Hallo Mathias!
Ich verstehe nicht ganz warum ein fixed Bias zwingend negativ sein müsste.
Bei üblichen Röhren in üblichen Schaltungen muss die BIAS-Spannung negativ sein, sonst brennt die Röhre ab, weil bei den meisten Röhren da dann zuviel Strom fließt. Andersrum gesehen ergibt das sonst sowieso keinen sinnvollen Arbeitspunkt, außer man muss dank zu niedriger Ua den Elektronen in den Hintern treten, damit sie sich bewegen. Obwohl - das ist wohl auch eher kein sinnvoller Arbeitspunkt im Sinne von "linearer Verstärkung", aber es macht halt Klirr, Wärme und so...
Und meiner Meinung nach ist die Gittervorspannung etwas anderes als der durch das anliegende Signal hervorgerufene Spannungsabfall über dem Kathodenwiderstand.
Das ist richtig. Die Bias-Spannung ist die Ruhepotentialdifferenz zwischen Gitter und Kathode, also die Gleichspannung ohne Aussteuerung, und man kann sie Ugk nennen, das ist eindeutiger als Ug. Die Ug sagt alleine nichts aus, man braucht dazu den Bezugspunkt, und der ist eben sobald ein Kathodenwiderstand vorhanden ist, nicht Masse sondern Uk.
Und im Verhältnis zum über dem Kathodenwiderstand erzeugten Spannungsabfall ist die Gittervorspannung warscheinlich sehr wohl negativ, ich würde die Konstantstromquelle als eine virtuelle Masse betrachten wie man sie in Opamp-Schaltungen ohne Bipolare Versorgung benutzt.
So sehe ich das auch. Das Problem an dieser LongTailedPair-Schaltung ist das, dass der Kathodenwiderstand eigentlich für AC unendlich sein müsste, d.h. man bräuchte an den Punkt eine Konstantstromquelle. Näherungsweise macht man eben den gemeinsamen unteren Rk sehr groß und benutzt diesen dann als Arbeitswiderstand und wenn man das wirklich linear machen will, dann braucht man eben einen sehr großen Rk (150k und mehr) und daher eine negative Betriebsspannung von -300V oder so. Und diese spart man sich gerne.
Die typischen Gitarrren-LTP haben ja einen Kathodenwiderstand von so 470 Ohm, an dessen unterem Ende die Gitter ihr DC-Potential beziehen und der somit die Gittervorspannung bereitstellt. Der untere Widerstand mit 10k oder so fungiert dann als Arbeitswiderstand, der das zweite (rechte) Röhrensystem in Gitterbasisschaltung steuert.
Hier ist das etwas anders gelöst. Hier ist der Kathodenwiderstand recht groß gewählt (47k) und man behilft sich eben dadurch, dass man die Gitter hochlegt, damit der Aussteuerungsbereich größer wird. Warum man dazu eine Konstantstromquelle ohne Referenzspannung anstatt eines einfachen Spannungsteilers benutzt, das leuchtet mir aber nicht wirklich ein...
MfG Stephan