Für jemanden, der viel Live spielt gibt es eigentlich keinen anderen Weg mehr als mit einem "Modeller".
Erst wenn man seine eigene Roadcrew hat, kann man auch mehr Geraffel mitführen....
Naja wenn man trotzdem noch autark sein will/muss (laut machen auf Clubbühnen und Jams), dann muss ja trotzdem mindestens mal 'ne Aktivbox mitgeschleppt werden. Ich würde mich jedenfalls nicht alleinig vom vorhandenen Monitoring abhängig machen wollen. Wenn man natürlich das Bedüfnis hat, auch live über drölf verschiedene Verstärker zu spielen, dann wird's sicher eng :-).
Für Livespieler, die nur einen oder zwei Sounds benötigen, werden die digitalen Geräte keine Alternative sein, solange das UI noch irsinnig kompliziert und unintuitiv ist, auch wenn sich da schon einiges getan hat.
Interessant finde ich den Joyo Klonz-Ansatz des "analogen Modelings". Den würde ich gerne mal ausprobieren.
Was mir beim Querhören diverser Modelinglösungen aufgefallen ist: Die Sounds, die damit erzielt werden, sind mittlerweile alle recht gut, möglicherweise auch nicht mehr im Blindtest unterscheidbar, mindestens wenn im Falle des echten Amps noch die Kette Abnahme-Abhöre dazu kommt. Aber: Mir scheinen die Sounds auch viel weniger individuell; provokanter gesagt: Klingt alles gleich.
Gefühlt war das "früher" nicht so. Ob das jetzt an der Nostalgiebrille liegt, oder ob es daran liegt, das "generische High-Gain-Sounds" einfach auch das sind, was heute en vogue ist... keine Ahnung.
Dabei bin ich der digitalen Welt gar nicht so abgeneigt; ich hab mehrfach schon überlegt, mein FX-Rack durch sowas wie ein Helix zu ersetzen. Bis ich meine Röhrenamps in Rente schicke, wird's aber wohl noch dauern.
Auch bei den SpeakerSims das Gleiche: immer wieder kommen neue Simulationen mit den tollsten Sprungantworten oder was weiß ich auf den Markt... aber die einzige, die mich bis heute überhaupt überzeugt hat, ist die Palmer PDI-09. Und komischerweise ist die fast mit die preiswerteste auf dem Markt.
Das Problem mit dem Sprungantwort-Kram ist meiner Meinung nach (wieder) das UI. Das meiste Zeug ist einfach zu komplex und kompliziert, im schlimmsten Fall kommt noch ein Rechner ins Spiel und so. Wenn man's aber auf das Wesentliche runter bricht, ist Speakersimulation per IR der analogen Speakersim meiner Meinung haushoch überlegen; mich hat jedenfalls keine einzige analoge Sim (einschließlich der PDI) überzeugt, und zwar schlicht aus einem einzigen Grund: Keine klingt wie meine Box(en).
Dazu kurzer Exkurs: Ich bin schon vor einer Weile auf DI umgestiegen, weil ich's leid war, dass der Mikrosound inkonsistent / jedes mal anders war, oder dass im Proberaum (wo wir IEM fahren) wieder irgend ein Trottel geben mein Mikro getreten ist. Seit 1,5 Jahren nutze ich jetzt die kleine DI-Kiste von AMT mit einer Sprungantwort des Speakers, den ich auch in meinen Boxen verwende, und bin sehr glücklich damit. Ja, ich musste Anfangs ein wenig Zeit fürs Setup investieren, ja, ich hab 'nen Zehner extra für die IR invesitiert (bzw. die Sammlung, in der die dabei war), und ja, das Ding kostet mehr als doppelt so viel wie die Palmer. Dafür kommt hinten exakt derselbe Sound raus, den ich ich auch mikrofoniert bekomme, und kein generischer Mitten-Mumpf wie bei den meisten analogen Sims. Nachdem ich das einmal eingerichtet habe, ist es genauso unkompliziert wie z.B. die PDI - Fire and forget. Mein Soundcheck dauert genau 15 Sekunden: Schauen, ob Signal kommt :-).
Geräte wie der Torpedo-Kram sind eher was fürs (Tüftler-)Studio. Für Live-Applikationen meiner Meinung nach alles zu kompliziert. Andererseits Stellt die aktuelle Gitarristengeneration offensichtlich den Anspruch, jeden virtuellen Sound auch über eine andere virtuelle Box spielen zu wollen... insofern: Nachvollziehbar.
Grüße, Nils