Hallo
Röhrenradios haben allesammt klasse A Endstufen, ziehen also im Ruhezustand den selben Strom, wie mit Signal. Die Pa ist in dieser Betriebsart ständig nahe an Pamax. Hier ist Standby theoretisch sogar nötiger, als Klasse AB oder B Endstufen, wo die Pa deutlich unter der Pamax liegt. Kein Röhrenradios hat einen Standby und trotzdem laufen diese geräte oft bis heute mit dem ersten eventuell mit dem zweiten Röhrensatz. Und wenn, dann ist es meist nicht die Endröhre, die getauscht werden will, sondern die ECC85 im UKW-Teil. Je nach Schaltung gehen die UKW-Tuner nämlich oft schon mit etwas schwachen aber nocht nicht schlechten ECC85 nicht mehr.
Diese Beobachtung bei den alten Radios veranlasst mich niemals einen Standby zu benutzen. Zudem ist Standby eine Funktion, die Fehlbedienungen und dadurch gerätebeschädigungen ermöglicht. Nämlich Kathodenvergiftung durch zu langen Standby. Solche Funktionen, die Fehlbedienungen ermöglichen, sollte unterbleiben, wo es nur geht.
warum haben Marshall und Co nun doch solche Schalter verbaut. Das ist der Selbe Grund warum Röhrenradios Wunschklangregister und hier und da und noch einen Schalter hatten. da wurde jeder Blödsinns schaltbar gemacht. Z.B. wurde die automatische Feinabstimmung der Radiofrequenz zuschaltbar gemacht. Natürlich war dieser Schalter des besseren Empfangs wegen im betrieb immer gedrückt. Aber erst dieser Schalter hat das Gerät so aufgewertet, weil der Kunde merken konnte, dass der Empfang besser wurde. Je mehr Schalter ein Gerät hat, umso mehr Funktion täuscht es vor. Nehmen wr mal an, Marshall hat Standby und Fender nicht. Der technisch unbedarfte Kunde fragt sich nun, ob der Marshall wegen dieses Schalters nicht einen Vorzug ab und gibt in seiner Abwägung für den Kaufentscheid dem Marshall schon mal einen Pluspunkt. Der Kunde wird jedoch tatsächlich nie nachmessen, um wie viel länger seine Röhren leben, wenn er den Schalter benutzt (oder habt ihr das gemacht?). Er kann den Wert dieser zusätzlichen Funkltion überhaupt nicht abschätzen. darum begnügt er sich beim kauf mit dem Zählen von Knöpfen und kauft den verstärker,d er mehr davon hat. das ist meines erachtens auch der Grund für das Aufkommen der ominösen Mittenregler bei den Tonestacks. Diese Regler, regeln nicht die Mitten. Es sind eher Empfindlichkeitsregler für die anderen beiden Regler. Kann jeder mal ausprobieren, wie sich das Verhalten von Höhen und Bässen verändert, wenn die Mitten ganz raus- oder ganz reingedreht sind. Wir kennen diese Scheinfunktionen von unseren Handys und PCs doch auch. Wer braucht eigentlich transparente Fenster in einem Betriebssystem? Wozu haben Waschmaschinen einen Energiesparknopf, ich drücke den sowieso bei der ersten Wäsche und da ist er bis heute. Die Waschmaschine hat ihn um zu demonstrieren, dass sie Energie sparen kann. Ich weiß nicht einmal, was dieser Knopf bringt. Knöpfe sind nicht immer Funktionen, oftmals symbolisieren sie eher eine und oftmals sogar da wo keine oder nur wenig dahintersteckt.
Hier wird allzu oft im Romantik vergessen, dass Fender, Marshall und alle anderen nix anderes wollten, als Geld zu verdienen. Sie haben alles eingebaut, was die Verkaufszahl erhöht und alles weggelassen, das dies nicht tut, egal wie gut es gewesen wäre. Und wir Dussel bauen romantisch Träumend mit 'nem Plättbrett am Kopp jede Menge Unsinn nach. Der Verstärkerbauer, der kein Geld damit verdient, unterliegt diesen Zwängen nicht. Deswegen sind solche Diskussionen wie diese hier so gut, weil man mal hinterfragt, ob bestimmte Sachen für den nicht kommerziellen Selbstbau überhaupt nötig sind.
Viele Grüße
Martin