Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...

  • 42 Antworten
  • 15483 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

bea

  • Gast
Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« am: 26.07.2010 21:38 »
... und deshalb würde ich mich über fachmännischen Rat freuen.

Ich beziehe mich mal auf den dort beschriebenen Verstärker:

  • R10 auf 1,2 kOhm
  • C5 auf 1000 uF / 16 V
  • R14 auf 270 Ohm (220 Ohm)
  • C6 auf 100 uF
  • R15 auf 5,6 k
  • überbrückt und R7 entfernt
  • C3 und C4 entfernt.

C3 wurde durch einen On-Off-On Schalter ersetzt, mit dem ich den Kathodenwiderstand der ersten Stufe wahlweise mit 150 nF oder 47 nF überbrücke oder vollständig ohne Überbrückungskondensator laufen lasse.

Das funktioniert so weit auch alles zu meiner vollsten Zufriedenheit. Für etwa 20-30 Minuten.
Danach verhält sich das Gerät merkwürd; es fängt an zu verzerren, wird manchmal auch dumpfer, und wenn ich dann C4 umschalte, ist der Ton ganz weg oder es zerrt nur noch. Es hilft nur noch abkühlen lassen.

Als ich dei Platine ausbaute; bemerkte ich , dass sich die Kontaktierung des "heißen" Beinchens von C5 gelöst hat. Ich habe das daraufhin mit einer Drahtbrücke zu R14 hin geflickt und bei der Gelegenheit C14 auch durch Parallelschalten von 1.2 k auf 220 Ohm zurückgeändert. Vorsichtshalber habe ich auch noch mal alle anderen  von mir veränderten Lötstellen geprüft und ggf. nachgelötet.

Dem Klang ist das nochmal gut bekommen, aber wenn Baby zu lang läuft, fängts trotzdem an zu motzen.

Ach so, gestern, als der Umschalter für C4 noch freifliegend seitlich aus dem Chassis lugte, lief das Teil einwandfrei.

So, und jetzt weiss ich nicht mehr so recht weiter. Irgendwas scheint da zu heiß zu werden.

Kann es sein, dass die Spannungsfestigkeit von C5 mit 16 V zu knapp bemessen ist und sich das dann mit der Zeit bemerkbar macht?

Wenn ja, wieso triggert dann das Ändern von C4 im laufenden Betrieb das Problem?


Grüßli

Bea


PS: Ebenfalls aufgefallen ist mir, dass das Gerät zwar mit der Sovtek-EL84 läuft, aber nicht mehr mit der Telefunken-Röhre, die vor dem Umbau so schön klang. Effekt wie oben beschrieben, nur eben sofort nach dem Warmwerden.



« Letzte Änderung: 26.07.2010 22:14 von bea »

*

custom

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #1 am: 26.07.2010 22:46 »
Kann es sein, dass die Spannungsfestigkeit von C5 mit 16 V zu knapp bemessen ist und sich das dann mit der Zeit bemerkbar macht?

Hallo Beate.

Miss doch einfach mal die Spannung über dem Kondensator, dann weißt Du es genau. Ich bin zwar nicht der GA5-Freak, aber das Problem scheint mir nicht so einfach auf Entfernung lokalisierbar zu sein. Du müsstest mal mit 'nem Oszi die einzelnen Stufen abklappern und den Fehler systematisch einkreisen. Kann sonstwas sein. Ich würde vielleicht erstmal komplett andere Röhren probieren.

Gruß, Bernd

*

bea

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #2 am: 26.07.2010 23:25 »
Hallo Bernd, dannke schon mal für die Antwort. Oszi hab ich leider keines.

Vielleicht macht es ja einen Sinn, den C4 komplett abzuklemmen, einschließlich (langer) Verdrahtung, um sicherzustellen, dass da nichts einstreut (ist nur verdrillt, nicht geschirmt).... scheint ja in jedem Fall was mit dem Problem zu tun zu haben.

Um nochmal auf C5 zurückzukommen: wie bestimmt sich eigentlich die Spannungsfestigkeit? Lt. Schaltplan ist der Sollwert für den Abfall an der Kathode 9-10 V. Muss ich da in Gedanken noch die maximale Wechselspannung + Reserve zuzählen?

LG

Bea

*

Manfred

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #3 am: 26.07.2010 23:30 »
Hallo  Beate,

miss doch mal die Gleichspannung direkt nachdem Einschalten und wenn der Fehler auftritt,
um festzustellen ob und bei welcher Stufe sich dann eventuell der Arbeitspunkt verschiebt.
Auch die Versorgungsspannungen messen, um sicher zu sein das diese nicht weglaufen.
Was heißt warm! Kann man noch dranfassen, gerade noch oder gar nicht mehr?

Gruß
Manfred

*

Offline kaluablue

  • Jr. Member
  • **
  • 12
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #4 am: 27.07.2010 08:54 »
Moin Bea

ich hab meinen VJR sehr ähnlich modifiziert, wie Du Deinen GA 5. R10 mit 1k2 (hab ich auch) verbrät ne Menge Energie, so 2.5 Watt, und wird wirklich 'warm'. Der sollte erstens ausreichende Wärmekapazität haben, (daran hast Du , glaube ich, aber gedacht) und er sollte natürlich seine Nachbarn nicht grillen. Es gibt hier nen Thread über kaputte Kathodenkondensatoren durch zu grosse Hitze. Darin wird auch das Thema Spannungsfestigkeit angeschnitten.

Ich kann mir vorstellen, dass das original Platinchen des GA5 mit der grossen Hitze nicht gut klar kommt, und Leiterbahnen sich lösen.

Ich habe meinen VJR auf Lötleiste komplett neu aufgebaut und er hat so schon einige Proben mit Vollgas problemlos überstanden.

Ausserdem: mit 1k2 als R10 kommst Du an der EL84 Anode doch so auf 250 -260 Volt, da solltest Du dann den Kathodenwiderstand R14 so in Richtung 135 Ohm (ich hab da 150 Ohm) einstellen. Das sind die Standardwerte aus dem EL84 Datenblatt für Eintakt A Betrieb.


*

bea

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #5 am: 27.07.2010 11:37 »
Hallo in die Runde,

danke schon mal für Eure Antworten. Sie helfen mir wirklich weiter. Um den Faden mal fortzuspinnen:

zumindest solange ich den Verstärker nicht komplett neu aufbaue, tue ich mir einen Gefallen, möglichst wenig von den ursprünglichen Soll-Betriebsspannungen abzuweichen. Also R10 doch wieder so weit verkleinern, dass die EL84 mit den vorgesehenen 310 V läuft und dann den Arbeitspunkt korrekt einstellen.
Ich habe übrigens vor, den 1.2 k- Widerstand in der Platine zu lassen und die Anpassung mit Huckepack parallelgeschalteten Widerständen vorzunehmen. Schont die Platine, und der neue Widerstand, durch den dann ja der größere Strom fließen wird, hat bessere Kühlung. Oder spricht da was gegen?

Um auf Nummer Sicher zu gehen werde ich wohl auch nochmal C5 ersetzen. Ich muss ja wegen der Widerstände leider eh wieder zu Conrad, dann kommts auf die beiden Teile auch nicht mehr an.

LG

Bea

PS: Bei dieser Gelegenheit eine andere Frage: der Logik folgend, die Kathodenkondensatoren C3 und C4 duch Kondensatoren mit besserem Hochfrequenzverhalten zu ersetzen, sollte ich das doch eigentlich auch bei C5 tun, nicht wahr?
Wenn ich dort aber einen Elko mit hoher Kapazität einsetze, verschlechtere ich den Verstärker in dieser Hinsicht doch eher. Macht es Eurer Meinung nach einen Sinn, hier einen kleineren Kondensator parallel zu schalten, irgendwas zwischen 150 nF und 1 uF MKF (wegen des kleinen Wertes von R14 eher am oberen Ende der Spanne)?


*

Offline El Martin

  • YaBB God
  • *****
  • 2.449
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #6 am: 27.07.2010 15:44 »
Hi!

Zu den parallelen Cs: Versuch macht kluch.
Die F&T scheinen schon sehr schnell zu sein, evtl. bringt es nix.

Aber:s.o.

Solche komischen Fisimatenten mit C an nem Kabel mit Schalter kenne ich auch. Allerdings eher bei Konstruktionen mit mehr Gain. So Trainwreck-mäßig mit drei Gainstufen. Da entscheidet die Kabelführung über Wohl und WEHE.

Ciao&viel Erfolg beim basteln!
Martin
Rot ist schwarz und plus ist minus...

Rote Litzen sollst Du küssen, denn zum Küssen sind sie da.

*

Offline Fandango

  • YaBB God
  • *****
  • 458
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #7 am: 27.07.2010 16:29 »

PS: Bei dieser Gelegenheit eine andere Frage: der Logik folgend, die Kathodenkondensatoren C3 und C4 duch Kondensatoren mit besserem Hochfrequenzverhalten zu ersetzen...

Hallo Bea,
es ist ein weit verbreiteter Irrtum im NF-Bereich kleine Kondensatoren größeren parallelzuschalten damit die hohen Töne besser rüberkommen.
Schau Dir z.B. mal einen Hi-Fi-Verstärker mit Transistoren an, da hängt in der Lautsprecherleitung am Ausgang auch ein dicker Elko ohne parallele Kleinere und der bringt beste Höhen.
Durch einen rel. kleinen Katodenkondensator kann man die Gegenkopplung für die Tiefen beeinflussen, je kleiner der C umso mehr Gegenkopplung für die tiefen Töne.
Bei einem großen Katoden-C und einem zu hohen Katoden-R tritt das Problem auf, dass sich der C ohne Signal bis zu einer gewissen Spannung auflädt und dann bei Belastung geht diese Spannung in die Knie, das kann dazu führen dass ein Gitterstrom fließt und das Signal wird verzerrt oder es verschwindet sogar ganz.

Der Katoden-R für die EL84 sollte bei 315V Betriebsspannung 220 Ohm Ohm haben, 270 sind etwas zu viel, da müsste man wissen wie hoch die Anodenspannung ist. Bei 315V hast Du mit 220 Ohm einen Ruhestrom von 48,3mA, das sollte passen, mit 270 Ohm etwa 41mA, das wäre etwas zu wenig.
Für C5 sollten auch 100µF ausreichend sein.
Ich würde R2 durch 1K ersetzten und R1 durch 1M.
Vielleicht ist der R8 falsch, miss den mal nach.
Bei C3 und C4 kannst Du mal ausprobieren welche Du einsetzt damit Dir der Klang am Besten gefällt, Du machst C3 = 22µF und C4 1µF, dadurch werden die Tiefen in der ersten Stufe etwas bedämpft, 150 nF oder 47 nF sorgen dort nur für Klirr in den höchsten Tönen >10kHz, und sind eigentlich unbrauchbar.
Selbst 1µF ist noch fast zu klein.


Kann es sein, dass die Spannungsfestigkeit von C5 mit 16 V zu knapp bemessen ist und sich das dann mit der Zeit bemerkbar macht?
16V für C5 sind nicht ausreichend,  bei 270 Ohm und einer Betriebsspannung von 315V hast Du bei Übersteuerung etwa 22V an der Katode, bei 220 Ohm etwa 20 V.
Das ist wohl Dein Problem.

Übrigens, R10 ist nicht dafür da um die Anodenspannung einzustellen sondern der ersetzt die Siebdrossel, mach da den vorgesehenen 220R rein.
Wenn Du den vergrößerst geht nur die Spannung bei Belastung runter, das bringt also nichts, der Ruhestrom der Endstufe wird mit R14 eingestellt und der sollte so bleiben wie im Plan.

Gruß,
Georg
« Letzte Änderung: 27.07.2010 16:36 von Fandango »
I doubt if any of my favorite players even own a soldering iron.

*

Offline kaluablue

  • Jr. Member
  • **
  • 12
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #8 am: 27.07.2010 23:55 »
Hallo Georg
Bei 315V hast Du mit 220 Ohm einen Ruhestrom von 48,3mA, das sollte passen, mit 270 Ohm etwa 41mA, das wäre etwas zu wenig.
Mit 48mA hast Du dann aber auch runde 15 Watt Anodenverlustleistung, das kann wohl eine EL84 (Max 12 Watt) auf Dauer nicht ab. Daher kommt ja der allgemeine Tip 270 Ohm zu nehmen, da landest Du dann bei 12 Watt.
Ich weiss, dass es da auch jede Menge Diskussionen gibt, wie (un)wichtig es ist, diese Grenze einzuhalten (if it sounds good, it is good), aber irgend einen Grund muss die Angabe dieser Grenze in den Datenblättern ja haben.

Übrigens, R10 ist nicht dafür da um die Anodenspannung einzustellen sondern der ersetzt die Siebdrossel, mach da den vorgesehenen 220R rein.
Wenn Du den vergrößerst geht nur die Spannung bei Belastung runter, das bringt also nichts, der Ruhestrom der Endstufe wird mit R14 eingestellt und der sollte so bleiben wie im Plan.
Ich sehe das so:
Grundsätzlich hast Du recht, dafür ist R10 nicht da. Aber da wir hier einen Klasse A Verstärker haben (wollen), können wir ihn dafür benutzen. In Klasse A bleibt der Anodenstrom in Ruhe und bei Vollaussteuerung ja gleich (theoretisch). Und hier drehen wir uns im Kreise: Mit B+ von 315V ist Klasse A nicht erreichbar, ohne die zulässige Anodenverlustleistung zu überschreiten. Siehe Oben. Wenn Du wie (wie Bea für maximale verzerrungsfreie Aussteuerung) Klasse A haben willst, muss B+ kleiner werden. Da wir Klasse A haben wollen, können wir das zuverlässig erreichen, wenn wir R10 vergrössern, weil dann der Strom konstant bleibt. Und mit R14 wird dann natürlich der Anodenstrom eingestellt. Bei mir wie erwähnt R10 1k2, R14 150Ohm, B+ 260V, Ia 42mA, Pa knapp 11W.

Ich muss gestehen, mir kommt die Ga5 oder VJR Endstufe vor, wie eine halbe Endstufe des 18W Marshall. Die Werte sind sehr sehr ähnlich. Bei der würde nur niemand auf die Idee kommen, sie mit nur einer Röhre zu spielen.  :devil:

Ich lasse mich übrigens gerne eines Besseren belehren. Das oben habe ich mir in der letzten Zeit durch viel Leserei und Rechnerei und Ausprobiererei angeeignet. Mein VJR funzt jetzt allerdings wirklich prima.

Gruß, Dieter

*

bea

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #9 am: 28.07.2010 02:06 »
Spannenden Diskussion. Und danke für die konkreten Hinweise.

Ich habe das Gefühl, dass die ganze Endstufe nochmal komplett durchgerechnet und sauber dimensioniert werden sollte. Einschließlich Netzteil. Als Basis für alle weiteren Modifikationen, egal in welche Richtung das Gerät verändert werden soll, sollten doch zuerst die grundlegenden Macken raus, nicht wahr?


Für C5 sollten auch 100µF ausreichend sein.
Für die Gitarre ja, aber wohl nicht für den Bass.
Zitat
Ich würde R2 durch 1K ersetzten und R1 durch 1M.
Da ich ein V3-Board besitze, ist R2 bereits 1 M. Über die richtige Dimensionierung von R2 habe ich bisher noch nichts gefunden. 68k sind allerdings im Bereich dessen, was so verbaut wird (Fender Twin Reverb?); beim Echolette M40 sind da sogar 100 k. So wesentlich ist das wohl nicht. Auch wenn ich das angehen werde, sehe ich das als fürs erste nachrangig. Allerdings ist mir aufgefallen, dass R1 wohl am falschen Ende von R2 angelötet ist, und dass ein Koppelkondensator vor R2 fehlt. Der ist aber u.U. eine Lebensversicherung, weil er das Gerät auch bei Defekten gleichspannungsmäßig vom Instrument abkoppelt. Das werde ich wohl auch demnächst nachrüsten.

Zitat
Vielleicht ist der R8 falsch, miss den mal nach.
Bei C3 und C4 kannst Du mal ausprobieren welche Du einsetzt damit Dir der Klang am Besten gefällt, Du machst C3 = 22µF und C4 1µF, dadurch werden die Tiefen in der ersten Stufe etwas bedämpft, 150 nF oder 47 nF sorgen dort nur für Klirr in den höchsten Tönen >10kHz, und sind eigentlich unbrauchbar.

Da hast Du vermutlich nicht verstanden, was ich haben möchte: linear mit geringer Verstärkung (also mit der Wechselstromgegenkopplung über die Kathodenwiderstände). Und dann zusätzlich schaltbar noch ein "Bright-Switch", bei dem ich die Gegenkopplung auf die tiefen Frequenze begrenze - besonders für den Bass ist das sehr interessant, und abhängig von Instrument und Musikrichtung möchte ich da ganz bewusst unterschiedliche Werte haben. Wie gesagt, interessant beim Bass, weniger interessant bei der Gitarre - dafür isses ja auch abschaltbar. Ausprobiert im anderen Gerät und hier eingebaut. Die Übergangsfrequenzen liegen übrigens bei 700 Hz bzw. 2,1 kHz.

Zitat
Übersteuerung etwa 22V an der Katode, bei 220 Ohm etwa 20 V.
Das ist wohl Dein Problem.
Ja, wohl zum allergrößten Teil - immerhin hat es ja auch noch einen Effekt, wenn ich an der Gegenkopplung der ersten Stufe rumschalte. (Ist zur Zeit deaktiviert, damit ich das Problem eingrenzen kann.)


LG

Bea

*

bea

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird... immer noch
« Antwort #10 am: 29.07.2010 21:44 »
Hallo in die Runde,

vorab eine Frage: wie bei den Triodenstufen dient der Bypass-Kondensator doch dazu, die Stromgegenkopplung wechselspannungsmäßig zu beseitigen, die durch den Kathodenwiderstand entsteht, nicht wahr? Wenn ich C5 weglasse, sinkt doch nur die Verstärkung, und ich muss höher aussteuern, um bei gegebenem Arbeitspunkt die maximale Ausgangsleistung zu erhalten, nicht wahr? Hintergrund: während der leider notwendigen Fehlersuche würde ich das gerne tun; die Platine ist an dieser Stelle ja beschädigt, und zudem habe ich keinen hinreichend jungen Elko mit passenden Daten zur Verfügung.


Zum Thema:

ich habe das Gerät mal durchgemessen, und zwar sowohl mit Lastwiderstand 8 Ohm als auch mit Box und Instrument, um prüfen zu können, was los ist, und dabei sehr seltsame Werte gefunden:

Unmittelbar nach dem Aufheizen der Röhren, an C6/R10 ca. 340-350 V , die im Betrieb dann auf ca. 300 V abfallen.

Innerhalb von wenigen Minuten fällt die Sapnnung dann ab, und es ergeben sich folgende Werte (C5 hatte ich durch einen älteren Kondensator Elko 220 uF/63 V ersetzt, weil die Spannungsfestigkeit des nachträglich eingebauten Elkos nicht ausreichte):

Ausgang Gleichrichter (C6/R10): 300V
A: (R10/C9, Übertrager): 210 V
B: (EL84 P 9, also G2): 170 V
Anode EL84: 170V

Danach habe ich folgende Änderungen vorgenommen:
R10 durch Parallelschalten eines Widerstandes auf 215 Ohm gebracht und C5 durch einen MKF-Kondensator 2.2 uF/63V ersetzt, weil ich dem alten Elko dann doch nicht traute. R14 ist also wieder normal  und  R10 ebenfalls, beide allerdings physisch durch  1,2 k || 270 R

Ausgang Gleichrichter (C6/R10): 350V
A: (R10/C9, Übertrager): 305 V
B: (EL84 P 9, also G2): 250 V
Tendenz weiter fallend.
Kathode EL84: steigt langsam von geschätzten 15-18 V auf ca 23 V an.

Klar, dass da die Arbeitspunkte total aus dem Ruder laufen.
So, und jetzt darf ich raten was kaputt ist....

R15 = 5,6 k hat nur eine Belastbarkeit von 1/8 W. Weil die Röhre stromlos gesteuert wird und Gleichspannungen durch C2 geblockt sind, macht das doch nichts, nicht wahr?

Was kann alles kaputtgegangen sein, als ich versehentlich R11 durch 220 Ohm ersetzt hatte?
Der Widerstand ist dabei durchgebrannt, und R10 hatte danach 900 Ohm.
Können C6 und C9 dabei ebenfalls kaputtgegangen sein?
Kann die Röhre deshalb defekt sein? Wie kann ich das ohne Röhrenprüfgerät feststellen?
Ich hätte zwar noch Ersatz, möchte es jedoch vermeiden, in diesem Gerät auch nur probeweise die Röhre zu tauschen, solange ich nicht weiß, was kaputt ist und ob ich die andere Röhre dadurch gefährde. Außerdem war schon mal eine andere Röhre drin, und das eingangs geschilderte Verhalten war noch schlimmer.

Macht es einen Sinn, diese Röhre in dem noch intakten Verstärker zu testen (allerdings ist die Sapnnungsfestigkeit von C5 in meinem zweiten Gerät zur Zeit ebenfalls zu knapp - ok, das werde ich gleich ändern, weil ich das zweite Gerät in den nächsten Tagen benötige) oder gefährde ich bereits das Gerät, wenn ich ein paar min lang messe, wie es sich mit der Röhre aus dem defekten Verstärker verhält?

Der Widerstand ist dabei durchgebrannt, und R10 hatte danach 900 Ohm.
Können C6 und C9 dabei kaputtgegangen sein?

Schon mal im voraus vielen Dank und frustrierte Grüße

Bea
« Letzte Änderung: 29.07.2010 21:50 von bea »

*

Offline mac-alex_2003

  • YaBB God
  • *****
  • 2.552
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #11 am: 29.07.2010 22:17 »
Hallo Bea,

hast Du mal probiert was passiert, wenn Du das Steuergitter der Endstufe direkt auf Masse legst?
Irgendwie laufen Dir die Ströme durch die Röhre weg. Entweder spinnt Dein AÜ (das würde sich aber "normalerweise" nicht so äußern), oder die Röhre ist kaputt oder irgendetwas steuert schlicht die Röhre immer weiter durch, weshalb der Strom steigt.

Ich würde daher erstmal das Steuergitter erden und dann schauen was die Spannung an der Kathode macht. Bleibt sie dann stabil liegt das Problem vor der Endstufe. Das kann z.B. durch einen leckenden Koppel-C passieren. Geht der Strom (und damit Uk) wieder hoch würde ich die Spannungen mal ohne Röhre messen. Ändert sich dann nichts die Schaltung nochmals prüfen und mit einer (falls vorhandenen) alten anderen Röhre testen.

Viele Grüße und viel Erfolg!
Marc

*

Manfred

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #12 am: 29.07.2010 22:28 »
Hallo Bea!

Zitat
wie bei den Triodenstufen dient der Bypass-Kondensator doch dazu, die Stromgegenkopplung wechselspannungsmäßig zu beseitigen, die durch den Kathodenwiderstand entsteht, nicht wahr?
 Ja!

Nimm die Röhren raus und messe ob die Leerlaufspannungen noch korrekt sind.
Wenn ja den Schleifer auf P3 auf Linksanschlag, dann die EL84 wieder rein.
Nun die Spannungen messen wenn die Röhre aufgeheizt hat.
Wenn das Anodenblech rot wird sofort ausschalten.
Wenn die Spannungen stabil bleiben den P3 auf Rechtsanschlag und schauen ob sich jetzt was ändert.
Wenn ja gibt es irgendwoher am Gitter eine Änderung der Gittervorspannung, Defekter Kondensator oder Schaltungsfehler?
Wenn die Röhre defekt sein sollte und Luft gezogen hat fließt ein merklicher Gitterstrom.
Zum Test die Verbindung zum Schleifer des Treblepost unterbrechern.
P3 auf Rechtsanschlag und die Gitterspannung messen (!Hochohmiges Voltmeter).
P3 auf Mittelstellung und erneut messen.
Wenn die Gitterspannung nicht wesentlich schwankt ist das Vakuum in Ordnung.

Gruß
Manfred  

 
Hallo Marc, da haben wir die ähnlichen Fakten beschrieben, Dein  Beitrag war schon gepostet während ich noch schrieb.   

« Letzte Änderung: 29.07.2010 22:31 von Manfred »

*

bea

  • Gast
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #13 am: 30.07.2010 01:40 »
Hallo Manfred, hallo Marc,

ganz lieben Dank für Eure Hilfe  :-*

Wie es aussieht, habt ihr mich auf die richtige Spur gebracht: weiter oben hatte ich geschreiben, dass es beim Auslöten von C5 ein Problemchen mit der Lötöse gab. Die masseseitige Öse hatte sich gelöst. Ich hatte das mit einer Drahtbrücke korrigiert. Übersehen hatte ich, dass hierdurch der Masse-Kontakt des Gitterableitwiderstands ebenfalls beschädigt war - nach der Reparatur hatte ich das zwar geprüft, aber im Betrieb scheint es dem Kontakt den Rest gegeben zu haben, und der Gitterableitwiderstand hing in der Luft. Also musste eine neue Drahtbrücke her, die auch das korrigiert.

Jetzt - ohne Kathoden-C - erreichten sowohl die Betriebsspannungen als auch der Wert an der Kathode die Sollwerte, und sie waren zumindest über eine Zeit stabil, in der vorher bereits deutliche Veränderungen messbar waren (und nach der ich das Gerät dann tunlichst abgeschaltet hatte). Gemessen habe ich nur mit Lastwiderstand. Eine Kontrolle mit dem Insturment steht noch aus.

Die Röhre testen wie beschrieben konnte ich leider nicht, weil da kein Poti war. Manfred, ich nehme an, dass Du entweder von einem Master-Volume oder einem Tone-Stack ausgingst nicht wahr?

Herzlichen Dank nochmal. Angesichts der vorgerückten Sunde keine weiteren Experimente mehr...

Bea

PS: ich möchte doch noch einmal an die Diskussion weiter oben anknüpfen: im Class-A-Betrieb wird die EL84 ja tatsächlich mit geringerer Anodenspannung betrieben (250 V) und nicht ganz knapp unterhalb von Ua-Max, und sie bringt wohl auch nicht mehr Leistung als unter den im Datenblatt beschriebenen Bedingungen.
Ebenso wird die ECC83 üblicherweise eher nicht hart unterhalb ihrer Grenzdaten betrieben - es scheint mir auch keinerlei Notwendigkeit dazu zu geben. Daher denke ich darüber nach, mit der Schaltungsauslegung dann doch zu den üblichen zahmeren Werten zu gehen. Mit einem kräftigen Seitenblick aufs AX84-Projekt. Aber vielleicht ist das ja einen eigenen Thread wert?

*

Offline mac-alex_2003

  • YaBB God
  • *****
  • 2.552
Re:Mein Baby motzt, wenn ihm zu warm wird...
« Antwort #14 am: 30.07.2010 06:36 »
Guten Morgen Bea,

die Spannungen müssen auch mit dem Kathoden-C stabil sein. Wenn Du schreibst, dass Du Probleme mit dem Ableit-R hattest würde ich an der Stelle nochmals suchen. Ein nicht vorhandener/zu großer Ableit-R würde ziemlich genau Dein Wegdriften der Spannungen erzeugen. Mit Kathoden-C dann etwas schneller, weil die Stufe keine Gegenkopplung mehr hat.

Viele Grüße,
Marc