Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Erfahrungsbericht Ted Weber Revibe (Fender Tube Reverb Clone)

  • 5 Antworten
  • 7132 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline revolutz

  • Full Member
  • ***
  • 64
Hallo,

da ich nun schon zwei Revibes von Ted Weber aufgebaut habe und denke dass es für den Einen oder Anderen (vielleicht ja auch die Eine oder Andere) ein sehr interessantes und lohnenswertes Projekt sein könnte möchte ich hier mal Alles schildern was mir so in Erinnerung geblieben ist.
Eins vorweg, es ist kein richtiger Bausatz sondern eine Teilezusammenstellung mit vorgefertigtem (gebohrt und bedruckt) Chassis. Soll heißen es gibt nur Bauteile, Schaltplan und Verdrahtungsplan, also keine Schritt für Schritt Anleitung. Von daher nichts für Anfänger.
 
Bestellung:
Die Teile gibt’s nur in Amerika und von daher müssen sie auch von dort eingeflogen werden. Die Bestellung an sich war kein Problem, aber der Schreck als ich einen Blick auf die Versandkosten geworfen habe war gewaltig. Über 200,-€ Versandkosten für 2 Bausätze + 2 Cabinets. Nöö, so nicht dachte ich und habe zumindest die Cabinets abbestellt – kann man ja auch für relativ wenig Geld gut selber bauen. Jetzt waren es noch irgendetwas um die 100,-€. Für die Höhe der Versandkosten kann der Anbieter allerdings nichts. Er ist auch frustriert.
Der E-Mail Kontakt ist freundlich und die Bestellungsänderung war kein Problem.
 
Die Bauteile:
Bei Bestellung kann man angeben ob man statt der normalen C’s lieber Malory oder orange Drops haben möchte. Ich hab die Malory genommen weil ich mir dachte dass sie sich besser verbauen lassen als die orange Drops. Zwei der C’s waren nicht als Malory lieferbar und beim Löten hat es auch gleich mal einen davon entschärft (bei Dirk gibt’s die auch als Malory). Die 230V Anschlussleitung ist nur für Amerika, da muss man sich etwas Neues kaufen. Ich habe einfach eine 3m Verlängerung im Baumarkt gekauft und die eine Seite abgeschnitten. Das Pilotlämpchen ist von wirklich schlechter (Plastik) Qualität. Die Netzteil Elkos sind auch nicht die besten. Die Hallspirale ist eine Accutronics mit 2 Federn. Ich war erst enttäuscht, doch nachdem ich mal eine mit gleichen Werten aber 3 Federn angeschlossen habe weiß ich warum es eine mit 2 Federn ist. Die Spirale mit 3 Federn ist zu viel des guten. Es kommt nur noch ein mords Hall-Brei aus dem Gerät.
Die Widerstände sind OK. Die Platine auch.
Im Chassi sind zwei Bohrungen zu klein und zwei Bohrungen fehlen schlichtweg (fehlen ach auf der Platine). Ist nicht schön, aber es gibt Schlimmeres und ne Bohrmaschine hat ja wohl fast Jeder. Das Chassis ist schön bedruckt aber an einigen Stellen geht der Druck schon etwas ab. Naja, da schaut man sowohl im Proberaum als auch Live eher selten genau hin.
Man kann übrigens auch die Farbe des Chassis wählen. Und Wenn man ein Cabinet dazu nimmt gibt es diese Auch in verschiedenen Farben.

Der Aufbau:
Beim Bestücken der Platine sollte man darauf achten die Löcher für die Befestigungen weiträumig zu umbasteln damit die Schrauben nicht die Bauteile zur Seite drücken. Beim zweiten Aufbau war ich dann schlauer ;-)
Es ist eine ganze Menge los auf der Platine, aber aufgrund der großen Nieten wird es selten eng.
Benutzt man das alternative Masseschema (alles an eine Stange am Minus der Netzteil C’s), so kann die Hälfte der Masseleitungen schön auf der Rückseite der Platine verlegt werden.
Welches Masseschema das bessere ist…??? Keine Ahnung. Im Plan steht das gerade beschriebene sei besser, mein Röhrenspezi sagt das eigentlich vorgesehene mittels Masseplatte hinter der Frontseite währe besser. Bei mir isst das Auge etwas mit und so war mir die Idee alles an die Frontplatte zu löten eh ein Dorn im Auge.
Wenn die Massen am Minus der Netzteil C’s zusammengeführt werden, dann bedarf es noch Isolierscheiben für die Klinkenbuchsen. Kosten ein paar Cent.
Die Netzleitung sollte gleich hinter der Zugentlastung abisoliert sein, da sie sonst die Platine nach oben verbiegt.
Überhaupt geht alles sehr eng zu. Ist die Platine erst mal im Gehäuse und verdrahtet sollte sich kein Fehler mehr auf ihrer Unterseite befinden ;-)
Das verdrahten im Gehäuse geht besser als gedacht, aber es ist viel zu wenig Draht der gleichen Farbe beigelegt.
 
Probleme in der Schaltung:
Ich hatte es ja mal gepostet, das Vibrato setzt nach Betätigung des Fußschalters erst langsam ein. Das ist zum Live spielen nicht tragbar. Auf eine Anfrage bekam ich die Antwort dass das nicht so sein darf. Ich bin dann die Schaltung mit meinem Röhrenspezi durchgegangen und es kann gar nicht anders sein, da sich die Schaltung aufgrund einiger RC-Glieder erst einmal einschwingen muss und wenn man sich die Zeitkonstanten durchrechnet kommt man genau auf diese paar Sekunden.
Ich habe aber eine Lösung parat: Den Fußschalterkontakt einfach an den rechten Anschluss des „Intens“ Potis löten. Jetzt schwingt die Schaltung konstant und nur der Ausgang der Schwingstufe wir mittels Fußschalter auf Masse gezogen. Funktioniert prima.
Des Weiteren hatte ich beim zweiten Gerät ein periodisches Knarzen. Da hat sich beim Löten wohl der C21 (0,001u)  verabschiedet. Das Gerät funktioniert auch ohne aber ich werde natürlich noch einen Neuen einbauen.
Das Brummen von dem ich in einem Post sprach war wohl eine Einstreuung von meinem schlechten Stromnetz und auf die Minderwertigen Netzteil C’s zurückzuführen.
Das zweite Revibe habe ich schon mit schönen dicken, teuren Netzteil C’s ausgestattet und da brummt nichts mehr. Hoffe ich jednefalls daß es daran liegt.
 
Das Gehäuse:
Jeder der schon einmal ein Verstärkergehäuse gebaut hat und weiß wie man Tolex auf Holz klebt sollte ein schönes Gehäuse zustande bekommen. Ich habe zwei verschiedene Tolex’s bestellt und war über dieses dicke Gummiartige erst sehr erschrocken. Ich hab vorher nur mit Ponal und recht dünnem Kunstlederartigen Tolex gearbeitet und hatte etwas Angst. Also Pattex gekauft und mal sehen…
Es hat sich tatsächlich schwieriger Verarbeitet, aber das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen.
Für ein Gehäuse habe ich ca. 100,- bezahlt. Wenn man preiswerteres Tolex und Bespanngitter nimmt wird es sicher auch noch mal preiswerter. Das Holz inkl. Zuschnitt ist dabei das billigste. Wer noch keine hat, dem empfehle ich eine Oberfräse. Die Arbeit damit war wesentlich einfacher als ich gedacht hab und sooo viel Dreck hat es auch nicht gemacht. Man kann damit nicht nur die Kanten runden, sondern auch seine unsauberen Stichsägearbeiten geradebügeln.

Ein paar Bilder:







 
Klang:
Ich bin glücklich nun endlich einen vernünftigen Surf Sound zu haben. Der Hall "platscht" bei aufgedrehtem Dwell etwas weniger als das Fender Original, aber das stört mich nicht. Das liegt sicher daran daß eine Hallspirale mit zwei Federn verbaut ist. Der Gitarrensound legt sich wunderbar breit in den Raum. Das Tremolo ist Butterweich und klingt sehr sehr schön. Natürlich lässt sich damit kein Signal „zerhacken“ aber dafür brauch ich auch kein Röhrentremolo, da macht ein Transistor bessere Arbeit.
Ich habe auch eine Hallspirale mit drei Federn ausprobiert, aber das ist absolut zu viel des Guten. Damit ließ sich kein vernünftiger Sound erzeugen.
Bei angeschlossenem Fußschalter kann es zu Störgeräuschen und Brummen kommen. Hier fängt sich das Gerät über die lange Fußschalterleitung wohl so einiges an Schmutz ein. Ich werde das bei Gelegenheit mit einer kleinen Relaischaltung lösen.

 
Fazit:
Wer schon immer einen Fender Tube Reverb bauen wollte der sollte sich das Teil mal näher anschauen. Der Aufbau macht Spaß und das Ergebnis ist jeden Cent wert. Ich habe jetzt insgesamt ca. 450,- (inkl. Versand, bessere C's, Baumaterial fürs Cabinet) für ein komplettes, fertiges Gerät bezahlt und habe zusätzlich zum Hall noch ein wirklich gut klingendes Röhrentremolo an Board. Zum Vergleich: Das original von Fender (ohne Tremolo) kostet ca. 700,-€.
Für jemanden der gern bastelt ist dieses Projekt zur Abwechslung mal ein Röhrenselbstbau bei dem man tatsächlich sparen kann.
Für alle die es einfacher haben wollen gibt es dieses Teil noch mit optischen Tremolo (wesentlich einfachere Schaltung) und ohne Tremolo (noch "einfacher" aufzubauen). Wer schon ein, zwei Amps gebaut hat sollte damit zurecht kommen.
Das Revibe ist dagegen eher etwas für Leute die schon länger dabei sind bzw. Erfahrungen im Aufbau etwas komplexerer Geräte haben. Hier geht es einfach sehr eng zu und die Schaltung ist recht komplex.

Viele Grüße aus Berlin,

Lutz
« Letzte Änderung: 25.08.2009 17:36 von revolutz »

*

Offline cathode

  • Starter
  • *
  • 5
Hallo,
ich habe mir bei Weber ein Revibe bestellt (allerdings nur die Trafos, Choke, Cassis und einige Bauteile wie Potis, NTC, Gleichrichter, die entweder schwer zu bekommen sind oder vom Typ nicht näher beschrieben sind).

Mir machen die zwei Massen (PE und DC Massebus) noch Sorgen und ich habe da ein paar Fragen:
A) Hast Du mal zwischen PE des Netzkabels und der Masse vom Gleichspannungskreis gemessen? Wie groß ist der Spannungsabfall? Kann man da 'was messen?
B) Du schreibst, die Klinkenbuchsen würden mit Scheiben vom Gehäuse isoliert. Nimmst Du einfache Plastik Unterlegscheiben, oder gibt es auch ein spezielles Set im Handel (eine einfache Unterlegscheibe und eine Scheibe, die innen etwas dicker ist), mit dem die Klinkenbuchse im Gehäuseloch zentriert werden kann, damit der Kontakt zum Chassis sicher ausgeschlossen werden kann? Ich hoffe, Du weißt was ich meine...
C) Glaubst Du, dass die langen Masseleitungen, die am Minuspol der Eingangs-Elkos zusammengeführt werden, die beste Lösung ist? Ich denke darüber nach, einen nicht isolierten Massebus durch das Chassis zu führen und dort die Massepunkte zu kontaktieren. Ist Deiner Meinung nach die Schaltungs so empfindlich, dass Probleme zu erwarten sind?

Weber wird mir zwar ein Eyelet Board mitschicken, aber ich denke, ich werde es als Turret Board kopieren oder umdesignen. Ich habe schon mit beiden Techniken gearbeitet, und Turrets gefallen mir wesentlich besser, weil man sauberer arbeiten kann.

Beste Grüße

Carsten

*

sjhusting

  • Gast
Weber wird mir zwar ein Eyelet Board mitschicken, aber ich denke, ich werde es als Turret Board kopieren oder umdesignen. Ich habe schon mit beiden Techniken gearbeitet, und Turrets gefallen mir wesentlich besser, weil man sauberer arbeiten kann.

Die Revibe Idee und Schaltung stammt eigentlich von Doug Hoffman. Auf sein Site findest du den Turretboard layout (http://www.el34world.com/schematics.htm - such fuer 'Revibe')  und er verkauft gebohrt Turretboards dafuer (http://www.hoffmanamps.com/MyStore/perlshop.cgi?action=template&thispage=BoardBuilding&ORDER_ID=876476562) sowohl einige nutzliche Information dazu. Falls du ein von Doug's boards kaufst; kauf gleich die Turrets dazu, weil sein boards sind fuer sein Turrets gebohrt, und die sind custom-Anfertigungen fuer ihn, und eine kleinere Durchmesser haben als anderen. Falls du dein eigene Board machen willst, die "Layout Diagram 2" funktioniert 1:1 als Bohrschablone; weil es ist ein Nebenprodukt seine CNC Board-Production.

Ich habe hier 2 Weber Revibe Chassis und 2 Hoffman boards; es fehlt nur die Zeit.

Tip fuer tweed chassis cutouts: wenn du die 90-grad Winkeln nicht willst, dann ein entsprechen grosse Lochsaege funktioniert wunderbar. Danach connect-the-dots (holes)

steven

*

Offline cathode

  • Starter
  • *
  • 5
Die Revibe Idee und Schaltung stammt eigentlich von Doug Hoffman. Auf sein Site findest du den Turretboard layout (http://www.el34world.com/schematics.htm - such fuer 'Revibe').
...
Tip fuer tweed chassis cutouts: wenn du die 90-grad Winkeln nicht willst, dann ein entsprechen grosse Lochsaege funktioniert wunderbar. Danach connect-the-dots (holes)

Die Version von Dough Hoffmann hatte ich schon entdeckt. Ich war nur davon ausgegangen, dass sein Revibe eine Variation vom Weber Revibe ist und nicht umgekehrt.
Die Art wie Dough den DC Massebus verlegt finde ich deutlich vertrauenserweckender als beim Weber revibe. Allerdings halte ich nix davon, die Elkos mit Silikon an die Chassiswand zu kleben.
...muss halt noch einmal drüber nachdenken.

Nochmal zur Schaltung:
Um die Klinkenbuchsen gegenüber dem Chassis zu isolieren, könnte man evtl. auch auf die schwarzen gekapselten von Switchcraft zurückgreifen mit vernickelter Mutter (damit es nicht so auffällt), anstatt die offenen mit Plastkscheiben zu modifizieren. Die Chinchbuchsen für den Reverb braucht man nicht zu isolieren, oder?
 
Die Tweed chassis cutouts: Du meintest sicherlich die beiden Cabinets von Lutz, oder?
Ich plane tatsächlich, den Revibe in ein Tweed cabinet zu bauen. Die Maße dafür stammen vom aktuellen Fender 63 Tube Reverb.
Im letzten Sommer habe ich beim Tischler die 12 Bretter für den Revibe und zwei 10" Chassis aus Kiefer hobeln und zusägen lassen. Ein Champ (5F1-A) ist fertig. In das andere Cabinet soll ein Tweed Harvard rein (5F10) (5F2 Chassis auch schon erweitert).

Ich denke, wenn ich mit dem Revibe Projekt richtig beginne, mache ich mal einen eigenen Thread auf, um den Werdegang zu dokumentieren...

Carsten

*

Offline drybone

  • Newbie
  • *
  • 1
Hi!

Bisher war ich nur mitleser, da ich mich jetzt aber an ein Revibe gewagt habe und Probleme auftauchen poste ich jetzt auch mal was.

Habe nicht den Bausatz von Weber benutz, sondern mir die Teile selbst zusammengestellt. Jetzt hat sich folgendes Problem aufgetan: Hall funktioniert, wie er soll, aber beim Vibrato vibriert nichts. Bin die Schaltung und mein Board nochmal akribisch durchgegangen und kann einfach keinen Fehler finden. Als Kathoden-Kondensatoren habe ich allerdings bei V5 die 25/25 BP von T*D benutzt. Kann es an der Bipolarität liegen, daß da nichts schwingt?

Würde mich über Tipps freuen.

Wolle!

*

Offline cathode

  • Starter
  • *
  • 5
Als Kathoden-Kondensatoren habe ich allerdings bei V5 die 25/25 BP von T*D benutzt. Kann es an der Bipolarität liegen, daß da nichts schwingt?

Ich geh nicht davon aus. Sollte auch mit diesem Kondensator funktionieren. Bei Hoffman Amps gibts eine Revibe Layout Datei mit gemessenen Spannungen (http://www.el34world.com/Hoffman/images/RevibeOld.gif). Die Version stimmt allerdings nicht 100% mit der Weber Version überein. Vielleicht kannst Du diese Messwerte grob mit Deinen Spannungen vergleichen, um auf den Fehler zu kommen.

Viel Glück