Sollte nicht auch bei Gegentaktendstufen die ideale Lastimpedanz von der Anodenspannung abhängen? In dem Sinn, dass eine größere Anodenspannung eine höhere Lastimpedanz erfordert? Oder andersrum - wenn man mit einer größeren Lastimpedanz auskommen muss, sollte man wenn möglich die Anodenspannung vergrößern?
Stimmt schon, aber nicht uneingeschränkt.
Wenn man die Spannung am Schirmgitter (G2) konstant hält, bedeutet eine höhere Anodenspannung, dass die ideale Lastimpedanz auch höher ist, und andersrum.
Bei Gitarrenverstärkern ist Vg2 aber meist nur ein paar Volt kleiner als Va. Wenn man beim Ändern von Va auch Vg2 im gleichen Maße mitändert, ändert sich die ideale Last nur geringfügig.
Das genaue Zusammenspiel von Va, Vg2 und Last hängt aber auch vom Röhrentyp ab, also lieber ein paar Loadlines zeichnen, anstatt drauf los zu bauen.
Habe hier mal Beispielhaft die Loadlines für eine 8K Lastimpedanz an einer Endstufe mit 2x EL84p-p eingezeichnet.
Man sieht, dass 8k bei Va=270V und Vg2= 250V praktisch ideal sind.
Bei Va=320V und Vg2=300V sind 8k immer noch eine akzeptable Last, obwohl die Spannungen ja deutlich erhöht wurden. Konträr zur obigen Daumenregel stellt man sogar fest, dass die Linie gerne noch etwas steiler sein könnte, also die Last etwas kleiner (7k wären ideal, macht in der Leistungsausbeute aber nicht den Mega-Unterschied).
Wie gesagt, das variiert von Röhrentyp zu Röhrentyp etwas.
Der ein oder andere wird auch festgestellt haben, dass die Loadline gerne die max. Dissipations-Kurve schneidet. Laut Blencowe ist das in einem gewissen (leider von ihm nicht näher definierten Ramen) okay. Erfahrungsgemäß laufen aber viele EL84 Amps mit Anodenspannungen jenseits der 350V und Lasten von 8k oder weniger, womit die Röhren bei höheren Lautstärken quasi durchgehend mehr Hitze erzeugen, als sie verkraften sollten. Scheint in den letzten fünfzig Jahren aber keine übermäßigen Ausfälle verursacht zu haben.
Bin im übrigen nur Hobbyist und für Korrekturen dankbar!
Gruß,
Simon