Nein, auch wenn die Überschrift die Vermutung nahe legt, aber dieser Vergleichstest hat nichts mit Öko-Produkten zu tun sondern mit ganz ollen Gitarrn-Lautsprecher. Genauer gesagt mit dem Klassiker Celestion Greenback, dem WGS Grene Beret, der als Greenback-Nachbau an den Start geht sowie dem WGS Invader.
Über den Greenback selbst muss man nicht viele Sätze verlieren, da er dieser sehr bekannt und weit verbreitet ist und sich einen guten Ruf idealer Rock-Lautsprecher erarbeitet hat. Und das sicherlich nicht zu unrecht. Aber der Klassiker hat einen grossen Nachteil: seine geringe Leistungsfähigkeit von gerade mal 25 Watt. Dadurch ist er als Einzel-Lautsprecher für viele halbwegs erwachsene Verstärker viel zu schwach und kann nur in einer Doppelpackung, wenn nicht sogar als 4er Satz gefahrlos verwendet werden kann ohne das die Schwingspule verdampft.
Der Green Beret wird von WGS als Nachbau und direkter Ersatz des Greenbacks positioniert. Schön. Aber wieso einen bereits erfolgreichen und in großer Stückzahl verfügbaren Lautsprecher klonen ? Die Frage ist sicherlich berechtigt, denn der Green Beret übernimmt nicht nur die Vorteile des Greenback sondern auch dessen Nachteile. Es mag vielleicht auch am Patriotismus im Heimatland des Green Berets liegen einen Lautsprecher „Made in USA“ statt einem Lautsprecher aus dem Land der aufgehenden Sonne zu verwenden, aber das ist uns aufgeklärten Old-Europer recht egal. Der preisliche Vorteil den der Green Beret in seinem Heimatland gegenüber dem Greenback hat ist bei uns ebenfalls kein Argument, da durch die hohen Transportkosten und die deutliche höheren Steuern (ja, rund 25% des VK dieses Lautsprechers fließen durch direkte und indirekte Steuern und Abgaben ins Staatssäckel…) sich die Preisvorteile stark relativieren.
Und klanglich ? Beim Klang sind dann doch ein paar Unterschiede zum Original fest zustellen. Der Green Beret wirkt etwas voller und hat gegenüber dem Greenback eine deutlichere Mittenanheben mit der Spitze um geschätzte 500 Hz. Dennoch klingt er in den Höhen etwas präsenter als der Greenback, auch etwas offener. Der Mitten-Höcker verstärkt sich mit zunehmender Übersteuerung des Gitarrensignals, wodurch sich zudem eine gewisse Komprimierung und Überbetonung dieses Frequenzbereiches einstellt und den Green Beret etwas voller und auch etwas wärmer wirken lässt. Leider strahlt der Green Beret fast genau so fokussiert und gebündelt wie der Greenback ab (nicht mit „Beaming“ verwechseln), wodurch die Position des Gitarristen im Raum oder auf der Bühne in Bezug zu dem Lautsprecher sehr kritisch ist. Eine Position etwas außerhalb des Zentrums des Lautsprechers und schon wandert die Hand des Saitenkünstler wie fast von alleine zum Lautstärker-Regler am Amp… „man, ich hör mich nicht !!“
Aber ansonsten rockt der Green Beret genau so dreckig und fresch wie der Greenback, nur eben mit einem Hauch mehr Mitten. Bei unverzerrten Klängen bieten beide Kandidaten ordentliche Hausmannskost, die zwar nicht das Optimum darstellt, aber dennoch solide Ergebnisse liefert. Beide Lautsprecher sind nun mal echte Rock’n’Roller. Dafür werden sie gebaut und dafür sollte man sie auch verwenden !
Es bleibt noch der WGS Invader. Klanglich ist er dem Greenback extrem nahe und bei einem Blindtest wird es sehr, sehr schwer beide Lautsprecher eindeutig zu identifizieren. Die Vorteile die der Invader gegenüber dem Greenback, aber auch dem Green Beret hat sind zum einen seine Leistung von 50 Watt wodurch man viele Amps, die man in der Vergangenheit mit zwei Greenbacks betreiben musste, in Zukunft auch mit nur einem Lautsprecher betreiben kann OHNE auf den erwünschten Greenback-Sound zu verzichten – das spart Geld und Platz und schon den Rücken ! Und zum Zweiten die breitere Abstrahlung. Der Invader bündelt nicht so stark wie der Greenback, sondern „geht“ auch mehr seitlich, was einen breiteren Klangeindruck vermittelt und viel mehr Fülle in dem Raum stellt. Ansonsten bleibt alles wie es ist. Ein Lautsprecher für dreckigen Rocksound ohne Kompromisse, der einen hohen Wohlfühlfaktor vermittelt.
Aber auch Clean macht der Invader eine gute Figur und füllt auch hierbei im Vergleich zu seinem Vorbild den Raum etwas mehr und bietet eine grössere Bühne.
Die Nase Vorne hat der Invader auch bei Ultra-Highgain-Sounds die er deutlich straffer in den den Bässen und runder in den Höhen überträgt ohne unangenehm in den Spitzen zu kratzen. Dies liegt vermutlich an der etwas stärkeren Membran die die Höhen zwar präsent aber dennoch sauber und rund und nicht aufdringlich oder nervend wieder gibt. Alles in allem kann man sagen, dass der Invader auf alle Fälle der bessere Greenback ist.
Dennoch muss man aber der Vollständigkeit erwähnen, dass der Vorteil des Invaders auch gleich sein Nachteil ist. Wer den Greenback an seiner Leistungsgrenze betrieben will um eine möglichst hohe Membranverzerrung zu erreichen, der muss beim Invader zwangsweise etwas mehr Leistung aufbringen. Ferner wird sich die Membran des Invaders aber auch anders Verhalten als die des Greenbacks, da sie allen Anschein nach ein Stück Dicker ist.
Anwendungsempfehlung:
Alle drei Testkandidaten sollten in geräumigen Boxen betrieben werden mit rund 50 Liter pro Top oder mit offener Rückwand. Beim Invader kann das Volumen auch etwas kleiner sein, muss aber nicht.
Eine Empfehlung zu geben ob Greenback oder Green Beret ist sehr schwer, da sich beide Lautsprecher nichts schenken und die klanglichen Unterschiede sind wirklich sehr gering. Aufgrund der Mittennase des Green Berets eignet sich dieser sicherlich etwas besser für blusigere Stile wären der Greenback mehr in die rockigere Richtung geht, aber das ist schon fast Haarspalterei. Wenn man eine 4X12 bestücken muss, dann ist der Green Beret minimal freundlicher zum Geldbeutel, da dieser etwas günstiger ist als der Greenback, aber auch hier liegen keine Welten zwischen beiden Lautsprechern und am Ende dürfte mehr der Name die Kaufentscheidung beeinflussen als der Lautsprecher selbst. Egal ob Greenback oder Green Beret, man macht mit beiden Lautsprechern nichts falsch wenn man einen soliden und zuverlässigen Rock-Lautsprecher sucht.
Hat man aber die Wahl zwischen Greenback / Green Beret auf der Einen und Invader auf der anderen Seiten, dann geht die Empfehlung ganz klar zum Invader. Alleine schon durch die doppelte Leistung kann jeder Besitzer eines Classic 30 endlich seinen Röhrenkoffer mit einem Greenback-Sound bestücken ohne Angst vor all zu schnellem Schwingspulentod zu haben. Und es gibt sehr viele Combos dieser Art da draußen… Und auch bei kräftigen 100 Watt Endstufen kann nun problemlos zu einer portableren und günstigeren 2x12 gegriffen werden statt zu monströsen 4x12.
Aber auch der Klang – und darauf kommt es am Ende an – spricht deutlich für den Invader, der seine Aufgabe viel runder und ausgewogener als sein „großes“ Vorbild erledigt und auch bei HiGain-Sounds sehr gute Ergebnisse liefert.
Sowohl der Greenback als auch ganz besonders der Green Beret benötigen eine gewisse Einlauf bzw. Einspielzeit. Dies muss man beiden Lautsprechern zugestehen. Der Invader hingegen zeigte sich beim Test frisch aus der Box schon in einer sehr guten Form. Natürlich bedarf es auch hier einer gewissen Zeit zur endgültigen Reife aber diese ist viel kürzer als bei den beiden anderen Lautsprechern und die Unterschiede am Ende deutlich geringer.