Erklärung: in einer geschlossenen Box wirkt die Luft in der Box der Bewegung der Membran entgegen. Bewegt sich die Membran nach innen, dann drückt die Luft dagegen und bremst diese ab. Dadurch kann die Membran nicht mehr frei schwingen und auch gleichzeitig weniger Luft bewegen und weniger bewegte Luft bedeutet zwangsweise auch weniger Lautstärke. Da die Membran aber durch die eingeschlossene Luft in der Box bedämpft wird, kann diese je nach Boxenvolumen auf der anderen Seite aber genauer kontrolliert werden wodurch sie definierter arbeitet, was sich insbesondere in der Basswidergabe bemerkbar macht.
Das bedeutet, dass eine offene Box auf alle Fälle lauter ist und auch eine stärkere Basswidergabe hat.
Dieser Erklärung möchte ich, bei allem kollegialen Respekt, in einigen Punkten widersprechen. Ich habe 15 Jahre lang Lautsprechersysteme für Tonstudios entwickelt und gebaut und kenne mich mit der Materie ein bissl aus
Durch den Einbau eines Lautsprechers in ein luftdichtes geschlossenes Gehäuse wirkt durch die Nachgiebigkeit des Lufvolumens eine zusätzliche Feder auf die Membran, die sich zur Federkraft der Membranaufhängung addiert. Dadurch wird die Resonanzfrequenz höher und dadurch steigt auch die untere Grenzfrequenz um Vergleich zum Lautsprecher in der unendlichen Schallwand. In beiden Fällen beträgt der Abfall des Pegels unterhalb der Resonanzfrequenz 12dB/Oktave.
Im Bereich der Resonanzfrequenz kann es je nach Gehäusegröße, Membranfläche und -masse und Resonanzgüte (mechanische und elektrische Bedämpfung) des Lautsprechers zu einer Überhöhung kommen, muss aber nicht. Je kleiner das Gehäuse bei gleichem Speaker wird die Resonanzfrequenz höher und der Resonanzbinkel ausgeprägter.
Oberhalb der Resonanz ändert sich bei erster Näherung nichts, beim zweiten Hinschauen sind Gehäuseresonanzen erkennbar, was auch in der gezeigten Impedanzmessung als kleine Zacken im mittleren Frequenzbereich zu sehen sind. Prinzipell wird in diesem Frequenzbereich aber die gleiche Luftmenge bewegt, das abgeschlossenen Luftvolumen hat hier keinen Einfluss auf die Übertragungsfunktion. Eine "Bedämpfung" der Membranbewegung findet oberhalb der Resonaz nicht statt.
Soweit die Theorie
Dass eine halboffene Gitarrenbox subjektiv lauter klingt, liegt am rückwärtig abgestrahltem Schall, der von den Begrenzungsflächen des Hör-Raumes reflektiert werden und sich mit dem direkt abgestrahlten Schall je nach Phasenlage und Hörort mehr oder weniger addieren. Im Bassbereich kommt es je nach Wellenlänge zu Auslöschungen, aber auch zu Additionen.
Und dann kommen natürlich noch Gehäuse- und Hohlraumresonazen der meist völlig unbedämpften (=nicht mit Dämmstoff gefüllten) Gitarrenboxen dazu, die bei halboffenen Gehäusen anders sind als bei geschlossenen, die wiederum auf die Membran einwirken und durch Röhrenendstufen mit ihrem oft großen Innenwiderstand nur kaum bedämpft werden.
Ich hoffe, mein wirres Geschreibsel ist halbweg verständlich