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Technik => Tech-Talk Sicherheit => Thema gestartet von: Nils H. am 22.04.2013 23:23

Titel: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Nils H. am 22.04.2013 23:23
Moin Kinder,

möchte Euch mal wieder an einer Lektion teilhaben lassen, die mir das Leben so reichhaltig immer wieder zukommen lässt.

Heute Abend in den Proberaum gekommen, Verstärker an, hmm - Pilotlampe dunkel, Röhren kalt. Mist, Sicherung für die Heizung geflogen. Natürlich kein Messgerät zur Hand, also Amp fix aufgeschraubt und Sicherung auf Verdacht getauscht. Nix. Beleuchtung ist im Proberaum ja nicht so dolle, also Amp gerade eben noch auf die Werkbank geholt und aufgeschraubt. Mit neuer Sicherung noch mal kurz angeworfen - brrrrrz brrrz stink... Das Ergebnis anbei.

Mir war schon immer klar, dass es dämlich war, eine Sicherung für die Heizung einzubauen  ;D . War auch das erste Mal, sonst baue ich immer nur primär und HT ein. Habe das verschmorte Bauteil jetzt "erst mal" durch einen Silberdraht ersetzt.

Das hätte auch ins Auge gehen können. Dem Konstrukteur dieses Amps gehört mächtig auf die Finger geklopft  ;D . Der Sicherungshalter hat offensichtlich die 3,9 A Heizungsstrom und wahrscheinlich noch mehr die Einschaltströme nicht ausgehalten. Ich mach mir doch mal Gedanken über eine Einschaltstrombegrenzung.

Gruß, Nils
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Jürgen am 22.04.2013 23:47
Hmm, komisch. Gibt ja auch Feinsicherungen mit 6,3A Dauerstrombelastung. Und der Einschaltstrom...die Sicherung hat nicht ausgelöst. War zwar sicherlich eine träge drin, aber der extrem kurze Einschaltstrom kann eigentlich hierfür nicht verantwortlich sein.
Da sie nur einseitig verschmort ist, kann es sein, das der Anschluß schlechten Kontakt hatte?

Gruß, Jürgen
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Nils H. am 22.04.2013 23:54
Der Kontaktstift des Halters scheint ja ok zu sein. Ich tippe auf zu hohen Übergangswiderstand zwischen Federclip und Sicherung. Möglicherweise war die Feder ausgelutscht oder die Sicherung leicht korrodiert oder verschmutzt. Der Kokel ist jedenfalls das Ergebnis vom einem Jahr.
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Jürgen am 23.04.2013 00:10
Silberdraht macht sich immer gut als Sicherungsersatz.  Da brennt nix mehr an. ;D
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 23.04.2013 08:01
Moin Nils,

das Problem sind wohl die Sicherungshalter (thermisch).
Ich hatte das ja mal bei einem Twin Reverb, dessen Heizung ich mit zwei Sicherungen (diese schwarzen Kunststoff- Sicherungshalter für 5x20 Sicherungen, für freie Verdrahtung) abgesichert hatte. Nach ca. 1/2 Stunde wurde der Amp auf einmal leiser...
Der Kunststoff wurde durch die Hitze weich und der Anpressdruck hat nicht mehr ausgereicht.

Du solltest entweder solche Überstrom-Schutzschalter (gibts u.a. bei Conr*d in verschiedenen Ausführungen:) verwenden oder diese Sicherungen mit Drahtanschlüssen, die man einlöten kann:



BTW:
in den Fender Rivera- Amps (Concert etc.) z.B. wurden zur Heizungsabsicherung solche "Einlötsicherungen"verwendet.
Die haben problemlos gehalten, waren allerdings im Durchmesser noch eine Nummer "dicker".

Edit:
die preiswerteste Lösung: die Sicherungen mit den Federclips des Halters gut verlöten  ;)

Gruß

Jacob

Admin: Links entfernt
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Bierschinken am 23.04.2013 08:41
Moin,

das sehe ich häufig...

Die Kontakte haben zu große Übergangswiderstände.
Egal ob es diese Steckteile sind oder die Verschraubbaren wie im Twin Amp (habe grade wieder soeinen hier..)

Da hilft nur ne Einlötsicherung oder ein Bimetallschalter.
Oder man lässt den Käse raus.

Grüße,
Swen
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Nils H. am 23.04.2013 08:43
Oder man lässt den Käse raus.

Das ist meine aktuelle Lösung  ;D .
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Volka am 23.04.2013 09:08
Moin Leute,

Bassman Reissue mit sporadisch auftretenden Brutzl/Knack etc. Nachdem ich mir ein Rudel Wölfe gesucht hatte, hab ich alle Sicherungshalter mit Deoxit eingenebelt und die Sicherungen darin ein paar mal hin und her bewegt... Thema durch. Gehört seitdem zum Standartprogramm im OP  ;D

Gruß,
Volka
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 23.04.2013 09:17
Klar,

als normaler Bastler, der seine Elaborate normalerweise ja nicht gerade weltweit vertickert, braucht man das ja auch nicht wirklich. Ist in Deutschland (erstaunlicherweise!) ja auch keine Vorschrift  ;D

Gruß

Jacob
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Dirk am 23.04.2013 09:24
Hallo Nils,

was für Röhren sind verbaut ? Was für ein Verstärker ist es und was geht alles über die Sicherung ? Nur die Endstufenröhren ?
Sind die Heizungswicklungen der Röhren noch OK oder ist bei einer die Heizung durch ?

Gruß, Dirk
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Holzdruide am 23.04.2013 10:31
Hallo

Papa Nils, Deine Biders erinnern irgendwie an die Rocky Horror Picture Show.

Schaut jedenfalls erschreckend aus, weiß zufällig jemand was so ein Sicherungshalter vertragen müsste ?
Jürgen schreibt was von 6,3 Ampere Dauerbelastung - ich hab aber sogar 10 Ampere träge (5x20mm)  ::)

Gruß Franz
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 23.04.2013 10:39
Moin Franz,

geh' doch einfach mal auf die Reich*lt homepage, der hat da ja eine ziemlich große Auswahl an Sicherungshaltern und die dazugehörigen Datenblätter  ;)

EDIT:

der PL OGN-25 z.B. ist vom Hersteller bis 10A max. zugelassen, die von mir (PL121 000) und Nils (PL112 000)verwendeten Dinger hingegen nur bis 6,3A  :P

Gruß

Jacob
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: SvR am 23.04.2013 10:42
Salü,
6,3 Ampere Dauerbelastung - ich hab aber sogar 10 Ampere träge (5x20mm)  ::)
Bei ---- wird für einen Halter wie auf Nils Bild (PL 112000) 6,3A als Belastungsgrenze angegeben. Es gibt die solche Halter allerdings auch für 10A. Solange die Sicherung richtig Kontakt hat, dürfte das auch kein Problem sein ;)
mfg sven

Edit: Jacob war schneller :)
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Nils H. am 23.04.2013 10:53
Hallo Nils,

was für Röhren sind verbaut ? Was für ein Verstärker ist es und was geht alles über die Sicherung ? Nur die Endstufenröhren ?
Sind die Heizungswicklungen der Röhren noch OK oder ist bei einer die Heizung durch ?

Gruß, Dirk

Hallo Dirk,

der Amp ist mein (hier dokumentierter) blonder Dreikanaler mit zwei TT 5881 und sieben (unterschiedlichen) ECC83, die Sicherung war direkt hinter der Heizungswicklung des 185VA-RK, es gingen also alle Heizungen über die Sicherung (3,9 A). Ich meine, es war eine T6,3A eingesetzt.

Nach auslöten des Sicherungshalters habe ich stabile 6,55 V über der hintersten Vorstufenröhre gemessen, ich gehe daher mal davon aus, das da keine Heizungswicklung einen (Teil-)Schluss o.ä. hat.

Gruß, Nils

Edit: Eine mögliche Variante wäre natürlich, die Vor- und Endstufenröhren getrennt abzusichern. Fehlt mir konkret in dem Amp aber der Platz.
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 23.04.2013 11:04
Hallo Sven,

ich sichere Heizkreise seit meinem "Twin- Reverb Erlebnis" nicht mehr ab (Theorie & Praxis halt  :-\ ).
Und wenns denn mal unbedingt sein "muss", dann nehme ich eben diese schweineteuren (!) Überstrom- Sicherungsautomaten, wie sie Conr*d im Programm hat (hab' ich vor 13 Jahren mal bei einem 100er Marshall gemacht, gab bisher noch keine Probleme damit).

Gruß

Jacob
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Holzdruide am 23.04.2013 11:11
Hallo

schönen Dank die Herren  ;)
nach dem Anblick von Nils Halter hat sich für mich die Frage ob ich die Heizung absichere oder nicht erledigt.

Gruß Franz
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 23.04.2013 11:29
 :topjob:

Gruß

Jacob
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Dirk am 23.04.2013 12:19
Hi Nils,

der Amp ist mein (hier dokumentierter) blonder Dreikanaler mit zwei TT 5881 und sieben (unterschiedlichen) ECC83

OK, dann gab es vermutlich einen zu hohen Übergangswiderstand zwischen Sicherung udn Halter, denn bei den TT5881 handelt es sich nicht um China Röhren. Hintergrund: es gibt die Vermutung bzw. Behauptung, dass chinesische Endröhren einen sehr hohen Heizstrom ziehen im Einschaltmoment wenn die Heizung richtig kalt ist. Dies machte bei Marshall schon mal Probleme, da die irgendeinen Verstärker haben bei dem die Heizung ebenfalls mittels Sicherung abgesichert ist (genauer Typ weiss ich jetzt nicht). Aber selbst gesehen oder gemessen habe ich es noch nicht.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: cca88 am 23.04.2013 21:37
Hi Nils,

OK, dann gab es vermutlich einen zu hohen Übergangswiderstand zwischen Sicherung udn Halter, denn bei den TT5881 handelt es sich nicht um China Röhren. Hintergrund: es gibt die Vermutung bzw. Behauptung, dass chinesische Endröhren einen sehr hohen Heizstrom ziehen im Einschaltmoment wenn die Heizung richtig kalt ist. Dies machte bei Marshall schon mal Probleme, da die irgendeinen Verstärker haben bei dem die Heizung ebenfalls mittels Sicherung abgesichert ist (genauer Typ weiss ich jetzt nicht). Aber selbst gesehen oder gemessen habe ich es noch nicht.

Gruß, Dirk



Hallo Dirk,

mir ist zum Beispiel der JTM60 auf den ersten Tritt in Erinnerung...

...mit Problemen bei der Sicherung. Wurde mit dem Symptom nach mehrmaligem "Sicherungfliegen" zum Vertrieb eingeschickt - kam mit "Problem am Ausgangsübertrager"!! zurück.

Bei Überschlägen an der Enstufenröhrenfassung und geerdeter Mittelanzapfung rumpelts da ordentlich. Trotzdem stellt sich mir die Frage nach dem Sinn der Sicherung. Wäre interessant zu wissen, warum Marshall sie vorgesehen hat. SEMKO?

Mehr weiß ich auch nicht...

Grüße

Jochen

Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 24.04.2013 08:05
Moin Jochen,

Du liegst mit Deinen Vermutungen richtig, das hat damit was zu tun:

http://www.e-t-a.com/about_e_t_a/quality_certification/worldwide_approvals/

Da stellt wohl jedes Land andere Anforderungen an die Gerätehersteller (z.B. sämtliche Sekundärwicklungen separat abgesichert u.s.w.)
Aus diesem Grund hatte Marshall früher einfach verschiedene Netzteilplatinen verwendet, das war in der Herstellung unter'm Strich preiswerter als eine "one size fits all" einzubauen.

Auf einem solchen 1981er 2205 Schaltplan sind 3 (!) HT- Sicherungen (zwei HT AC, eine HT DC), 2 Heizungssicherungen und eine Mains- Sicherung zu sehen. Das sollte wohl die "Stanniolpapier- Freaks" ausbremsen und die Feuerwehr entlasten  :police:
Amps für den kanadischen Markt z.B. hatten auch ein fest angeschlossenes Netzkabel etc.

BTW:
clever finde ich ja auch die Geräte, die ab Werk noch zusätzlich eine Primär- "Idiotensicherung" in Reihe innerhalb des Chassis haben  ;D

Gruß

Jacob

 
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 24.04.2013 08:29
EDIT

Hier eine Übersicht, was es da sonst noch so alles gibt  :P

http://www.technick.net/public/code/cp_dpage.php?aiocp_dp=guide_safetymarks

Gruß

Jacob
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: Holzdruide am 24.04.2013 12:39
Hallo Jacob,

Wo zu viele Vorschriften hinführen zeigt das Formular im Anhang  :angel:

Gruß Franz
Titel: Re: Kleines Bauteil, große Wirkung, oder: Wie man's nicht macht
Beitrag von: jacob am 24.04.2013 13:02
Hi Franz,

da sieht man doch mal wieder, dass die FDP wohl doch recht hat: man darf die Leistungsträger der Gesellschaft halt nun mal nicht überfordern, sonst wandern sie (irgendwie) halt einfach ab  ;D  8)  ;D  :devil:

Gruß

Jacob