Fakt ist und bleibt aber, daß man in Schaltungen, die für FET-Op-Amps designt wurden nicht unbedingt bipolare reinstecken sollte. In diesem Umfeld rauscht auch der teuerste Bipolar-OP wie Hulle. Ein anderes Thema speziell bei uralten OPs-generationen waren TIM-Verzerrungen durch ungenügende Anstiegszeiten etc. und noch ein Effekt, daß ein OP beim Clipping in der Sättigung hängenblieb und so sehr steile Flanken erzeugt werden konnten, die einfach nur ätzend klangen.
Zum Thema Common Mode: Einfach erklärt ist das der Eingangsspannungsbereich, in dem der OP als korrekter Operationsverstärker funktioniert.
Das Bestreben eines gegengekoppelten OPs ist ja immer, die Spannungsdifferenz zwischen dem invertierenden und dem nichtinvertierenden Input mit allen Mitteln auf Null zu halten. Bei einem TL072, der mit Single 9V versorgt wird, liegt dieser Bereich etwa bei +3 bis +7,5V. Normal ist der Input ja bei Single-Ended mit VCC/2 vorgespannt, also 4,5V. Die Eingangsamplitude ( auf den nichtinvertierenden Eingang) darf hier also höchstens 1,5V peak betragen (4,5V -3V).
Wird dieser Bereich überschritten, wird das Verhalten unkontrollierbar. Bei einem Gain von 100-120dB bedeutet das unweigerlich dass der Output zwischen den Extremwerten der Ausgangsspannung wie ein Komparator herumspringt. Das ist kein Clipping, das ist explosives Geknalle.
Sogenannte Rail-To-Rail OPs sind für Bodentreter schon sehr interessant. Leider ist hier der Markt an besonders rauscharmen Typen recht rar.
Als Buffer hätten sie den Vorzug, daß man am Eingang den gesamten Betriebsspannungshub nutzen kann und der Ausgang das auch noch liefert.
So könnte ein Impedanzwandler mit einer 9V-Batterie betrieben locker 8Vss Signal verarbeiten, ohne daß was clippt.
Aber Rail-To-Rails sind meist nur für LowVoltage-Applikationen zu bekommen (3,3 - 5V) , einige sogar bis unter 2,8V single ended...
übrigens geile Sache, wenn man mal einen Impedanzwandler / Buffer bauen will, der sich mit einer CR2430 Lithiumbatterie begnügt und vom Eingang her noch nen Humbucker verträgt....
Wegen weiterer Soundfragen klinke ich mich hier jetzt mal aus, wenn es nicht unbedingt das Eigenrauschen eines OPs angeht. Tausch TL062 gegen 072 oder gar einen OP2134 als EIngangsstufe sind nachvollziehbar. Der 062 ist halt auf Ultra-Low-Current gezüchtet, der TL072 auf Rauscharmut und der TL082 auf höchste Anstiegsgeschwindigkeit.
Wenn ich hingegen eine Schaltung brauche, die 1Meg Eingangsimpedanz hat und die Widerstände in der Beschaltung im dreistelligen Kiloohm-bereich liegen, wird mit einem Super-Duper-Audio-Bipolar-Opamp mit multiparallelen Input-Stages a la LT1028 etc. übel auf die Nase fallen, weil das Teil dort auch nicht besser performt als ein alter 741, während ein BiFET mit auf dem Papier 10x höherer Rauschspannung plötzlich erheblich besser klingt und weniger rauscht...
Kurzum.. Ich hasse hier Pauschalisierungen. Die Schaltung, wo der OP-Amp rein soll, muß bekannt sein und das Datenblatt muß auch dazu passen, sonst bringt auch die teuerste Investition gar nix. Alleine der Name Burr-Brown, Linear Technology oder Analog Devices sind noch lange kein Garant dafür, daß die Schaltung dadurch besser arbeitet.
So .. und jetzt ganz schnell weg hier, bevor mich die Fundamentalisten erschlagen
Gruß
Stefan
...ausserdem bin ich sowieso unfähig, weil ich bis heute noch nicht die Farbe und den Hersteller eines Kathodenkondensators heraushören kann ...
Schande über mich