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Technik => Tech-Talk Mesa Boogie => Thema gestartet von: Christoph Kaul am 27.09.2024 20:28

Titel: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 27.09.2024 20:28
Hallo Leute,
Ich hab ein kleines Problem mit meinem Studio .22, Baujahr 1985 (also kein „Plus“).
Er hat letztens beim Spielen ein nicht all zu lautes „Plopp“ von sich gegeben und seit dem ist er extrem leise, aber nicht tot.
Aufgemacht hab ich ihn noch nicht, um ne Sichtkontrolle zu machen, weil das Board kopfüber eingebaut ist und man ohne ihn komplett zu zerlegen die Komponenten nicht sieht.
Als ich ihn gekauft habe (2021) hab ich ein Recap gemacht, alle Dioden gegen 1N4007, die Screen-Rs gegen wertegleiche Metaloxid-Typen und den Vorwiderstand für die Spannungsversorgung der LDRs durch einen 5W Typen ersetzt. Modifiziert hab ich ihn darüber hinaus nicht. Auch nicht die bescheuerte Bias-Versorgung.
Hat irgendjemand ne Idee was das sein könnte?

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Showitevent am 27.09.2024 21:28
Moin,

ist das der mit oder ohne Graphic EQ?
Plopp klingt so verdächtig nach einem plötzlichen Voltage offset und da käme der Graphic EQ durchaus in Frage.
Allerdings glaube ich gabs den .22 auch ohne EQ? Oder war der + mit oder der nicht + ohne?! Mein Gedächtnis was Boogie betrifft ist ein Sieb.

Ansonsten bliebe erstmal nur Spannungen checken, Röhren mal gegen was definitiv funktionierendes tauschen um diese auszuschließen.
In letzter instanz sind defekte Vactrols auch keine Seltenheit. Also auch mal alle Koppler nach Schaltplan auf Durchgang checken.

Das wäre jetzt so mein Ansatz.

LG Geronimo
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Volka am 27.09.2024 23:14
Moin...

auch wenn es vielleicht nichts mit deinem aktuellen Problem zu tun hat... aus meiner bescheidenen Erfahrung mit diesen Amps: checken ob die Platine (besonders im Bereich der EL84) fritiert ist und vor allem die Koppel-Cs (speziell die vom PI) die haben nur 400V-Spannungsfestigkeit !

Gruß
Volka
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 28.09.2024 09:48
Moin zusammen!
Danke für die Rückmeldungen!

@Geronimo
Meiner hat einen GEQ. Das mit dem Plus hat aber überhaupt nichts damit zu tun, ob die einen haben oder nicht.
Die "Plus"-Modelle sind eine Modellrevision, die ab Dezember 1988 ausgerollt wurde (sowohl .22er, als auch .50er).
Meiner ist, wie eingangs bereits erwähnt Bj. 1985 (first year mit 3-Stelliger Seriennummer  :topjob: ) und damit kein "Plus", obwohl die meisten der in meinem ersten Post vorgenommenen Revisionen aus den Plus-Modellen stammen.
Weder der Mod mit dem zusätzlichen Volume-Poti für den Lead Channel, noch der Tausch des Biaswiderstandes auf 92k zum Abkühlen der EL84er wurden (bis jetzt) durchgeführt.

Wo soll der angesprochene Voltage-Offset auftreten?

An den Kopplern kanns fast nicht liegen, weil keiner davon einen 90% Lautstärkenverlust verursachen würde.
LDR1 und 2 schalten den Boost zu (der funktioniert).
LDR3 schaltet den zusätzlichen Pfad im 3-Band EQ, was ich bei der geringen Lautstärke nicht höre. Bei einer Fehlfunktion würde er im Lead Channel aber nur Treble regeln wie im Rhythm Channel und kein Volume droppen.
LDR4 schaltet den Bleeder-R für den Lead Channel (wo bei den Plus-Modellen das Lead-Volume sitzt) vor dem Master Volume zu. Wenn letzterer nicht schaltet würde das Signal im Lead Channel ein gute Stück lauter werden und nicht der Amp global leiser.

@Volka
die Platine ist bei den Sockeln der EL84 erstaunlich grün, ist wahrscheinlich nicht viel gelaufen, bevor er zu mir kam. Das war eine meiner Sorgen, weil ich ihn blind gekauft habe, war aber kein Problem. Unter R131 (Dropper-R in der Spannungsversorgung der LDRs) wars etwas verfärbt, aber noch in akzeptablem Rahmen. Da hab ich einen 1k 5W eingesetzt und ihn so weit wie möglich von der Platine weg montiert.
Die Koppel-Cs hab ich damals nicht getauscht, nur die Elkos. Das wäre einen Blick wert.

Ich hab für alle nochmal einen Schaltplan angehängt.

Grüße,
Christoph
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: cca88 am 28.09.2024 11:39
Seervus Christoph,
blöde Frage - den Einschleifweg hast Du schon probeweise überbrückt?

Grüße
Jochen
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 28.09.2024 11:50
@Jochen
Es gibt keine dummen Fragen, nur unangebrachte Antworten.  :topjob:

Der Loop ist dauerhaft mit einem kurzen Patchkabel überbrückt.

Lg,
Christoph
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Volka am 28.09.2024 14:14
Hi Christoph,

das Patchkabel ist okay und du hast auch schon probehalber über den Return ein Signal (z.B. anderer Pre-Amp) eingespeist?

Gruß,
Volka
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Showitevent am 28.09.2024 14:35
Moin,

Wo soll der angesprochene Voltage-Offset auftreten?

nunja, grundsätzlich überall. Dadurch, dass die meisten Stufen über Kondensatoren entkoppelt sind, würde es eben nur einen kurzen plopp geben.
Das kann zum Beispiel auch eine Preampröhre sein oder eben wie gesagt ggf. im EQ.

Aktuell hilft da wohl erstmal nur:
- Spannungen nach Schaltplan verifizieren, die sollten so im Toleranzbereich von 10% leigen.
- Preampröhren mal tauschen, auch diese können kurzschließen
- Selbiges gilt auch für die Endröhren. Hier mal die Biasspannung checken

Der EQ, ohne da jetzt in den Schaltplan zu schauen dürfte zwar ein und ausgekoppelt werden, ist aber mit Sicherheit ansonsten DC gekoppelt.
Da du den auch wenn er deaktiviert ist nie aus dem Signalweg rausnimmst, kann es sein, dass Dir dort das Signal flöten geht.

Irgendwann hatte ich mal einen Clone wo ein Transistor defekt war, ich muss aber gestehen das scheint äußerst selten vorzukommen. Dort war das Signal aber gänzlich verzerrt und furzig nachdem es sich dort durchgequetscht hat.

LG
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 28.09.2024 18:32
@Volka
Das kann ich mir sparen, weil das passiert ist, als ich den Amp als Slave in einer Stereoanwendung mit meinem MK3 als Preamp und meinem FX-Board als reinen Endverstärker im Betrieb hatte.

@Geronimo
Die bittere Pille werd ich wohl schlucken müssen, dass ich den Amp durchmessen muss.  :facepalm:
Mir ging’s nur drum mir Anregungen zu holen, damit ich nicht den amp zerreißen muss, weils eben ein Boogie ist.
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 29.09.2024 11:32
UPDATE:
Ich hab ihn heute testweise mal wieder eingeschaltet, um den Fehler nochmal zu sehen/hören:
Der Amp macht die Bratpfanne und ich hab definitiv DC auf dem Master (Whoosh-Sound beim drehen).
Unter der Bratpfanne höre ich im Rhythm Kanal gar nichts und im Lead Kanal  nur extremst leise was, wenn ich den Master auf 7+ aufdrehe, wo der Amp eigentlich schon so laut sein sollte, dass ich nicht mehr im Raum sein möchte.

Folgere ich daraus richtig, dass die Netzteil-Elkos die Biege gemacht haben und mindestens der Koppel-C vorm Master durch ist?

Lg, Christoph
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 29.09.2024 15:10
Update zum Update:
So, ich hab die Lady jetzt auf die Werkbank geworfen und mal angefangen spannungsfrei durchzumessen.

Ergebnis:
- Alle verbauten Elkos waren über 10% daneben, hatten messbare DC-Widerstände und kommen deswegen neu.
- 2 der Orangedrops haben keine messbare Kapazität mehr, einer davon ist der im vorangegangenen Post erwähnte Koppel-C zum Mastervolume - verwunderlich, oder  :facepalm: - kommen alle neu, aber in 600V!
- Die Optokoppler hatten alle bis auf einen Dunkelwiderstände zwischen 220k und 8M, wurden gleich alle getauscht, weil ich noch die Ersatztypen von Tesla liegen hatte - wenn man Boogies aus den 80ern hat sollte man die so wie so haben  :P .

Sieht so aus, als würde Dirk heute noch ne Bestellung von mir bekommen  :danke: .

Die "kleine" Ausbeute an rausgeflogenen Teilen gibts im Anhang zu bestaunen.

lg, Christoph
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Showitevent am 29.09.2024 18:14
Das sieht nach revisionierung aus :)

Ich hab auch noch so ca 400 bis 600 PE VTL5C1. Die kamen im 100er pack, ein Jahr nach Kauf wurde es verboten die für Neubauten zu verwenden. War wie ein Schlag ins Gesicht, besonders wenn das Produkt drauf steht.

Also drücke die Daumen!
Wo ich das so sehe klingelts wieder. Offene Boogie Orange drops hatte ich auch schon ein paar in den Fingern. Ist aber auch so ein Ding wo man nicht zuerst drauf tippt.

LG
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Volka am 29.09.2024 22:38
Moin...

ich wage mal zu bezweifeln, dass die F&T's nach 3 Jahren platt sind...auch wenn sie evtl 10% off sein sollten.
Das Problem mit den Koppel-C's wurde doch angesprochen! ...wundert mich, dass man sich jetzt auf einmal darüber wundert  ::)

Gruß und viel Erfolg
Volka
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: stephan61 am 30.09.2024 12:31
Moin...

ich wage mal zu bezweifeln, dass die F&T's nach 3 Jahren platt sind...auch wenn sie evtl 10% off sein sollten.

Yupp, die Toleranz bei Elkos ist  idR mindestens 10%. Und, neugierig gefragt, wie misst man einen DC- Widerstand bei einem Elko? Stell ich mir schwierig vor.

Viele Grüße Stephan
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: bluesfreak am 30.09.2024 13:39
Mahlzeit,

bei den F&Ts bist Du vermutlich übers Ziel rausgeschossen, die sind normalerweise mit 20% Toleranz spezifiziert, außer man hat explizit 10% oder 5% Versionen bestellt.
Dass es einen (oder mehrere) der ODs erwischt hat ist kein Wunder, das ist eine Schwachstelle die sich seit dem MkI durch die ganzen Baureihen von MB zieht, vermutlich weil Randall S. damals vergessen hat im Produktkatalog eine Seite weiter zu blättern und die 630V Versionen zu entdecken. Die passen leider aber auch oft nicht in die Bestückung, weil zu eng gezeichnet, da würde ich dann empfehlen einfach normale  Cornell Dubilier DME  (https://www.tubetown.net/ttstore/de/bauteile-10662/kondensatoren/cornell-dubilier-polyester-dme/) zu verbauen, die passen immer. Ich würde bei dem Alter auch die ganzen (Torpedo)Tantals als potentiell eines Austausch würdig ansehen, kann man ohne weiteres durch hochwertige Vishay F Series Kerkos bzw ASH Elkos ersetzen...

Gruß
blues
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Volka am 30.09.2024 14:07
...und, falls der Platz ausreicht : die 500 V F&T Elkos (egal ob für sich selber oder für andere).

Gruß,
Volka
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: carlitz am 30.09.2024 16:03
. Die passen leider aber auch oft nicht in die Bestückung, weil zu eng gezeichnet, da würde ich dann empfehlen einfach normale  Cornell Dubilier DME  (https://www.tubetown.net/ttstore/de/bauteile-10662/kondensatoren/cornell-dubilier-polyester-dme/) zu verbauen.

Naja die 600V Orange Drops sind aber auch fette Dinger, da braucht man wirklich viel Platz. Evtl. hat Randall die dann nicht genommen, weil er das kleine Chassis weiter nutzen wollte.......wer weiß das schon
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Christoph Kaul am 30.09.2024 21:20
@Volka
Ich hab mich im Amp vertan, die F+Ts sind von 2011 und die hab ich vor 3 Jahren nicht getauscht, weil sie ja noch nicht so alt waren. Ich meine halten sollen die Elkos so ca 15-20 Jahre und die sind jetzt 13 Jahre alt. Kann schon mal sein, dass man mal nen schlechten Batch erwischt hat.

@Stefan
Mit DC-Widerstand meinte ich den ESR-Wert. Den kann man messen, wenn man ein Messgerät hat und da waren die Werte durch die Bank viel zu hoch.

Lg, Christoph
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Volka am 30.09.2024 21:59
Na dann hoffe ich mal, dass du dich bei den evtl/vielleicht etc anstehenden Arbeiten am Amp nicht so vertust wie bei den bisherigen Angaben (Recap, DC ESR) zu dem(den) evtl/vielleicht etc bestehenden Problem(en) beim Amp.

Wünsche weiterhin viel Spaß hier...und bin raus!
Volka
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Showitevent am 3.10.2024 00:28
Ich will ja nicht klugschei*en aber ESR ist alles andere als DC Widerstand :p

Auch bin ich mir sicher, dass das bekannt ist, dennoch der Komplettheit.

ESR - Equivalent Series Resistance - ist quasi ein serieller Widerstand, der im idealfall so gering wie möglich ist - zur eigentlichen Kapazität hin und existiert eigentlich nicht als physikalischer Widerstand, er ist ein parasitärer begleiter des Kondensators, der sich über Zeit in seinen Werten ändern kann, bzw frequenzabhängig ist.

Er ist eben einfach im Kondensator - als hätte man physikalisch einen Widerstand in Serie zu zwei Kondensatorplatten - und das will man in der Regel vermeiden...
Je höher der ESR, desto transparenter ist die Kapazität für die eigentliche Quelle.
Da der Kondensator im Grunde hochohmig ist für DC, ist der ESR im DC bereich ebenfalls nicht nachweisbar, es sei denn man kennt die exakte Kapazität und mißt den Ladestrom vs. Zeit die es braucht, die Platten zu laden.

Wenn ein Kondensator DC durchlässt, also du DC einen Widerstand messen kannst, dann ist das s.g. Leakage, nicht ESR. Das heißt, der eigentliche Kondensator läd zwar seine Platten bis zu einem gewissen Grad, lässt aber ein paar oder eben auch viele Elektronen einfach von minus nach plus passieren. - Leakage ist gleichwertig schlecht.

ESR ist aber was anderes und wird bei einer festen Frequenz bestimmt. Dazu benötigt man ein s.g. ESR Meter, welches in unseren breitengeraden am geeignetsten mit 100 HZ Wechselspannung misst - sofern wir über Netzfilter oder Pufferkondensatoren reden. .
Wie genau die Messung allerdings von statten geht ist mir bis heute ein Rätsel. Irgendjemand muss hier klüger schei*en ;p denn ich habe bis heute nicht verstanden, woher der ESR eigentlich kommt, wie er sich bildet und wo überhaupt - wenn nicht auf den Kondensatorplatten selbst. Dies wäre in meinem Kopf aber eigentlich gleichzusetzen mit Kapazitätsverlust, den man auch messen könnte. Oft haben Kondensatoren mit hohem ESR allerdings noch ihre eigentliche Kapazität... Voodoo / Teufelszeug...

LG Geronimo
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Helmholtz am 3.10.2024 00:56
Bei einem Elko muss der Ladestrom ja durch den Elektrolyt (Ionenleiter) und der ist nicht beliebig niederohmig.
Wenn der Elektrolyt eintrocknet, steigt der ESR.
Titel: Re: Bitte um Hilfe mit Studio .22
Beitrag von: Showitevent am 3.10.2024 11:04
Bei einem Elko muss der Ladestrom ja durch den Elektrolyt (Ionenleiter) und der ist nicht beliebig niederohmig.
Wenn der Elektrolyt eintrocknet, steigt der ESR.

Gracias! Ja klar hätte ich auch drauf kommen können  ;D
LG