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Erfahrungsaustausch zum Gitarren-Setup

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Offline snyder80

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Erfahrungsaustausch zum Gitarren-Setup
« am: 31.03.2015 12:31 »
Hallo zusammen,

vielen von Euch wird mein Gitarren-Setup-Voodoo vielleicht schon aus eigener Erfahrung bekannt sein, aber dennoch wollte ich der Foren-Gemeinde meine  "Erkenntnisse" nicht vorenthalten. Vielleicht hat der Eine oder Andere ja auch noch etwas Senf zu dem Thema übrig...

Meine 2 Haupt-Gitarren klangen mir mit der Zeit etwas zu "dünn"/drahtig und es fehlte etwas Druck "untenrum". Wobei es für mich sogar vielmehr um das Feeling als den eigentlichen Sound ging (Gitarren fühlten sich eher etwas spritzig an, der Ton wirkte etwas zu sehr gedrungen/gepresst). Ich will/wollte mehr Resonanz des Korpus spüren, der Ton sollte sich etwas langsamer aufbauen und dafür satter ausklingen (man könnte auch sagen: weniger Attack, mehr Decay und Sustain).

Eins noch vorweg: Wahrscheinlich braucht man im Bandkontext sogar "Udo P.-Ohren" und auch Zuhörern wird es wohl egal sein, wer aber sein Instrument schon lange kennt und weiß, wie es sich beim spielen "anfühlt" und experimentieren möchte, der kann ja einfach mal folgendes testen:


1. Trussrod:   Die größte Überraschung für mich ist, dass sich die Einstellung des Trussrods bei meinen Gitarren sehr auf den elektrischen und akustischen Klang ausgewirkt hat. Wenn man bereits eine angenehme Saitenlage gefunden hat und das Setup auch sonst soweit             stimmt empfehle ich, die TR-Schraube um ca. 20° zu lockern.
Ich finde, dass durch den etwas gelockerten Hals die Gitarre akustisch schwingungsfreudiger wird und sich auch der verstärkte             Klang im Frequenzspektrum nach unten verschiebt.

Es geht hier aber nicht darum, die Saitenlage zu verstellen, sondern etwas "Stress" vom Hals zu nehmen. Ich finde dass der             gelockerte Hals mehr Eigenresonsz hat und auch den Korpus etwas mehr zum Schwingen anregt. Zum testen kann man gut einen             offenen Akkord anspielen und unmittelbar nach dem Anschlag die Kopfplatte und den Korpus unterhalb der Bridge mit der                Hand berühren...

2. Bridge:      Es gibt hier ja bereits den Thread von Thomas/dukesupersurf zum Thema Brückenmaterial. Mein Eindruck ist, dass                insbesondere  - bei entsprechend angepassten (gleichen) Abstand zwischen Saite und Polepice - eine niedriger eingestellte Bridge       mehr schmatzige Höhen und rauchige schmutzigere (Tief-) Mitten bringt. Eine höher eingestellte Bridge macht den akustischen und          verstärkten Klang schlanker mit mehr Attack und auch drahtiger.   

3. PU-Balance:   Ich habe die Einstellungen maßgeblich im leichten Crunch vorgenommen, da ich hier neben dem Grundton auch die Obertöne schön erkennen kann. Gerade bei Humbuckern kann man mMn. die Mittelstellung (Neck+Bridge) sehr gut die Balance der beiden PU´s für einen angenehm hohlen Sound einstellen.

4. PU-Höhe:   Je nach Gitarrenkonstruktion und Saitenlage können Buchstäblich mm-Bruchteile in der Höheneinstellung der PU´s entscheiden, ob man mehr sonore Mitten und Schmatzen (mehr Abstand) oder mehr Saitendraht (weniger Abstand) in den Vordergrund stellt.

5. Balance und
Höhe:      Ich bin der Meinung, dass es für die Balance durchaus relevant ist, wie Humbucker im Rahmen sitzen. Ob also die                Polepieces der PU´s parallel zu den Saiten liegen oder leicht schräg gekippt im Rahmen hängen. Manche mögen sagen: "Ist doch             egal, war früher bei alten Gibson´s auch nicht immer so!" aber je nach Saitenlage kann es für mein Empfinden durchaus die             Balance zwischen den beiden HB-Spulen verändern. Darum verstellen ja auch Viele die Polepiece-Schrauben, nutzen bei HB´s             unterschiedlich gewickelte Spulen und auch die staggered Magnets machen quasi das gleiche nur auf der Z-Achse parallel zu den             PU´s.

6. Sattel:   Ich mag Knochensättel! Sie sind preiswert, leicht zu verarbeiten und selbstschmierend. Ich mag aber die klanglichen                Eigenschaften. Der akustische Klang wirkt etwas runder und gedämpfter, die Saite schwingt etwas langsamer ein der Ton baut sich             dafür aber gleichmäßiger und sonorer auf und klingt sanfter aus. Im Gegensatz dazu empfinde ich die White- und Black Tusq sind             beide etwas härter bzw. moderner im Klang. Sie fördern auch im verstärkten Klang etwas mehr Attack und Saiten-Anteil. Wobei mir          die Black Tusqs lieber sind als die weißen, die ich als noch starrer/härter empfinde.    

7. Vibrato-
Federn:      Ähnlich wie beim Trussrod ist es interessant, die Schrauben für die Federkralle wieder etwas aus dem Korpus herauszudrehen       (notfalls muss man eine weitere Feder einsetzen um den Saiten-Gegen-Zug beizubehalten). Das etwas "entspannte" Vibratosystem hat       bei meinem Wilkinson WVP-System den Klang wieder etwas dicker gemacht und das Feder-Klingeln vermindert sich auch...
 
Fazit/Binsenweisheit:
DAS richtige Setup gibt es nicht. Es hängt vielmehr von von den eigenen Vorstellungen und der Art des Spielens ab. Aber durch ein entsprechende angepasstes Setup kann neben dem Spielgefühl auch der Grundklang des Instrumentes verändert werden. Am deutlichsten fand ich die Punkte 1, 2 und 6. Diese haben - für mich - den Klang des Instrumentes etwas geöffnet und sanfter, weicher und wärmer gemacht.

Viel Spaß beim nachmachen

snyder80

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Offline RoehrenJeans

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Re: Erfahrungsaustausch zum Gitarren-Setup
« Antwort #1 am: 31.03.2015 13:04 »
Hi Snyder80,
jo, den Großteil des von Dir geschriebenen kann ich nachvollziehen, mal mehr mal weniger...
Lediglich die Geschichte mit dem Trussrod passt nicht so ganz in mein Weltbild - zumindest nicht bei meinen Gitarren.
Verschiedene Luftfeuchtigkeiten das Jahr über oder test-weise andere Saitenstärken zwingen mich regelmäßig zu irgendwelchen Schraubaktionen am Trussrod, wobei da manche Gitarren Wetterfühliger sind als andere.
Vielleicht gehts da nur mir so, aber ich merke da jede kleine Änderung in der Krümmung und da wäre ich bisher noch nicht auf die Idee gekommen zu Gunsten von "Sustain/Sound ..." von der für mich optimalen Halskrümmung weg zu gehen.
Interessant isses aber dennoch.
Gruß
Stoffel

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Offline derdickedidi

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Re: Erfahrungsaustausch zum Gitarren-Setup
« Antwort #2 am: 28.05.2015 14:34 »
Jo, bei Trussrod und Saitenlage sehe ich das wie Stoffel, hierbei geht es (zumindest mir) um die Saitenlage, Bespielbarkeit und nicht den Klang, dennoch sind deine Voodookniffs nachvollziehbar und wahrscheinlich richtig ;)
Wir müssen aus den Fehlern der anderen lernen, denn wir leben nicht lang genug, um alle Fehler selber zu machen.

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Offline sev

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Re: Erfahrungsaustausch zum Gitarren-Setup
« Antwort #3 am: 28.05.2015 22:08 »
Hi snyder,
ich hab auch Jahrelang ganz ähnlich an meinen Gitarren geschraubt und war eigentlich zufrieden. Dann hab ich 2006 meine Panthera (Framus) bekommen und war schockiert. ich hatte noch nie eine werkseitig derart gut eingestellte Gitarre in die Hände bekommen, hab dann in stundenlanger Feinarbeit versucht meine Powerstrat und die 335er so hin zu bekommen - erfolglos.
Lange Rede - kurzer Sinn: 2007 ging meine 335er und kurz danach die Strat zum Plek-Service nach Berlin (den die Framus ab Werk hatte), die haben mit ihrer Maschine die letzten Feinheiten rausgeholt. seitdem stell ich nur noch regelmäßig Trussrod nach Wetter nach und bin happy.  ;D
Grüße
Sev
"If there's more than one way to do a job, and one of those ways will result in disaster, then somebody will do it that way."
--Edward Murphy