der Name Nighthawk deutet evtl. ein wenig darauf hin.
Sobald es dann wieder weitergeht werde ich wieder neue Fotos einstellen, mal schauen, wie weit ich diese Woche noch komme. Es zeigt sich aber, dass bei einer entsprechenden Planung der Aufbau letztendlich recht flott geht. Im Prinzip würde ich sagen verteilt es sich ca. auf 40% Planung, 20% Aufbau und 40% Feintuning.
Viele Grüße und noch einen schönen Abend,
Marc