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Bauteile, eine Beobachtung

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Offline zu4lu

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Bauteile, eine Beobachtung
« am: 6.02.2010 10:09 »
Guten Morgen,
ich weiß, ich spreche jetzt ein äußerst gefährliches Thema an, größte Voodoo-Gefahr!!!
Wie auch immer, vielleicht helfen meine Beobachtungen (obwohl sicher nicht neu, aber eben selber gemacht) anderen.
Das Objekt: Ein Komet (Trainwreck Abkömmling), also ein extrem sensibler Amp was Bauteile betrifft und damit optimal für Vergleiche von Röhren, Kondensatoren und Widerständen geeignet.
1) Röhren, offensichtlich und nicht nur hier sicher am "soundprägensten". Das Suchen nach der richtigen Kombination dauerte ein halbes Jahr, aber das zahlt sich aus. Man bekommt den Sound nach schon sehr nahe an seine Vorstellungen. Zur Info: v1 TAD7025, v2 Teslovak (unerreicht als V2 in diesem Amp), v3(PI) jj83eccs  ??? (man staune). Die Bestückung vom Original (Tungsol, Tungsol, Sovtek lps) hat mir nicht gefallen, die Tungsols kratzen schon viel und die Sovtek "speibt" sich bei diesem Amp als PI an.
2) Kondensatoren: Da wird es jetzt echt mühsam. Ausgangspunkt war eine Sozo Vintage Bestückung. War nie zufrieden, zu weich, zu schwammig usw. Umbau auf Tad's - besser, aber irgendwie habe ich immer am EQ, Cut, Presence herum geschraubt - schlechtes Zeichen. Ich habe mich mit dem Sound einfach nicht wohl gefühlt.
Also auf MKT1813 gewechselt, im PI Fizzycap eingebaut (100pF), voila jetzt hatte ich beim spielen erstmals richtig Spaß.
Jetzt kommt Doc Blues ins Spiel, ein Verfechter des "Bauteil-Voodoo" und (nehme an) mit einem sehr feinem Gehör ausgestattet. Ich gehe nicht mit allem konform was er vorschlägt (also Metalloxid Widerstände an der Anode finde ich, naja), aber "seine" Solen Fast in der PI sind bei diesem Amp der Hammer!!!
Das mit den Sozos hat mir dann keine Ruhe gelassen, also wieder rein damit, nur die Solen Fast blieben in der PI.
Bingo, jetzt schmatzt das Ding und ich kann den(?) Hype um die Sozos nachvollziehen. Also doch nix Voodoo??
Der Sound ist jetzt großartig, ein permanentes Grinsen lässt sich nicht vermeiden.
Ganz wichtig ist auch der Höhenkondensator im Tonstack. Zuerst ein Mica, mag ich hier gar nicht, echt grauslich. Dann habe ich einen 470pF MKT1813 probiert, dass war dann auf einmal sehr sahnig. Zum Test noch 2 verschieden Hochvolt Keramik probiert, der Mkt1813 blieb der Sieger, gefällt mir mit Abstand am besten.
3)Widerstände:
Ich hatte den Amp mit Beyschlag MF's und als Anoden R's Carbon Compositions (die von Dirk) genommen. Hat mir eigentlich nicht so gefallen, ich kann nur Olaf zitieren: KIKI  :)
Die Widerstandswerte der CC's sind reiner Zufall, ich habe die Dinger einmal durch gemessen und da hatte überhaupt keiner nur annähernd den Wert den er haben sollte. Da wird das Ampbauen eher zum Roulette. Kann nicht sagen ob mir der Sound wegen dem "Sound" der CC's oder wegen der "Zufalls-Widerstands-Werte" der CC's nicht gefallen hat (ich nehme eher letzteres an). Also Anoden R's mit Beyschlag's bestückt, viel besser. Irgendwie gerader, druckvoller, einfach meinen Vorstellungen näher. So und dann habe ich die Anoden R's einmal mit Kohlefilm (1 Watte von RS - Tycon) bestückt, das war dann sehr interessant. Man hört ja nix Gutes über solche Widerstände, obwohl die fast alle  Amps Hersteller (auch die wirklich teuren wie Bad Cat, Komet) verwenden. Mir haben sie besser als die Beyschlag's gefallen, mehr Creme, weniger Harsch (obwohl das jetzt sehr übertrieben ist). Ich weiß, dass (die von mir hoch geschätzten) Marc, Larry und Olaf (und sich viele andere auch) auf diese Widerstände schwören, würde mich interessieren wieso.
So genug gelabert, ich hoffe ich trete hier jetzt keine Grundsatz Diskussion los.
Wollte einfach einmal meine (für mich doch sehr erstaunlichen) Erfahrungen mit diesem mir liebsten Platz im Internet  teilen  ;D

lg
Michael

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Offline DocBlues

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #1 am: 7.02.2010 21:32 »
Hallo Michael,

vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Alles Voodoo oder was ? Ich denke, auch bei Dir hat sich gezeigt, daß man mit etwas Geduld und einer gewissen systematik mit Bauteil-Mods eine Menge erreichen kann und letztlich bei seinem persönlichen Sound ankommt.  Es freut mich, daß die Solen Fast auch bei Dir so gute Ergebnisse gebracht haben.
Was die Widerstände angeht, waren die Metalloxidwiderstände nicht unbedingt meine Empfehlung (in einem früheren Thread) sondern eher eine Alternative, wenn es mit Metallfilm denn irgendwie gar nicht klingt. Was die Carbon Composition hast Du schon recht - die Toleranzen und Veränderung bei zu langem Löten nerven schon beträchtlich. Ich habe inzwischen auch ein paar Maßnahmen entdeckt, mit denen man das Smooth-Feeling (mit feinen Details) auch weitgehend ohne CC erreichen kann. Allerdings braucht man dazu ansonsten richtig gute Metallfilmwiderstände und nicht den Standardschrott. Für geringe Leistungen funktionieren die Vishay Dale Typen sehr gut. Sie sind aber für Röhrenaschaltungen zu schwach auf der Brust.

Vielleicht sollte ich auch mal die Beyschlag MF Widerstände ausprobieren.
Kannst Du mir bitte die genaue Bezeichnung und eine Bezugsquelle nennen ?

Hast Du außer den MKT 1813 einen Tip für die Pico-Farad Werte - weder Mica noch Keramik ist für mich optimal und Polystyrene paßt in Gitarrenamps auch nicht immer. Es gab bis vor wenigen Jahren von BC Komponents Polyprop Kondensatoren (axial) bis runter zu 47pF. Die waren klasse, leider scheint es auch keine Restbestände mehr zu geben.
Die MKT 1813 haben mich eigentlich nie begeistert. Trotzdem interessiert es mich, wo Du denn die kleinen Werte (470pF) herbekommen hast.

Gruß ,
DocBlues


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Offline zu4lu

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #2 am: 7.02.2010 21:56 »
Hallo DocBlues,
die Beyschlag's 1 Watter bekommst ganz einfach beim großen C. Alternative für kleine Polyprop oder Polyester Kondensatoren habe ich bei Digikey (da gibt es auch die PEC Potis) gefunden. Hersteller ist Panasonic, klingen fein und haben lange Anschlussdrähte, obwohl RM5. Vishay Dale RN65 habe ich auch schon probiert (die braucht man für den typischen Dumble Sound), die sind mir für Marshall-artige Amps aber zu fizzelig, haben aber einen ganz speziellen Klang.
Nach wie vor sind die Tyco Kohleschicht-R's für Höhenlastige Amps eine Wohltat. Vielleicht ist gerade die "Belegtheit" der Tyco's hier der Vorteil.

Michael

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Offline DocBlues

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #3 am: 7.02.2010 22:10 »
Hallo Michael,

meinst Du die kleinen Panasonic Kondensatoren mit 50 Volt ?? Die kenne ich, finde ich gut  - die reichen aber ja nicht in Röhrenschaltungen. ich verwende die gern als Alternative zu den kleinen Wima FKP2  - mal die Panasonic, mal die wima - je nachdem, was ich erreichen will.
Gruß,
DocBlues


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Offline zu4lu

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #4 am: 7.02.2010 22:20 »
Bei Mouser gibt es die Wima Fkp's bis 33pf herunter, 1600Volt.
Bauform ist nicht optimal, aber Olaf macht das auch mit den radialen sehr ansehnlich.

Michael

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Offline DocBlues

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #5 am: 28.05.2011 23:03 »
Hallo,

hier noch ein Nachtrag zur Widerstands-Auswahl. Seit einiger Zeit gibt es hier bei Dirk ja die Vishay Dale in der leistungsstärkeren Ausführung. Ich habe sie zwischezeitlich ausprobiert (auch am Gitterableitwiderstand am Eingang) und für gut befunden. Das ist doch eine ganz andere Sache als die Standard-Metallfilm-Typen. Die Vishay Dale "klingen" warm aber in keiner weise matt. Der Sound ist brilliant, detailliert und transparent aber keineswegs metallisch klingelig oder harsh wie bei fast allen Standard-Metallfilmwiderständen. Das ist mal eine echte Alternative zu den Carbon Composition Typen, denn Die Vishay Dale haben enge Toleranz, machen keinen Stress bei mehrfachem Löten und sind deutlich rausch- und nebengeräuschärmer als die CC.

Da werde ich mal einige CCs rauswerfen. Eine Alternative sind noch die Carbon-Film Typen von Takman. Sehr enttäuschend finde ich dagegen die Carbon-Film-Typen von Kiwame, die in HiFi - Kreisen z.T. enorm hochgejubelt werden.

Großes Lob an Dirk, daß er die Vishay Dale ins Programm genommen hat. Echte Kaufempfehlung.

Gruß,
DocBlues

(So jetzt muß ich wieder zu meiner Bauteil-Voodoo Sound-Erfahrungsgruppe).

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Offline zu4lu

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #6 am: 29.05.2011 08:22 »
Hi DocBlues,
danke für deine Beobachtungen (obwohl kann man mit dem Ohr....).
Werde die einmal probieren. Hast du die Widerstände mit den Beyschlags verglichen?
lg
Michael

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Offline DocBlues

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #7 am: 29.05.2011 14:15 »
Hallo Michael,

mit den Beyschlag-Widerständen habe ich die Vishay-Dale nicht verglichen. Wenn ich richtig informiert bin, sind die Beyschlag-Rs hinsichtlich der Bauart (und  der Materialien) doch eher Standard (wenn auch guter Standard) - oder ? Der positive Effekt bei den Vishay-Dale (und auch bei den Takman) kommt wohl primär von den Kupferkappen (statt Eisen bei Standardwiderständen) und den Reinkupferdrähten. Die Widerstandsbahn ist - habe ich gehört - auch anders angelegt. Ob das im Audiofrequenzbereich etwas ausmacht, kann ich nicht sagen. Die Vishay Dale sind "smooth und detailliert" wie gute CC, klingen aber für meine Ohren etwas sauberer und klarer. Im Overdrive bleibt der Ton länger artikuliert. Jedenfalls gehören die Vishay Dale zu den wenigen Filmwiderständen, die mich klanglich nicht frustrieren und sie sind in der leistungsstarken Ausführung bei TubeTown verfügbar! Ich hoffe, daß sich genug Liebhaber finden, damit sich die Sache auch für Dirk lohnt. Die kleinen Typen (0,25 W) gibt es Schuro.

Gruß,
DocBlues


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Offline Bierschinken

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #8 am: 29.05.2011 14:25 »
Wo kaufst du denn die RN65 1W? - Ich suche schon länger nach einer guten Quelle.
Für mich ist der Rauschvorteil einfach enorm.

Grüße,
Swen

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Offline DocBlues

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #9 am: 29.05.2011 14:45 »
Hallo Sven,

im TubeTown-Shop gibt es die RN65D / CMF65 - sie sind im Shop mit 0,5 Watt angegeben. Bei der Größe sollte es mich aber wirklich wundern, wenn die nicht 1  Watt abkönnen. Beschwören kann ich es natürlich nicht, aber sie sind sehr viel größer als 0,5 Watt Typen und im Vergleich zu den kleinen hellbraunen (0,25W) Vishay Dale von Schuro habe sie etwa das vierfache Volumen. Die Größe ist etwa so wie bei Takman die 1 Watt Typen und bei Kiwame die 2 Watt Typen.

Gruß,
DocBlues

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Offline Bierschinken

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #10 am: 29.05.2011 16:49 »
Achsoo, ich kenne nur die CMF55 mit 0,25W und die sind recht klein.
Das ist ja an sich kein Problem, aber leider sind da auch die Anschlussdrähte recht dünn, sodass ich die nicht guten Gewissens als Gridstopper oder für freie Verdrahtungen verwenden kann.

Aber stimmt die RN65D sind die Typen, die ich suchte, mein Fehler! - Das ist ja geil, dass Dirk die hat und ichs nicht geschnallt hab  ::)

Grüße,
Swen

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Offline Piero the Guitarero

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  • 19" Zoll *hechel*..macht mich richtig geil *RRrr*

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Offline DocBlues

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Re:Bauteile, eine Beobachtung
« Antwort #12 am: 30.05.2011 00:28 »
Hallo Piero,

so wird einem also das Wort im Mund verdreht. Ich habe nicht gesagt, daß ich die Kohleschicht-Widerstände nicht mag. Ich schätze ihre klanglichen Eigenschaften. Allerdings stehen dagegen Rauschen und Empfindlichkeit gegen thermischen Einfluß (z.B. beim Ein- und Auslöten) mit der Folge Widerstandsdrift. Auf der anderen Seite stehen die Standardmetallfilmwiderstände mit ihrem unschönen Klangeinfluß. Da kann man man dann froh sein, wenn es Film-Typen wie die Vishay Dale Rs (Metallfilm) und die Takman Rs (Kohlefilm) gibt, die eine Alternative bieten. Ob man Carbon Composition oder Vishay Dale (oder Takman oder ähnliche Typen) bevorzugt ist Geschmackssache. Carbon Composition hat etwas "organisch erdiges", Vishay Dale und Takman sind sauberer. Je nach Geschmack empfindet man das als steril oder angenehm sauber.
In HighGain Amps sollte man  wegen der Rauschproblematik zumindest die erste Stufe mit Vishay Dale ausstatten, dann je nach Geschmack Carbon Comp oder Vishay Dale. Vintage Amps für Clean oder Crunch kann man auch durchgängig mit Carbon Composition bauen. Wer einen etwas moderneren Clean-Sound will, nimmt Vishay dale (oder Takman etc.). Auch moderneren High-Gain-Sound kann ich mir sehr gut mit Vishay Dale vorstellen.

Carbon Composition in Großmembran Mikrofonen dürften einen beträchtlichen Rauschpegel erzeugen. Da kann man besser an anderen Komponenten drehen. Mojave ist da aber eher nicht der Maßstab für mich. Die trommeln gewaltig herum und wenn man die Mikrofone öffnet, findet man eher durchschnittliche Bauteile. Da ist wesentlich mehr drin. Ich habe das mal mit Bauteile-Upgrades in einem MXL-Mic durchexerziert - mit erstaunlichem Erfolg.

Also: Bevor man sich die üblichen Standard-Metallfilmwiderstände antut, sind die Vishay Dale die weitaus besserte Alternative und hinsichtlich des Rauschens für mich mindestens in der ersten Stufe die bessere Wahl als Carbon Comp. Für mich ist der Mix der beste Weg.

Gruß,
DocBlues