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Technik => Tech-Talk Engl => Thema gestartet von: _AlX_ am 21.11.2007 02:21

Titel: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 21.11.2007 02:21
Hi,

ich beginne gerade, einen verranzten Engl Thunder 50 wieder herzurichten (Schaltplan unter http://www.houseofenglamps.com/ENGL_SchematicDiagrams/Combo/E320-II-schematics.pdf , die ganze Story habe ich unter http://www.musiker-board.de/vb/amps-boxen/243547-restauration-eines-engl-thunder-50-a.html gepostet ). Der Verkäufer hat mir von gelegentlichen Lautstärkeschwankungen berichtet, die ich in einem Testlauf heute Nachmittag zwar nicht reproduzieren konnte; Viel unangenehmer fiel mir allerdings auf, dass etwas mit dem Standby-Switch nicht funktioniert; Die Endstufe steht im Standby trotzdem irgendwie unter Spannung, und gibt ein verzerrtes, unschönes Gitarrensignal aus, das sich so ähnlich anhört wie ein Ring-Modulator-Effekt; Sobald ich in den normalbetrieb wechsel, klingt alles (für die gammeligen Röhren verhältnismäßig) gut. Beim Aufschrauben habe ich als erstes festgestellt, dass der Elko CE8 (100µF 500V, Schaltplanfeld K/L4) anscheinend fratze ist, da ist wohl was ausgelaufen.

(http://home.arcor.de/unlight/ablage/thunder50/6.jpg)
(http://home.arcor.de/unlight/ablage/thunder50/7.jpg)

Steht dieser Elko vielleicht in Zusammenhang mit dem problematischen Standby, und wäre dieser hier http://www.tube-town.net/ttstore/product_info.php/info/p1418_JJ-Kondensator-100--F---500-V-axial.html der passende Ersatz? Danke für eure Hilfe.

MfG
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: Ben am 21.11.2007 02:42
hm,
irgendwie sind mir offene engl kisten unsympathisch... is ja mehr plastik drinne als bei meiner cousine im zimmer (und die hat ne ganze barbie und n großes fernglas  :devil:)
aber nun mal zum problem.
wenn ich den schaltplan richtig verstehe schaltest du mit dem standby nicht die hochspannung. es wird hier, wenn ich das richtig sehe, die masse der endstufe (kathoden/masse-verbindung der Endröhren) aufgehoben, sollte der standby switch geöffnet sein. die beiden dioden verhindern rückfluss des anodensignals auf die kathode.. ich würd mir die dioden ansehen vll ist davon eine durch oder leckt, sodass ein gewisser signalrest auf die endstufe kommt und es deshalb so fizzelig und verzerrt klingt.
das könnte auch das prob für den durchgebruzzelten 100µF elko sein.

lg ben
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: Basstler am 21.11.2007 08:56
Hallo AIX,
ich würde erstmal den Elko auswechseln und die Platine darunter akribisch reinigen.
Wenn ich mir die Bilder im anderenForum ansehe , glaube ich , daß die ausgelaufene Soße eine ohmsche Verbindung zwischen den Schalteranschlüssen auf der Platine verursacht hat.
Das würde die Effekte auch erklären.
Als Elko kannst du jeden axialen 500V/ 100yF nehmen - wenn erdenn passt. Wenn möglich wäre ein 550 V Elko noch etwas mehr auf der sicheren Seite.

Viel Glück
Eckhard

Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 21.11.2007 12:35
Hallo und Danke für eure flotten Antworten,


wenn ich den schaltplan richtig verstehe schaltest du mit dem standby nicht die hochspannung. es wird hier, wenn ich das richtig sehe, die masse der endstufe (kathoden/masse-verbindung der Endröhren) aufgehoben, sollte der standby switch geöffnet sein. die beiden dioden verhindern rückfluss des anodensignals auf die kathode.. ich würd mir die dioden ansehen vll ist davon eine durch oder leckt, sodass ein gewisser signalrest auf die endstufe kommt und es deshalb so fizzelig und verzerrt klingt.
das könnte auch das prob für den durchgebruzzelten 100µF elko sein.

Ja genau, da hätte ich vorher besser drauf achten sollen. Im Standby-Modus haben die Kathoden keine Masseverbindung, da der Standby-Schalter dann die Leitung unterbricht. Und die Anodenleitungen sind über die Dioden D5 und D6 mit dieser geschalteten Masse verbunden, ich kapier gerade nur nicht ganz, was da in welche Richtung läuft; Die Dioden sollten das Abfließen des Diodenstroms an Kathode bzw. Masse verhindern, oder? Wozu sitzen denn da überhaupt Dioden, bzw. was muss da in die andere Richtung (in Richtung Anodenleitung / AÜ) laufen und warum?

Auch weiß ich nicht, wie ich die Dioden auf Funktion überprüfen soll, da fehlt mir die E-Technische Kenntnis. Ich habe mal mit einem Multimeter den Ohmschen Widerstand in der 2000k-Skala gemessen, und je nachdem, wie rum man mit den Polen des Multimeters misst, verändert sich die Durchlässigkeit in eine Richtung, der Widerstand "klettert" also mit der Zeit, und dreht man die Pole vom Multimeter um, klettert er wieder in die andere Richtung. Optisch sind die Drähte etwas korrodiert, ansonsten seh ich aber nix. Was sagt mir das?

ich würde erstmal den Elko auswechseln und die Platine darunter akribisch reinigen.
Wenn ich mir die Bilder im anderenForum ansehe , glaube ich , daß die ausgelaufene Soße eine ohmsche Verbindung zwischen den Schalteranschlüssen auf der Platine verursacht hat.
Das würde die Effekte auch erklären.

Die "Soße" befand sich nur genau am Poldraht, da ist nichts runtergelaufen oder so, ich habe nur quasi beim dran rumfummeln ein paar Bröckchen von dem getrockneten Zeug abgebröckelt, und die liegen da auf den Fotos noch rum. Die Verbindungen auf der Platine sind jedenfalls alle sauber, soweit ich das sagen kann.
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 21.11.2007 15:19
Ich hab mal im 2000KOhm-Bereich die Masseverbindung von Pin8 (Kathode) der Endstufenröhren gecheckt, sowohl mit als auch ohne eingesteckte Endstufenröhren, und da ist alles so wie es sein sollte;

Standby raus -> Kathode hat 0 Ohm Widerstand zur Masse,
Standby rein -> Widerstand gegen unendlich.

Eigentlich sollte also kein Signal durch die Endstufe kommen können im Standby; Kann da jemand weiterhelfen? Hat das was mit dem kaputten 50µF500V-Elko zu tun?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 22.11.2007 16:57
Und wie genau überprüfe ich die Dioden auf ihre Funktionstüchtigkeit? Beim Musikding-Forum sagte ein Benutzer, dass man die Dioden dazu einseitig abknipsen muss? Die Tatsache, dass der Sound im Standby so klingt, wie ich mir den Sound einer Gegentaktendstufe mit einseitigem Defekt vorstellen würde, legt ja die Vermutung nahe, dass da irgendwo ein Bauteil kaputt sein muss, was im anderen Endstufenteil noch funktioniert?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: bluesfreak am 22.11.2007 20:56
Servus,

sei mir nicht bös aber wenn Du schon am durchmessen von Dioden scheiterst dann würd ich den Amp wohl eher zum AmpDoc bringen bevor Du den Amp oder gar Dich himmelst...

cu
bluesfreak  8)
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 22.11.2007 23:38
Bin nicht böse, aber wenn ich die Kiste zu nem Ampdoc bringe erfahre ich ja auch nicht, wie ich dioden durchmesse, oder? Wäre also für eine Antwort diesbezüglich dankbar.

Edit: Oh, ich komme langsam etwas durcheinander mit den Threads, dachte ich hätte es dazugeschrieben. Also ich würde ja spontan mit nem Multi den ohmschen Widerstand von Pol zu Pol messen, und danach die Messspitzen mal tauschen, soweit ich weiss sollte in einer von beiden Richtung der Widerstang gegen unendlich gehen, oder macht mans doch anders?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: Dirk am 22.11.2007 23:58
Hallo,

Was sagt uns das Wort "Google" ? Richtig ? Und wie benutzt man Google & Co ? Genau - nämlich so: http://www.google.de/search?hl=de&q=pr%C3%BCfen+von+dioden&btnG=Google-Suche&meta=

manchmal stellt ihr euch echt wie die ersten Menschen dran - Sorry, aber das musste ich einfach mal sagen.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 23.11.2007 00:11
Hallo Dirk,

auf die Idee bin ich dann auch gerade gekommen - manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, und ich hab momentan einfach nur in Foren gedacht - sorry.



Edit:

Wenn ich dann später an der angeschalteten Kiste sitze und sich das Standby-Problem reproduzieren lässt, wäre es interessant zu wissen, ob es wirklich einen Fehler hinsichtlich des Gegentaktprinzips ist, und wie man somit die defekte Seite ausfindig macht. Da beide Röhren den selben Massekontakt für die Kathodenleitungen haben, kann ich hier nicht viel machen. Die Frage ist, ob man um dies herauszufinden den Anodenstrom direkt an Pin 3 z.B. gegen Masse ableiten sollte - damit sollte dann im "Standby" die Seite ruhig gestellt werden, die nicht ohnehin schon abgeschaltet ist, und man hat einen Anhaltspunkt, auf welcher Seite der Endstufe man das Problem suchen muss. Ich kann nur leider nicht abschätzen, wie wahnwitzig die Idee ist (450V Anodenspannung), in Bezug auf Funkenflug und ob ich dadurch irgendwelche Bauteile gefährde, z.B. den AÜ?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 23.11.2007 15:01
Das Problem hat anscheinend tatsächlich etwas mit dem Schalter selbst zu tun, habe den Tip im Musikding-Forum bekommen.
 
(http://home.arcor.de/unlight/ablage/thunder50/27.jpg)
 
Ich hab den Amp also wieder im wesentlichen zusammengebaut, und dann mal verschiedene Methoden abgetestet;
 
1. Schalte ich den Strom an und nehme danach den Standby raus, spiele kurz un gehe wieder zurück in den Standby, habe ich sofort dieses komische Signal, das kannten wir ja schon.
 
2. Hänge ich vorher den Standby-Schalter komplett ab, rauscht und knackt es zwar anfangs ein klein wenig aus der Box, aber auch nach Minutenlangem Rumgedudel auf der Gitarre kommt kein Sound raus, so wie es eigentlich auch sein sollte. Ich habe mal die Spannung zwischen den beiden freien Kontakten (bzw. zwischen geschaltetem Kathodenkontakt und Masse) gemessen, und die ist nach dem Einschalten nach kurzer Zeit etwa bei 150V, (das sind so pi mal Daumen 100V weniger, als der C8-Elko (100µF500V) zu diesem Zeitpunkt hat.) ich vermute die Spannung kommt von den Kathoden her und das muss so? :confused:
 
3. Schalte ich den Strom am Amp an während der Standby-Schalter zwar dran hängt, aber die Verbindungen trennt (also im Standby-Modus bleibt), kommt auch nur anfangs etwas Geknackse und Gerausche. Nach einigen Sekunden ist dann aber das bekannte verzerrte Signal da, ohne dass ich den Standby jemals umschaltet habe. Da trennt also der Schalter nicht mehr sauber, wahrscheinlich sobald ein entsprechendes Spannungsgefälle vorherrscht, so wie es aussieht? Ich habe das übrigens für beide Seiten des Schalters probiert, also auch mal die Kontakte drangehangen, die vorher unbenutzt waren, mit dem selben Ergebnis.
 
Jetzt ist die Frage, ob der Spannungsaufbau an diesen Leitungen so sein muss und wenn ja, wie sicher kann ich sein dass einfach ein neuer Schalter (würde http://www.tube-town.net/ttstore/product_info.php/info/p478_Netzschalter-Marshall-JCM-Serie.html (http://www.tube-town.net/ttstore/product_info.php/info/p478_Netzschalter-Marshall-JCM-Serie.html) passen? Das Schaltergehäuse meines Schalters hat ca. 3,1x2,2cm, weiß nicht ob der Marshall-Knopf da vergleichbar ist?) das Problem beheben würde, und sich der Ärger mit dem Standby nicht wieder nach einiger Zeit einstellt?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 24.11.2007 19:01
So, unabhängig vom Schalter hab ich die Kiste nochmal mit zwei GT 6L6GC getestet, nachdem mir aufgefallen war, dass eine der beiden Engl-5881er sehr mikrophonisch ist. Tadaa - der Standby funktioniert wieder tadellos! Dann kann es ja jetzt weitergehen mit der Restauration, ich hoffe, das wars dann bis auf weiteres mit den Elektrikproblemen. Die Elkos werden aber noch ausgetauscht. Danke an euch alle fürs Miträtzeln und die Hilfe!
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 29.11.2007 20:33
Hallo nochmal,

kann mir vielleicht jemand sagen, was genau die Funktion dieses "Entbrumm"-Poti TR2 (Schaltplanquadrat J/K2) ist? Danke!

Nochmal der Schaltplan: http://www.houseofenglamps.com/ENGL_SchematicDiagrams/Combo/E320-II-schematics.pdf

MfG
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: Dr. Nöres am 29.11.2007 21:38
Dient der Symmetrierung der Heizspannung. Stelle es zunächst in die Mittelposition, dann hören, ob und wie sehr es Brummt. Ein Heizungsbrummen kannst Du (eventuell) durch Stellen des Potischleifers etwas abseits der Mitte reduzieren.
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 29.11.2007 21:49
Ist es ratsam, das mal nach einem kompletten Röhrenwechsel zu probieren? Ich bilde mir nämlich ein, dass die Kiste mit den frischen Röhren um einiges mehr rauscht. Oder sind die Röhrendrähtchen da für eine Änderung nicht ausschlaggebend genug?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 30.11.2007 00:07
Hm, also da ändert sich vom Hören her kaum was, ich habe das Poti jetzt so eingestellt, dass ich auf beiden Seiten jeweils ca. 3V habe.

Aber noch eine Idee; Eine Beleuchtung des Gehäuses mit LEDs wäre sehr geil. Gibt es dafür irgendwo einen Punkt im Amp, wo ich "gefahrlos" eine entsprechend geringe Gleichspannung (2 - 12 Volt oder so) abgreifen kann?
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: Basstler am 30.11.2007 08:12
Hallo,
du kannst einfach die Heizspannung verwenden:
Gleichrichterdiode und dann ohne weitere Siebung deine LED´s.
Am besten 4 oder 5 LED´s hintereinander dann brauchst du nichtmal einen Vorwiderstand.
Viele Grüße
Eckhard
Titel: Re: Hilfe bei Thunder50-Restauration - Elko kaputt?
Beitrag von: _AlX_ am 7.12.2007 14:00
Hi,

der Amp ist soweit fertig, ich warte nur noch auf das Engl-Logo.

(http://home.arcor.de/unlight/ablage/thunder50/50.jpg)
(http://home.arcor.de/unlight/ablage/thunder50/53.jpg)

Elektrik funzt, Innenbeleuchtung auch, und die Kiste klingt wie Hölle!  >:D
Vielen Dank nochmal für eure Tips und die Hilfestellung, hat also was gebracht!