Hallo!
in diesem Thread hier:
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,11894.0.htmlhatte ich es schon angekündigt: Es wird demnächst den Nachfolger des Classic geben. Eigentlich hatte ich ja dort geschrieben,
dass ich in 40 Tagen mit dem Bericht anfange. Nun hat mich aber definitiv das Fieber gepackt und ich habe die letzten Tage alles gegeben, es kann also schon jetzt losgehen.
Nun nicht lange herumgeredet, das erst ist:
Teil 1: Das KonzeptNach Classic und Nighthawk ein neuer Amp? Ja und nein. Im Classic hatte ich über die Dauer einige Funktionen des 3/100 vermisst und beim Nighthawk kamen neue Sachen hinzu, die ich dem Classic nicht vorenthalten wollte.
Über viele Classics und deren doch häufigen Live-Einsatz und auch aufgrund der Testergebnisse aus den Fachzeitschriften kamen noch weitere Wünsche hinzu. Auch Ideen und Anregungen hier aus dem Forum (an dieser Stelle herzlichen Dank an alle) sollten mit einfließen.
Die Ideen haben sich dann im letzten Sommerurlaub zu einem Gesamtkonzept zusammengefügt. Mitgeholfen hat sicherlich, dass ich in den Monaten davor nichts mit Verstärkern gemacht habe, da wir unser Haus renoviert haben. Ein bischen Abstand zum Lötkolben bringt einen plötzlich auf ganz neue Ideen. Ein guter Rotwein, ein Bistecca Fiorentina, Pasta, Sonne und Pool tun ein übriges.
Was sollte sich nun ändern?
Hinzukommen sollte:
- Bright-Schaltung aus dem 3/100 bzw. dem Nighthawk
- Einen zuschaltbaren dreckigeren Sound für den ersten Kanal des Classic. Bisher musste man sich beim Aufbau festlegen, ob der Kanal eher mit normalem Gain so
ausgelegt werden sollte, dass er auch schön Clean kann, oder ob es dreckig sein soll. Da hätte ich aber doch gerne beides.
- Für den zweiten und dritten Kanal ein umschaltbares Tonestack wie ich es im Nighthawk bereits vor über einem Jahr eingebaut habe (siehe auch Bericht hierzu hier im Forum).
- Ein Midboost für den Leadsound
- Eine leichtere Bedienung am Fußschalter mit direkt abrufbaren Sounds. Also nicht Booster on/off, Kanal 1/2 sondern vier direkt abrufbare Sounds.
- Eine optische Eingliederung in das Design, das ich mit dem Nighthawk begonnen habe
Wegfallen sollte (warum siehe weiter unten):
- Der Booster
- Die Schalter auf der Oberseite
- Der Sound Kanal 2 + Booster sollte durch etwas ersetzt werden, was „leichter“ spielbar ist
Der wichtigste Eingriff betrifft den Booster. Da er für beide Kanäle des Classic frei zuschaltbar ist kann er entweder perfekt zu einem Kanal eingestellt werden oder mit einem Kompromiss für beide angepasst werden. Zwei Booster einzubauen wäre eine Möglichkeit, die ich aber nicht machen wollte.
Ab dem Effektweg sollte jedoch keine nennenswerte Änderung erfolgen, da sich die umschaltbare Endstufensektion auch im Studio gut bewährt hat.
Es gab nun entweder die Möglichkeit den Classic um diese Funktionen aufzubohren oder das Konzept 2 Kanäle + Booster über den Haufen zu werden und (bis zum FX-Weg) bei einem weißen Blatt Papier anzufangen. Diesen Entschluss fasste ich im Spätsommer 2009, obgleich ich hier eigentlich schon eine Überarbeitung des Classic angekündigt hatte.
Konzeptionell habe ich mich vom Classic gelöst und dabei seine besten in den neuen Amp „transportiert“. Die Boosterbedienung auf der Rückseite hat sich als manchmal etwas ungeschickt herausgestellt, v.a. wenn man schnell was ausprobieren möchte. Auch die Bedienung über drei Regler (Volume, Tone, Gain) war manchen einfach zu viel des Guten. Von daher ist der Booster komplett rausgefallen.
Es sollte dennoch einen ersten Kanal geben mit zwei unterschiedlichen Gain-Leveln, die sich jedoch in der Lautstärke nicht unterscheiden sollen und die auf einem gemeinsamen EQ gehen. Das Ergebnis hieraus ist die „More-Gain“ Regelung. Mesa würde sowas glatt zum Patent anmelden .
Der Gain-Regler ist stets aktiv und bestimmt die Grundverzerrung des Kanals. Mit dem More-Regler lässt sich nun ein zweites Gain-Niveau einstellen und abrufen. Es sind somit eigentlich nicht zwei Kanäle, sondern 1+1, was sich auch durch die spätere Bezeichnung so durchziehen wird. An sich ist die Idee nicht so neu, Dumble hat sogar zwei Tonestacks hintereinander gehabt. Kitty Hawk hatte ebenfalls kaskadierte Gain-Potis. Nur ist die Umsetzung hier etwas anders. Der Sound mit More-Regelung bewegt sich dabei in den Gain-Gefilden des zweiten Kanals, ist dabei jedoch dicker und wärmer.
Der zweite Kanal ist im Prinzip das einzige direkte Überbleibsel des Classic, meine ganz eigene Interpretation des Mastervolumen-Konzepts von Marshall. Jedoch erweitert um die EQ-Varianten, die die Frequenz der dominanten Mitten verändern.
Die Variante 2. Kanal Classic + Booster entfällt ebenfalls. Hier wird es einen eigenständigen High-Gain Kanal als dritten Kanal geben, der auf dem dritten Kanal des Nighthawk basiert. Entgegen des Trioden Zu- und Abschaltens beim Nighthawk bekommt der Neue hier eine nahezu eigenständige Signalführung, soviel Ehr muss dann doch sein.
Hier nun die Funktionen im einzelnen zusammengefasst:
Kanal 1:More-Gain-Regelung
EQ
Kein Volume-Regler
Bright-Schalter für perlige Cleansounds mit Humbuckern
Sound-Schalter mit den Positionen: normal, warm, brown
Kanal 2:Gain, EQ, Volume
Bright-Schalter
Sound-Schalter mit den Positionen: low mid, up mid, british*
Kanal 3:Gain, EQ, Volume
Shape-Schalter
Sound-Schalter mit den Positionen: low mid, up mid, more mid**
*/** Diese Funktion ist die oben beschriebene aus dem Nighthawk
* British ist der Modus aus dem Classic, der den 2. Kanal in den Mitten dreckiger werden lässt. Hierbei wird immer das up mid Tonestack verwendet.
** more mid ist ein Modus, der den dritten Kanal weicher und dominanter in den Mitten werden lässt.
Wer meine Amps schon gesehen hat weiß, dass ich eigentlich nicht so sehr auf Schalter auf der Frontplatte stehe. Leider gab es u.a. auch beim Test des Classis in G&B einen Rüffel für die Schalter auf der Oberseite des Chassis. Einige Amps hatte ich daher auch mit Push-Pull-Potis ausgestattet.
Ordentliche PP-Potis von CTS haben aber den Nachteil, dass sie nur eine Schaltebene mit NO (normaly open) haben. Für eine Tonestack-Umschaltung braucht es jedoch zwei Ebenen, für die Umschaltung im zweiten Kanal mit dem British-Mode sind sogar drei Schaltebenen notwendig. Einen getrennten Schalter wollte ich auch aus optischen Gründen nicht, zwei Schalter je Kanal sind mehr als genug. Damit war das Thema Push-Pull auch beendet.
Push-Pull geht also nicht, Schalter auf der Chassisoberseite sind technisch durchaus sinnvoll aber nicht anwenderfreundlich. Was nun? Ich habe mich durchgerungen und sie wie beim 3/100 auf der Front platziert.
Teil 2: Das DesignUnd damit kommen wir schon zur Optik. Schluss mit Chickenheads (die aufgrund der Regleranzahl einfach nicht genug Platz haben) und auch die Zeit der schwarzen Frontplatten ist vorbei. Mehr Edelstahl muss her. Dies hat designtechnisch auch den Vorteil, dass die silbernen Schalter nicht so auffallen.
Im einzelnen braucht es nun …
… Schalter:Schalter gibt es nun viele. Bei den Netzschaltern mit Knebeln gibt es meiner Meinung nach keine Alternative zu den APEM. Alles andere ist schlichtweg auch für die Standby-Umschaltung nicht zugelassen. Die APEM sind die einzigen mir bekannten Schalter, die für mehr als 250VAC zugelassen sind (400VAC).
Bei den kleinen Voicing-Schaltern bin ich wieder bei meinen geliebten Schaltern mit den abgeflachten Hebeln hängen geblieben. Warum ist recht einfach erklärt. Wenn ein Schalter mit rundem Hebel mit drei Positionen in der Mittelstellung steht sieht man nicht, in welche Richtung man drücken soll. Bei abgeflachten Hebeln ist es eindeutig zu erkennen. Zum Glück gab es dann auch noch einen mit 3 Positionen und 3 Schaltebenen.
… Knöpfe:24mm maximaler Durchmesser, mehr hat keinen Platz bei drei unabhängigen Kanälen.
Optisch soll die Einstellung auch auf der schlecht beleuchteten Bühne gut erkennbar sein. Also schwarzer Knopf mit weißer Kennzeichnung. Viele Alternativen gibt es da leider nicht, wobei mir die letztendliche optisch sehr gut gefällt: Dirks Classic Flutted.
Diese hatte ich vor langer Zeit mal am Mesa Boogie Stiletto gesehen, der einzige Mesa der mir wirklich gut gefallen hat. Sehen wir die Knöpfe also als kleine Hommage an Randall Smith.
… eine Frontplatte:Gebürstetes Edelstahl sollte es sein. Nicht mehr gefräste Beschriftungen, sondern gelaserte. Diese haben einfach einen noch hochwertigeren Eindruck dadurch, dass keine Vertiefungen sichtbar sind. Dabei galt es allerdings die Preise von Schäffer nicht zu überbieten. Es sollten ja nicht unnötig Mehrkosten auflaufen. Ansonsten sind Schäffer-Platten wirklich klasse und spitze verarbeitet.
Also erstmal die Frontplatte gezeichnet, ausgedruckt und auf ein altes Ausschuss-Stück aufgeklebt. Sieht doch schon ganz anständig aus (ok, ganz so schnell gings nicht. Die Abstände wollen dann doch wohl berechnet werden). Danach gingen erstmal die CAD-Daten zum Frontplattenhersteller. Mit ein bischen größeren Fertigungslosen waren dann auch die Kosten im angepeilten Rahmen.
Beim Lasern gibt es zwei grundlegende Verfahren. Im medizintechnischen Bereich wird auf Farbumschlag gesetzt, da hier die Oberfläche absolut glatt ist und die Schrift durch das lokale Bläuen des Metalls entsteht. Durch verschiedene Parameter lassen sich inzwischen sogar in gewissem Rahmen Farben lasern. Das andere Verfahren verbrennt die Oberfläche und erzeugt einen minimalen Materialabtrag. Dafür hat die Schrift dann einen besseren Kontrast, was letztendlich auch der Grund war, weshalb ich mich hierfür entschieden habe.
Die Frontplatten selbst sind wasserstrahlgeschnitten, so wie ich es seit jeher für meine Logos machen lasse.
Die HolzfrontDen optischen Rahmen hat der Nighthawk vorgegeben. Basierend auf der Idee eines Kunden (der mit der Faust in den Logos des Nighthawk) sollte in die beiden Edelstahlblenden der Name des Amps dekupiert werden. Lange hatten wir uns über die Größe der Schrift unterhalten. Es sollte schön aber dennoch dezent aussehen. Die Logos sind wieder alle bündig versenkt, so dass sich eine glatte Front ergibt. Auch konnte ich dann von den aufs Plexiglas geklebten Logos weggehen zu verschraubten Logos. Damit die Schrauben nicht so aufdringlich sind greife ich auf 2x12mm verzinkte Schrauben mit sehr kleinem Kopf zurück. Edelstahl gibt es leider erst ab einer Nummer größer, was optisch zu aufdringlich gewesen wäre.
Zum Schluss bleibt nur noch der Name
Wie soll das gute Stück denn heißen? Hier hat ebenfalls der Nighthawk den Grundstein gelegt. War dessen Name noch basierend auf dem völlig schwarzen Design und der Gedanke an jenes Tarnkappenflugzeug, so wollte ich beim neuen im gleichen Schema bleiben. Welches Flugzeug sollte also als Namenspate dahinter stehen, wenn es um klassische Sounds mit modernen Touch geht? Wer mich kennt weiß auch, dass ich ein bischen autoverrückt bin. Was lag näher als der Mustang, der einerseits ein klassisches Flugzeug, andererseits ein Auto ist?
An dieser Stelle möchte ich die Designskizze aber dennoch (noch) nicht veröffentlichen. Es bleibt doch viel spannender, wenn man dann am Ende den fertigen Amp sieht.
Morgen geht es dann weiter mit den ersten Aufbauten und auch viel mehr Bildern!
Viele Grüße aus dem wilden Süden,
Marc