Hallo Jürgen,
denk doch mal nach:
Der Schaltplan vom Maquis ist fast 40 Jahre alt - da warst Du überhaupt noch nicht geplant!
Das ist richtig, aber ist das technisch gesehen relevant? In meinen Augen nicht. Um mal einen dreisten Vergleich zu formulieren: Man hat in den 40er, 50er, 60er Jahren Elektroverkabelungen mit klassischer Nullung bzw ohne Schutzleiter verbaut, man hat Allstromgeräte ohne hinreichenden Berührschutz und andere lebensgefährliche Konstrukte gebaut und es sind Leute daran gestorben. Das ist in meinen Augen etwas, was man bedenken sollte, wenn man so ein Relikt aus alten Zeiten ansieht - eben, dass der Betrieb nur eingeschränkt sicher ist (besondere Vorkehrungen wie Trenntrafo o.ä.) oder eben durch einfache Verbesserungen sicher gemacht werden kann (z.B. Kein Schutzleiter => Schutzleiter).
Da hat man das nun mal so gelöst.
Die Frage ist eben, was "so" genau ist. Dass man g2 auf Masse klemmt, um den Standby zu aktivieren, das ist mir bekannt und dass man das g2 daher vorher von der Betriebsspannung nehmen muss, das ist auch klar. Nur muss man sich eben überlegen, wie man das macht. Wenn man sich das Schaltbild anschaut, dann sieht man, dass da zwei Schalter gezeichnet sind - ein Öffner und ein Schließer. Ich kenne den konkreten Verstärker nicht, aber ich hatte schon andere Konstrukte hier, bei denen das mit einem Stufenschalter gemacht wurde, bei dem erst der eine Kontakt vollständig öffnet und wenn der offen ist, dann schließt der andere Kontakt das g2 richtung Masse kurz. So machen Abrisslichtbogen keine Probleme (wobei man die sowieso mit einem Snubber unterdrücken sollte).
Nimmt man allerdings einen einfachen Umschalter her (das habe ich oben gemeint, weil ich mal nicht davon ausgehe, dass einer so einen Stufenschalter mit definierten Öffnungs-/Schließzeiten hat), dann hat man mehrere Probleme, und zwar seitens der Zulassung des Schalters (finde mal einen mit Zulassung für mindestens 450V DC und den maximal auftretenden Schirmgitterstrom incl. Sicherheitsreserven) und seitens des Abrisslichtbogens, denn wenn der weiterbrennt, bis der Schalter an der Masse angekommen ist, und das wird er im dümmsten Fall, dann hat man einen Kurzschluss auf der Ug2, der nicht verlöschen wird sondern den Schalter evtl samt Netzteil abfackelt.
Ich schreibe das nicht, um mich hier irgendwie hervorzuspielen, um mein Ego aufzupolieren oder sonstwas, sondern einfach nur, weil ich Geräte hier vor mir stehen hatte, bei denen die Netzteilecke und besonders der Standbyschalter ziemlich schwarz war. Ich habe auch gesehen, wie ein nach VDE zugelassener Netzschalter (Wechsler, die beiden Kontakte auf L und N, der Schaltkontakt auf einer Lampe) einen Funken gezogen hat, sodass es BAAAM gemacht hat und die Sicherung dem Schauspiel ein Ende gesetzt hat. Wenn das ein zugelassener Schalter innerhalb seiner Grenzdaten bei 230V AC schafft, was macht dann ein Schalter für 250V/2A oder sowas bei 400V DC, wenn er dazu noch einen Metallknebel hat?
Im schlimmsten Fall sehe ich hier Gefahren durch Feuer bzw Stromschlag, im weniger schlimmen Fall schlicht eine Sache, die man besser machen kann. Und da hier ein Konzept diskutiert wird und dieses Marquis Schaltbild als Beispiel gepostet wurde, gehe ich mal davon aus, dass sich der Threadersteller oder ein anderer Leser daraus die Idee mit dem Standbyschalter abschauen kann, was er aber aus den oben genannten Gründen sein lassen sollte.
Versteh mich jetzt nicht falsch, aber...
Deine Wissen und Verbesserungsvorschläge in Ehren - aber das wird irgendwann auch mal störend.
...sowas ignoriere ich, wenn es um Sicherheitsfragen geht. Da nerve ich von mir aus mit 20 Posts, wenn ich weiß, dass das in die Hose geht. Wenn dann einer an die 800V fasst und am Arbeitsplatz stirbt oder die Kiste abfackelt oder sonstwas, dann kann mir und auch dem Forenbetreiber (!) keiner einen Vorwurf machen, dass man zum Bau unzulässiger Konstrukte geraten bzw nicht davor gewarnt habe, sondern dann kann man sich auf die persönliche Unfähigkeit desjenigen berufen, der den Schaden davongetragen hat. Und das ist nicht nur eine Haftungsfrage sondern hat auch damit zu tun, dass ich Leute kenne, die in Dynacord Amps gefasst haben, die aus 4x EL34 gemessene 220W rausholen oder sich in Eigenbauten mit etwas über 100W aus 2x EL34 - also kurz gesagt der Größenordnung, mir der hier umgegangen wird - den Finger abgefackelt hat und nur durch Glück eben NICHT klebengeblieben sind. Ich habe den Finger gesehen und ich warne davor - ebenso wie vor dem potentiell abfackelnden Standby-Schalter in diesem Fall.
MfG Stephan