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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Meik_the_mechanic am 16.10.2012 20:39

Titel: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Meik_the_mechanic am 16.10.2012 20:39
Nabend zusammen,   ;D
hier >http://www.youtube.com/watch?v=r8u029y3AKM (http://www.youtube.com/watch?v=r8u029y3AKM)
habe ich jemanden gesehen der 2 EL34 und 2 5881 in seinem JVM 410 verbaut.

Also EL34 in einem 5881 Amp geht ja nicht wegen der Schirmgitterwiderstände, das kennt man
ja von den JCM 900 Modellen.
5881 Röhren funktionieren in einem EL34 Amp wunderbar, habe ich mal gelesen.

Wie kommt es dann das in dem JVM 410 beide Typen gemischt laufen ?
Hat der Paarweise einen Typ eingebaut ?
Schädigt sowas auf dauer den Amp ?



Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: robdog.ch am 16.10.2012 20:47
Wie kommt es dann das in dem JVM 410 beide Typen gemischt laufen ?

Moin Meik

...weil der JVM für EL34 ausgelegt ist?  ;) Der Rest ist wie immer Geschmacksache.

Gruss
Röbi
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: darkbluemurder am 17.10.2012 11:49
Hallo Meik,

es ist an und für sich kein Problem, verschiedene Röhrentypen in ein- und demselben Amp zu betreiben, wenn

1. die Anodenspannung für die eingesetzten Röhren nicht zu hoch ist und
2. der Ruhestrom für die verschiedenen Röhrentypen so eingestellt werden kann, dass die nach Datenblatt zulässige Verlustleistung nicht überschritten wird.

Ob die Voraussetzungen erfüllt sind, ist ggf. durch einen Techniker klären zu lassen, wenn das Fachwissen nicht ausreichend sein sollte. Bei vielen Amps ist jedenfalls die Voraussetzung Nr. 2 ohne Modifikation (z.B. zusätzliches Bias Poti) nicht gegeben, deswegen Vorsicht. 

Was die Schirmgitterwiderstände angeht - sie sind in vielen Amps sehr knapp dimensioniert (z.B. die berühmten 100R bei EL84 in Vox Amps) oder fehlten z.T. ganz (alte Bassman und Marshall Amps). Da die EL34 eine höhere Steilheit als z.B. die 5881 hat, war das Fehlen der Schirmgitter-Rs im Bassman ein geringeres Problem als im Marshall. Hinzu kommt, dass die Amps nicht dafür entwickelt wurden, voll aufgedreht betrieben zu werden - spiele ich nur unverzerrt, komme ich wahrscheinlich auch ohne Schirmgitter-R aus. 1k/5W funktionieren m.E. für alle Oktalröhren.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: _peter am 17.10.2012 12:52
Hallo,

als Ergänzung dazu: G3 ist bei 5881 und ähnlichen Röhren intern verbunden, bzw.
gleich als intern verbundene Ablenkelektrode konstruiert. Der Pin, der bei der EL34
mit dem Bremsgitter verbunden ist, fehlt hier oder ist ohne Kontakt zum Innenleben
der Röhre. Daher ist in 5881-Amps der Röhrensockel an dieser Stelle unter Umständen
unbeschaltet - also nicht mit Masse verbunden, wie in EL34-Amps. Verwendet man
nun trotzdem EL34, hängt das Bremsgitter in der Luft.

Gruß, Peter
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: darkbluemurder am 17.10.2012 15:18
Hallo Peter,

danke für die Ergänzung. Die Lösung wäre, Pin 1 (Bremsgitter) und Pin 8 (Kathode) miteinander zu verbinden, wie es in EL34 üblich ist.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: jacob am 17.10.2012 15:27
Und eine separate Bias- Einstellmöglichkeit sowohl für die EL34 als auch für die 6L6 / 5881 wären bei so einer "Mischbestückung" natürlich auch nicht gerade verkehrt  :topjob:

Gruß

Jacob
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Meik_the_mechanic am 17.10.2012 17:00
Ich wäre noch nicht mal im Traum auf die Idee gekommen unterschiedliche Endstufen Röhren
in einem Amp zu benutzen.


Vieleicht sollte man mal den Dirk fragen ob er gemischte gemachte Röhren anbieten kann  ;D
Würde sowas gehen ?


Zitat
Die Lösung wäre, Pin 1 (Bremsgitter) und Pin 8 (Kathode) miteinander zu verbinden, wie es in EL34 üblich ist.

Das mit Pin 1 und 8 ist ja klar  8)

Zitat
1k/5W funktionieren m.E. für alle Oktalröhren.

Wieso hat man eigentlich Amps gebaut die nur für einen Röhrentyp ausgelegt sind ? Wenn mit 1k/5W alle Oktalröhren funktionieren  ???

Habe gerade den Thread gefunden in dem alles erklärt wird  :angel:
Hier >http://www.tube-town.de/ttforum/index.php?topic=15545.0 (http://www.tube-town.de/ttforum/index.php?topic=15545.0)





Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: darkbluemurder am 17.10.2012 17:43
Wieso hat man eigentlich Amps gebaut die nur für einen Röhrentyp ausgelegt sind ? Wenn mit 1k/5W alle Oktalröhren funktionieren  ???


In erster Linie Kostengründe - gerade bei EL34 und 6L6 sollte für jeden Typ die Gittervorspannung getrennt regelbar sein, was zu mehr Bauteilen führt. Bei Kathodenbias braucht man dann halt 2 bzw. 4 10W Widerstände. Das macht sich bei 1000 gefertigten Amps pro Woche schon in der Bottom Line bemerkbar.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Martin M am 19.10.2012 13:21
Moinmoin zusammen,

ich bin - in diesem Forum, nicht bezüglcih Röhrenamps - noch Newbie und mache mich veilleicht unbeliebt, schreibe aber dennoch folgendes:

An reine Kostengründe glaube ich bei schlichtweg jedem kommerziellen Produkt. Dennoch ist es nicht ganz so einfach.

Tatsächlich sind einige Röhren tatsählich gleich, so sind z.B. die gängigen europäischen ECC Typen schlichtweg Nachbauten und/oder Lizenzprodukte der amerikanischen 12A-irgendwas Originale. Das gilt aber i.a. eben nicht für Endstufenröhren!

Es gibt nämlich eine Menge Unterschiede zwischen 5881 und EL34, KT88 und 6550 etc. die übrigens alle aus den Datenblättern hervorgehen. Meine persönliche erste Regel bei "Gurus": Wer das Datenblatt nicht mindestens hat und die wichtigsten Parameter daraus kennt, ist keiner.

Elektrisch wichtig sind bei Endröhren natürlich die optimalen Abschlussimpedanzen, aber auch - obwohl immer wieder vernachlässigt - die maximal erlaubten Gitterwiderstände. Ersteres bestimmt maßgeblich den Entwurf des Ausgangsübertragers, letzteres hat massiven Einfuss auf die vor den Endröhren liegenden Stufen: ECC83 können z.B. 6550 nicht treiben, auch wenn man das manchmal in Schaltplänen sieht!
Außerdem ist bei den üblichen amerikanischen End"Pentoden" das Bremsgitter schlicht und einfach deshalb nicht mit der Kathode verbunden, weil es kein Bremsgitter gibt. Alle "Beam Power" oder "Beam" Pentoden erreichen den Effekt des Bremsgitters nämlich durch spezielles Auslegen des Weges, auf dem die Elektronen von der Kathode zur Anode "beamen".

Ein bestimmter Verstärker ist von seinem Entwickler, wenigstens wenn der sein Handwerk versteht, auf einen bestimmten Röhrentypen designt worden. Dass man - mechanisch ohnehin, elektrisch ohne sofortige Katastrophe auch - Röhrentypen wechseln kann heißt nicht, dass es auch sinnvoll ist.
Entwickler von Röhrenamps werden das bestätigen, was Marketingleute und "Gurus" sagen, mag etwas anderes sein.

Man darf auch nicht vergessen, dass zu seligen Röhrenzeiten alle Bauteile um die 15% Toleranz hatten. Was 10% und weniger vom Nennwert abwich, wurde nämlich teuer als Spezialteil verkauft: Es lohnte damals noch, ganze Produktionen daraufhin auszumessen.
Das Wunderbare und eigentlich heute Unverständliche an den "klassischen" Röhrenschaltungen ist daher bei näherem Hinsehen, dass sie trotz der ganzen Mißbräuche nicht nur nicht in Rauch aufgehen, sondern sogr noch funktionieren.

Daher: Chaqun a son gout geht voll in Ordnung, an der Physik ändert das aber nix.

Martin
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Athlord am 19.10.2012 13:59
Tatsächlich sind einige Röhren tatsählich gleich, so sind z.B. die gängigen europäischen ECC Typen schlichtweg Nachbauten und/oder Lizenzprodukte der amerikanischen 12A-irgendwas Originale. Das gilt aber i.a. eben nicht für Endstufenröhren!
Hier möchte ich Dir schon widersprechen.
Das gilt für Vorstufenröhren wie für Endstufenröhren!

Es gibt nämlich eine Menge Unterschiede zwischen 5881 und EL34, KT88 und 6550 etc. die übrigens alle aus den Datenblättern hervorgehen.
...das ist bei Vorstufenröhren übrigens auch so...

Meine persönliche erste Regel bei "Gurus": Wer das Datenblatt nicht mindestens hat und die wichtigsten Parameter daraus kennt, ist keiner.
Was ist ein "Guru".
Im übrigen reicht es heutzutage zu wissen wo was steht.

ECC83 können z.B. 6550 nicht treiben, auch wenn man das manchmal in Schaltplänen sieht!
Hier wäre ein Quelle toll, bzw. etwas mehr Background..

Man darf auch nicht vergessen, dass zu seligen Röhrenzeiten alle Bauteile um die 15% Toleranz hatten. Was 10% und weniger vom Nennwert abwich, wurde nämlich teuer als Spezialteil verkauft: Es lohnte damals noch, ganze Produktionen daraufhin auszumessen.
Macht ja auch Sinn oder?

Das Wunderbare und eigentlich heute Unverständliche an den "klassischen" Röhrenschaltungen ist daher bei näherem Hinsehen, dass sie trotz der ganzen Mißbräuche nicht nur nicht in Rauch aufgehen, sondern sogr noch funktionieren.
Zeigt doch, wie tolerant diese "alteTechnik" ist.

Cheers
Jürgen
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Piero the Guitarero am 19.10.2012 15:40
Ich wäre noch nicht mal im Traum auf die Idee gekommen unterschiedliche Endstufen Röhren
in einem Amp zu benutzen.


Vieleicht sollte man mal den Dirk fragen ob er gemischte gemachte Röhren anbieten kann  ;D
Würde sowas gehen ?


Diesen Thread gab es bereits, damals (2008) gestartet von LöD.
Als Databrain wusste ich natürlich genau wonach ich suchen sollte, aber zu
finden war er dennoch nicht. Somit heißt es also frei nach Meister Yoda aus Episode II:
Wenn ihn du nicht finden kannst ihn jemand gelöscht haben muss!

Wer? Kann hier nur einer machen
Warum? Keine Ahnung, vielleicht weil Larry drin geschrieben hatte.
Larry-Threads müssen hier irgendwie zwanghaft gelöscht werden....  :-\

In jenem Thread schrieb Larry auf jeden Fall das er SED EL34 mit 6L6GC
gemischt hat um den Sound der alten Mullards zu reproduzieren. Trotz beachlichen
Ergebnisses war sein Fazit jedoch das die alten Mullards niemals durch
irgendwas ersetzt werden könne...

LöD wollte übrigens damals das  man ihm für die Idee das Patent verleihen sollte,
worauf Larry schrieb das man nur einen Nobelpreis verliehen bekommen könne,
ein Patent musste selber beantragen. Kann er sich aber ersparen, Amps mit
Mischbestückungen gäbe es schon  seit Ende der Achtziger....
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: cca88 am 19.10.2012 15:51
Diesen Thread gab es bereits, damals (2008) gestartet von LöD.
Als Databrain wusste ich natürlich genau wonach ich suchen sollte, aber zu
finden war er dennoch nicht. Somit heißt es also frei nach Meister Yoda aus Episode II:
Wenn ihn du nicht finden kannst ihn jemand gelöscht haben muss!

Wer? Kann hier nur einer machen
Warum? Keine Ahnung, vielleicht weil Larry drin geschrieben hatte.
Larry-Threads müssen hier irgendwie zwanghaft gelöscht werden....  :-\

In jenem Thread schrieb Larry auf jeden Fall das er SED EL34 mit 6L6GC
gemischt hat um den Sound der alten Mullards zu reproduzieren. Trotz beachlichen
Ergebnisses war sein Fazit jedoch das die alten Mullards niemals durch
irgendwas ersetzt werden könne...

LöD wollte übrigens damals das  man ihm für die Idee das Patent verleihen sollte,
worauf Larry schrieb das man nur einen Nobelpreis verliehen bekommen könne,
ein Patent musste selber beantragen. Kann er sich aber ersparen, Amps mit
Mischbestückungen gäbe es schon  seit Ende der Achtziger....

...und auch da war der Hype m.E. übertrieben; mein oller KittyHawk holt da keine Wunder raus....

obwohl er prinzipiell ein feiner Amp ist.

Grüße

Jochen
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: jacob am 19.10.2012 15:55
Hi Piero,

ich ahne ja schon fast, wer darauf ein Patent hat, hatte oder zumindest probiert hat, eins darauf zu bekommen...

Welche Mullard EL34 denn? Die XF1, XF2, XF3 oder die XF4  ???

BTW: ich kann mir nicht so recht vorstellen, warum Dirk hier einfach irgendwelche Threads, in denen es um Röhren geht, löschen sollte :angel:

Gruß

Jacob
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Dirk am 19.10.2012 16:32
BTW: ich kann mir nicht so recht vorstellen, warum Dirk hier einfach irgendwelche Threads, in denen es um Röhren geht, löschen sollte :angel:

Er sucht nach einer Erklärung.
Wenn es in dem Thread um sonst nichts anderes ging, dann habe ich diesen mit Sicherheit auch nicht gelöscht. Aber bei Bestimmten Namen werde ich schon hellhörig und zu diesem Zeitpunkt bestand auch noch eine sehr freizügige Löschfunktion, welche zwischenzeitlich abgeschaltet ist.

Gruß, Dirk
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Martin M am 23.10.2012 12:00
Moinmoin zusammen,

zu Jürgens Anregungen, Fragen, ... will ich gerne was schreiben, ist eh eins meiner Lieblingsthemen :angel: Wenn ich zu viel schreibe: Einfach ignorieren ;)

Viele Vorstufenröhren sind tatsächlich komplette Nachbauten amerikanischer Röhren. So ist die heute wohl gebräuchlichste Kleinsignal-Audioröhre ECC83 ein Nachbau der 12AX7, die wiederum eine Novalsockel-Adaption einer RCA Vorkriegsröhre ist. Die 7025 ist soweit ich weiß eine Fender Labelung der 12AX7. Wer weiß, wie Leo Fender baute, wird wissen, dass sie keine "besser selektierete", sondern eine "gelabelte" Röhre ist/war.
Diese Röhren sind tatsächlich absolut gleich, selbiges gilt für 12AU7 = ECC81 und 12AT7 = ECC82. Es gibt weitere Beispiele.
Wer übrigens E83CC statt ECC83 kauft, bekommt dieselbe Röhre, nur mit engeren Toleranzen. Sie ist allso icht besser, sondern nur überspezifiziert: Die engeren Toleranzen wurden in Analogrechnern der 60er benötigt, in Audio-Schaltungen sind sie ebenso unnötig wie nutzlos. Bei Spanngitterröhren ist das nicht ganz so einfach: Auch hier werden die engeren Toleranzen zwar verschenkt, sie sind aber prinzipiell weniger mikrophonieempfindlich, was schon sinnvoll sein kann.

Die EL34 ist jedoch sicher kein Nachbau einer amerikanischen Röhre, sondern eine Entwicklung von Philips, die von der 443 über die EL60 dann zur EL34 führte, es gibt kein amerikanischens Pendant. Dass die 5881 und die EL34 immer wieder als "ähnlich" gesehen werden, hängt vielmehr damit zusammen, dass sie:
- ähnliche Leistungsdaten (Versorgung, max. Anodenverlustleistung)
- ähnliche "innere Werte" (Stelheit, Widerstände, vorsicht: ähnlich, nicht gleich)
- das selbe Sockelbild haben und vor allem
- von einigen Firmen (Marshall, Fender) entsprechend der Verfügbarkeit eingesetzt wurden: USA-Markt mit den dort einfacher erhältlichen 5881, Europäischer Markt mit den hier einfacher erhältichen EL34.
Die 5881 ist meines Wissens als Militärversion der 6L6 entwickelt worden, die ebenfalls nicht Vorbild oder Nachbau der EL34 ist.
Auch 6550 (Beam) und KT88 (Pentode) sind keineswegs gleich oder gegenseitige Nachbauten.
Die einzige mir bekannte europäische Beam Power Tetrode ist die EL503 (die auch mit einem "L" markiert ist, obwohl sie eben keine Pentode ist. Die EL503 hatte Valvo übrigens als Nachfolger der EL34 designt...)

Jürgen fragte außerdem nach näheren Angaben zur Unmöglichkeit, eine 6550 Endstufe mit einer ECC83 (und Äquivalent, siehe oben) zu treiben:
- Laut Datenblatt der 6550 darf deren Gitterableitwiderstand maximal 250k betragen, dies aber nur bei automatischer Vorspannungerzeugung, die nur in Klasse A-Endstufen möglich ist. Für die in AB- und B-Endstufen (alle Gegentakt-Endstufen für Instrumentalverstärker, zum Vox AC30 siehe unten) notwendige feste Vorspannungserzeugung sind nur Werte von maximal 50k erlaubt. Das ist die minimale Last, die von der Treiberröhre gesteuert werden muss!
- Die ECC83 ist mit dieser Last schlichtweg überfordert, sie will größere Widerstände sehen und kann den notwendigen Strom an 50k nicht liefern. Gedacht als Treiber für die 6550 ist eigentlich die ECC82, wer von den (theoretisch) besseren Werte der ECC81 bzüglich Verzerrungen und Klirr beeindruckt ist, kann auch die nehmen.

Wenn man in die Schaltpläne von Endstufen mit EL34 guckt, wird man immer Gitterableitwiderstände der Endröhren finden, die größer als 50k sind, was für diesen Röhrentypen auch OK ist. Genau das ist der Grund, warum man EL34 eben nicht durch 6550 ersetzen sollte, die zusätzliche Leistungsreserve nutzt einem gar nichts. Natürlich ist was beliebt auch erlaubt und kaputt geht so schnell bei Röhren ohnehin Nichts. Aber das immer wieder gelesene "cleaner, weil größere Leistungsreserve" ist absolut unmöglicher Quatsch.

Zu großer Gitterableitwiderstand ist übrigens aus dem Grund zu vermeiden, dass das Gitter (hier: Steuergitter) ansonsten die gegen es anlaufenden Elektronen nicht mehr loswerden kann und sich dadurch zunehmend negativ auflädt. Die Faustformel: "Je mehr Anodenstrom, desto geringer der Gitterableitwiderstand" gilt immer, sogar bei Vorstufenröhren: Die ECC83 kann gut mit 2M und mehr betrieben werden, bei Vorspannungserzeugung durch Anlaufstrom kann sie sogar Gitterwiderstände von 10M ab, ECC81 und ECC82, die mehr Strom führen können, (v)ertragen da maximal 1M, Vorspannungserzeugung durch Anlaufstrom geht für Audiozwecke mit diesen Typen gar nicht.
Nebenbemerkung: ECC83 bzw. ECC808 mit 10M und Anlaufstrom-Vorspannungserzeugung sind übrigens ideale Piezo-Preamps, wenn es nicht auf Größe und Versorgungsleistung ankommt.

Als letztes zur Frage: Was ist ein "Guru": Jemand, der beahuotet, der VOX AC30 arbeite im Klasse A Modus  :devil:

Martin (wie gewarnt, mein Lieblingsthema  ;))
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: darkbluemurder am 23.10.2012 14:06
Jürgen fragte außerdem nach näheren Angaben zur Unmöglichkeit, eine 6550 Endstufe mit einer ECC83 (und Äquivalent, siehe oben) zu treiben:
- Laut Datenblatt der 6550 darf deren Gitterableitwiderstand maximal 250k betragen, dies aber nur bei automatischer Vorspannungerzeugung, die nur in Klasse A-Endstufen möglich ist. Für die in AB- und B-Endstufen (alle Gegentakt-Endstufen für Instrumentalverstärker, zum Vox AC30 siehe unten) notwendige feste Vorspannungserzeugung sind nur Werte von maximal 50k erlaubt. Das ist die minimale Last, die von der Treiberröhre gesteuert werden muss!
- Die ECC83 ist mit dieser Last schlichtweg überfordert, sie will größere Widerstände sehen und kann den notwendigen Strom an 50k nicht liefern. Gedacht als Treiber für die 6550 ist eigentlich die ECC82, wer von den (theoretisch) besseren Werte der ECC81 bzüglich Verzerrungen und Klirr beeindruckt ist, kann auch die nehmen.

Zu großer Gitterableitwiderstand ist übrigens aus dem Grund zu vermeiden, dass das Gitter (hier: Steuergitter) ansonsten die gegen es anlaufenden Elektronen nicht mehr loswerden kann und sich dadurch zunehmend negativ auflädt. Die Faustformel: "Je mehr Anodenstrom, desto geringer der Gitterableitwiderstand" gilt immer, [/i]

Hallo Martin,

erst einmal vielen Dank für die hochinteressanten Ausführungen. Zu den 6550: nicht nur dort, sondern bei anderen Endstufenröhren kann man immer wieder sehen, dass die Designer die laut Datenblatt maximal zulässigen Gitterableitwiderstände überschreiten. Was vermutlich nicht besonders kritisch ist, solange die Amps so betrieben werden, wie es der Designer vorgesehen hat: clean. Eine der wenigen Ausnahmen, die für 6L6/5881 sich im zulässigen (= nach Datenblatt spezifizierten) Bereich halten, ist Naylor mit 82K bzw. 100k statt der (u.a. bei Fender) weit verbreiteten 220k.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: jacob am 23.10.2012 14:07
Hi Martin,

die Amis haben so halt "bequem" das Philips- Patent umgehen können...  ;)

Der max. Wert des Gitterableitwiderstandes hängt aber auch von der verwendeten Röhre (bzw. deren Hersteller) ab.
So waren bei der GE 6550A (m.E. eine fantastische Röhre!) sind bei fixed Bias max. 50K zugelassen,
bei der Winged C SV 6550C hingegen sind bei fixed Bias 200K zulässig.

BTW: bei einer 6L6GC waren z.B. ja auch nur 100K bei fixed Bias "erlaubt"  ;)

Klar ist: mit den in den Datenblättern des jeweiligen Herstellers angegebenen Werten für RG1max. arbeitet die jeweilige Röhre garantiert stabil und man ist damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite  :topjob:

Den Leo hat das wohl aber ganz offensichtlich nicht sonderlich interessiert ;)   8)
 
Gruß

Jacob
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: darkbluemurder am 23.10.2012 14:10

BTW: bei einer 6L6GC waren z.B. ja auch nur 100K bei fixed Bias "erlaubt"  ;)

Klar ist: mit den in den Datenblättern des jeweiligen Herstellers angegebenen Werten für RG1max. arbeitet die jeweilige Röhre garantiert stabil und man ist damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite  :topjob:

Den Leo hat das wohl aber ganz offensichtlich nicht sonderlich interessiert ;)   8)

Hallo Jacob,

eben - weil er gedacht hat, dass die Musiker den Amp clean betreiben. Da wäre uns aber viel entgangen, wenn sie das tatsächlich getan hätten  :guitar:

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: jacob am 23.10.2012 14:21
Hi Stephan,

das "typische Symptom" bei einem zu hohen RG1 ist das Weglaufen des Ruhestroms- er wird immer höher  :P
Hängt wohl auch mit der Präzision der Fertigung zusammen.

BTW: solch einen "Ruhestrom- Drift" konnte ich früher ab und an z.B. bei manchen JJ- EL34 beobachten.
Und zwar bei korrektem RG1 Werten!

Gruß

Jacob
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Martin M am 23.10.2012 14:58
Moinmoin zusammen,

Man darf glaube ich bei Leo Fender eines nicht vergessen: Er startete als Reparateur von Elektronik, nicht als Konstrukteur. Das tut seiner Leistung keinen Abbruch.

Bei seinen eigenen Entwürfen hat er sich immer an Schaltungen aus Applikationen der Hersteller orientiert, meistens sogar streng gehalten - was ja auch prizipiell nix Falsches ist. Ich persönlich denke, dass er im Fall der Gitterableitwiderstände ganz bewusst (er konnte sicher Datenblätter verstehen) gegen die Regeln verstoßen hat:

Wie bei seinen Gitarren, die er ja auch nach fertigungstechnischen mindestens ebenso wie ergonomischen und musikalischen Gesichtspunkten entwarf, wollte er auch bei seinen Amps mit möglichst wenigen verschiedenen Bauteilen auskommen.
Da außerdem die 12AX7 die handelsübliche Vorverstärker-Triode mit der größtmöglichen Verstärkung war (noch immer ist), hat er halt die genommen. Damit war in Verbindung mit den ihm zur Verfügung stehenden Endröhren die Entscheidung gegen die "richtige" Ansteuerung der Endröhren getroffen. Kompromisse einzugehen, ist das Wesen des Ingenieurs und man kann nie alles optimieren...

Für eine EL34 sind die Fender'schen 220k übrigens total im Rahmen, bis 500k ist das unabhängig von der Schaltung unkritisch. Die 6L6 ist eine gut erhaltene Oma aus den 30ern, die EL34 soweit ich weiß wie ich selber "Born in the 50s". Letztere ist sicher auch dahingehend entworfen worden, mit der weit verbreiteten ECC83 als Treiber auszukommen.

Schön, dass auch andere mein Lieblingsthema teilen :)

Martin
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: kugelblitz am 23.10.2012 15:22
Hallo Martin,

Schön, dass auch andere mein Lieblingsthema teilen :)

Schoen auch einmal etwas mehr als nur ueber Datenblaetter zu lesen, selbst wenn es vielleicht in Zukunft einem "nur" einen Denkanstoss liefern sollte ala "Da hat ja einmal einer geschrieben...".

Danke fuer Deine Ausfluege in die Geschichte und Gruss,
Sepp
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: _peter am 23.10.2012 18:29
Hallo Martin,

nur schnell 3 Anmkerungen zu deinem sehr ausführlichen und informativen Beitrag:

Die KT88 ist eine Tetrode (Kinkless Tetrode), keine Pentode.
Eine weitere europäische Beam-Power-Röhre ist z.B. die EL36.
Warmer AB-Betrieb geht auch mit automatischer Gittervorspannungserzeugung.

Gruß, Peter
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Vix Noelopan am 7.11.2012 22:06
Die 7025 ist soweit ich weiß eine Fender Labelung der 12AX7.

Nein. Die 7025 wird in Datenblättern der Hersteller als eigenständiger Typ geführt. Sie unterscheidet sich u.a. durch andere, bifilare Heizwendel von der 12AX7, ein Merkmal, welches sie mit den damaligen ECC 83 europäischer Provenienz teilte.

Die EL34 ist jedoch sicher kein Nachbau einer amerikanischen Röhre, sondern eine Entwicklung von Philips, die von der 443 über die EL60 dann zur EL34 führte, es gibt kein amerikanischens Pendant.

Gibt es doch, die 6CA7! Sie wurde allerdings aus der 5881 heraus entwickelt.

Die einzige mir bekannte europäische Beam Power Tetrode ist die EL503 (die auch mit einem "L" markiert ist, obwohl sie eben keine Pentode ist. Die EL503 hatte Valvo übrigens als Nachfolger der EL34 designt...)

Nach dem europäischen Gemeischafts-Bezeichungssystem steht der Buchstabe L ausdrücklich für Endtetroden und -pentoden. Zudem besitzt auch eine Beam-Power-Röhre fünf Elektroden, wurde aber seinerzeit von RCA bewusst nicht als Pentode bezeichnet, um das Philips-Patent für diese nicht zu tangieren.

Die EL 503 war bei Weitem nicht die einzige europäische Beam-Power-Röhre! Bereits während WW II wurden einige Leistungspentoden, wohl aus Gründen der Materialersparnis, mit Bündelelektroden anstelle des Bremsgitters oder sogar als echte Tetroden gefertigt (z.B. AL 4, AL 5, EL 11...). Schließlich waren nahezu ausnahmslos alle für TV-Zwecke entwickelten Leistungspentoden mit Strahlbündelelektroden ausgerüstet. Keine einzige europäische Zeilenendröhre ist eine echte Pentode!

Beste Grüße!
Titel: Re: EL34 und 5881 in einem Amp?
Beitrag von: Martin M am 8.11.2012 12:53
Moinmoin zusammen,

Danke für die Info, lerne gern dazu. Mit im Video-Bereich liegenden Anwendungen habe ich - bis auf ein aber ebenfalls mit den von mir "gekannten" Röhren gebautes Oszilloskop-Projekt - keine wirklichen Erfahrungen.

Martin