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Keine Biasspannung - warum?

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Offline darkbluemurder

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Keine Biasspannung - warum?
« am: 15.03.2010 09:46 »
Hallo zusammen,

seit gestern stehe ich bei meinem neuesten Amp Projekt (sollte ein Route 6V6 werden), vor einem echten Rätsel.

Ich benutze den Netztrafo von meinem ausgeschlachteten Sundown A-50. Der hat keinen HV-Mittelabgriff und auch keine Biaswicklung. Sundown hat einen Brückengleichrichter verwendet und die Biasspannung an einer der HV-Zuleitungen abgegriffen. Von dort geht es über einen Kondensator zur Diode und dann zum negativ gepolten Elko. Schaltbild anbei.

http://www.schematicheaven.com/newamps/sundown_a50.pdf

Zunächst mal hat mich gewundert, dass ich auf einer Seite der HV-Wicklung ca. 350VAC messe, auf der anderen 0VAC  ???
Die gleichgerichtete Spannung beträgt ca. 500VDC (ohne Röhren gemessen). Das scheint mir noch nicht verdächtig, da der Sundown mit Röhren ca. 410 VDC hatte.

Aber hinter der Bias-Diode kommt keine negative VDC, nichts, null, nada.
Also als erstes die Diode gewechselt - kein Erfolg. Als nächstes einen durchgeschlagenen Elko vermutet - keine Auffälligkeit beim Durchmessen, trotzdem getauscht - kein  Erfolg.

Als nächstes habe ich versucht, die Biasspannung zwar auch aus der HVAC-Wicklung, aber nicht über einen Kondensator, sondern wie beim 50W-Marshall über einen Widerstand (in dem Fall 150k) zu holen. Jetzt hatte ich auf beiden AC-Seiten des Brückengleichrichters ca. 150VAC und eine gleichgerichtete Spannung von nur noch ca. 290VDC  ??? Und das eigentliche Problem - fehlende Biasspannung - ist immer noch da. Vor der Diode habe ich noch ca. 150VAC, nach der Diode hätte ich ca. -20 bis -50VDC erwartet, aber da ist nichts.
Ich habe sogar mal den Massebezug der Biasspannung abgetrennt. Das hatte ich versehentlich mal bei einem der 100W Marshalls gemacht und prompt -100VDC bekommen. Aber hier = 0VDC.

Ich habe auch einmal probeweise den Bias-Schaltkreis vollständig getrennt. Auch dann bekomme ich an den Seiten des Brückengleichrichters je 150VAC und gleichgerichtet 290VDC. Ich frage mich, warum die Spannungen sich derart ändern, wenn der Bias-Schaltkreis über den Kondensator angeschlossen wird.

Was kann das sein? Hat der Netztrafo einen Schuss? Die Primärwicklung ist richtig verdrahtet, denn die Heizspannung hat die erwarteten 6,3V. Die Messungen lassen ja schon auf die Diode als Übeltäter schließen, aber dass ausgerechnet drei Dioden defekt sein sollen, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Sie war auch richtig herum eingebaut (genauso wie im #39, der ja funktioniert, aber er hat eine Biaswicklung). Die verwendeten Kondensatoren hatten keinen Schluss und waren richtig herum eingebaut.

Ich kann den Amp natürlich mit Kathodenbias aufbauen. Das mache ich auch, wenn es gar nicht anders geht, aber das kann ja wohl nicht sein. Im Sundown hat es ja funktioniert. Also muss es eine Lösung geben.

Vielen Dank und viele Grüße
Stephan

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Offline mc_guitar

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #1 am: 15.03.2010 09:57 »
Hallo Stephan,

Schaltest Du den Standby zweipolig vor dem GR? Das hat mir mal die Supper versalzen. Da war dann zwangsläufig kein Saft auf der Biaserzeugung, wenn der Standby noch auf AUS war. Das will man ja nicht, also direkt verkabelt und es ging.
http://www.schematicheaven.com/marshallamps/jcm900_21xx_25xx_100w.pdf
Bei den 0V des zweiten HV Taps, kann ich mir nur vorstellen, das der irgendwo auf dem 0V Potential liegt. War das im orginal Sundown auch so? Vielleicht mal den Tap gegen Gehäuse etc messen??


Grüße Micha
« Letzte Änderung: 15.03.2010 09:59 von mc_guitar »
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher...(Albert Einstein)

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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #2 am: 15.03.2010 10:27 »
Schaltest Du den Standby zweipolig vor dem GR? Das hat mir mal die Suppe versalzen. Da war dann zwangsläufig kein Saft auf der Biaserzeugung, wenn der Standby noch auf AUS war. Das will man ja nicht, also direkt verkabelt und es ging.
http://www.schematicheaven.com/marshallamps/jcm900_21xx_25xx_100w.pdf

Hallo Micha,
nein, genau aus diesem Grund habe ich das nicht gemacht  8). Diese Schaltung macht nur Sinn bei einer getrennten Biaswicklung, die der Sundown-Trafo ja nicht hat. Ich schalte nach dem GR, aber vor Sicherung, Elko und AÜ-Mittelabgriff, und zwar "quasi-zweipolig", d.h. ich habe beide Pole des Schalters verbunden.

Bei den 0V des zweiten HV Taps, kann ich mir nur vorstellen, das der irgendwo auf dem 0V Potential liegt. War das im orginal Sundown auch so? Vielleicht mal den Tap gegen Gehäuse etc messen??

So etwas habe ich auch vermutet und den Cap mal auf die andere Seite der Brücke gelötet. Da wanderten die Spannungsmessungen mit. Die 0VAC waren immer dort, wo der Kondensator verbunden war.

BTW: der Standby war bei allen Messungen aus. Natürlich hatte ich Gleichspannung am Standby-Schalter. Würde es denn etwas ändern, wenn der Standby-Schalter an ist (kann eigentlich nicht sein)?

Schon mal vielen Dank und viele Grüße
Stephan
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Offline mc_guitar

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #3 am: 15.03.2010 10:49 »
Hallo Stephan,

Hallo Micha,
nein, genau aus diesem Grund habe ich das nicht gemacht  8). Diese Schaltung macht nur Sinn bei einer getrennten Biaswicklung, die der Sundown-Trafo ja nicht hat. Ich schalte nach dem GR, aber vor Sicherung, Elko und AÜ-Mittelabgriff, und zwar "quasi-zweipolig", d.h. ich habe beide Pole des Schalters verbunden.
Ich wollte Dir natürlich nicht die gleichen Dummheiten wie mir unterjubeln.  ;D
Hab das aber eben bei verkabeln auch zu spät bemerkt und mich gewundert. Man hört ja auf das Forum und schaltet eben zweipolig.  :danke:

Die Geschichte mit dem Schalter würd ich einfach probieren. Da ergeben sich manchmal komische Effekte, und es ist quasi ohne Umbau und Aufwand zu erreichen.

Vielleicht kann man die Verdrahtung auch ändern. Der Bias-Kreis ist ja immer direkt an der HV-Wicklung des Trafos. Das kann man ja fest verbinden und danach erst in den GR gehen. Dort könnte man zweipolig den STandby quasi nach dem Bias-Abzweig schalten. Oder denk ich falsch???

Zum Problem:
Die 0V sind also immer dort, wo der Biaskreis angeschlossen wird, damit ist klar, kann ja auch keine Spannung sein. Die Frage ist, wie kann sich eine Masseverbindung ergeben? Der Elko muß doch jegliche DC-Verbindung blocken. Ich hab bei meinem Marshall 900er Conversion Prozess übrigens an dieser Stelle einen .047µF Polyester Cap eingesetzt, wegen den Alterungsprozessen. 47nF gibt es ja ohne Sorgen für 630V etc.
Wie sieht es mit der Masserverbindung des GR aus?

Viele Grüße Micha
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Offline Fandango

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #4 am: 15.03.2010 10:50 »
Hallo Stephan,
edit
Gruß,
Georg
« Letzte Änderung: 15.03.2010 11:34 von Fandango »
I doubt if any of my favorite players even own a soldering iron.

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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #5 am: 15.03.2010 11:21 »
Hallo Stephan,
hast Du die Widerstände nach der Diode drin?
Ohne die gehts nicht.
Der St-By spielt kaum eine Rolle.

Gruß,
Georg


Hallo Georg,

genauso wie im Sundown-Plan, außer eines 27k-Widerstands anstelle eines 50kB-Potis. D.h. den 56k vor der Diode an Masse und eben die 47k - 27k-Kombination nach der Diode.

VG Stephan
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Offline Fandango

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #6 am: 15.03.2010 11:29 »
edit
« Letzte Änderung: 15.03.2010 11:32 von Fandango »
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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #7 am: 15.03.2010 11:32 »
Vielleicht kann man die Verdrahtung auch ändern. Der Bias-Kreis ist ja immer direkt an der HV-Wicklung des Trafos. Das kann man ja fest verbinden und danach erst in den GR gehen. Dort könnte man zweipolig den STandby quasi nach dem Bias-Abzweig schalten. Oder denk ich falsch???

Zum Problem:
Die 0V sind also immer dort, wo der Biaskreis angeschlossen wird, damit ist klar, kann ja auch keine Spannung sein. Die Frage ist, wie kann sich eine Masseverbindung ergeben? Der Elko muß doch jegliche DC-Verbindung blocken. Ich hab bei meinem Marshall 900er Conversion Prozess übrigens an dieser Stelle einen .047µF Polyester Cap eingesetzt, wegen den Alterungsprozessen. 47nF gibt es ja ohne Sorgen für 630V etc.
Wie sieht es mit der Masserverbindung des GR aus?

Hallo Micha,

d.h. ich führe eine HV-Leitung an einen Punkt, von dem aus ich zum Bias-Zweig und zum Standby-Schalter gehe. Die andere HV-Leitung geht direkt an den Standby-Schalter. So müsste das mit VAC-Schaltung funktionieren, ohne die Bias lahmzulegen.

Ich habe zwei verschiedene 0.047uf Kondensatoren (Xicon MPP und Mallory M150) eingesetzt, um sicher zu gehen, dass nicht einer von denen das Problem ist. Beim Durchmessen ergaben sich auch hier keinerlei Auffälligkeiten.

Die Masseverbindung des GR geht mit einer relativ dicken Litze an eine Netztrafobefestigungsschraube. Gemessen ist sie einwandfrei. Das Chassis ist aus Aluminium.

Warum sich bei Anschluss des Biaszweigs eine Masseverbindung ergibt, das habe ich mich auch gefragt ...

VG Stephan
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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #8 am: 15.03.2010 11:36 »
Georg,

d.h. statt an Masse muss der 56k direkt an den HVAC-Punkt des Brücken-GR? Macht Sinn, denn dann müsste an der anderen Seite Spannung ankommen. Das werde ich auf jeden Fall probieren und dann berichten.

Schon mal vielen Dank und viele Grüße
Stephan
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Offline Fandango

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #9 am: 15.03.2010 11:43 »
Hallo Stephan,
habs nochmal durchgesehen, macht alles keinen Sinn.
Dieser Amp hat Katoden-Bias.
Nach dieser Diode treten höchstens -200mV auf, warum man das so gemacht hat ist mir unklar.
-50V kommen dort nie heraus.
Hier mal eine Schaltung wie Du es machen könntest, am Ausgang nach der zweiten Diode stehen ca. -65V.


Gruß,
Georg
« Letzte Änderung: 15.03.2010 12:06 von Fandango »
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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #10 am: 15.03.2010 12:06 »
Hallo Stephan,
habs nochmal durchgesehen, macht alles keinen Sinn.
Dieser Amp hat Katoden-Bias.
Nach dieser Diode treten höchstens -200mV auf, warum man das so gemacht hat ist mir unklar.
-50V kommen dort nie heraus.

Gruß,
Georg

Hallo Georg,

das stimmt nicht ganz. Kathodenbias hat er effektiv nur, wenn das RMS-Poti nicht auf Maximal-Anschlag steht. Denn in diesem Fall ist der Kathodenwiderstand der Endröhren Null, so dass die feste negative Gittervorspannung nötig ist.

Ist natürlich eine blöde Schaltung, brachte kaum etwas und hat schon bei den Silverface-Fender Amps (wenn auch in anderer Form) nicht funktioniert.

Trotzdem vielen Dank.
Stephan
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Offline Fandango

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #11 am: 15.03.2010 12:27 »
Ja, wird wohl irgendwie ein Überbleibsel einer Schaltung mit Mittelanzapfung sein.
Auch meine Schaltung funktioniert nur richtig wenn die Anodenspannung belastet wird, also auch nicht ganz richtig.

Gruß,
Georg
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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #12 am: 15.03.2010 14:38 »
Hier mal eine Schaltung wie Du es machen könntest, am Ausgang nach der zweiten Diode stehen ca. -65V.


Hallo Georg,

vielen Dank für den Schaltungsvorschlag. Das ist natürlich schon etwas komplexer als das, was ich bisher drin habe. Mal sehen, ob die Turrets dafür ausreichen. Zusätzliche Turrets zu setzen wird nämlich schwierig, weil das Board ansonsten komplett bestückt ist und ich keine Lust habe, es wieder auseinander zu nehmen. Anderenfalls rüste ich halt auf Kathodenbias um und baue statt dem Route 6V6 einen Stang Ray mit 6V6. Wenn die B+ am Ende nur bei 290V liegt, kann ich ja meine alten GEs (ANOS) verwenden. 

Ich hatte den Sundown kurzzeitig zu einem Matchless Spitfire modifiziert und Kathodenbias nachträglich eingebaut. Die Fixed-Bias-Zuleitung habe ich einfach bei den Gitterableitwiderständen entfernt und diesen Punkt mit der Masse verbunden. D.h. der Zweig mit dem 47nf-C und dem ganzen Gedöns war noch mit dran. Wenn ich mich richtig erinnere, war die B+ auch hier ca. 400V. Allein am unterschiedlichen Ladeelko (damals 80uf, jetzt 32uf) wird das wohl kaum liegen, oder?

Viele Grüße
Stephan
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Offline darkbluemurder

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Re:Keine Biasspannung - warum?
« Antwort #13 am: 17.03.2010 09:25 »
Das ist natürlich schon etwas komplexer als das, was ich bisher drin habe. Mal sehen, ob die Turrets dafür ausreichen. Zusätzliche Turrets zu setzen wird nämlich schwierig, weil das Board ansonsten komplett bestückt ist und ich keine Lust habe, es wieder auseinander zu nehmen. Anderenfalls rüste ich halt auf Kathodenbias um und baue statt dem Route 6V6 einen Stang Ray mit 6V6.

Wie befürchtet reichen die Turrets nicht aus. Schade. Also wird es (wieder) Kathodenbias. Der Amp ist bereits umgebaut und steht - sofern nicht weitere Zwischenfälle passieren - kurz vor der Vollendung. Ich muss nur noch die Regler verdrahten und testen.

Viele Grüße
Stephan
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