Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Stromaufnahme eines Netzteils...

  • 13 Antworten
  • 7729 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline FlyingClaus

  • Newbie
  • *
  • 3
Stromaufnahme eines Netzteils...
« am: 20.08.2011 23:43 »
Hallo,

ich bin der Claus und habe 25 Jahre auf dem Buckel. Seit meinem 10. Lebensjahr kann ich ohne Gitarre nicht mehr leben - bin zum
Glück musikalisch mit den Beatles, Led Zeppelin, Hendrix, Deep Purple usw. aufgezogen worden, aber meine derzeitige Richtung liegt
zwischen Michael Schenker und Wolf Hoffmann.

Seit knapp einem halben Jahr beschäftige ich mich nun auch mit der Röhrentechnik.

Die Funktionsweise einer Röhre, hauptsächlich die ECC8X-Reihe/EL34/6L6GC/KT66/88, also die üblichen Verdächtigen und deren
Grundschaltungen, habe ich eigentlich gut verdaut. Bei offenen Fragen findet sich immer, ob Buch oder Internet, eine Antwort.

Bücher:
R. zur Linde: Audio- und Gitarrenschaltungen mit Röhren
Gerhard Haas: High-End mit Röhren, Gitarrenverstärker selbstgebaut

Jetzt möchte ich das Ganze aber auch "mathematisch" verstehen und durchrechnen. Mir geht es zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht einmal darum was zum Beispiel eine Röhre in der Schaltungsvariante "A" in einem Aufbau "B" bewirkt. Das muss ich mir eh
Schritt für Schritt erarbeiten um es zu verstehen.

Ich möchte eigentlich zuerst mit dem Netzteil beginnen, da mir ja aus Datenblättern die Kerndaten der jeweiligen Röhrentypen
bekannt sind. Also zuerst, quasi als Eintieg zum Lernen, ein Netzteil zu einer fiktiven Schaltung durchrechnen.
 
Den grundlegenden Aufbau eines Netzteils inkl. Siebung/Drossel, Ableitwiderstände usw. habe ich zwar auch verstanden, aber bei
der Stromaufnahme der Röhren hakt es bei mir gewaltig.

Also mein Hauptproblem ist die Anoden-Stromaufnahme von z.B. 4x EL34 oder 4x 6L6GC. Da sieht es bei mir noch komplett dunkel
aus. Beim Vergleich von Trafodaten und Empfehlungen diverser Hersteller, Schaltungsliteratur usw. wurde ich nicht schlau.
Der eine sagt "Hü" und der andere "Hott".

Auch habe ich hier im Forum die Suche bemüht und einen ähnlichen Thread gefunden. Ich muss aber gestehen, dass ich es nicht
so ganz verstanden habe. Nur in etwa soviel, dass bei vier Endpentoden, zeitgleich nicht immer alle vier "aktiv" sind und/oder voll
ausgesteuert werden.

Daher relativiert sich eventuell auch die max. mögliche Stromaufnahme, wie in dem folgenden Versuch einer Beispielrechnung.

z.B. Schaltplan zu einem SLO-100:
5x ECC83 und 4x 6L6GC (5881)

Die meisten empfohlenen Austauschtrafos liefern sekundär ca. 360V-0-360V bei 400mA.

Wenn ich jetzt die Stromaufnahme der einzelnen Röhren addiere: 

5x ECC83:
ca. 3mA pro Triodenhälfte x 2 x 5 Stück ECC83 = ca. 30mA

4x 6L6GC in Class A/B:
bei 2x 6L6GC in Class A/B bei ca. 450V Anodenspannung (lt.Datenblatt - wenn ich es richtig interpretiere):

max. Anodenstrom bis ca. 210mA
max. Gitterstrom bis ca. 22mA

Auf 4x 6L6GC bezogen würde dies max. bis ca. 464mA bedeuten!

Zusammengerechnet ergibt sich im ersten Augenblick ca. 464mA + ca. 30mA = ca. 494mA!

Ok, wenn die theoretische max. Stromaufnahme (ca. 494mA) scheinbar niemals zeitgleich "abgerufen" wird, dann ergibt dies einen
Sinn mit 360V-0-360V bei 400mA. Sonst würde ein solcher Trafo in dem dafür vorgesehenen Verstärker gar nicht erst funktionieren
und verkauft werden.

Ist dann aber z.B. der Netztrafo zum Hiwatt DR103 mit 350V@300mA (Brückengleichrichter) und seinen 4xEL34/3xECC83/1xECC81
nicht zu schwach ausgelegt?!?

Es bleibt die Frage stehen, ob meine Denkrichtung überhaupt einigermaßen stimmt und wie man sich generell einem korrekten Wert
bezüglich der benötigten Stromaufnahme nähert.


Noch eine vielleicht blöde Frage:

Abgesehen von der Art der Gleichrichtung - haben ein Trafo mit 360V-0-360V/400mA und ein Trafo mit 360V/400mA nach der
Gleichrichtung eigentlich eine identische Leistungsabgabe???


Über ein positives Feedback würde ich mich sehr freuen - ich hoffe nur, dass ich den Rahmen nicht zu sehr gesprengt habe.

VG
Claus

*

Offline Nils H.

  • YaBB God
  • *****
  • 3.067
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #1 am: 21.08.2011 04:19 »
Moin und herzlich willkommen,

Wenn ich jetzt die Stromaufnahme der einzelnen Röhren addiere: 

5x ECC83:
ca. 3mA pro Triodenhälfte x 2 x 5 Stück ECC83 = ca. 30mA

Das ist sehr großzügig gerechnet. Bei einer ECC83-Triodenstufe mit gängigem Arbeitspunkt fließen so rund 0.8 mA, selten mehr als 2mA. Beim PI rechne ich immer mit 3 mA für beide Systeme zusammen. Bei 8 Triodenstufen plus PI wären das also rund mA. Die mittlere Stromaufnahme der Stufen ist konstant, da diese in Class A arbeiten.


4x 6L6GC in Class A/B:
bei 2x 6L6GC in Class A/B bei ca. 450V Anodenspannung (lt.Datenblatt - wenn ich es richtig interpretiere):

max. Anodenstrom bis ca. 210mA
max. Gitterstrom bis ca. 22mA

Auf 4x 6L6GC bezogen würde dies max. bis ca. 464mA bedeuten!

Zusammengerechnet ergibt sich im ersten Augenblick ca. 464mA + ca. 30mA = ca. 494mA!

Ok, wenn die theoretische max. Stromaufnahme (ca. 494mA) scheinbar niemals zeitgleich "abgerufen" wird, dann ergibt dies einen
Sinn mit 360V-0-360V bei 400mA. Sonst würde ein solcher Trafo in dem dafür vorgesehenen Verstärker gar nicht erst funktionieren
und verkauft werden.

Ist dann aber z.B. der Netztrafo zum Hiwatt DR103 mit 350V@300mA (Brückengleichrichter) und seinen 4xEL34/3xECC83/1xECC81
nicht zu schwach ausgelegt?!?

Was Du nicht vergessen darfst: Wenn eine Trafowicklung mit 400mA angegeben ist, ist das der entnehmbare Wechselstrom! Der entnehmbare Strom hinter dem Gleichrichter ist nochmal um den Scheitelfaktor kleiner. Insofern: Ja, ganz oft sind Netztrafos eigentlich unterdimensioniert. Großzügig dimensionierte Trafos werden halt schnell groß, schwer und teuer, irgendwo muss man da einen Kompromiss finden. Dazu kommt, dass z.B. bei "billigen" Serienamps auch anscheinend gerne mal mit einkalkuliert wird, dass die maximale Leistung eher selten abgerufen wird. Ich hatte z.B. mal einen Fender Blues Deluxe, für den gibt es (nicht originale - Fender rückt ja keine Trafosspecs raus) Austauschtrafos, bei denen die 300V-Wicklung mit lächerlichen 65mA angegeben ist. Irgendwo muss man halt sparen, wenn der Amp keine drei Kiloeuros kosten soll.


Es bleibt die Frage stehen, ob meine Denkrichtung überhaupt einigermaßen stimmt und wie man sich generell einem korrekten Wert
bezüglich der benötigten Stromaufnahme nähert.

Wir hatten das ja neulich erst in einem anderen Thread. Ich rechne nicht wirklich mit Strömen, sondern mit Leistungen. Wenn man einen Amp mit einer AB-Endstufe plant, dann hat diese Endstufe einen Wirkungsgrad von irgendwas um 60% (Class A liegt theoretisch bei 50%, Class B bei 78,5%, AB halt dazwischen). Heißt: Wenn der Amp 50W leisten soll, sollte die Trafowicklung mindestens auf 85VA ausgelegt sein. Wieviel Reserve man dann noch einplant, weil der Amp übersteuert dann auch gerne mal 90W leistet, ist dann direkt proportional zur Größe Deines Geldbeutels. Wenn man konservativ dimensioniert, dann rechnet man mit einem Sicherheitsfaktor irgendwo zwischen 2 und 3.

Bei meinem letzten Amp habe ich den 185VA-Trafo ausm Shop verbaut, der liefert mit beiden Wicklungen parallel in Reihe 300V*0,8A=240VA 300V*0.4A=120VA. Der Amp leistet so um die 40W, der Trafo ist also massiv überdimensioniert. Dafür ist die Spannung etwas höher, weil weniger als der Nennstrom fließt und damit weniger Spannung am Innenwiderstand "verloren" geht, und das Netzteil ist sehr stabil - die Endstufe komprimiert also quasi kaum.


Noch eine vielleicht blöde Frage:

Abgesehen von der Art der Gleichrichtung - haben ein Trafo mit 360V-0-360V/400mA und ein Trafo mit 360V/400mA nach der
Gleichrichtung eigentlich eine identische Leistungsabgabe???

Ja.

Gruß, Nils
« Letzte Änderung: 21.08.2011 21:17 von Nils H. »

*

Offline raphrav

  • YaBB God
  • *****
  • 305
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #2 am: 21.08.2011 09:34 »
Hallo,

viel ist Nils eigentlich nicht mehr hinzuzufügen (vor allem die Geschichte mit 3mA pro ECC83-System ist schon großzügig, 2mA sind selbst laut Datenblatt das Maximum).

Nur noch so viel: Die Werte eines Trafos sind Nennwerte und auch als solche zu verstehen:
Wenn da drauf steht X Volt bei Y mA, heißt das, dass die Leerlaufspannung sehr viel höher ist als X und dann bei Belastung runter geht, bis sie bei einem Laststrom von Y ein Spannung von X erreicht. Der Strom Y ist gleichzeitig der maximale, der als dauerhaftes Mittel fließen sollte.
Wenn der Strom jetzt kurzzeitig (da rede ich von vielen Sekunden bis wenigen Minuten) etwas erhöht ist (50% drüber sollten gehen), dann macht das erst mal nichts. Direkte Konsequenz ist ein leichter Spannungseinbruch (s.o, je höher der Strom desto kleiner die Spannung, wegen dem Innenwiderstand des Trafos) und dass der Trafo etwas warm wird. Sonst nichts.
Den Spannungseinbruch wirst du dann als Kompression hören (lässt sich aber auch als "Sag" ganz gut verkaufen), und die Erwärmung... wie gesagt, wenn man es nicht übertreibt...  ;)

Also: Wenn so ein Trafo für eine Belastungsspitze etwas unterdimensioniert ist, dann hat das zwar technische und klangliche Folgen, aber die lassen sich doch sehr gut aushalten. um die ohren fliegen wird dir erst mal nichts.

Ausnahmen dabei sind, oder vorsichtig sein muss man bei:
  • wie gesagt, nicht übertreiben: wenn du vorhast, denn dann täglich drei stunden auf volllast laufen zu lassen, dann bau doch nen dickeren trafo ein, sonst könnte was kaputt gehen.
  • wenn du eine monstertighte endstufe für mörderlauten ultraclean oder richtig tighte rammsteinsounds willst, ist es vielleicht auch nicht ideal, wenn du leichten sag hast. für die meisten anderen musikrichtungen ist es egal bis entgegenkommend
  • vorsicht bei classA-Amps! Die haben eine aussteuerungsunabhängig konstante leistungsaufnahme (ob voll auf oder leerlauf) und brauchen deshalb richtig dimensionierte trafos.

Grüße,
Raph

PS: ich hab da auch erfahrung mit: in meinem lieblingsamp hängen zwei EL84 in PP, zwei ECC83 und eine EF86 an einer 120mA-Wicklung - gibt auch Amps mit mehr Luft dazwischen, aber dennoch macht die Kiste schon lange einen hervorragenden Job... ;)
« Letzte Änderung: 21.08.2011 09:37 von raphrav »

*

Offline SvR

  • YaBB God
  • *****
  • 2.384
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #3 am: 21.08.2011 11:01 »
Salü,
4x 6L6GC in Class A/B:
bei 2x 6L6GC in Class A/B bei ca. 450V Anodenspannung (lt.Datenblatt - wenn ich es richtig interpretiere):

max. Anodenstrom bis ca. 210mA
max. Gitterstrom bis ca. 22mA

Auf 4x 6L6GC bezogen würde dies max. bis ca. 464mA bedeuten!
Du machst den Fehler mit dem Strom bei maximaler Aussteuerung zu rechnen.
Im A-Betrieb ist der mittlere aufgenommene Strom allerdings konstant und enspricht dem Ruhestrom. Auch für AB ist das noch ein brauchbarer Anhaltspunkt.
Also ohne Aussteuerung fließt ein Ruhestrom von 116mA und 5,6mA => 121,6mA*2=244mA
Wenn die Röhren bei stärkerer Aussteuerung in den B-Betrieb übergehen, dann sperren immer zwei Röhren komplett, wenn die anderen beiden die maximale Aussteuerung erreichen.
Dann fließt maximal ein Strom von 210mA+22mA=232mA
Du siehst, es ist ausreichend mit dem Ruheströmen zu rechnen um die Gesamtgleichstromaufnahme für den Amp zu berechnen.
mfg sven
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

*

Offline _peter

  • YaBB God
  • *****
  • 1.924
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #4 am: 21.08.2011 12:59 »
Hallo,

Abgesehen von der Art der Gleichrichtung - haben ein Trafo mit 360V-0-360V/400mA und ein Trafo mit 360V/400mA nach der
Gleichrichtung eigentlich eine identische Leistungsabgabe???

Schau dir mal dazu dieses Merkblatt von Hammond an.
http://www.hammondmfg.com/pdf/5c007.pdf
Da stehen Strom- und Spannungsverhältnisse der verschiedenen Gleichrichtersorten.

Gruß, Peter
vintagevalveamps
Der Imperativ von "messen" lautet: miss!

*

Offline FlyingClaus

  • Newbie
  • *
  • 3
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #5 am: 21.08.2011 13:12 »
Vielen Dank an:

Nils H.
raphrav
SvR


für die jeweils sehr ausführlichen Kommentare. Dies war weit mehr als nur eine Hilfestellung.
Wenn man sich an einer solch komplexen Materie versucht, dann sieht mal halt schnell den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Ihr und das gesamte Forum seid echt spitzenmäßig. Jetzt habe ich zumindest mal für heute den Kopf etwas frei und kann mich
dem Thema aus einer ganz anderen Blickrichtung widmen.

In diesem Sinne bis demnächst und noch einen schönen Sonntag.

VG
Claus

 

*

Offline röhrenlehrling-ordi

  • YaBB God
  • *****
  • 860
  • I hope, I will become a master!
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #6 am: 21.08.2011 13:39 »
Hi Claus.

In dieser hervorragenden Arbeit ist ein großer Teil über Netzteile von Röhrenverstärkern, der mir schon viel weitergeholfen hat und der dir einen tieferen Einblick in die Feinheiten von Netzteilen für Röhrenamps geben wird.

http://homepages.fh-regensburg.de/~elektrogitarre/

Viel Spaß beim Lesen und Lernen.

mfg ordi
« Letzte Änderung: 21.08.2011 14:24 von röhrenlehrling-ordi »
http://ordoalephysik.wordpress.com/

Geologische Fragen an mich, elektrotechnische an euch!

*

Offline Nils H.

  • YaBB God
  • *****
  • 3.067
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #7 am: 21.08.2011 21:01 »
Salü,Du machst den Fehler mit dem Strom bei maximaler Aussteuerung zu rechnen.
Im A-Betrieb ist der mittlere aufgenommene Strom allerdings konstant und enspricht dem Ruhestrom. Auch für AB ist das noch ein brauchbarer Anhaltspunkt.
Also ohne Aussteuerung fließt ein Ruhestrom von 116mA und 5,6mA => 121,6mA*2=244mA
Wenn die Röhren bei stärkerer Aussteuerung in den B-Betrieb übergehen, dann sperren immer zwei Röhren komplett, wenn die anderen beiden die maximale Aussteuerung erreichen.
Dann fließt maximal ein Strom von 210mA+22mA=232mA
Du siehst, es ist ausreichend mit dem Ruheströmen zu rechnen um die Gesamtgleichstromaufnahme für den Amp zu berechnen.
mfg sven

Moin Sven

er schreibt doch aber von 4x6L6GC. Hier hast Du bei Vollaussteuerung ein Strom von 464mA - im Datenblatt steht ja, dass das der Wert für zwei Röhren ist. Bei vier also verdoppeln.

Gruß, Nils

*

Offline Nils H.

  • YaBB God
  • *****
  • 3.067
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #8 am: 21.08.2011 21:17 »
Moin,

Bei meinem letzten Amp habe ich den 185VA-Trafo ausm Shop verbaut, der liefert mit beiden Wicklungen parallel 300V*0.8A=240VA. Der Amp leistet so um die 40W, der Trafo ist also massiv überdimensioniert. Dafür ist die Spannung etwas höher, weil weniger als der Nennstrom fließt und damit weniger Spannung am Innenwiderstand "verloren" geht, und das Netzteil ist sehr stabil - die Endstufe komprimiert also quasi kaum.

_peter hat mich darauf hingewiesen, dass ich da natürlich massiven Unsinn geschrieben habe  8) . Ich hab das oben mal korrigiert.

Gruß, Nils

*

Offline SvR

  • YaBB God
  • *****
  • 2.384
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #9 am: 22.08.2011 11:23 »
Salü,
er schreibt doch aber von 4x6L6GC. Hier hast Du bei Vollaussteuerung ein Strom von 464mA - im Datenblatt steht ja, dass das der Wert für zwei Röhren ist. Bei vier also verdoppeln.
Ich hab auch mit 4 Röhren gerechnet. Beziehst du dich jetzt auf meine Aussage zum A- oder zum B-Betrieb?
Bei A-Betrieb ist die mittlere Stromaufnahme ja konstant -> also der Ruhestrom 116mA+5,6mA=121,6mA und weil es die Daten für zwei Röhren sind und er vier hat nochmal mal 2 -> 243,2mA

Bei B-Betrieb fließt bei Vollaussteuerung nur durch ein Röhrenpaar der maximale Strom, während das andere Paar (nicht ganz aber) annähernd komplett sperrt. Also muss ich hier nur 210mA+22mA=232mA rechnen.
Also ist es doch absolut ausreichend bei einem AB-Verstärker mit den Ruheströmen zu rechnen, da im B-Betrieb die Stromaufnahme noch unter der des A-Betriebs liegt. Oder hab ich da nen Denkfehler?
mfg sven

Datenblatt: http://frank.pocnet.net/sheets/093/6/6L6GC.pdf Seite 2, Tabelle: push-pull class AB amplifier, values for two tubes
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

*

Offline 12stringbassman

  • YaBB God
  • *****
  • 556
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #10 am: 22.08.2011 13:11 »
@Sven:

Ich verstehe die Angabe des Datenblattes "Values für two Tubes" so, dass im Ruhestrom 116mA+5,6mA=121,6mA und bei Vollausteuerung 210mA+22mA=231mA pro Röhrenpaar fließen, und zwar im Mittel und bei sinusförmigem Signal.

Wenn zwei Röhrenpaare parallel arbeiten, dann verdoppeln sich beide Werte, d.h. bei Vollaussteuerung muss das Netzteil 462mA liefern (plus ein paar zerquetschte für die Vorstufenröhren), die Trafowicklung sollte also mindestens 462mA*sqrt(2)=653,4mA (bei Brückengleichrichtung) vertragen können. Der hier im Shop angebotene TT-363 hat zwei 360V-Wicklungen mit je 400mA, die bei Vollweggleichtrichtung in Reihe geschaltet werden (mit Mittelanzapfung) oder so wie ich das in meinem Thunderbolt gemacht habe parallel und mit Gleichrichterbrücke.

Grüße

Matthias
"Fachmännisch wurde genau berechnet, dass der
Starnberger See tief, seicht, lang, kurz, schmal und breit zu gleicher Zeit ist." (Karl Valentin)

*

Offline SvR

  • YaBB God
  • *****
  • 2.384
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #11 am: 22.08.2011 15:34 »
Salü,
Ah verdammt ich war verwirrt. Ich hab zwar gesehen, dass die Angaben für zwei Röhren sind. Ich hab dann aber nur beim A-Betrieb dran gedacht. Mir ist irgendwie nicht in den Sinn gekommen, dass dann bei der Vollaussteuerung die eine sperrende Röhre gleich mit berücksichtigt ist. Zu kompliziert gedacht von mir. :)
mfg sven
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

*

Offline FlyingClaus

  • Newbie
  • *
  • 3
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #12 am: 27.08.2011 00:00 »
Hallo,

ich habe mir jetzt mal zu einer weiteren Berechnung den Hammond 290HX ausgesucht.

Als Beispiel soll ein typischer Marshall 2203 mit 4 x EL34 und 3 x ECC83 dienen.

Laut Hammond Datenblatt bringt der Trafo 356VAC@420mA.

Nach einer Brückengleichrichtung und C-Siebung ergibt dies:
356VAC x 1.41 = 514,65VDC
und 420mA x 0.62 (lt. Hammond) = 260,4mA oder 420mA x 0,7 (andere rechnen mit diesem Faktor) = 294mA

lt. Datenblatt 2 x EL34 Class AB:
Ruhestrom Anode:
2 x 75mA = gesamt 150mA
Ruhestrom Gitter:
2 x 11,5mA = gesamt 23mA

Addiert ergibt dies 173mA Ruhestrom für 2 x EL34.
Die 3 x ECC83 benötigen zusammen ca. 12mA + 173mA Ruhestrom für 2 x EL34 = gesamt 185mA Ruhestrom.

2 x EL34 bei voller Aussteuerung:
(Anoden: 2 x 95mA und Gitter: 2 x 22,5mA) = 235mA + 12mA für 3 x ECC83 = gesamt 247mA max. Aussteuerung.

Wenn ich jetzt die max. mögliche Stromentnahme des Netzteils nach der Gleichrichtung in Bezug setze dann:

ergibt sich bei benötigten 247mA und lt. Hammond bereit stehenden 260,4mA -
gerade mal ein Sicherheitsfaktor von 1,05  ???

Mit 294mA gerechnet ergibt sich ein Faktor von 1,19. Auch nicht gerade viel mehr.


Jetzt sind ja aber nur die 2 x EL34 und 3 x ECC83 berücksichtigt.

Wenn die anderen 2 x EL34 bei Vollaussteuerung sperren, dann würde die obige Rechnung aufgehen.

Oder bin ich mal wieder komplett auf dem Holzweg  ???

VG
Claus






   




*

Offline Nils H.

  • YaBB God
  • *****
  • 3.067
Re: Stromaufnahme eines Netzteils...
« Antwort #13 am: 27.08.2011 01:13 »
Moin,

verlinke doch bitte mal das Datenblatt, dass Du benutzt hast, damit wir alle mit dem gleichen arbeiten.

Nach einer Brückengleichrichtung und C-Siebung ergibt dies:
356VAC x 1.41 = 514,65VDC

die Scheitelspannung erreichst Du nach Gleichrichtung nur theoretisch und nur, wenn kein Strom fließt. Realistische Werte für die zu erreichende Gleichspannung am Ladeelko liegen so bei Faktor 1,2-1,35, je nach Strom und Siebung. Außerdem ist 356*1,414=503,38  ;) . Rechne mal mit 480V Ub.


lt. Datenblatt 2 x EL34 Class AB:
Ruhestrom Anode:
2 x 75mA = gesamt 150mA

Nääää. Wenn Du bei einer Anodenspannung von 480V den Ruhestrom von 75mA pro Röhre einstellst, verbrätst Du an den Anoden statisch 36W. Ptot sind 25W. Das empfohlene Maximum für den Ruhestrom errechnet sich aus 70% der maximalen Verlustleistung:

25W * 0,7 = 17,5W
17,5W / 480V = 36mA

Das ist der Wert pro Röhre. Vermutlich steht im Datenblatt der Ruhestrom für zwei Röhen, oder für einen deutlich anderen Arbeitspunkt mit geringerer Anoden- und Schirmgitterspannung.


Ruhestrom Gitter:
2 x 11,5mA = gesamt 23mA

Auch hier wäre ich vorsichtig. Vermutlich falscher Wert für anderen Arbeitspunkt.


Addiert ergibt dies 173mA Ruhestrom für 2 x EL34.
Die 3 x ECC83 benötigen zusammen ca. 12mA + 173mA Ruhestrom für 2 x EL34 = gesamt 185mA Ruhestrom.

Drei ECC83 ziehen keine 12mA, eher die Hälfte. Der gesamte Ruhestrom liegt also bei 2x 36mA + 6mA = 78mA.


2 x EL34 bei voller Aussteuerung:
(Anoden: 2 x 95mA und Gitter: 2 x 22,5mA) = 235mA + 12mA für 3 x ECC83 = gesamt 247mA max. Aussteuerung.

Das scheint mir viel zu wenig. Wiederum: Ich denke, Du orientierst Dich an einem völlig anderen Arbeitspunkt. Schau Dir mal die Übersicht hier an. Rechne mal eher mit 250mA + 50mA bei Vollaussteuerung.


Wenn ich jetzt die max. mögliche Stromentnahme des Netzteils nach der Gleichrichtung in Bezug setze dann:

ergibt sich bei benötigten 247mA und lt. Hammond bereit stehenden 260,4mA -
gerade mal ein Sicherheitsfaktor von 1,05  ???

Mit 294mA gerechnet ergibt sich ein Faktor von 1,19. Auch nicht gerade viel mehr.


Jetzt sind ja aber nur die 2 x EL34 und 3 x ECC83 berücksichtigt.

Wenn die anderen 2 x EL34 bei Vollaussteuerung sperren, dann würde die obige Rechnung aufgehen.

Oder bin ich mal wieder komplett auf dem Holzweg  ???

VG
Claus

Wenn ich das richtig verstehe (und dieses Hammond-Datenblatt hat auch bei mir schon einige Verwirrung gestiftet), berücksichtigt Hammond in diesen Formeln auch die erhöhten Ladeströme der Kondensatoren. Der Strom, den Du im Mittel entnehmen kannst, ist der angegebene. In diesem Fall sind das die 420mA*0.62=260mA. Kurzzeitig kann der Strom deutlich höher werden. So verstehe ich das jedenfalls.

Deswegen rechne ich ungerne mit Strömen, sondern mit Leistungen. Die Anodenwicklung ist für 356V und 420mA gut, macht 142VA. Macht - wenn man mit 100W unverzerrtem Output rechnet - 1,5fache Sicherheit.

Gruß, Nils
« Letzte Änderung: 27.08.2011 01:18 von Nils H. »