Moinsen!
@Germy: Ergänzend zu dem, was Swen gesagt hat, glaube ich, dass da auch immer noch ganz viel Fehlbedienung dabei ist (das hat sich seit 2002 nicht geändert
). Nach dem Motto: Die Kiste ist bezahlt, also muss sie auch benutzt werden! Also wird auf das eh schon komprimierende Ampmodell noch ein Kompressor geschmissen; Stereodelay muss natürlich auch dabei, und viel Hall sowieso! Und dann wundern, warum man untergeht. Das gleiche Drama kann man auch mit Botique-Pedalen anrichten, nur isses viiiiiel teurer
.
Dazu kommen möglicherweise fehlende Praxiserfahrungen mit "traditionellem" Equipment, und die Katastrophe ist komplett. Das andere Problem ist immer der Vergleich zwischen lautem Röhrenamp, der über 'ne 4x12 mehrere Kubikmeter Luft bewegt, und dem FRFR-System, aus dem ein "fertig produzierter" Sound kommt, der vom Wedge dann noch völlig anders abgestrahlt wird. Das klingt halt anders, und setzt sich möglicherweise auch nicht so gut durch; dasselbe Problem haste aber auch beim Röhrenamp, den Du nicht direkt hörst, sondern nur abgenommen über 'n Wedge auf die Ohren bekommst. Ist halt ein anderes Erlebnis.
Ein Problem was heutzutage, wo selbst Rumpelbands wie meine auf IEM setzen, aber eh zunehmend an Relevanz verliert.
Zu meinen Clips: Ja, die zweite Variante war das Helix. Das, was so als "Erkennungsmerkmale" angeführt wurde, sind meiner Meinung nach aber Details, die man erstens nur im direkten Vergleich wahrnimmt, und die zweitens vermutlich bereinigt werden könnten, wenn man mehr als 45 Sekunden mit dem Einstellen des Sounds verbringt (ich schwöre, so war es!) oder anderweitig "erklärt" werden können ("dünner" ist der Helix-Clip z.B., weil meine FGN Paula deutlich fetter klingt als die Ibanez). Außerdem sind's ja unterschiedliche Amps und nicht echter Amp vs. Modell davon.
Für meine Ohren verrät es eher das verhalten beim Halspickup in den unteren Lagen; hier scheint mir der Helixsound etwas unpräziser und schwammiger. Ab dem Wechsel in die 10. Lage (So ab 0:22 bzw. 1:29 im Neck-Clip) fiele es mir, denke ich , schwer, den Modeller als solchen zu erkennen, wenn ich's nicht wüsste.
Was ich nach etwas rumspielen mit den Ampsims an meinen Monitoren am Schreibtisch sagen kann: Brauchbare Sounds einstellen ist mehrere Größenordnungen leichter geworden als früher, und die Dynamik, das "am Plektrum hängen", das allgemeine Spielgefühl, ist nicht viel anders/schlechter als ein
abgenommener Amp über Studiomonitore.
Was mich am Kemper-Prinzip (rein theoretisch, vielleicht weiß ich zu wenig drüber; gespielt hab ich noch keinen) stört ist, dass das Profiling ja wohl immer nur einen Arbeitspunkt des Amps abdecken kann, oder? Das Profiling kann ja z.B. nicht wissen, wie sich konkret der Tonestack etc. verhält, und das nur in Grenzen über eine "generische" Klangregelung abbilden kann. Oder halt den unterschied zwischen Viel Preamp-Gain und wenig Endstufenkompression und weniger Gain im Pre und dafür kotzender PA. Da braucht's dann vermutlich immer mehrere Profile, oder?
Das sehe ich als Vorteil beim physischen Modelling, weil eben auf Schaltplan- bzw. Komponentenebene simuliert wird. Bei meiner Kaufrecherche bin ich auf ein Video gestoßen, in dem einer der Designer erzählt, dass die Simulation runtergeht bis zu den gewollten und ungewollten RC-Gliedern zwischen den Gainstufen, also auch layoutbedingte Klangformungen der Vorbild-Amps mit einfließen. Keine Ahnung, ob das Marketingbullshit ist oder nicht... Die Rechenpower dafür haben moderne DSPs aber offensichtlich.
Ich denke, meine Beispielclips zeigen auf jeden Fall, dass die Lücke zwischen "echtem" und "fake"-Amp ziemlich klein ist, wenn der Rest der Kette, isb. die Speakersimulation (oder allgemein Abnahmekette) identisch ist.
Gruß, Nils