Hallo Forum,
ich mache mir gerade intensiv Gedanken (erstmal Theorie) über die Trafoauslegung für eine PP-AB-Endstufe mit 2 6L6GC. Hintergrund: Ich habe Silvester meinen ersten Röhrenamp erfolgreich fertiggestellt, ist ein Madamp A15. Klingt im Wohnzimmer und für sich alleine im Proberaum auch super, hatte beim ersten Test mit der Band aber zu wenig Druck und Definition - läuft halt doch zu sehr im Grenzbereich.
Jedenfalls habe ich mir in den letzten 3-4 Tagen den Wolf gelesen und bin mir nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe. Ich rede also mal los, bitte korrigiert mich, wo ich's nicht verstanden habe (ich benutze für meine Beispiele mal die Werte, die ungefähr in meinem Blues Deluxe vorherrschen, B+ 425V, ca. 40W Ausgangsleistung, Solid-State-Gleichrichtung):
1. Erstmal die HV-Spannung:
Die Spannungsangaben, ist das die Leerlaufspannung (also, Leerlauf des Trafos), oder ist das Betriebswert? Beispiel: 300V sekundär -> kommen da (im Amp-Leerlauf) auch ~425V nach (SS-)Gleichrichter + Ladeelko raus? Ich hab da öfter was von Faktor 1,2 gelesen, was ist da richtig? Oder ist ein Einknicken auch nochmal von der Leistungsauslegung des Trafos abhängig?
2. Leistungsauslegung des Trafos:
Kann ich komplett über die Summe aller Ströme ausrechnen oder abschätzen. Beispiel: Wenn am Ende um die 40 W am Lautsprecher umgesetzt werden sollen, muss die HV-Wicklung das minimum auch liefern können; dazu Reserve, schließlich kann der Amp auch mal ordentlich übersteuert gefahren werden, ich habe hier einen Sicherheitsfaktor von 2 bis (besser) 2,5 herausgelesen. Am Beispiel 40W: Sekundärwicklung rund 100VA, dazu Heizung und BIAS-Wicklung. Wenn ich die Röhren mit Ua=425VDC betreiben will, brauche ich eine HV-Wicklung, die bei 300VAC (effektiv) rund 330mA (AC, effektiv, sagen wir vereinfacht 300mA) liefern kann?
3. Center Tap oder nicht:
Grundsätzlich habe ich ja die Wahl zwischen einem CT-Trafo a la Hammond, einfacher oder doppelter HV-Wicklung. Center-tapped heißt Gleichrichtung mit zwei Dioden, CT auf Masse. Im Beispiel: 300-0-300, jede Wicklung muss 300mA (AC) liefern.
Alternativ 150-0-150/300mA, CT ignorieren / isolieren (?), Außenanschlüsse nutzen (=300V), Gleichrichtung mit Graetzbrücke, jede Wicklung muss immer noch 300 mA (AC) liefern können.
Möglichkeit 3: Trafo mit zwei diskreten Sekundärwicklungen, z.B. 2x 300V/150mA, Wicklungen phasengleich parallelschalten, macht 300V/300mA (AC).
Ungenutzte Wicklungen:
zum Beispiel 5V Heizung, die nicht gebraucht wird. Was passiert damit? einfach offen lassen, dem Trafo schadet das nicht?
Zum Schluss:
Ringkerntrafo:
Kann mir jemand was darüber erzählen? Ich kenne traditionell aus Röhrenamps nur dickes, schweres, eckiges Eisen. Haben Ringkern-Netztrafos neben dem Vorteil des geringeren Gewichtes und Streufeldes auch Nachteile gegenüber "klassischen" Trafos?
Das war jetzt recht lang, habe ich das soweit richtig begriffen, oder bin ich da größeren Irrtümern aufgesessen?
vielen Dank schon mal und viele Grüße
Nils
