Hallo Leute,
ich habe mich, als ich diesen Thread
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php?topic=9970.0 und darin den Post von Dirk, den ich unten nochmal anhänge, gelesen habe, gefragt, was es denn mit ein Einschaltvorgängen auf sich haben kann:
Dann mal etwas aus der Praxis:
ein sehr grosser Teil von Endröhrenausfällen passieren - laut Aussage von meinen Kunden - direkt nach dem Umschalten von Standby in Normalbetrieb... das ist auf alle Fälle auffällig, was meine Aussage nochmals etwas unterstreichen dürfte, aber ich kann nicht sagen, ob das dann immer Amps vom gleichen Typ/Hersteller sind oder gemischt. Da ich mich in einem anderen Umfeld bereits sehr ausgiebig mit "Schaltvorgängen" befasst habe wird dies auch verständlich und wenn man sich mit entsprechenden Messgeräten anschaut, was für Spitzen in solch einem Einschaltmoment entstehen (mit einem normalen Oszi in der Regel nicht zu sehen, hierzu benötigt man einen speziellen Schreiber mit Ringpuffer), dann wird man sich in Zukunft zweimal überlegen, ob man auf solche Dinge wie Standby-Schalter nicht doch besser verzichten möchte.
Unabhängig davon mal eine Frage: wie lange lässt ihr denn den Standby drin Wenn der Amp 15 h in der Woche in Betrieb ist und davon 15 min in Standby läuft, stell ich mir die Frage, ob dies wirklich die Lebensdauer der Röhren nennenswert verlängern dürfte...
Bei der Beobachtung von solchen Schaltvorgängen sind meiner Meinung nach zwei Größen interessant: Spannungen und Ströme. Spannungen kann man per Oszilloskop messen, Ströme auch (per Shunts, notfalls mit Differenzverstärkereingang). Das Ganze muss dann natürlich speicherbar sein => schnelles (!) Speicheroszilloskop.
Dirk, du schreibst, dass du dich mit der Sache bereits beschäftigt hast und dir daher vorstellen kannst, warum sowas passiert (Standby auf "Mach Krach" und bumm-kaputt). Würdest du uns an deinen Ideen teilhaben lassen? Ich schreibe das hier, weil das sicherlich noch andere außer mir interessiert.
Meiner Meinung nach ist es ja so: Die Endröhren arbeiten - sofern es Pentoden sind - bei definierter Ug2 und Ug1 als Konstantstromquellen. Wenn man bei normalen Amps den Standby ausgeschaltet hat, dann sind Anoden und Schirmgitter spannungslos und der AÜ somit stromlos.
Beim Einschalten liegt relativ (kommt auf den Verstärker an, also wo abgeschaltet ist, beim Mesa Rectifier trifft das nächste Wort definitiv zu) schlagartig die Betriebsspannung an den Anoden an. Das ist aber irrelevant, solange die g2-Spannung niedrig (0V) ist. Diese wird gegenüber der Anodenspannung immer verzögert ansteigen, da ein RC-Glied oder LC-Glied vor den Schirmgitterabgriff in der Siebkette geschaltet ist.
Das heißt doch aber auch, dass beim Einschalten der Strom in der Endstufe schon bei dieser Betrachtung relativ (!) langsam steigt und nicht schlagartig, denn der Stromanstieg wird durch die relativ (!) langsam ansteigende Ug2 bestimmt (Ug1 ist ja fest).
Der Ausgangsübertrager an sich stellt eine eigentlich nicht zu vernachlässigende Induktivität dar, allerdings wird aufgrund des Wickelsinns der beiden Anodenwicklungen keine nennenswerte Induktionsspannung auftreten, da sich die beiden Induktionsspannung gewissermaßen ja gegenseitig aufheben/kurzschließen. Wäre dies nicht der Fall, würde man beim Einschalten des Standby ja ein Scheppern aus dem Lautsprecher hören.
Und selbst wenn diese absolute Symmetrie durch Streuungen der Röhren oder der Wicklungssymmetrie des Übertragers nicht zu 100% gegeben ist, so halten sich die Induktionsspannungen auf jeden Fall in Grenzen und können maximal bewirken, dass der Stromanstieg beim Einschalten langsamer erfolgt als wenn diese Induktivität nicht vorhanden wäre.
Ich frage mich jetzt, wo der Fehler bzw das Problem bei meiner Betrachtung der Zusammenhänge liegt, weil nach dieser Logik dürfte den Röhren nichts passieren, wenn man den Standby einschaltet, d.h. die Anodenspannung wieder einschaltet. Das, was die Röhren killen kann, sollte ja eigentlich nur eine Gasentladung durch viel zu hohe Anodenspannung sein...
Klärt mich auf!
MfG Stephan