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Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain

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Offline Durothar

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Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain
« am: 7.05.2013 10:48 »
Hallo liebe Forengemeinde,

nach dem erfolgreichen Nachbau eines Jo-SLO plane ich das nächste Projekt auf dem Weg zu einem vollständig selbst entwickelten Verstärker. Auf dieser Etappe möchte ich zum Großteil bewährte Schaltungen verwenden, diese aber auf meine Bedürfnisse anpassen.

Das Ziel ist ein 100W Topteil mit drei Kanälen, wobei es einen Cleankanal und zwei unterschiedliche High-Gain Kanäle geben soll. Der Cleankanal sowie der erste High-Gain Kanal sollen dem Engl Blackmore entsprechen (Clean-Lo und Lead-Hi), der zweite High-Gain Kanal soll sich am Bogner Ubershall orientieren.

Der Aufbau sollte in einem ausgeschlachteten Chassis eines Bugera 6262 erfolgen, da ich diesen noch als Ersatzverstärker herumstehen hatte. Da sich das Chassis an sich aber als unpraktisch und von minderer Qualität erwiesen hat, werde ich nur das Headshell, die Trafos und Röhren des Bugeras weiter verwenden und das Chassis neu anfertigen. Die Schaltung an sich wird quasi „from Scratch“ erstellt und an die vorhandenen Trafos und Röhren angepasst (was an sich kein Problem darstellen sollte, da es sich um normale 6L6GC Röhren in der Endstufe und ECC83 in der Vorstufe handelt).

Zur Namensgebung: Warum „Neptun“? Ich habe mir gedacht, dass ein Verstärker immer einen passenden Namen braucht und ich habe daher Überlegungen angestellt, nach welchem Schema ich meine Verstärker benennen könnte. Da es sich um eine überschaubare Anzahl handeln wird, bin ich auf die Planeten unseres Sonnensystems gekommen. Der Jo-SLO war der Anfang und hat daher den Namen Erde bekommen. Für Mars, Mond und Jupiter gibt es schon grobe Konzepte bzw. Ideen. Die Planeten wurden zum Großteil nach den Eigenschaften wie Größe und Farbe zu den Projekten zugeordnet. Mars wird z.B. ein rötlicher Verstärker mit einer kleinen 6V6 Push-Pull Endstufe, Mond ein grauer Single-Ended Verstärker, usw. Neptun ist der äußerste Planet des Sonnensystems und relativ groß (100W Endstufe). Zudem hat er mehrere Monde und steht daher für eine hohe Komplexität des Verstärkers (3 Kanäle). Von der Farbgebung her wäre natürlich ein blaues Tolex angemessen, aber hier werde ich erst mal Kompromisse machen und es bei Schwarz belassen.

Planung und Schaltungsdesign:
Pate für diesen Verstärker sollen wie oben schon angesprochen der Engl Blackmore und der Bogner Ubershall sein. Beim Heraussuchen und Studieren der für diese beiden Amps im Netz kursierenden Pläne habe ich schnell gemerkt, dass die jeweiligen Hersteller sehr darauf bedacht sind diese Pläne aus dem Netz fern zu halten. Ich habe einige, mehr oder wenig übereinstimmende, Pläne des Blackmores gefunden und konnte aus den jeweils dazu geschriebenen Kommentaren einen wahrscheinlich ziemlich zutreffenden Plan ableiten. Was den Ubershall-Part angeht, habe ich einige Pläne gefunden, bin mir aber nicht ganz sicher, wie authentisch diese denn sind. Hier muss ich noch ein wenig Detektivarbeit leisten, aber das kommt erst später.

Für den Blackmore-Part benötige ich in der Vorstufe 4 Trioden. Der Bogner-Kanal wird mit fünf Triodensystemen aufgebaut. Da der vorhandene Trafo für den Betrieb von sechs Vorstufenröhren ausgelegt ist, passt das schon mal sehr gut. Die sechste Röhre ist dann natürlich als PI für die Endstufe geplant. Damit bleibt ein Triodensystem ungenutzt, aber das macht ja nichts. Als Effektloop werde ich wohl einen fertigen Loop aus dem Shop verwenden.

Hier stellen sich allerdings schon zwei erste Fragen zum Konzept:

1. Blackmore und Bogner haben unterschiedliche Eingangsstufen. Wie schalte ich hier am geschicktesten das Signal?
2. Der Bogner hat wohl einen Kathodenfolger, der Blackmore nicht. Wie realisiere ich am besten den Übergang zum PI?


Aber erst mal zur Ausgangsbasis, bzw. was für Komponenten sind durch die Übernahme der Bugera-Teile festgelegt:

- Der Powertrafo hat Sekundärwicklungen für HV, Heizung, BIAS und Relaisversorgung. Die Spannungswerte müssen noch ermittelt werden.
- Der Ausgangsübertrager ist für eine Endstufe mit vier 6L6GC Röhren ausgelegt. Die Primärimpedanz muss noch ermittelt werden. Sekundär sind drei Abgriffe für 4, 8 und 16 Ohm vorhanden.
- Die Endstufe wird mit den vier vorhandenen 6L6GC Röhren aufgebaut, da diese nur sehr wenig Betriebsstunden hatten und noch fast neuwertig sind.
- In der Vorstufe werden erstmal die sechs vorhandenen Bugera ECC83 getestet, aber ich habe noch einige andere herumliegen und kann da im Nachhinein noch viel ausprobieren.
- Am Headshell wird es, mit Ausnahme eines neuen Logos, keine Änderungen geben.


Das Bedienkonzept: Anders als beim Vorbild werden die zwei Blackmore-Kanäle eigenständige Klangregelungen erhalten. Weiterhin werde ich dem Cleankanal noch einen Volumeregler spendieren, damit die Lautstärkeanpassungen zwischen den drei Kanälen einfacher möglich ist. Somit wird jeder der drei Kanäle über einen Reglersatz aus Gain, Bass, Middle, Treble und Volume verfügen. Das sind zusammen schon mal 15 Potis, die auf der Frontplatte angeordnet werden müssen. Dazu kommen dann noch Schalter für z.B. Bright im Cleankanal, Contour im Blackmore-Lead-Kanal und evtl. eine kleine Spielerei im Ubershall-Kanal.

Die Mastersektion wird über zwei schaltbare Mastervolume-Regler, einen Presence-Regler und einen Depth-Regler verfügen. Optional wird der zweite Master als einstellbarer Boost ausgeführt werden, aber da habe ich mich noch nicht für die geeignetere Variante entschieden. Erst muss der Schaltplan stehen, dann kann ich dort die unterschiedlichen Varianten mal durchgehen.

Insgesammt bin ich dann bei 19 Potis, zwei großen und vier kleinen Kippschaltern, einer Inputbuchse und zwei bis fünf Statuslämpchen. Das sind schon relativ viele Elemente für eine Frontplatte, aber es ist noch im Rahmen.

Als Potiknöpfe werde ich daher aus Platzgründen keine Chickenheads verwenden, sondenr runde Knöpfe mit wahrscheinlich etwa 20mm Durchmesser. Damit bleibt genug Platz für Skalen und Beschriftung auf der Frontplatte.

Für die Beschriftung der Frontplatte erstelle ich momentan eine Vektorgrafik und würde diese dann als Schablone für den neuen Frontplattenservice hier bei Tube-Town verwenden. Leider ist ja die Breite auf 600mm begrenzt und ich brauche 645mm, da muss ich mir noch was einfallen lassen… Aber auch das ist erst für später geplant.


Besonderheiten:
Ich habe einige Ideen, die ich gerne ausprobieren möchte. Dazu gehören:

1. Schaltbare Noisegates für die zwei High-gain Kanäle mit antiparallelen Dioden wie z.B. im Peavey JSX
2. Absicherung der Endstufe gegen Leerlauf ohne angeschlossene Box
3. Schlüsselschalter vor dem Hauptschalter zur Absicherung gegen unbefugtes Benutzen (geteilter Proberaum)
4. Variabel schaltbarer Effektloop für die einzelnen Kanäle
5. Weiteres folgt...


Aktueller Stand:

Momentan befindet sich das ganze Projekt noch in der Planung- und Beschaffungsphase, wobei ich mit den handwerklichen Tätigkeiten hoffentlich in einigen Tagen beginnen werde. Der Schaltplan ist zu etwa 60% in Eagle angelegt. Es fehlt noch das Netzteil, ein Teil der Endstufe und einige Details bei der Vorstufe.

Das Chassis ist bereits angefertigt worden und muss im nächsten Arbeitsschritt gebohrt werden. Dafür habe ich mir eine Standbohrmaschine zugelegt. Ich benötige allerdings noch einen passenden Stufenschälbohrer für die Ausschnitte der Röhrensockel auf der Oberseite des Chassis. Die Löcher in der Front für Schalter und Potentiometer sind an sich kein Problem, hier habe ich die passenden Bohrer.

Die Anordnung der Regler auf der Front ist auch noch relativ offen, hier schwanke ich momentan zwischen zwei Varianten: Variante eins teilt die drei Kanäle in drei komplett eigenständige Blöcke, die von Links nach Rechts nebeneinander angeordnet werden. Variante zwei sähe so aus, dass die beiden Blackmore-Kanäle auf der linken Seite übereinander sind, daneben dann der Ubershall-Kanal. Unabhängig der beiden varianten wird die Mastersektion dann rechts neben den Kanälen sein, am rechten Rand dann die Power- und Standbyschalter. Der Eingang liegt dementsprechend ganz auf der linken Seite.

Ich werde den ganzen Bau dokumentieren und die gesammelten Erkenntnisse am Ende in ein hoffentlich relativ umfangreiches PDF Dokument einfließen lassen.

Ideen, Anregungen und Kritik sind immer willkommen.

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Offline carlitz

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Re: Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain
« Antwort #1 am: 7.05.2013 12:22 »
Den Netztrafo und den Ausgangsübertrager würde ich 90 Grad drehen, sonst strahlt der Netztrafo in Richtung Röhren....
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline Fody

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Re: Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain
« Antwort #2 am: 7.05.2013 12:33 »
Hallo,

echt geiles Projekt...ich bin gespannt!

Zitat
Zur Namensgebung: Warum „Neptun“? Ich habe mir gedacht, dass ein Verstärker immer einen passenden Namen braucht und ich habe daher Überlegungen angestellt, nach welchem Schema ich meine Verstärker benennen könnte. Da es sich um eine überschaubare Anzahl handeln wird, bin ich auf die Planeten unseres Sonnensystems gekommen

Bist wohl auch zu oft vor Alpha Centauri eingeschlafen, oder?  ;)

So ein ähnliches Schema ist mir auch schon eingefallen... Ich will aber im Mittelpunkt unserer Galaxie anfangen und mich dann in die unendlichen Weiten des Universums arbeiten. Daher soll mein nächster Amp "Sagittarius" heissen. ;D Nicht kleckern...klotzen! ;D

Gruss Casim
Wenn man nix reinsteckt, kann auch nix rauskommen!

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Offline Durothar

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Re: Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain
« Antwort #3 am: 7.05.2013 12:54 »
@carlitz: Ah, da ist was drann. Ich hatte die beiden Trafos für das Bild nur kurz aufs Chassis gestellt ohne auf die Ausrichtung zu achten. Die genaue Positionierung wird noch gemacht, das sind erst mal nur Anhaltspunkte.

@Casim: Nicht Alpha Centauri, aber eine Hand voll anderer Sci-Fi Bücher die mich seit meiner Kindheit begleiten. Dein Schema klingt auch gut und du hast dann noch eine ganze Menge Arbeit vor dir bis du das fertig hast! :D

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Offline Striker52

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Re: Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain
« Antwort #4 am: 7.05.2013 23:11 »
Ohne deine Schaltung zu kennen werden die wenigsten Leser Kritik oder Anregungen geben können. Außer allgemeinen Ratschlägen (z.B. "bei Hi-Gain muß man auf die Leitungsführung achten" usw.) wirst du nicht viel hören.
Gruß Axel

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Offline Durothar

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Re: Projekt "Neptun" - 3 Kanal 100W High-Gain
« Antwort #5 am: 9.05.2013 00:14 »
Hallo Axel,

klar, der Schaltplan wird in den nächsten Tagen kommen, ich bin nur noch nicht mit dem Erstellen fertig geworden, hatte aber schon relativ viel Text zusammengeschrieben und wollte den Thread schon mal erstellen.

Außerdem habe ich vor, den Bau relativ gründlich zu dokumentieren und die einzelnen Schritte hier ausführlich zu beschreiben.

Ich hoffe, dass sich dann eine nette Diskussion dazu entwickelt, das wird sich durch die Komplexität des Projektes wahrscheinlich noch eine ganze Weile hinziehen.