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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: bea am 29.02.2016 01:11

Titel: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 29.02.2016 01:11
Kaum sehe ich mit dem G-2000 so halbwegs Land, gehts weiter. Wieder eine Altlast. Wie lange ich brauchen werde, weiß ich nicht. Aber das Disaster mit dem Lautsprechern an den beiden großen Kisten hat gezeigt, dass ich auch was kleineres benötige, das klanglich anders ist als Eminent und Bassking.

Also zwei HiFi-Favorit 2, wieder mit 800-V-Endstufe. Noch zerroppter als es der G-2000 war. Erst mal eine Bestandsaufnahme: in beiden Geräten wurde ziemlich herumgebastelt. Es ist vollkommen unklar, ob das Material überhaupt noch verwendbar ist.

Eine der beiden Endstufen hatte einen kräftigen Überschlag:


Zuerst also Trafos testen:

Ausgangs
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 29.02.2016 01:37
Zwischendrin ist das Zeitlimit abgelaufen. Also nochmal...

Erste Bestandsaufnahme: in beiden Geräten wurde ziemlich herumgebastelt, auf ziemlich undurchsichtige Weise auch im Bereich des Netzschalters. Das muss rückgängig gemacht werden. Glücklicherweise habe ich noch einen Eminent 2T als Vorlage...

Es ist vollkommen unklar, ob das Material überhaupt noch verwendbar ist. Erste Idee ist es, die Vorstufe, die ich für den G-2000 entwickelt haben werde, auch hier einzupflanzen, und zwar von Anfang an zweikanalig. Ein Gerät vielleicht hybrid aufbauen. Mal sehen, hat ja noch Zeit.

Eine der beiden Endstufen hatte einen kräftigen Überschlag:

(http://www.tube-town.de/ttforum/index.php?action=dlattach;topic=21117.0;attach=49749;image)

Die Platine kommt frisch aus der Geschirrspülmaschine. Falls sie grundsätzlich noch verwendbar wäre, würde ich die Fassungen austauschen.

Bei der zweiten Platine sieht man keine Spuren eines Überschlags. Allerdings müssen die Röhrenfassungen gründlich gereinigt oder ebenfalls getauscht werden.

Die Seite mit den Leiterbahnen sieht gut aus. Ist die gezeigte Platine noch verwendbar?
Die Katodenwiderstäde wurde offenbar getauscht.  Hier stünde die übliche Überholung an: Elkos, Trimmer, aber auch Test der Schirmgitter- und Katodenwiderstände, vor allem aber die beiden Trafosätze.

Mit den Übertragern fange ich an. Zunächst statisch - Gleichstromwiderstände, Gerät b) gehört zur oben gezeigten Platine.

a) 140/131 Ohm
b) 141/133 Ohm

Die Lötstellen habe ich nachgelötet, damit ich bei der Messung saubere Oberflächen habe.

Interessant die Unsymmetrie, die in beiden Trafos ähnlich ausgeprägt ist. Wegen der Vorgeschichte halte ich es für wichtig, hier auf Teilwindungsschluß zu testen. Das wäre der sinnvolle nächste Schritt. Dazu benötige ich aber ein DSO.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: chipsatz am 29.02.2016 09:03
Hallo Bea,

das sieht mir aber weniger nach Überschlag aus, sondern eher nach größerer Wärmeentwicklung über längere Zeit. Wenn die Leiterbahn auf der Rückseite noch ok ist, dann war es wohl der Katodenwiderstand, der vor sich hinkogelte. Wenn der gleiche Strom auch längere Zeit über den AÜ geflossen ist (davon gehe ich aus), dann schadet es nicht, diesen genauer zu untersuchen. Aber das hattest du ja ohnehin vor :).

Gruß mike
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 29.02.2016 18:10
Hallo Mike,

ja, Du hast recht. Beide Katodenwiderstände waren durch; sie wurden auch ersetzt. Die Übereinstimmung der Gleichstromwiderstände zwischen beiden Trafos (beim anderen Gerät sieht man nichts von durchgebrannt) und meine Erfahrung mit dem Gigant, den ich wieder in Gang gebracht hatte, lassen ja zumindest hoffen.

Vorhin habe ich jedenfalls die Trafos und die Siebelkos demontiert und das Chassis in die Geschirrspülmaschine gesteckt. Die andere Kiste wartet montiert und darf beim Zusammenbau Muster spielen. Bilder habe ich natürlich auch gemacht. Die Trafos sind total verdreckt. Die werden ich wohl mit Glasreiniger, alter Zahnbürste und Kosmetiktüchern behandeln, bevor ich irgendwas messe.

Allem Anschein nach ist das Gerät übrigens Bj 1971. Gegenüber dem Plan von www.peel.dk fällt einen Abweichung auf: der Längswiderstand in der Siebkette ist (ab Werk) von 1 kOhm auf 2.2 kOhm verdoppelt - also wie im Imperator. Dieser Widerstand dient gleichzeitig auch als Schirmgitterwiderstand. Deshalb bin ich ganz zufrieden, dass ich das schon mal nicht mehr machen muss.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: chipsatz am 29.02.2016 21:14
Hi Bea,

ich würde vielleicht noch die kleinen Elkos auf der Platine ersetzen, oder zumindest mal nachmessen. Über die Jahre lassen die auch gerne nach, besonders bei Wärme. Und die kleinen Plastik-Becher-Elkos (ich glaube das ist ein 100u/6V) kenne ich noch von früher. Das sind wahre "Knallbonbons" wenn denen etwas nicht passt ;D.

Ich kenne mich ja mit den Dynacord-Sachen nicht so aus, deshalb hab ich mal etwas "Schaltpläne gewälzt". Interessant finde ich die Gegenkopplung vom Ausgang auf die erste Röhrenstufe, die gleichzeitig als gleichspannungsmäßiger Massebezug dient. Die darf man dann wohl nicht vergessen...

Gruß mike
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 29.02.2016 22:02
Hallo Bea,

ich fürchte, die gezeigte Platine hat es hinter sich. Ich würde ihr wegen der Brandstellen nicht mehr über den Weg trauen.

Generell gilt, wie auch beim Gigant: Die roten Quader namens E 75 C 5 gehören durch eine Si-Diode 1N4007 ersetzt. Mit den Trimmpotis hättest Du in diesem Fall Glück, das sind die etwas besseren, bei denen der Schleiferarm nicht gleich beim ersten scharfen Hinsehen abfällt. Trotzdem würde ich sie durch gekapselte PT15V (25 kOhm) von Piher ersetzten, die schließlich nicht die Welt kosten.

In Sachen Ausgangstrafos neige ich dazu, Entwarnung zu geben: Der DCN 307 hat einen einkammerigen Wickelkörper, hier bleiben Unterschiede in den DC-Widerständen der beiden Primärwicklungshälften prinzipbedingt nicht aus. Heute ist schon spät, aber bis morgen Abend kann ich mein Ohmmeter mal an das etwa halbe Dutzend DCN 307 halten, das mir derzeit zur Verfügung steht, und berichten.

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 1.03.2016 01:27
Hallo Uwe,

das mit den Trafos klingt ja erstmal beruhigend. Meine beiden anderen Exemplare sind in betriebsbereiten Geräten und im Proberaum - da komme ich so ohne weiteres nicht ran.

Zum Thema Brandspuren habe ich in der RBude etwas gefunden: http://www.jogis-roehrenbude.de/forum/forum/board_entry.php?id=15115#p15115

Wäre zumindest einen Versuch und Messungen wert. Irgendwo müsste ich sogar noch grünen Glasfaserspachtel haben... Die dritte Platine (ich habe drei dieser Wracks erstanden) sah so schlimm aus, dass ich sie gleich entsorgt hatte - da hatte auch der Übertrager nicht überlebt. (Naja, so ein Chassis mit Headshell, Potis und Schaltern hat ja auch was... ich hab schon eine Idee, was ich damit machen könnte.)

Klar, dass Trimmer und Elkos auf dem Board getauscht werden. Die Sicherung muss natürlich auch weg, wei beim G2000. Das Material könnte ich sogar noch übrig haben.

M.E. könnte man auch die Koppelkondensatoren noch verkleinern.

So genau hatte ich den Schaltplan noch gar nicht angeschaut:
Diese gruselige Realisierung der Gegenkopplung sollte ich vielleicht umbauen - so wie im Vollröhren-Emi oder dem G2000 am 100V-Anschluss abgreifen (den gibt es zum Glück!) und den Massebezug unabhängig davon zu gestalten. Das bedeutet ein paar andere Bauteile und einen frei verdrahteten Widerstand zusätzlich. Sollte eigentlich kein allzu großes Problem sein. Das kommt gleich auf die TODO-Liste. Danke für den Hinweis!
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 1.03.2016 20:53
Hallo Beate,

habe an schs Übertragern des Typs DCN 307 bzw. DCN 307a gemessen. Die Widerstände der Primärwicklungshälften lagen durchschnitlich bei 135 Ohm und 128 Ohm. Die Differenz beträgt also 2,7 % des Gesamt-DC-Widerstandes, was ich als unerheblich ansehe. Noch unbedeutender ist diese Differenz gegenüber der Primärimpedanz von etwa 9 kOhm.

Schau Dir mal solch einen Trafo genau an: Die Primärwicklung ist in sechs Teile aufgeteilt, jede Hälfte besteht also aus drei Teilen. Zwischen den sechs Teilen liegen fünf Sekundärwiclungspakete. Die Rehenfolge ist so, dass ganz unten ein Anodenanschluss liegt, der das erste Primär-Sechstel beginnt. Über diesem liegt das erste Sekundärpaket, dann das zweite Sechstel, welches jedoch das mit dem Betriebsspannungsanschluss beginnende erste Drittel der zweiten Hälfte ist, darüber dann das zweite Sekundärpaket usw. Das letzte Paket endet mit dem zweiten Anodenanschluss. Daraus ergibt sich eine größere mittlere Windungslänge einer der beiden Hälften, damit auch eine insgesamt größere Drahtlänge und ein größerer Gleichstromwiderstand.

An der Gegenkopplung würde ich nicht unbedingt basteln, sie funktioniert doch bestens. Änderungen hieran der Gestalt, dass eine direkte DC-Verbindung der Katode nach Masse ohne den Umweg über den AÜ entsteht, erfordert übrigens einen Widerstand mehr als die vorhandene Konstruktion - siehe die Gigant-Endstufe!

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 1.03.2016 23:24
Danke für die Messungen. Das scheint ja recht gut zu den von mir ermittelten Werten zu passen.

Änderungen hieran der Gestalt, dass eine direkte DC-Verbindung der Katode nach Masse ohne den Umweg über den AÜ entsteht, erfordert übrigens einen Widerstand mehr als die vorhandene Konstruktion - siehe die Gigant-Endstufe!

Genau, war mir immer bewusst. Und exakt diese Gegenkopplung befindet sich auch in der Röhrenversion des Eminent 2, am 100V-Abgriff des DCN307 (wie im Gigant). Ich müsste die Schaltung also nur kopieren. Aber egal, ist erstmal nicht so wichtig. Ich schau mir das mal auf der Platine an - falls es einfach umzubauen wäre, denk ich drüber nach, wenn es stressig oder fuddelig wird, werde ich es lassen.

Viel interessanter:
Weißt Du (oder jemand anderes hier) zufällig, wie viel Last man der Heizwicklung zusätzlich spendieren darf?

Mir ist zwar bewusst, dass jedes der beiden Skalenlämpchen genauso viel Strom zieht wie die Heizung einer Doppeltriode - aber ich würde die Skalenbeleuchtung gerne erhalten (noch lieber würde ich die beiden Lämpchen durch farbige LEDs ersetzen, am liebsten wäre mir violett).
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 2.03.2016 19:48
Viel interessanter:
Weißt Du (oder jemand anderes hier) zufällig, wie viel Last man der Heizwicklung zusätzlich spendieren darf?

Die Heizwicklung das Netztrafos DCN 027 wurde, wenn ich das eben korrekt mit dem Messchieber gemessen habe, in CuL 1,3 ausgeführt und wird mit 3,9 A belastet. Macht eine Stromdichte von knapp 3 A/mm². Ich weiß jetzt leider nicht, welche Stromdichte in den Tabellen für die äußere Wicklung auf einem SM 102a-Kern angegeben wird. Probiere es doch einfach aus und halte nach einiger Betriebszeit den Finger außen an den Wickel! Oder miss mit dem Infrarot-Thermometer. Verbrennen wird die Heizwicklung bei einer Mehrbelastung von 15 % wohl nicht gleich.

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 2.03.2016 21:40
Danke.

Was ich aufgrund ein paar anderer Beispiele weiß, ist, dass ich *eine* Röhre zusätzlich betreiben kann.

Stellt sich durchaus die Frage, wie man Heizleistung sparen kann... (auch wenn wegen der fehlenden Drossel und eines fehlenden Schraubelkos genügend Platz für einen zusätzlichen Heiztrafo da wäre)

Offensichtlich: die Skalenleuchten außer Betrieb nehmen. Weil eine Betriebsanzeige sinnvoll ist, sollte ich ersatzweise tatsächlich LEDs hineinpfriemeln. Ok, zwei Stückchen Lochrasterplatine an Stelle der Pertinaxplättchen.

Dann fällt mir noch ein: KT77 anstatt EL34?


Noch eine Anmerkung zum G-2000 - da hatte ich die gleiche Frage ja auch schon mal gestellt: Im Gigant liegen 4 Skalenklämpchen im Heizkreis, im G-2000 und den anderen Geräten mit Trafo DCN019 ist nur eines vorhanden. Man kann also unbesorgt drei Doppeltrioden mit je 0.3 A Heizstrom zusätzlich betreiben. Fein.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 2.03.2016 21:57
Hallo Beate,

da die Optik dieser Geräte von der beleuchteten Acrylglas-Frontplatte lebt, wirst Du bvermutlich nach dem Ersatz der Glühlämpchen durch LEDs etwas enttäuscht sein, da deren Licht nicht, wie bei Glühlämpchen, quasi rundum abgestrahlt wird, sondern gerichtet ist. Aber auch hier gilt: Ausprobieren!

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Holzdruide am 2.03.2016 22:42
Hallo

Warum LEDs an der Heizwicklung betreiben ? 230 Volt LEDs, da leuchten mehrere, z.B. Sockel G4

Gruß Franz
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 3.03.2016 02:21
da die Optik dieser Geräte von der beleuchteten Acrylglas-Frontplatte lebt, wirst Du bvermutlich nach dem Ersatz der Glühlämpchen durch LEDs etwas enttäuscht sein, da deren Licht nicht, wie bei Glühlämpchen, quasi rundum abgestrahlt wird, sondern gerichtet ist.

Hallo Uwe, danke für den Hinweis. Soweit hatte ich nicht gedacht. Da würde ich mir dannn tatsächlich etwas ausdenken müssen.

Ich hab übrigens noch eine weitere Möglichkeit: die Vorstufe könnte man ja auch mit JFETs aufbauen...
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 3.03.2016 17:36
Hallo Beate,

habe mir Deine Endstufen-Platine 84002a genauer angesehen: Die Brandstelle rührt sehr wahrscheinlich von einem - warum auch immer - verbrannten Katodenwiderstand der betroffenen EL 34. Deshalb auch der Ersatz durch die - unnötig großen - 5-W-Zementbunker-Drahtwiderstände. Die Brandstelle befindet sich in Nachbarschaft der Pins 1 und 18, also der Anschlüsse für Katode und Bremsgitter. Die einzige benachbarte Leiterbahn ist die quasi rund um die Platine führende Massebahn, eventuell auch die Heizungsanschlüsse. Löte mal den Katodenwiderstand aus und prüfe, ggf. auch mit einer leicht erhöhten Spannung (9-V-Block sollte reichen), ob zwischen den Pins 1 und 8 und Masse bzw. den Heizungs-Pins 2 und 7 Masse eine niederohmige Verbindung besteht. Ich denke, dass hier bei einem maximalen Potentialunterschied von etwas mehr als 1 V nach Masse die Gefahr eines Überschlags nicht gar so groß sein dürfte. Eine Verbindung zur Heizung wäre auch reparabel: Löte die Fassung aus und biege die beiden Anschlüsse nach unten, also zur Bestückungsseite hin. Die Heizungsversorgung wird hier sowieso nicht über Leiterbahnen geführt, sondern über zwei Drahtbrücken, die Du genauso gut direkt an die Fassungskontakte löten kannst.

Übrigens war der zweite Eminent IIT, den ich erwarb, in einem ziemlich heruntergerittenen Zustand. Zur Ausführung der bereits vorgeschlagenen Modifikationen in Richtung mehr Sicherheit musste eben diese Platine raus. Ich kam da nicht ran, ohne den Netztrafo ausgebaut zu haben. Hast Du da eventuell einen eleganteren Weg gefunden?

Die Oberkacke war dann noch, dass sich der Netztrafo nach dem Wiedereinbau als defekt erwies - Windungsschluss in der oberen Anodenwicklung. Ich hatte zwar noch einen auf Lager, doch ärgerte mich heftig, den Trafo nicht zuerst geprüft zu haben  :devil:...

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 3.03.2016 21:17
Hallo Uwe,

Die Brandstelle rührt sehr wahrscheinlich von einem - warum auch immer - verbrannten Katodenwiderstand der betroffenen EL 34.

Es sind sogar zwei. Unter dem anderen Zementbunker ist noch eine Stelle. Und ganz deutlich sich die durchgebrannt - mit offenbar noch mehr Schmackes als die des Gigant. Und warum auch immer: beim Gigant war ich ja dabei; das war eine massive Fehlanpassung, bei der sogar die 4- und die 8-Ohm-Anzapfung belegt waren.

Zitat
Die einzige benachbarte Leiterbahn ist die quasi rund um die Platine führende Massebahn, eventuell auch die Heizungsanschlüsse. Löte mal den Katodenwiderstand aus

Die Tage, wenn ich wieder Luft habe. Übers WE darf ich meine Buchhaltung fürs letzte Jahr nachrechnen, dank grandioser Leistung des Sachbearbeiters meiner Steuerberaterin. (Und dafür zahl ich einen Haufen Geld...)

Zitat
und prüfe, ggf. auch mit einer leicht erhöhten Spannung (9-V-Block sollte reichen), ob zwischen den Pins 1 und 8 und Masse bzw. den Heizungs-Pins 2 und 7 Masse eine niederohmige Verbindung besteht.

Ich habe vor, die Brandstellen noch besser  zu säubern und natürlich auch die Fassungen. Und dann wird die Drahtbrücke mit der beschädigten Isolierung getauscht (die ist auch im zweiten Gerät fällig - und da darf die Platine dann ein zweites Mal raus :-()
Zitat
Ich kam da nicht ran, ohne den Netztrafo ausgebaut zu haben. Hast Du da eventuell einen eleganteren Weg gefunden?

Ich habe das gut verdrängt, und versuche mal, mich zu erinnern, so weit das mit meiner Matschbirne gerade möglich ist - also unter großem Vorbehalt: Im Bassking 1 (mit einer anderen Platine, noch aus Pertinax) musste ich glaub ich die Drossel ausbauen und den Netztrafo teilweise. Im Emi 2 ähnlich. In dieser Kiste war der Trafo nicht komplett fest. Da ließ sich die Platine einfach so herausnehmen, ebenso in der vollkommen toten dritten Kiste. Die Leitungen habe ich abgezwickt, man kommt allerdings auch mit dem Lötkolben dran. Elkos und Trimmer habe auch schon mal bei einer nicht komplett demontierten Platine getauscht.

Die Oberkacke war dann noch, dass sich der Netztrafo nach dem Wiedereinbau als defekt erwies - Windungsschluss in der oberen Anodenwicklung. Ich hatte zwar noch einen auf Lager, doch ärgerte mich heftig, den Trafo nicht zuerst geprüft zu haben  :devil:...

Beste Grüße, Uwe
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Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 9.03.2016 00:52
So, heute mal ein klein wenig weitergemacht: die Brandstellen ließen sich leicht entfernen - 400er Schleifpapier, eine angespitzte Kosmetikpinzette (ich habe inzwischen eine kleine Kollektion abgenutzter Kosmetikpinzetten, mit denen man keinen Haare mehr greifen kann. Für Lötarbeiten sind sie allerdings klasse.)

Bei der Gelegenheit habe ich die Zementwiderstände durch etwas kleinere Metalloxidwiderstände ersetzt, mit 2 W. Die hatte ich parat. Im Schaltplan der Endstufe sind zwar 1-W-Widerstände eingezeichnet, aber in der Gigant-Endstufe sind es jeweils 2 W. Auch die brennen bei Überlastung der Röhren ziemlich rasch durch, wenn auch wohl nicht ganz so spektakulär wie die 1-W-Widerstände im Favorit; die Sicherungsfunktion dürfte daher gewährleistet sein.

Bis auf den Selengleichrichter ist die Platine jetzt fertig.

Als nächstes darf ich jetzt die Trafos reinigen. Mal sehen, wann ich dazu Lust habe...

Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 9.03.2016 19:14
Hallo Beate,

in welchem Zustand waren denn die EL 34 aus diesem Amp? Denn es müssen deutlich mehr als 316 mA Katodenstrom pro Röhre geflossen sein, um die 1-W-Widerstände verbrennen zu lassen.

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 9.03.2016 19:39
Wie nach dem Tod des Gigant (in dem einer der 2-W-Widerstände ebenfalls regelrecht durchbrannte), metallische Niederschläge am Glaskolben, die auf zumindest teilweise verdampfte Elektroden hindeuten. Ich hab die Dinger gleich der Tonne überantwortet.

Aber besonders bei der einen Röhre muss das schon ein beeindruckendes Feuerwerk gewesen sein.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 11.03.2016 16:24
Hallo Beate,

beim Gigant mit seinen 2-W-Widerständen müssen sogar deutlich mehr als 450 mA Katodenstrom durch die betroffene Röhre geflossen sein!

Das verdeutlicht, wie immens wichtig bei diesen immerhin 40 Jahre und mehr alten Geräten heutzutage eine Überarbeitung ist. Die erforderlichen Punkte kennen wir, wir haben sie bereits ausgiebigst diskutiert. Zusätzlich sollte man auch nach dem Einbau neuer, gekapselter Trimmpotis für die Gittervorspannungseinstellung einen Widerstand von etwa 1 MOhm vom Punkt der maximalen negativen Vorspannung zum Schleifer eines jeden Potis nachrüsten. Er sorgt für das sichere Sperren der Röhre, sollte das Poti Kontaktprobleme haben.

ich würde übrigens als Katodenwiderstände Metallfilmexemplare mit lediglich 0,7 Watt Belastbarkeit - und mit gutem Abstand zur Platine, wo vorhanden - einbauen. Die brennen bei deutlich niedrigerem Katodenstrom ab und erhöhen die Überlebenschancen der Röhre - und, beileibe nicht zuletzt, des AÜs.

Bleibt immer noch die Unsicherheit mit EL 34 aus aktueller Fertigung beim Betrieb mit Anodenspannungen um die 800 Volt...

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 11.03.2016 20:19
Hallo Beate,

beim Gigant mit seinen 2-W-Widerständen müssen sogar deutlich mehr als 450 mA Katodenstrom durch die betroffene Röhre geflossen sein!

Und das als Folge einer simplen Fehlanpassung durch zu geringe Lastimpedanz.

Zitat
einen Widerstand von etwa 1 MOhm vom Punkt der maximalen negativen Vorspannung zum Schleifer eines jeden Potis nachrüsten. Er sorgt für das sichere Sperren der Röhre, sollte das Poti Kontaktprobleme haben.

Sofern die Einbauverhältnisse und das Platinenlayout das sicher zulassen. Bei den Vollröhreneminenten habe ich gemacht, allerdings mit einigen Bauchschmerzen.

ich würde übrigens als Katodenwiderstände Metallfilmexemplare mit lediglich 0,7 Watt Belastbarkeit - und mit gutem Abstand zur Platine, wo vorhanden - einbauen. Die brennen bei deutlich niedrigerem Katodenstrom ab und erhöhen die Überlebenschancen der Röhre - und, beileibe nicht zuletzt, des AÜs.

Zitat
Bleibt immer noch die Unsicherheit mit EL 34 aus aktueller Fertigung beim Betrieb mit Anodenspannungen um die 800 Volt...

Noch gibt es geeignete Röhren. Weil sie ja auch schon mehrfach diskutiert wurden, wäre es gerade in diesem Gerät sicher ganz interessant, mal die KT77 auszuprobieren.
Falls ...
... der Netztrafo nicht brummt.

Gestern habe ich ihn grob gereinigt. So ganz sicher bin ich mir in Anbetracht des verzogenen Montageblechs nicht. Naja, hier hilft wohl nur, das einfach auszuprobieren.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 12.03.2016 00:08
Gruppenbild mit Dame:

(http://www.bassic.ch/attachments/dsc_3068-jpg.72787/)

Vorhin habe ich mir mal angeschaut, wie ich die Schutzwiderstände über die Bias-Trimmer schalten könnte. Sie unter die Platine zu löten wird richtig eng (auch zum Metallchassis hin), und ich müsste eine Leiterbahn kreuzen. Damit fühle ich mich richtig unwohl - vermutlich ist es wahrscheinlicher, dass es da ein Problem gibt als dass die gekapselten Trimmer aussteigen.

Die Trafos habe ich mit Spiritus gereinigt. Man kann sie jetzt anfassen ohne schwarze Finger zu bekommen.
Weil ja auch mein neues Oszi eingetrudelt ist, könnte ich jetzt den Übertrager auf Windungsschluß prüfen (soll ich wirklich?).

Wie prüft man den Netztrafo?

Besteht eigentlich die Gefahr, dass sich irgendwas am Schnittbankern verwirft oder verzieht, wenn ich die Haltebleche abschraube, um sie wieder zu richten?
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: Vix Noelopan am 12.03.2016 20:06
Hallo Beate,

ich prüfe Netztrafos so: Zwischen einen Sicherheits-Trenntrafo und den T.U.T. (transformer under test) schalte ich eine Glühlampe zu 60 - 100 Watt. Idealerweise sollte diese Glühlampe kaum sichtbar oder gar nicht glimmen. Die Spannungen über den Wicklungen des T.U.T. stimmen dann mit den Nennwerten bzw. sekundärseitig mit den Leerlaufspannungen überein.

Leuchtet die Glühlampe hell auf, liegt ein Windungsschluss vor. Die Spannungen über den Wicklungen sind dann niedriger. Notiere diese für jede Wicklung. Die Spannungen über den intakten Wicklungen sind im korrekten Verhältnis zu einander, nämlich in dem ihrer Nennspannungen. Weicht die Spannung über einer oder mehreren der Wicklungen im Verhältnis nach unten ab, so hast Du die defekte(n) Wicklung(en) gefunden. Auf diese Weise kann ich z.B. bei einem mir vorliegenden defekten DCN 027 aus einem Eminent II T sagen, dass die obere Anodenwicklung schadhaft ist.

Die Montagerahmen kannst Du beim DCN 027 getrost abnehmen, da verändert sich nichts. Die verlöteten Spannbänder halten die Kernviertel sicher an Ort und Stelle, und getränkt ist er auch noch.

Beste Grüße, Uwe
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 20.01.2019 04:16
Puh, drei Jahre ist das jetzt schon her... trotzdem. Erster Schritt zum Abbau dieser Altlast: Test des Übertragers.

Sven (SvR), der hier wie so viele andere leider nicht mehr aktiv zu sein scheint, hat dazu mal was geschrieben: http://www.rocking-wombat.de/Oszi_Tutorial.html#step

Das wollte ich mal mit einem meiner DCN307 ausprobieren - der zweite ist komplett im Gerät verbaut und bleibt das auch, damit ich eine Referenz zum Abgucken greifbar habe.

Mit dem von Sven beschriebenen Meßaufbau habe ich folgendes ermittelt:

(https://www.ritzert.net/~beate/DSC_3970.JPG)

Störungen und wohl fehlender Massebezug ... trotzdem interpretiere ich das langsame Ausschwingen - bei beiden Teilspulen gleich - so, dass der Übertrager in Ordnung zu sein scheint. Ok, jetzt kann ich weitermachen. Netztrafo auf 220V beschalten und prüfen. Ohne Trenntrafo... geht wohl nur behelfsmäßig mit Signalgenerator.

Wenn positiv, wird es hier so ganz langsam weitergehen. Idee:

KT77 als Endröhren, PI wieder ein Katodyn mit galvanisch gekoppelter Treiberstufe, entweder ECF802 oder ECC832. Die Verstärkung der ECC82 dürfte hier nicht ganz ausreichen. Und dann tatsächlich zwei Kanäle. Am liebsten hätte ich ja eine Mischstufe - aber dann hätte ich ein System übrig :-(

Vorverstärker - hier werde ich eher auf die Vorstufe aus dem G2000 zurückgreifen und deren Klangregelung weiter entwickeln.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 26.01.2019 03:11
Erste Simulation mit GU50. Alle drei Sekundärspannungen gestackt ergeben 840V. Die Simulation behauptet irgendwas von 135W bei 7% Klirr.

Glaub ich nicht - wäre ja zu schön, um wahr zu sein. Ich weiß auch nicht, ob der 45V-Ausgang des OT wirklich den gleichen Strom liefert wie der Ersatztyp von W.ELTER.
(Der Preamp im Eminent zieht übrigens 90mA)
Wenn ich diese Teilspannung weglasse, sagt die Simulation immer noch 120V.
Titel: Re: Dynacord HiFi-Favorit
Beitrag von: bea am 26.01.2019 16:31
Und weils mich gepackt hat, hier gleich mal die nächste Version. Viel Feinarbeit vor allem am Netzteil. Was passiert da drin, vor allem, wenn ich die 45-V-Wicklung dazunehme?

Die G2-Widerstände durften noch etwas kleiner werden. Vor allem ist es mir gelungen, den R23 zu verkleinern.

Den Spannungsquellen habe ich jetzt Innenwiderstände spendiert. Mit je 500 Ohm kommt man in die Größenordnung der Angaben im Schaltplan. Auch wenn die Simulation an dieser Stelle nicht ganz realistisch ist, weil die Sekundarärwicklungen in Wahrheit ja galvanisch getrennt sind, sind die Ströme und Spannungen ganz interessant.

Ohne den 45V-Zweig ergibt sich jetzt in etwa die Leistung, die man auch von EL34 erwartet, halt mit den größeren Reserven der GU50 bzw. EL152

Besonders wichtig: die 45-V-Wicklung würde mit einem Strom von 100 mA belastet. Da sie im Eminent auch schon 90mA bringen muss, erwarte ich keine allzu großen Probleme; man könnte ggf einen Schutzwiderstand in Reihe schalten..