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Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert

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Offline Nils H.

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Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« am: 10.04.2011 01:28 »
Moin,

ich hab seit heute Abend einen Amp auf dem Tisch liegen, der gefühlte 15 Jahre im Keller gestanden hat. Ob er davor einwandfrei funktionierte oder nicht wieß ich nicht. Ich hab keinen Schaltplan, aber der Amp ist relativ simpel. Zweistufige Vorstufe mit Vol & Tone, PI, 2x 6L6GC mit Kathoden-BIAS. Im Netzteil eine GZ34, Standby, Ladeelko, Siebkette.

Erstes Symptom war das Fressen von Primärsicherungen, sobald der Standby umgelegt wurde. Ich hab den Amp mithilfe der beliebten Glühbirnenmethode ans Netz gehängt, und voila - die Birne leuchtete schon beim Einschalten des Amps, noch im Standby, hell auf, nach dem ziehen der GZ34 glimmte sie nur noch schwach. Ich hab also die GZ34 durch eine neue ersetzt, und beim nächsten Umlegen des Standby ist einer der 10µ/63V Kathodenelko auf der Boardunterseite explodiert :(. Also wohl deutlich mehr als 63V an der Kathode. Das kann ja wohl nur passieren, wenn viel zu viel Strom durch die Röhre fließt, ich konnte aber keine roten Backen an der Röhre sehen; allerdings ging's auch relativ schnell, dass es "Peng" gemacht hat.

Morgen baue ich erst mal das Board aus um den C zu ersetzen, und bei der gelegenheit zeichne ich den Schaltplan raus. In der Zwischenzeit: Warum ist der Elko hochgegangen? Hab ich's hier mit einer defekten Endröhre zu tun? Spannungen ohne Röhren hab ich noch nicht gemessen, und mit ging's ja auch nicht ;D. Wäre es für die Diagnose besser, erstmal den / die Kathoden-Cs wegzulassen / zu entfernen, bis ich mich Stück für Stück durch den Amp gearbeitet habe?

Sonst sinnvolle Ideen?

Gruß, Nils

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Offline Böxle

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #1 am: 10.04.2011 08:05 »
Hallo Nils,
sieht so aus, als ob durch eine defekte Endröhre zu viel Strom fließt, der zuerst die alte Gleichrichterröhre gekillt hat und dann mit der noch gut funktionierenden neuen für einen zu hohen Spannungsabfall am Kathoden-R gesorgt hat, der dann den Kondensator platzen ließ. Ich denke mit neuen Endröhren und einem neuen Kondensator läuft die Kiste wieder.
Tschüss,
Böxle

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Offline Bierschinken

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #2 am: 10.04.2011 12:14 »
Hallo,

wenn der Amp jahrelang ungenutzt rumstand ists gut möglich, dass die Elkos schlicht keine Oxydschicht mehr haben.
Da wäre Reformieren angesagt.

Wie immer, systematisch vorgehen:
Röhren ziehen, Sekundärsicherungen rausnehmen. Läuft der Amp?
Sekundärsicherungen eine nach der Anderen einsetzen und jedesmal checken obs läuft.
Dann die Vorstufenröhren einsetzen. Läufts noch? - Stimmen die Spannungswerte so pi mal Daumen?
Endstufenröhren rein, frisst er jetzt Sicherungen?

Je nach dem an welchem der Punkte du hängen bleibst, sind dann weitere Maßnahmen sinnvoll.

Und achja, ein Regeltrenntrafo würde hier einiges an Sicherungen ersparen  ;)

Grüße,
Swen

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Offline Nils H.

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #3 am: 10.04.2011 21:51 »
Moin Jungs,

ich hab den geplatzten C heute ersetzt und bei der Gelegenheit gleich den Plan des Amps rausgezeichnet; wenn ich ihn in schön habe, stelle ich ihn hier ein. Das Problem ist eindeutig eingekreist, eine der 6L6GC ist im Eimer; erstens wandert das Problem mit der Röhre (nehme ich den Amp vom Standby, geht die Kathodenspannung auf 180V hoch), zweitens ist mir aufgefallen, dass es in der Röhre blau blitzt ;D. Also ab in den Schrott.

Ich muss jetzt mal suchen, ob ich noch Ersatz liegen habe, meiner Ersatz-Endstufenröhren sind im Proberaum. Ich bin mir noch nicht ganz im klaren über die Betriebsparameter. Der Netztrafo macht im Leerlauf 335-0-335 V, wenn zwei intakte Röhren im Amp sind, kann ich die Spannungen mal vernünftig durchmessen und so.

Erstmal danke für die Tips.

Gruß, Nils

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Offline Nils H.

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #4 am: 10.04.2011 21:52 »
achja...

Und achja, ein Regeltrenntrafo würde hier einiges an Sicherungen ersparen  ;)

hätte, hätte, Herrentoilette ;D. Im Moment hab ich noch keinen... ist aber auf meiner "must have"-Liste ;).

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Offline Bierschinken

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #5 am: 10.04.2011 22:13 »
achja...

hätte, hätte, Herrentoilette ;D. Im Moment hab ich noch keinen... ist aber auf meiner "must have"-Liste ;).

Nunja, imo wichtiger als ein Oszi und andere "Späße" denn das Ding ist auch schlicht sicherheitsrelevant!  :police:
Und kosten tun die Dinger auch nix...

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Offline jacob

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #6 am: 11.04.2011 10:03 »
Für so einen Zweck tut's m.E. auch ein normaler Stelltrafo (Spartrafo) mit genügend Leistung.
Die sind wesentlich preiswerter als ein Trenn- Regeltrafo.

BTW: Amps, die schon jahrelang nicht mehr in Betrieb waren, sollte man grundsätzlich (ohne Röhren!) mit einem Regeltrafo ganz langsam hochfahren und dabei natürlich den Strom im Auge haben.

Gruß

Jacob
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist grundsätzlich in der Praxis größer als in der Theorie. (Unbekannt)

Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen, er müsste sich, genau genommen, im Grunde seines Herzens schämen, zieht vor, es nicht genau zu nehmen. (Eugen Roth)

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Offline Nils H.

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #7 am: 11.04.2011 10:26 »
Moin,

grundsätzlich richtig, gebe ich Dir recht. Allerdings - ohne Röhren ist ja eh nix passiert ;D. Wie auch, wenn der Defekt an der Röhre zu suchen ist ;).

Da bisher noch keinen Stelltrafo besitze, muss ich halt alternativ vorgehen; dafür benutze ich immer eine seriell vorgeschaltete Glühbirne, die ja bei erhöhtem Strombedarf die Primärspannung am Netztrafo reduziert. Ich hab's nicht so detailliert beschreiben (mea culpa),mit diesem "Vorschaltgerät" hab ich den Amp Stück für Stück in Betrieb genommen, und es ist auch erstmal gar nix passiert (hat mich auch NICHT dutzendweise Sicherungen gekostet ;)). Der Elko ist erst geplatzt, als ich den Amp ohne vorgeschaltete Birne in Betrieb genommen habe. Durch die Birne war der Amp soweit unterheizt, dass einfach kein Strom geflossen ist - an der Kathode der Endröhren habe ich fleißig 0V gemessen.

Was ich natürlich noch hätte machen können wäre, die 40W-Birne stufenweise gegen größere (bekommt man eigentlich überhaupt noch klare 60/100W-Birnen?) tauschen ;D. Quasi ein manueller Stelltrafo ;D.

Gruß, Nils

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Offline sixpounder

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #8 am: 11.04.2011 13:59 »
Hallo Nils,

kannst du es mir bitte genauer erklären, verstehe nicht ganz wie das funktioniert? ???

Danke!

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Offline SvR

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #9 am: 11.04.2011 14:08 »
Salü,
kannst du es mir bitte genauer erklären, verstehe nicht ganz wie das funktioniert? ???
Das mit der Glühbirne? Ganz einfach! :)
Die Glühbirne wird in Serie mit dem zu testenden Gerät geschaltet. Die Glühbirne ist ja ein Kaltleiter, d.h. im kalten Zustand ist ihr Widerstand relativ klein.
Wenn du jetzt das Gerät anschaltest, teilt sich die Netzspannung auf -> ein Teil fällt an am Gerät ab, der andere an der Glühbirne. Da die Glühbirne nur nen kleinen Widerstand hat, fällt an ihr auch kaum Spannung ab und sie leuchtet nicht. Hat das Gerät jetzt ne Macke (Kurzschluss etc.) nimmt es mehr Strom auf als normal. Dadurch fließt auch mehr Strom über die Glühbirne, weshalb diese sich erwärmt. Wenn sie sich erwärmt steigt auch ihr Widerstand an und es fällt dann mehr Spannung an ihr ab (Glühbirne leuchtet). Wenn mehr Spannung an der Glühbirne abfällt, bleibt weniger für das Gerät übrig wodurch dieses geschützt wird.
Die Leistung der Glühbirne und des Geräts müssen auf einander abgestimmt werden, damit das ganze funktioniert.
mfg sven
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

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Offline Nils H.

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #10 am: 11.04.2011 14:11 »
Hallo Nils,

kannst du es mir bitte genauer erklären, verstehe nicht ganz wie das funktioniert? ???

Danke!

Klar.

Bei dieser "Glühbirnenmethode" nutzt man die Tatsache aus, dass der Glühwendel einer Glühbirne ein Kaltleiter ist, d.h. die Impedanz ist im kalten Zustand sehr niederig (~100 Ohm), je heißer der Glühwendel wird, um so hochohmiger wird er (bei einer 40W-Birne sind das so ca. 1300 kOhm).

Die Birne wird jetzt in Serie mit der Trafo-Primärwicklung geschaltet, also Phase - Birne - Trafo - Neutralleiter. Zusammen mit der Trafo-Primärwicklung bildet die Glühbirne einen Spannungsteiler, wobei die Birnenimpedanz im kalten zustand eher klein gegenüber der Primärimpedanz ist. Passiert jetzt im Amp irgend etwas unvorhergesehenes wie z.B. ein Kurzschluss, fließt sekundärseitig ein sehr hoher Strom, und der muss ja irgendwo herkommen - also steigt der primärseitige Strom ebenfalls an. Wenn der Strom steigt, wird aber der Glühfaden heiß und wird hochohmig, und damit sinkt automatisch die Spannung, die an der Primärwicklung anliegt.

Gruß, Nils

Sven war mal wieder schneller....

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Offline sixpounder

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #11 am: 11.04.2011 14:15 »
Alles klar, danke :)

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Offline SvR

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #12 am: 11.04.2011 14:17 »
Salü,
Sven war mal wieder schneller....
Bei nächsten mal lass ich dir den Vortritt ;)
Außerdem: Doppelt hält besser. ;D
mfg sven
Rettet den Wald, esst mehr Biber!
PIC32-Tutorial

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Offline Bierschinken

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #13 am: 11.04.2011 20:21 »
Für so einen Zweck tut's m.E. auch ein normaler Stelltrafo (Spartrafo) mit genügend Leistung.
Die sind wesentlich preiswerter als ein Trenn- Regeltrafo.
Wenn man als Hobbist aber grade mal investiert, kann man auch die 100-150€ investieren und sich den Trenn-Regeltrafo gönnen.
Meine Sicherheit ists mir wert  ;)

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Offline jacob

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Re:Koathoden-Bypass-Kondensator explodiert
« Antwort #14 am: 11.04.2011 22:34 »
Hi Swen,

es dürfte etwas schwer sein, für 100-150 € einen Regel- Trenntrafo zu finden, der z.B. 3-4 A macht.
Neu kosten solche Teile jedenfalls erfahrungsgemäß so ab 350€ aufwärts (bei Poll*n z.B.)

Aber evtl. wird man da ja in der Bucht fündig, einen alten, gebrauchten RFT oder so.

Gruß

Jacob
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist grundsätzlich in der Praxis größer als in der Theorie. (Unbekannt)

Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen, er müsste sich, genau genommen, im Grunde seines Herzens schämen, zieht vor, es nicht genau zu nehmen. (Eugen Roth)