Hallo,
da sich ja nun alle einig sind, gönne ich es mir doch nochmal, den Glaubenskrieg anzufachen.
Wie bei verschiedenen Kondensatoren, gibt es auch Widerständen Klangbeeinflussungen. Kohlepress hat für mich unter den Widerständen das, was AlNiCo unter den Lautsprechern ist. Den Klangeinfluß könnte man auch "organisch" nennen.
Wie ja hinlänglich bekannt, stehen den angenehmen Auswirkungen auf den Sound katastrophale Eigenschaften bei Toleranz und Temperaturdrift gegenüber. Einmal Einlöten geht noch - wieder Auslöten und nochmal rein ändert den Widerstandswert schnell um 5 - 10 %.
Wie bei allen Diskussionen zum Klangeinfluß von Bauteilen weise ich hier darauf hin, daß man die Unterschiede kaum hört, wenn bereits eine Reihe mäßiger Bauteile im Signalweg sind und dort bereits Details und Transienten ruiniert haben. Was weg ist, ist wef. Auch viele Effektgeräte sind in dieser Hinsicht ja echte Killer. Wer also 4 Boss- oder Ibanez hintereinander schaltet, wird kaum einen Unterschied hören, wenn er Widerstände im Amp austauscht.
Wenn man allerdings die Schaltung durchgängig mit guten Bauteilen aufbaut und dann mal zwischendrin ein oder zwei mäßige Teile einbaut, hört man den Unterschied deutlich. Ich habe letztens mal in einem Amp, der durchgängig mit Solen Fast Caps , Kohlepresswiderständen und richtig guten Metallfilmwiderständen (Vishay Dale im Effektweg) aufgebaut ist nach der 3-ten Stufe den Koppelkondensator gegen einen Mallory 150 Polyester Cap und den folgenden Spannungteiler gegen Kohleschicht-Widerstände von Conrad ausgetauscht. Der Amp, der ansonsten extrem sensibel auf Spielnuancen reagiert und sowohl Clean als auch im Crunch als auch im Highgain eine tolle Detail- und Obertonwidergabe hat, war durch den Austausch im Vergleich geradezu tot. Die Obertöne waren matt, der Gesamtsound war belegt ung gleichzeitig grätzig hart.
Nach Austausch des Mallory wurde es etwas besser. Die Sound-Übeltäter waren aber eindeutig die beiden Kohlefim-Widerstände.
Ich habe dann verschiedene Typen von Metallfilm- und Kohleschichtwiderständen durchprobiert. Die Unterschiede waren beträchtlich, wobei die meisten Metallfilm-Typen eher mäßig abschnitten.
Richtig gut finde ich als Metallfilmwiderstände eigentlich nur die kleinen braunen Typen von Vishay Dale. Leider gibt es die nicht in 1/2 Watt. Recht transparent und angenehm sind die Kohleschicht-Typen von Takman (Japan), die es auch in 1/2 Watt und 1 Watt gibt. Wer es etwas einfacher haben will, nimmt die 0,6 Watt Xicon Typen, die es bei Tubetown gibt. Die sind zwar klanglich nicht am Ende der Fahnenstange, dafür aber leicht zu beschaffen, preisgünstig, temperaturstabil.
So schwer es mir fällt: Das gewisse Etwas haben klanglich tatsächlich nur die Kohlepresswiderstände. Dafür sind sie in fast jeder anderen Hinsicht katastrophal - incl. höherem Rauschen. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem echten Ersatz. Wie gesagt: Die Unterschiede sind hörbar und insbesondere gibt es deutliche Unterschiede in der Ansprache des Amp, was sich sehr inspirierend auf die Spielweise auswirkt.
So , das war es mit meinem Beitrag. Der Glaubenskrieg muß trotzdem nicht unbedingt los gehen und die Voodoo-Polizei kennt mich ja schon.
Gruß,
DocBlues