Hallo zusammen,
für Alle die das schon immer mal ausprobieren wollten, aber Angst um Ihren Lautsprecher haben; hier sind meine ersten Eindrücke nach einem sogenannten "Speakerdoping" mit Weichspüler und Aceton.
Ich habe eine Tubetown British/American 2x12er Box mit einem Eminence Governor und einem Private Jack bestückt. Das Cabinet ist belastbar mit 100 Watt an 8 Ohm. Die Eminence hatte ich vor ein paar Wochen anstelle zweier Celestion V30 in das Cabinet eingebaut, da mir die V30 viel zu britzelig obenrum waren und nach 2 Jahren immer noch gebeamt haben wie hulle. Die Eminence in dieser Kombination, klingen ebenfalls sehr british, sind meiner Meinung nach aber viel ausgewogener und klingen nicht so "kaputt" wie die V30er, also rundum besser.
Da wir momentan nur 1x die Woche proben, und Gitarrenlautsprecher meiner Meinung nach erst richtig gut klingen wenn sie älter und schön eingespielt sind, habe ich das einfach mal riskiert, die Speaker ausgebaut und folgendermaßen behandelt:
Mit einem Haarpinsel aus dem Wasserfarbkasten meiner beiden Kinder habe ich die Sicke (welche mit irgendeinem Gummi oder Silikon überzogen ist), einmal ganz rumm mit Aceton eingepinselt. Dann bin ich in den Waschkeller gegangen und habe mir den lecker Weichspüler meiner Frau gemoppst. Den Weichspüler habe ich unverdünnt und mit dem selben Pinsel, schön gleichmäßig auf die Membran aufgetragen. Ich habe an der Sicke angefangen und bin dann, in immer kleiner werden Kreisen an der Abdeckkappe angekommen. Zu guter letzt habe ich diese ebenfalls eingepinselt und auch noch die Rückseite der Sicke, da diese dort nicht mit Silikon überzogen ist. Das hat alles in allem ca. 4 Minuten pro Speaker gedauert. Die Speaker habe ich dann trocknen lassen. Da ich mit dem Weichspüler die Membran ja nur einmal (und nicht mehrmals) behandelt hatte,die Membran also auch nicht richtig durchgeweicht war sondern nur benetzt, waren die Speaker recht schnell wieder trocken und fertig für den Einsatz im Cabinet.
Les Paul mit SH-1 in der Brücke an eine JTM-45 mit EL34 und Diodengleichrichtung. Den Amp voll aufgedreht und :
-die Lautspecher sind genau so laut wie vorher (war ja nicht anders zu erwarten)
-die Lautsprecher klingen immer noch typisch british mit ordentlich Druck und Eiern
-die Lautsprecher reagieren anders auf mein Spiel
-sie sind deutlich smoother geworden und klingen viel ausgewogener. Die Bässe sind nach wie vor sehr gut vorhanden nur eben eine Spur weicher. Die typische Mittencharakteristik der britishen Speaker ist ebenfalls noch schön vorhanden nur, wie könnte es auch anders sein, eben weicher. Die Höhen sind fantastisch. Schön present, und Beaming ade. Ich konnte das gar nicht glauben und habe mich in allen möglichen Winkeln, Abständen, Entfernungen und Positionen vor die Lautsprecher platziert. Die Höhen waren immer present ,aber nie nervig. Es klang einfach nur geil. So stelle ich mir den Sound eines guten und jahrelang gespielten Celestion vor, einfach traumhaft.
Welche Spätfolgen das Speakerdoping für die Langlebigkeit der Lautsprecher haben wird kann ich nicht sagen. Er wird mit der Zeit vielleicht noch ein wenig weicher durch das spielen werden, aber das gröbste am Klangbild ist getan. Der Weichspüler ist eingetrocknet und wir den Lautsprecher jedenfalls nicht weiterhin weicher machen, solange kein Wasser an die Memgran gelangt. Ein schöner Nebeneffekt ist, das es im Proberaum jetzt schön nach frischer Wäsche richt, Rock'n Roll ;
).
Wer das ebenfalls mal ausprobieren möchte, sollte mit einem Governor mal anfangen. Einen Governor kann man immer gebrauchen und der Preis ist auch überschaubar. Da geht man fast kein Risiko ein. Einmal ins Cabinet einbauen und im neuen Zustand anhören, anschließend behandeln und das Ergebnis anhören.
Ich spiele noch ein weiteres 2x12er Cabinet. Dieses ist mit 2 Jensen Neodym bestückt. Tolle Speaker ! Diese sind nocht nicht eingespielt und klingen jetzt schon gut. Deswegen sehe ich hier keinen Grund diese Speaker auf die schnelle weicher zu machen. Sie färben den Gitarrensound nicht so ein, wie es britishe Speaker tun und sind eher neutral, aber im positivem Sinne. Die Bässe sind straff und sauber, die mitten sind ausreichend vorhanden und die Höhen sind rund und ausgewogen. Hier braucht man wegen des Beamings keine große Angst zu haben. Wie Dirk schon schrieb, sind sie wirklich der Hammer wenn es um verzerrte Sounds geht. So sauber haben Akkorde bei hoher Verzerrung noch nie geklungen. Selbst ein 7er Akkord kann bei ordentlich Gain noch gut dargestellt werden. Und die Ansprache der Lautsprecher auf das Gitarrenspiel, spricht die Übertragung, ist sowas von gut.
Ich hatte mich für ein zweites Cabinet mit Jensen Neos entschieden, auf Grund des geringeren Wirkungsgrades der Lautsprecher im Vergleich zu den Eminence Speakern. Ich wollte keine Powersoak verwenden und habe mich deshalb, um etwas leiser spielen zu können ohne den Amp leiser machen zu müssen, für ein Cabinet mit geringerem Wirkungsgrad entschieden.
In diesem Forum wird häufig gefragt, ob die dB angaben von Eminence stimmen, da die Angaben von Eminence immer sehr hoch sind. Laßt es Euch gesagt sein. Die Angaben von Eminence stimmen !!!
Der Governor ist mit 102 dB wesentlich lauter im Vergleich zum Jensen Neo mit 98,8dB. Lauter ist aber nicht unbedingt besser. Für Leistungsschwache Amps würde ich einen Eminence Governor oder Wizard empfehlen. Aber ab 40Watt und aufwärts lieber Speaker mit geringerem Wirkungsgrad wählen und den Amp dafür voll aufdrehen.
Je nach Club und Giggröße, setze ich in Zukunft mal das Eminence-und mal das Neo-Cabinet ein. Gut tragbar sind beide 2x12er Boxen, wobei der Gewichtsvorteil klar beim Neo liegt und der authenischere british Rock'n Roll Sound bei meinen "fantastisch eingespielten"
Eminence Governor Private Jack Cabinet.
Lieben Gruß,
Elmar