Hallo Michael,
dann solltest Du auf jeden Fall genug Erfahrung haben, um die Gefahren eines Röhrenamps realistisch einschätzen zu können. Die Fehlersuche erfordert nämlich hier das Messen von Spannungen am "lebenden" Gerät.
Bei gezogener Gleichrichterröhre stimmen aber die Sekundärspannungen am Netztrafo.
Wenn die Sekundärwechselspannungen stimmen, ist das schon mal beruhigend, d.h. der Netztrafo sollte dann in Ordnung sein.
an den Siebelkos habe ich mal die Widerstände gemessen, liegen alle im Megaohmbereich. Käpazitäten stimmen auch.
Das bedeutet leider nur, dass keiner der Siebelkos einen Kurzschluss hat. Es heißt aber noch nicht, dass sie ihre Siebfunktion auch richtig erfüllen. Wie sehen die Elkos denn aus - haben sie Blasen oder gar offene Stellen? Wenn ja, müssen sie ausgewechselt werden. Schau auch mal den Elko in der Biasversorgung an. Wenn der nicht mehr OK ist, streut er einen bösen Brumm in die Gitterzuleitung der Endröhren ein.
Als ich die Spannung an den Anoden messen wollte, habe ich es kurz im Netztrafo durch die Kabelöffnung aufblitzen sehen und dann sofort ausgeschaltet. In der kurzen Zeit bis zum Ausschalten meine ich, keine (minimale) Spannung an den Anoden festgestellt zu haben.
Was hast Du da genau gemessen? Ich messe immer so, dass ich die COM-Verbindung (das ist bei mir das schwarze Kabel) per Krokodilklemme an das Ampgehäuse befestige, dann kann ich nämlich mit einer Hand arbeiten. Ich berühre dann mit dem roten Meßkabel die Punkte, deren Spannungen ich messen will. Wenn während des Betriebs keine oder nur wenig Anodenspannung da war, dann ist es kein Wunder, dass kein Ton herauskommt.
Ich würde jetzt wie folgt vorgehen:
1. Bei ausgeschaltetem, vom Netz getrenntem und bei entladenen Kondensatoren die Schaltung des Amps durchmessen, ob irgendein Fehler vorliegt. D.h.
- prüfen, ob alle Masseverbindungen intakt sind (d.h. Lautstärkeregler, Mittenregler, Hallregler usw.)
- an allen Kathodenverbindungen (Pins 3 und 8 der Vorstufenröhren, Pin 8 der Endstufenröhren) prüfen, ob die Widerstände mit dem Schaltplan übereinstimmen (+/- 10%)
- von Pin 8 der Gleichrichterröhre aus prüfen, ob sämtliche B+-Verbindungen mit dem Punkt verbunden sind (hierzu muss der Standby-Schalter auf "ON" stehen)
- dann den Signalweg durchmessen.
Das ist zwar mühsam und dauert seine Zeit, aber ich habe auf diese Weise schon einige Fehler gefunden (schlechte Lötstellen o.ä.).
2. Wenn bei 1. alles in Ordnung ist, nochmal zur Sicherheit ohne Röhren - also auch ohne Gleichrichterröhre - und alle Lautstärkeregler auf Null anschalten und die Wechselspannungen prüfen.
3. Dann ausschalten, die Gleichrichterröhre einsetzen, Power anschalten und nach ca. 30 Sekunden Standby anschalten. Wenn die Sicherung drin bleibt, sämtliche Spannungen an den Anoden (Vorstufe Pin 1 und Pin 6, Endröhren Pin 3) und Kathoden (s.o.) messen. Die Ergebnisse dann am besten hier posten, dann kann man den Fehler wahrscheinlich eingrenzen.
Ich hoffe, das hilft erst einmal weiter.
Viel Erfolg,
Stephan