Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Ottochilli am 17.10.2008 20:57
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Nabend allerseits,
als Amp-Laie hätte ich mal ne Frage zum Thema Fehlanpassung. Was passiert eigentlich bei ner Unteranpassung? Ist das für die Endstufenröhren schädlich, für den Ausgangsübertrager oder vielleicht für sonst etwas?
In diversen Foren habe ich Unterschiedliches dazu gelesen. Einer sagte, der AU würde zu heiß und die Isolierung usw. könnten dabei Schaden nehmen. Ein anderer sagte, bevor das passiere, nehmen eher die Endstufenröhren Schaden.
Woanders las ich eine Fehlanpassung im Verhältnis 1:2 gehe noch (z.B. 8 Ohm Box, Amp auf 16 Ohm gestellt). Viel schlimmer sei die Überanpassung.
Kann mir das mal jemand für einen Laien nachvollziehbar erläutern.
BTW: Ich habe heute meinen Lieblingsamp wie oben beschrieben gespielt. Was habe ich meinem Amp damit angetan? Dauer ca. 15-20 Min.
Grüße und Danke im Voraus.
Otto :guitar:
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Keiner?
Wenn man sich durch die Foren liest, kursieren bei Röhrenamps zwei Ansichten, die ganz grob ie folgt aussehen:
1. Unteranpassung macht nix, Überanpassung schlecht.
2. Überanpassung macht nix, Unteranpassung schlecht.
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Hallo Ottochilli,
ich denke, es kommt auf die Qualität der Bauteile, bzw. auf die Dimensionierung der Trafos an, wie gut ein Röhrenamp eine Fehlanpassung wegsteckt.
Ich habe bisher bei meinem Fender Vibrosonic Reverb ( 4 Ohm Box an 8 Ohm Speaker Out) keinerlei Probleme durch die gezielte Fehlanpassung. Der Sound wird dadurch etwas aggressiver, straffer, bissiger, lauter; jedoch alles nur in kleinen Nuancen.
Beim meinem Marshall betreibe ich eine 8 Ohm Box je nach Lautstärkebedarf und Clubgröße mal an dem 4, 8 oder 16 Ohm Speaker Out.
Die 8 Ohm Box am 4 Ohm Speaker Out wirkt etwas leiser, weicher und bassiger. Am 16 Ohm Speaker Out wirkt die selbe Box wie bereits oben beschrieben.
Ich denke, Du solltest das einfach mal selber ausprobieren. Sollte sich eine Röhre verabschieden oder ein neuer Ausgangsübertrager, tust Du wenigstens dem Dirk was Gutes ;)
Man sollte sich also auf ein kleines finanzielles Restrisiko einstellen. Bei mir ist das jedenfalls über die ganzen Jahre gut gegangen. ;D
Lieben Gruß,
Elmar
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:gutenmorgen: Otto,
nach meiner Einschätzung ist Fehlanpassung nach unten kein Problem (also Amp auf 16 Ω und Box auf 8Ω)
Für Röhrenamp tödlich ist Leerlauf b.z.w. alles was in diese Richtung ( ∞ hochohmig) tendiert (also 4Ω am Amp und 16Ω an der Box)
Mir hat allerdings mal ein Kollege (welcher damals in einer Coverband spielte) versichert (ich wollte mir damals andere Boxen von
Mesa kaufen, weil ich an meine Mesa Endstufe unbedingt 4 Boxen anschliessen wollte, was sich aber nicht mit
2 Marshall auf 16Ω realisieren lässt)
....ach kannste ruhieg machen, Röhrenamps können mehr ab als man allgemein annimmt. Bei mir war mal EIN speaker kaputt,
da hab ich die verbliebenen drei in Reihe geschaltet, also 48Ω - und wie de weisst gibt es keinen 48Ω Ausgang am Amp ;)
Und der Verstärker läuft heute noch.....
Dein Lieblingsamp ist glaub ich ein Diezel VH 4 - und ich denke mal die Fehlanpassung hat dem gar nix angehabt.
Aber schreib den Peter mal persönlich an, vielleicht haben ihm andere User mal ihre Erfahrungen bei Fehlanpassungen
geschildert.
Gruß P.
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Ich würde mal ganz gewagt behaupten dass das etwas vom Verstärker abhängt.
Das der Ausgangsübertrager ja nur die Impedanz der Box hoch transformiert wird bei einer Überanpassung die Last welche die Röhren primärseitig am Übertrager sehen erhöht.
Je nach dem wie die Betriebsspannung und die resultierende Last sich verhalten kann es also funktionieren, vieleicht sogar interessant klingen, muss aber nicht.
Was man also in die Überlegung mit einbeziehen sollte ist:
- Wie hoch ist die Betriebsspannung?
- Welche Impedanz hat der Übertrager primäseitig bei optimaler Anpassung.
Dann kann man sich das Übersetzungsverhältnis ausrechnen, mit dem Übersetzungsverhältnis kann man ausrechnen welche Last sich primärseitig am Übertrager einstellt wenn man eine 4, 8, 16 Ohm Box an den 4, 8, 16 Ohm Ausgang anschließt.
Nun nimmt man das Datenblatt der verwendeten Endröhre, zieht die Lastgerade für z.B. 16 Ohm Box am 4 Ohm Ausgang und schaut ob man sich bei seiner Betriebsspannung damit noch im grünen Bereich bewegt.
Pauschale Aussagen dazu kann man glaube ich schwer machen.
Schönen Gruß
Mathias
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Mojn,
Es hängt AFAIK auch von der Bauart ab. Kalt gebiaste und stark gegengekoppelte Verstärker (Fender) sollen mehr wegstecken können als heiß gebiaste (Marschälle) oder gar kathodengebiaste und wenig oder garnicht gegengekoppelte (Vöxe). Auch die Qualität des AT spielt eine Rolle, Herr Reußenzehn hat einmal behauptet, man könne seine Guitar Slave auch ohne Last betreiben.
Beim Fender Hot Rod und Silverface Twin Reverb weiß ich, dass eine Fehlanpassung eine Stufe drunter oder drüber völlig unproblematisch ist. Andere habe ich nicht systematisch durchprobiert ;D
ne schöne Jrooß, Mathias
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Danke erstmal soweit.
Welche Bauteile werden denn bei einer Unteranpassung am ehesten bzw. meisten beansprucht?
Kann man das generell beantworten oder ist das auch noch mal unterschiedlich?
Gruß Otto
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Hallo Otto,
wenn dein Verstärker für 8 Ohm ausgelegt ist und die Box 4 Ohm Impedanz hat, dann leidet der Verstärker. Mit einer 16 Ohm Box wird das Ganze nur leiser, aber ungefährlich.
Korrigiert mich falls ich falsch liege ;)
Hier ein sehr 'aufschlußreicher' Artikel darüber ??? :http://www.wer-weiss-was.de/theme59/article1619431.html
Gruß, Alex :bier:
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Amp auf 8 Ohm, Box 4 Ohm --> Schlecht. Röhren werden überbeansprucht.
Amp auf 8 Ohm, Box 16 Ohm --> Kein Problem: Röhren werden nicht so stark belastet, Selbstinduktion ist kein Problem. Die wird erst ein Problem, wenn die angeschlossene Last viel größer ist als sie sein sollte.
Lg Stefan :)
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Hallo
Das seh ich ganz genauso so wie turbino/ Kramusha. Wers trotzdem so betreibt wie teilweise oben beschrieben sollte es auf eigene Gefahr tun und
nicht als unbedenklich weiterempfehlen. Gruß aus Hamburg --.-loco :guitar: :guitar:
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Für Dobse's und Loco's These spricht noch das für alle Boogies erhältliche Mesa Manual.
correct Match und safe mismatch!
zum gucken einloggen!
oder hier suchen -> http://www.mesaboogie.com/manuals/Road%20King.pdf
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@turbino:
So wie ich das überblicke, differenziert der Artikel nicht zwischen Röhren und Transen Verstärkern. Da bestehen aber fundamentale Unterschiede.
Gruß Zakk
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Hallo,
So wie ich das überblicke, differenziert der Artikel nicht zwischen Röhren und Transen Verstärkern. Da bestehen aber fundamentale Unterschiede.
Völlig korrekt! Wenn man den Artikel bei "wer-weiss-was.de" liest, wo teilweise so ein Käse geschrieben wurde, da weiß man dieses Forum zu schätzen ... ;D
Ich stimme ebenfalls den Meinungen von Kramusha/turbino und loco zu! Über Fehlanpassung ist über die SuFu sicher noch mehr im TT-Forum zu finden - das Thema wurde bereits des öfteren behandelt!
Gruß - Bernd
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Bei Unteranpassung steigt der Stromfluss im Übertrager und durch die Endröhren um bis zum 1,4-fachen des üblichen Wertes pro Step Missmatch an. Das verschleisst die Endröhrenkathoden schneller und kann die dünnen Primärwicklungen des Übertragers überlasten.
Bei Überanpassung wird zwar der Stromfluss zwischen Kathode und Anode innerhalb der Endröhren reduziert, jedoch nimmt nun das Schirmgitter erheblich mehr Elektronen auf, was zu dessen Überlastung führen kann. Ferner kann dies in Extremsituationen zu Spannungsüberschlägen innerhalb der Endröhren im Pinbereich und an der Röhrenfassung führen.
Auch wenn andere Missmatch schon seit Jahren problemlos praktizieren und Herr Smith hierzu zumindest teilweise anderer Meinung ist, kann ich von Missmatch nur abraten - egal ob Missmatch nach oben oder unten! Insbesondere auch deshalb, weil selbst 'korrekte Anpassung' bereits Missmatch genug ist ;) Warum?
Weil kein Lautsprecher einen über sein gesamtes Frequenzband ebenen Verlauf der Impedanz aufweisst! Bei der Resonanzfrequenz ist die Impedanz ca. 3-5 Mal höher, als die Nennimpedanz, die gewöhnlich bei 400Hz gemessen wird. Von dieser Frequenz an steigt auch die Impedanz jedes Speakers kontinuierlich mit steigender Frequenz weiter an und hat bei 3kHz ca. den doppelten, bei 10kHz ca. den dreifachen Wert der Nennimpedanz erreicht.
Übrigens: Auch ich hatte früher auf die Frage nach zulässigem Mismatch etwas sorglos geantwortet mit in etwa: "Ein Step Missmatch nach oben oder unten verträgt jede gesunde Röhrenendstufe!" Habe mich inzwischen hiervon aber weit distanziert!
Larry
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Hätte mich gefreut wenn jemand meienen Beitrag kommentiert hätte ob ich nun richtig liege oder nicht, leider geschieht dies irgendiwe selten... :-\
Gruß
Mathias
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Hallo
dein Beitrag ist völlig korrekt. Es ist im Einzelfall mit Arbeitspunkt und Lastgerade auszutesten, was eine Unteranpassung in Bezug auf Röhrenbelastung bewirkt. Solange die mittlere Anodenbelastung unter der zulässigen bleibt, ist alles OK. Was es den Übertrager und en Draht bewirkt betrifft, sei folgendes gesagt: Es kommt auch hier auf den mittleren Strom an, nicht auf Spitzenströme. Eine unteranpassung um den Faktor 2 bewirkt eine Stromzunahme von etwa 1,4fach, das stimmt soweit. Aber der Draht sollte das gut verkraften, denn ein mittlerer Strom von 100mA erfordert z.B. 0,22mm Draht, mit dem 1,4fachen Strom kommt man auf 0,26mm. Nun wird ohnehin 0,25er Draht aufgezogen sein. Der AÜ wird es, wenn passend gewickelt überleben.
Ich würde das ganze aus einem anderen Grund nicht machen. Der verstärker geht mit Unteranpassung früher in den B-Betrieb, falls er AB ist und wenn er A ist, war er das gewesen, er ist nun AB. Bei pentoden kommt noch hinzu, dass man eventuell sogar weniger Leistung durch Unteranpassung bekommt, da sie bei einem bestimmten Ra ein Leistungsoptimum haben, das sehr schmal ist.
Viele Grüße
Martin
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N'abend
dankeschön so ist dann nun ja auch wesentliches zusammengebracht was man wissen sollte wenn man mit Fehlanpassung arbeiten will.
Die Frage fällt recht schnell wenn man durchscheinen lässt daß man sich etwas mit Elektrotechnik auskennt, daher auch das bestimmte Interessen ob der Richtigkeit meiner Aussage die ich dann doch recht pauschal fallen lasse.
Daß es in der Regel nix bringt einen Verstärker außerhalb des Bereiches zu betreiben für den er bestimmt ist bleibt der Erkenntnis eines jeden für sich selbst überlassen.
Da ich persönlich auch auf Klänge außerhalb der Norm abfahre nehme ich mich nicht aus damit auch zu experimentieren solange man nichts kaputt macht.
Schönen Gruß
Mathias
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Hallo
Welche Anpassung die richtige ist die selbe Frage, wie diejenige, welcher Ra der richtige ist. Für Hifi gilt dabei die Faustregel Ra=Ua/Ia bzw. Ra=0,15*Ri bei Pentoden und Trioden Ra=2...3xRi. Nun sind das keine Wissenschaftlichen Formeln die die Verstärker beschreiben wie sie sind, es sind Empfehlungen darüber, wie ein guter Hifi-Verstärker zu bauen ist. Wenn das Ziel nicht Hifi ist, dann ergeben sich auch andere Konstruktionsregeln. Ein angenehm zerrender Triodengegentakter kann z.B. sehr gut mit Ra=Ri angepasst werden. Er gibbt dann auch sein Leistungsmaximum ab und der geradzahlige Klirr niedriger Ordnung dominiert sehr stark.
Viele Grüße
Martin
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Mahlzeit,
eine Aussage ist mir etwas schleierhaft. Scheinbar steh ich grad aufm Schlauch:
Eine unteranpassung um den Faktor 2 bewirkt eine Stromzunahme von etwa 1,4fach, das stimmt soweit.
Röhren haben doch den Strom als Ausgangsgröße. Somit bleibt der doch bei selber Steuerspannung derselbe, nur die Spannung wird weniger...
Was verraffe ich hier grade?
Gruß
Frederik
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Hallo
Viel zu einfach gedacht!
Wir müssen zunächst mehrere Werte unterscheiden. Zunächst den Ruhestrom, den die Röhre zieht wenn kein Signal anliegt.
Dann den Maximalstrom der fließt, wenn das Gitter maximal positiv ist. Dieser Wert ist eine punktuelle Momentangröße. Drittens der mittlere Strom, der keine Momentangröße in einem Zeitpunkt ist, sondern das Mittel des Stromes über mindestens eine Periode der Steuerspannung hinweg ist.
Je nach Betriebsart A, B und AB verhalten sich diese drei Größen verschieden zueinander. Ich habe schon mehrfach hier im Forum erklärt wie, strenge bitte die Suchmaschine dazu an. Willst du es nicht hier lesen, sondern aus gesicherter Quelle, dann lade dir doch das Radiotron Designer's Handbook bei Pete Millet herunter, das ist das Standardwerk. Alternativ ist auch Otto Diciols NF-Verstärker Praktikum zu empfehlen. Wenn du Probleme beim verständnis bestimmte Textpassagen hast, dann poste hier nochmal mit genauem Hinweis auf die entsprechende Stelle, wir besprechen das dann genau.
Viele Grüße
Martin
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Guten Morgen,
wow, das ist doch mal ne Ansage. Vielen Dank für die Tipps und deine Hilfsbereitschaft.
Dann werd ich mich mal ans Studium machen...
Bis demnächst,
Frederik