Hallo
Heute ist, nach gut 10 Monaten "Bauzeit" eine Gitarre - für mich - der besonderen Art ihrer Fertigstellung sehr nahe gekommen; nahe deshalb, weil fast bei jedem Bauschritt dieser Gitarre etwas schiefging.
Der Beginn des Zusammenbaus liegt im Juli 2010 und begann mit einem Korpus, den ich schon vor etlichen Jahren für unter 20 Euro auf ---- ersteigerte. Die Gitarre sollte die erste Hammerschlaglackierung bekommen, an welcher ich auch einige Male danach noch kläglich scheitern sollte.
Nun gut. Fotos gibt es kaum, eben nur vom "fertigen" Objekt, daher ein wenig Text, soweit meine Erinnerung noch funktioniert.
Es fing an mit der Lackierung des Bodies mit Hammerschlag einer bekannten Marke, die man sehr häufig findet und wurde mit dem Pinsel aufgetragen, u.a. weil der Hammerschlag eh noch verläuft und die Struktur sich nach einigen Tagen bildet.
(Lackierung)
Durchgang 1 ...
Die erste Lackierung war top - als ich einige Tage später den Korpus anhob, um einen genauen Blick draufzuwerfen, traute ich meinen Augen kaum: wer hatte die Fingerabdrücke hinterlassen? Nun, Lack runter (mit Spachtel und Schleifpapier) und auf ein Neues.
Durchgang 2 ...
Die zweite Lackierung wurde noch im Auftrag von einem unserer beiden Hunde "Clapton" ad absurdum geführt: als Rasse ein Mischling aus Border und Berner, sind diese in der Lage schon im Vorbeigehen Hundehaare zu verlieren, die sich zuweilen dann in Höhen wiederfinden, die deutlich oberhalb der Schulterhöhe liegt. Nun, sei es drum, Lack runter ...
Durchgang 3 ...
Lackierung ok, aber, angesichts des Stresses zuvor (der danach kommen sollte, war deutlich größer, aber ...), draufgelassen. Nach gut zwei Wochen dachte ich, einmal einen Blick draufwerfen zu müssen - schlecht. Das Produkt hat offensichtlich eine Trocknungszeit von weit oberhalb zwei Wochen - dachte ich. Also, Lack runter ...
Durchgang 4 ...
Die Qualität hinsichtlich des Aussehens rückte bei diesem Durchgang schon in den Hintergrund. Die Struktur, welche sich gebildet hatte, war annehmbar, wenngleich auch nicht mehr so schön. Clapton verewigte noch ein Haar am Body - hätte ich so gelassen, wenn ich gewusst hätte, das wir ihn wenige Wochen später verlieren - und schwenzelte auch sonst gern in der Nähe des Bodies rum.
Der Versuch, die Struktur - und das Haar - mit Klarlack rund 4 Wochen nach der Lackierung zu verewigen, änderte mit einem Desaster ... also, Lack runter ...
Durchgang 5 ...
Gefrustet und angenervt, entschloss ich mich, meine Aufmerksamkeit den Stratbausätzen zu widmen und nutze den Body und seine Lackierung als Objekt des Tests und arbeitete mit Beize und Lacken auf ihm ... bis meine Lebensgefährtin der Meinung war, dass der Korpus so schlecht aussieht, dass es schon wieder genial ist. Also, "Lack" draufgelassen.
(Hals)
Die Entscheidung einen Jackson-style Hals zu verwenden, kam durch die Fräsungen und den Einsatz eines FR-Tremolo. Warum auch nicht? Also, einen Hals gesucht und geordert. So weit, so gut, nur, dass der Hals 24 Bünde aufwies ... der Body sich aber, egal, wie man nun Maß nahm, nur für 22 Bünde eignet. Aber, wir sind ja DIYer ...
Durchgang 1 ...
Um Passgenauigkeit zu erreichen, musste vom Halsfuß etwas abgenommen werden - kein Problem. Gesägt und ... naja ... anpassen geht nicht - erstmal den Lack aus der Halsfräsung; ich wusste doch, ich hatte was vergessen, was mit Klebeband und abkleben zu tun hat. Hals an die Seite gelegt und - klack - Überstand vom Griffbrett abgebrochen ... super.
Durchgang 2 ...
Nachdem die Halstasche ausgeschliefen war, konnte ich den Hals anpassen. Gemessen (Mensur) und hm ... ja, Glück gehabt. Bohrlöcher angezeichnet, gebohrt und ... super. Hals festgeschraubt, gemessen ... hm ... naja, wird knapp, aber wir können ja noch die Saitenreiter einstellen.
Durchgang 3 ...
Um das Tremolo und den Humbucker einzusetzen, entschloss ich mich, eine tiefe, eine hohe E-Saite zu spannen. Ging auch, nur, dass der Hals irgendwie winklig drinsaß - Hals runter, Bohrlöcher verschlossen, nochmal gemessen, angezeichnet, Hals drauf.
Durchgang 4 ...
Das Spannen der Saiten zeigte, der Hals sitzt gut, allerdings konnte zwischen Saiten und Body auch ein Fallschirmspringer springen - da war noch was ... also, an einer Strat mit Pickguard gemessen und - stimmt. Der Halsfuß muss flacher sein oder die Halstasche tiefer.
Durchgang 5 ...
Halsfüße mit Schleifpapier zu bearbeiten, um 2mm abzunehmen, ist eine Sauarbeit. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und maß gefühlte 423489573948573948645mal an anderen Hälsen, Halstaschen, Abständen zum Body usw. Zuletzt hatte ich das errechnete / gemessene Maß. Hals eingesetzt.
Schließlich kümmerte ich mich noch um das abgebrochene Stück Griffbrett, verkürzte auf 22 Bünde und leimte es an - klappte. Viel zu gut, was mir verdächtig erschien, warum auch nicht.
(FR-Trem)
Das FR Trem wollte ich haben, weil der ehemalige Besitzer eine wirklich schöne Fräsung mit freier Hand erzeugt hatte ... wahrscheinlich mit dem Dremel am Ende eines 2m-Besenstiels befestigt - das hätte selbst ich besser hinbekommen.
Durchgang 1 ...
Bolzenlöcher verschlossen und neu angezeichnet - vorher gemessen, rund 103484947843mal. Sehr gut. Oder nicht. Meine Standbohrmaschine läßt genau 5 mm Freiheit vermissen, damit ich die Bolzenlöcher bohren kann - hätte ich sie doch nur gelassen. Also gut, hilft nix - entweder zur Tischlerei oder Bohrständer mit Akkuschrauber.
Bis ich die Konstruktion fertig hatte, hatte ich auch wohl vergessen, welche Markierung den Mittelpunkt für die Bolzenlöcher darstellt, wie ich heute merken sollte.
Tremolo drauf und ... tja, da hätten wir die Fräsung wohl selber noch etwas vergrößern sollen ... Tremolo runter, Bolzen raus.
Durchgang 2 ...
Die Fräsung mit dem Dremel etwas vergrößert und mit etwas Fase versehen. Tremolo drauf und ... tja, das sollte eigentlich tiefer ... hm ... mal sehen, sitzt aber wenigstens.
Federn und Halteblech noch montiert, klasse.
(Elektrik)
Ich entschied mich erstmal für nur einen Humbucker am Steg und 'nen Poti, Buchsenblech für "Zargenmontage" geordert (LP-style), gleich noch 'ne Klinkenbuchse dazu (die schönen langen).
Durchgang 1 ...
Den Humbucker in die Öffnung gelegt und ... hm ... war da vorher keiner drin? Doch. Warum passt denn der nicht. Na gut, Dremel raus und Fräsung erweitert. Humbucker passt - super. So, Poti. Loch gebohrt und Poti nicht eingesetzt. Wo wohl das Volumenpoti vorher war?
Durchgang 2 ...
Also, die Fräsung im Elektrikfach auch noch vergrößern, damit der 16 mm Poti da auch hinpasst. Außerdem wollen wir ja auch noch die Drähte anlöten können. Fünf Minuten später ist alles klar, Potiachse durchgesteckt und Gitarre umgedreht ...
Durchgang 3 ...
... gesehen, dass die Potiachse auf einmal zu kurz ist. Mittlerweile zweifele ich an meinem Meßschieber, meinen Messfertigkeiten / -vermögen und einigen anderen Dingen. Also, Poti raus, Holzstärke gemessen und - ach ja, da hatten wir ja das alte Potiloch "geflickt". Dremel raus, vorsichtig gefräst und Poti wieder rein.
Die Position ist für mich denn dann auch perfekt geworden ... der Humbucker war dann zwar noch der Meinung, sich etwas zu versetzen, aber so langsam hatte ich dann auch die Nase voll - zwischen den einzelen Schritten lagen eh schon jeweils mehrere Tage und Wochen der Beruhigung.
Durchgang 4 ...
Klinkenbuchse und Buchsenblech waren schonmal der Meinung, unterschiedliche Durchmesser hinsichtlich der Bohrung aufzuweisen - was auch sonst (der Lieferant ist also hinsichtlich Zusammengehörigkeit der Teile auch nicht mehr das, was er mal war). Bohren? Nö, keinen Bock, erstmal schauen und richtig ... die lange Zargenbuchse passt gar nicht in die Fräsung ... auf Dremel habe ich aber keinen Bock mehr. So tief komme ich auch nicht. Switchcraft-Buchsen habe ich ja noch im Fundus ... oder nicht. 2003 waren auf jeden Fall noch welche in der Box, jetzt irgendwie nicht mehr.
Letztlich nahm ich die Buchse aus einem "Tretminen"-Bausatz und passte an (heute) ... passt. Strippen drangelötet, Humbucker an Poti, Strippen an Poti und Klinkenbuchse festgeschraubt ... ja, die Teile sind ja gebogen - aber nicht auf allen vier Seiten. Egal, das Material ist relativ weich und die Schrauben gequält.
(Saiten drauf)
Wer bis hierhin gelesen hat und glaubt, nun nimmt das Projekt noch einen guten Verlauf, irrt. Meine Freundin ist mittlerweile seit einigen Wochen der Meinung, was so schlecht in der Montage verläuft, muss dafür super klingen - ich nehm' 's vorweg: sie hat recht und wie.
Die Saiten sind drauf, ich stimme und bin recht zufrieden mit dem Grundsound, trocken, allerdings erscheint mir die Saitenlage ein wenig hoch - da war ja noch was mit der Höhe des Tremolo. Da ich aber die Bolzenlöcher nicht tief genug gebohrt habe, kann ich auch die Bolzen nicht weiter eintreiben, reinschrauben auch nicht. Also kürzen? Mal sehen. Erstmal spielen, dann Oktavreinheit einstellen.
Verstärkt höhrt sich das Ding wirklich super an.
Stimmgerät raus, Oktavreinheit kontrolliert und ... ui ui ui ... ganz schön schön. Die Oktave ist etwa einen Viertelton zu hoch. Ein Blick auf 's Tremolo verrät mir, dass ich da Probleme bekomme und ein zweiter Blick auf die Markierung am Body und Hals verrät mir, dass ich aus irgendeinem Grund zu weit hinten in der Halstasche sitze ...
(zuguterletzt)
Ein wenig gefrustet stelle ich ein, was möglich ist und liege etwa (jeweils) ein paar Hertz über dem Grundton und spiele erstmal 'ne Stunde. Sie klingt, wirklich, sie klingt, aber mir graut es schon vor der Neujustage des Hales - aber warum sollte ich auch fertig sein ... ?
Ich mache erstmal Bilder und schreibe 'nen Roman im TT Forum, dann geht es vielleicht auch wieder besser ...
Stone
EDIT: die Gitarre habe ich CL-1 genannt, weil sie dem kleinen Racker "Clapton" gewidmet ist, der die Klampfe offensichtlich lieb gewonnen hatte, uns dann aber so plötzlich verließ