Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

SOZO NEXGEN VINTAGE MUSTERD CAPS

  • 17 Antworten
  • 8442 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline GeorgeB

  • Sr. Member
  • ****
  • 225
Re: SOZO NEXGEN VINTAGE MUSTERD CAPS
« Antwort #15 am: 1.02.2018 09:31 »
Hi,
ich sehe dieses Thema mittlerweilen sehr entspannt: es lohnt sich nicht darüber zu streiten, aber Erfahrungen und fundierte Meinungen kann man ja trotzdem austauschen, also hier meine 2ct.:

Zwei mMn relevante Parasitics wurden noch nicht detailiert angesprochen:
- Dielelektrische Absorption (DA)
- Leckstrom

Beim Leckstrom ist's klar, zieht ein Koppel-C oder irgendeiner mit DC-Ruhepotential Leckstrom dann verschiebt es das Ruhepotential der Netze die dranhängen unkontrolliert, damit verschiebt sich der Arbeitspunkt einer Stufe, et voilá... Zudem kann der Leckstrom beliebig instabil sein, uU sogar Knackser produzieren ==> auch klarer Wirkmechanismus (und es misst sich, und hört man es sogar ggf).

Bei der DA wird es subtiler. Im Prinzip sind es lineare Verluste und man modelliert man ja auch als parallelgeschaltete Serien-RCs. Praktisch nicht unbedingt, auch wieder kann sie instabil sein. Beim Umladen geht in den internen Serien-Rs an den Paralell-Gliedern etwas Leistung als Wärme verloren.
Als Effekt in der Schaltung sieht man eine komische mehr oder weniger langsame Drift der Spannung abhängig von der Vorgeschichte des Signals und der netzmäßigen Abschlussimpedanz die der C sieht.
Bei Elkos steigt die DA mit den Altwerden, und zwar deutlich bevor der ESR (als "lumped parameter") nennenswert ansteigt, deswegen ein guter Test ob ein Elko anfängt zu trocknen.
Bei Signalkondensatoren (Keramik und Film-Typen) ist die DA eher gering, unterscheidet sich aber dennoch um ca. 2 Größenordnungen ingesamt zwischen verschiedenen Typen.
Tauscht man einen "tadelosen" C (guter Polyprop) gegen einen ansonsten wirklich identisch vermessenen, aber mit zehnfach höherer DA aus in einer Schaltung an typischer Stelle (sagen wir: Treble-C im Tonestack), wird man sich schwertun den Effekt bei nur einem einzelnen zu messen und zu hören. Bestück man aber einen kompletten Amp durchgehend damit, wird es mit dem Messen noch schwieriger aber mit dem Hören uU einfacher, weil es ist ein Unterschied auf qualitativ anderer Ebene als der, welcher durch die trivialen Unterschiede in den RLC-Parametern (natürlich C vorrangigst) immer hervorgerufen wird und welcher der Sache natürlich noch unterlegt ist. Deswegen ist bei einem A/B-Hörvergleich (am besten per Schalter in Echtzeit) das Matchen der Kapazität auf am besten 1% oder besser sehr vorteilhaft.

C und Parasitics insgesamt gewertet, in normalen Schaltungen und gutem Layout:
- C dominiert klar alles, 10% Änderung ergeben schnell ~1dB Änderungen bei RC-Zeitkonstanten im Audiobereich, uU breitbandig --> gut mess und hörbar.
- Spannungsgang usw von C : unauffällig (wir haben es nicht mit hochgezüchteten SMD-MLCCs zu tun wo bei Nennspannung die Kapazität auf zT 20% geschrumpft ist wegen internen Ladungsverdrängung).
- ESL : irrelevant und das ist eh ein stabiler Parameter da nur von der Geometrie angängig.
- ESR : ausser bei trockenen Elkos in Netzteilenschaltungen oder als Kathodenbypass ziemlich wurscht. ESR ist dann ein relevanter Faktor wenn er hoch und möglicht instabil ist (und beides ist er bei Elkos auf jeden Fall), und die Netzwerkimpedanzen drumrum niedrig.
C, ESR und ESL sind am besten mit einem Netzwerkanalyser zu sehen.
- Leckstrom : hat klar nachvollziehbare Auswirkungen und wird gern zum Reparaturfall.
- Dielektrische Absorption : mE der Faktor, der am ehesten zu einem allfälligen Klangunterschied in Form einer anderen "Feinstruktur-Qualität" der Übertragung beitragen dürfte die sozusagen "on top" liegt auf den anderen, einfachen Unterschieden (C-Toleranz vor allem), vor allem bei Komplettbestückungen. Messung schwieriger aber machbar, als abzugleichende Differenzmessbrücke die gegen einen Referenzkondensator bzw RC misst und mit beliebigem Meßsignal angesteuert werden kann, und deren Antwort im Zeitbereich ausgewertet wird.

Grüße, (noch 'n) George

*

Offline carlitz

  • YaBB God
  • *****
  • 1.723
  • never give up
Re: SOZO NEXGEN VINTAGE MUSTERD CAPS
« Antwort #16 am: 1.02.2018 10:48 »
Danke für die tolle Erläuterung !!!! :topjob:
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

*

Offline Rollo

  • YaBB God
  • *****
  • 273
Re: SOZO NEXGEN VINTAGE MUSTERD CAPS
« Antwort #17 am: 1.02.2018 11:30 »
Hallo George, Du hast es damit voll auf den Punkt gebracht, merci vielmals.  :topjob: :topjob: :topjob:
When in doubt  trust your paranoia.
R.Davies