Hallo Leute!
Die Argumente für Schaltnetzteile (Kosten, Gewicht, Netzspannungsausregelung, Niederohmigkeit) sind mir bekannt und ich bin ja grundsätzlich (!) auch kein Gegner von Schaltnetzteilen. Aber seht das doch mal so: Wir basteln hier per Definition mit veralteter Technik, also Röhren, und weil die zu schwer wird, müssen wir jetzt Schaltnetzteile verbauen? Wenn ein Amp 25kg wiegt, dann ist das ein Problem, ja, aber ich denke, dass man das zwecks des Sounds in Kauf nehmen kann. Bei Gegentaktendstufen ist es außerdem so, dass in den allermeisten Fällen das Netzteil hörbar ist, und zwar aufgrund seines Innenwiderstandes. Ein Schaltnetzteil ist da aber relativ hart und herzlos und es stellt sich mir da schon die Frage, ob das wirklich gewünscht ist? Wenn man dann anfängt, das Schaltnetzteil "weich" zu machen - und das geht eigentlich nur durch eine Reihenschaltung von Widerständen auf der Anodenspannungsschiene - dann ist der Wirkungsgradgewinn auch beim Teufel. Und wenn wir gerade bei der Regelung von Schaltnetzteilen sind: Eine Ausregelung von Netzspannungsschwankungen ist ganz praktisch, aber die Stellen am Amp, wo sowas relevant ist (-Ug, +Ug2 Endstufe, +Ub Vorstufe, Heizung), die lassen sich konventionell ebenfalls mit relativ wenig Aufwand stabilisieren.
SMPS sind, wenn sie RICHTIG gebaut sind, schon widerstandsfähig. Aber sie sind in keinem Falle langlebiger und widerstandsfähiger als die Kombination Netzbuchse-Sicherung-Trafo-Gleichrichter-Ladeelko-Drossel-Siebelko. Das heißt nicht, dass SMPS schlecht sind, denn sie haben durchaus Vorteile, besonders dann, wenn man hohe Ströme bei kleinen Spannungen braucht, aber sie haben auch ihre Nachteile, und die liegen vor allem in der MTBF, also einfach gesagt in der Zeit, die es dauern wird, bis was abbrennt. Ich kenne Industrie-SMPS, die lange gehalten haben - um die 20 Jahre, aber ich denke nicht, dass diese Dinger jemals eine solche Lebensdauer aufweisen werden, wie es meine alten Messgeräte von R&S aus den 50er Jahren tun. Die rennen nämlich nach dieser langen Zeit eigentlich noch verdammt gut.
Und die Fehlersuche in einem SMPS ist zwar machbar, aber für den Heimbastler ohne Oszilloskop und TRENNTRAFO (lebenswichtig!!!) wird das Basteln in einem primär getakteten SMPS schnell zum persönlichen Himmelfahrtskommando. Ob das in Form eines kleinen Tischbrandes, eines Hausbrandes, eines Krankenhausbesuches oder eben in Form eines dauerhaften Friedhofsbesuches geschieht, das ist dann eine Frage dessen, was derjenige mit dem SMPS gemacht hat - kurz gesagt: Die Dinger haben Bumms, und damit muss man umgehen können. Eigenentwicklungen scheiden für den Heimbastler in den allermeisten Fällen sowieso aus - allein schon wegen der EMV. Auch das Basteln mit Trafos ist gefährlich, aber da hat man bei allen relevanten Teilen eine Netztrennung, beim SMPS eben nicht.
Vielleicht sollte man auch mal darüber nachdenken, warum vor so 5 Jahren alle angefangen haben, im PA-Bereich mit dem Attribut "leichte Endstufe mit Schaltnetzteil" zu werben und inzwischen wieder überall dransteht "mit massivem Ringkerntransformator"...wahrscheinlich deshalb, weil die SMPS auf einmal seeehr arbeitsunwillig werden, wenn sie minimale Mengen an Kondenswasser oder sonstige "erschwerende Bedingungen" sehen, und jedesmal sofort PROTECT oder BUMM sagen... (und ja, ich weiß, dass das bei Industrienetzteilen anders sein mag, aber auf Consumer/PA-Ware trifft es eben leider meist zu...)
=> Mein Fazit: Die Dinger haben ihre Berechtigung, aber meiner Meinung nach nicht in einem Röhrenverstärker.
MfG Stephan
PS: Wie viele Stephan/Stefan gibts hier eigentlich? Das ist ja ne ganze Flut