Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Reduzierung der Spannung an Endstufenröhren bei MusicMan Amp

  • 32 Antworten
  • 19099 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline cca88

  • YaBB God
  • *****
  • 3.949
@Jacob und Headsurgean
Danke für die Erläuterung - so kann ich besser einschätzen, warum es kritisch werden könnte.

Ich habe eine Skizze angefügt, wie ich mir den Aufbau ggf. vorstelle.
@Axel
Die Drossel hängt so ja nicht an den 525 Volt.
Die thermische Belastung des 22K ist natürlich zu berücksichtigen
Ug2 wird ohne Drosselglättung abgegriffen hat aber die gleiche Spannung, wie sonst im LOW-Modus (255 Volt). Die 255 Volt liegen ja in der Ausgangsschaltung im LOW Modus hinter der Drossel an (Punkt G im Original-Schaltplan).

Deshalb nochmals meine Frage: Wäre es brummtechnisch kritisch, wenn Ug2 nicht durch das L-C-Glied geglättet wird ?

Vielleicht können wir diese Frage noch klären.

Danke und Gruß,
DocBlues


Hi Doc,

sorry, daß ich so lange nicht geantwortet habe..

Versuche jetzt mal alles zusammenzubringen:

Erfahrungen mit Röhren in MMs:
EL34: JJE34L und EL34-STR (=aktuelle TTEL34) - problemlos
6l6: Sovtek 6P3S-CE aka Sovtek5881 - problemlos

@ Jacob: Zu den "gefühlt unangenehmen hohen Spannungen" im Gegensatz zu Marshalls mit 470V - Röhrensockel etc...
klar sind die Leerlauf-Anodenspannungen in einen MM höher als in einem Marshall - aber - dort gibt es serienmäßig keine Clamping Dioden - Die Spikes, wenn die Endstufen überfahren werden sind DEUTLICH höher, als alles was ein MM mit intakten Dioden jemals tun würde.Die Spikes gehen bei den Marshalls teilweise bis in den 2-3KV Bereich.

Klar ist Dreck an der Fassung nie gut, aber meines Erachtens ist das bei den "moderateren" Marshalls noch wichtiger als bei den MMs.

Im Gegensatz zu den alten Marshalls haben die meisten MMs noch nie einen Doktor gesehen. Teilweise noch nicht mal zu Röhrenwechsel.

Meine persönliche Meinung: ich würde den Kerl immer noch so lassen wie er ist; die MM-Endstufen waren einfach ziemlich ausgereift.

Nachdem aber der Plan zum Umbau - meinem Eindruck nach - bereits beschlossen ist....

- Die Impedanz (Raa) passt nicht - 11k gegen gefühlte 4-7k - mußt Du "umanpassen" - andere
  Boxenimpedanzen ran
- Check doch bitte im Low Modus noch die Heizspannung - die müßte deutlich runtergehen;
  unter 6V geht der Schuß mit der Röhrenlebensdauer evtl. nach hinten los.
- In jedem Fall den Sicherungswert überprüfen und ggf. anpassen - Mehr als 1,6AT brauchts
  in dem MM m.E nicht - absolutes Maximum: 2AT - Andernfalls beschützen die Trafos die
  Sicherungen. Bei LOW eher noch weniger.

Bei deinem Entwurf: Die Drossel hinter dem Widerstand brauchst Du dann auch nicht mehr; der sollte eigentlich zum Sieben langen .
Ich befürchte eher, daß eine Restwelligkeit auf der Schirmgitterspannung bleibt - Brummgefahr - Ich persönlich die Drossel dort einsetzen, so wie es in der Originalschaltung auch ist.

Grüße

Jochen


*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Jochen,

vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen. Je mehr ich die Sache abwäge, umso mehr neige ich dazu, Stromversorgung und Endstufe so zu lassen wie sie sind. Gerade Deine Ausführungen zu den Clamping Dioden und der Verweis auf problemlosen Betrieb mit der JJ EL34L (die ich ja auch extra wegen der 800 V Spannungsspezifikation gekauft habe), haben mich überzeugt. Die Wirkungsweise der Clamping Dioden war mir zwar im Prinzip klar nicht aber, welche Spannungsspitzen ohne die Dioden auftreten können. Das habe ich deutlich harmloser eingeschätzt.

Aus meiner Sicht ziehe ich folgendes Fazit aus den Beiträgen hier im Thread:

1. Grundsätzlich wäre es machbar, den MM so umzustricken, daß die Endstufe so läuft, wie im Low-Betrieb (515 Volt) und der PI und die Vorstufe auf 340 bis 360 Volt laufen. Zu achten ist dabei auf die thermische Belastbarkeit des Vorwiderstandes (ca. 22K) und die Welligkeit der Schirmgitterspannung.

2. Es gibt eine Reihe von Argumenten und Erfahrungswerte dafür, daß die hohe Spannung von 725 Volt erstens nicht so (im Vergleich zu Marshalls, Boogies etc) kritisch ist, wie es zunächst erscheint und zweitens auch heutige gute Markenröhren problemlos in den MusicMan Amps funktionieren.
Beispiele sind: JJ EL34L und EL34-STR (=aktuelle TTEL34) ür die MM mit EL34 / 6CA7 und Sovtek 6P3S-CE aka Sovtek5881 sowie Svetlana Winged C für die MM mit 6L6.

3. Verbreitete Warnungen in verschiedenen WEB-Foren betreffend die hohen Spannungen in MM-Amps und Röhren aus aktueller Produktion dürften deutlich übertrieben sein.

4. Ich ziehe daraus den Schluß, daß es nicht dringend erforderlich ist, den Amp in Stromversorgung und ggf. Endstufe umzubauen. Da es außerdem einige Probleme gäbe, einen Umbau mechanisch und elektrisch im vorhandenen Chassiss zu realisieren, werde ich davon Abstand nehmen.

5 Aufgrund der vielseitigen und kompetenten Beiträge hier im Thread haben sich meine Bedenken und Befürchtungen, den Amp zukünftig wie gehabt zu betreiben, erledigt.

Ich Danke allen für Ihren Input und Ihre Hilfe. Wer sich für Sound-Modifikation (z.B. besserer Crunch u. Overdrive sowie Bauteileupgrades (z.B. FRED-Dioden, bessere OP-Amps) in MusicMan Amps interessiert, kann sich gerne an mich wenden. In der Hinsicht habe ich einige Erfahrungen gesammelt und z.T. hier im Forum in anderen Threads auch schon weitergegeben.

Von meiner Seite wäre es das jetzt. Ich will den Thread aber nicht abwürgen.

Nochmals herzlichen
Dank und Gruß

DocBlues

P.S. Hier noch ein MusicMan Klangbeispiel:
www.Innovationsdoktor.de/sounds/cover me _ Sample_Neo-12_TT-Studio.mp3
Modifizierter und restaurierter MM 150 Watt Amp mit 4 mal 6L6 auf halber Leistung. Vorstufe und PI mit OP-Amps. Overdrive mit Dioden (Modifikation der MM-Overdrive-Stufe und zusätzliches asymmetrische Begrenzung hinter Klangregelung. Das ist NICHT der Amp, um den es mir hier im Thread geht !
Die Box ist eine TT-Studio mit 1x12 Jensen Neo. Chorus Effekt : Analoger Boss Chorus aus den 80-igern. Im Solo zusätzlicher Overdrive mit Pedal aus eigener Produktion.
Die Gitarre ist eine Warmoth-Strat (Swamp-Ash Korpus, Rosewood-Griffbrett, L200 Noiseless-Pickups von Wilde/Bill Lawrence).
Der Song ist ein Cover vom Springsteen-Song "Cover Me" in unserer Trio-Besetzung.
Die Aufnahme ist als Probenmitschnitt im Übungsraum entstanden und lediglich mit zwei Raummikrofonen aufgenommen - von daher kein Studio-Standard.


*

Offline jacob

  • YaBB God
  • *****
  • 4.438
  • Rote Amps klingen besser!
Hi Jochen,

die Music- Männer waren halt wirklich "built like a tank", wie die Amis immer so gerne sagen.
Super verarbeitet und sehr durchdacht konstruiert.
Und nicht nur irgend eine bereits existierende Schaltung 1:1 abgekupfert (mit allen flaws, versteht sich).

@Doc: die Winged -C- EL34 könntest Du auch problemlos nehmen, die hat m.E. auch sehr gute Qualität:

http://www.svetlana-tubes.com/

http://www.svetlana-tubes.com/svetlana.htm

http://www.hifitubes.nl/weblog/wp-content/svetlana-el34.pdf

Gruß

Jacob

« Letzte Änderung: 16.04.2011 10:15 von jacob »
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist grundsätzlich in der Praxis größer als in der Theorie. (Unbekannt)

Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen, er müsste sich, genau genommen, im Grunde seines Herzens schämen, zieht vor, es nicht genau zu nehmen. (Eugen Roth)

*

Offline trial and error

  • Full Member
  • ***
  • 41
Hallo Doc Blues,

ich selbst habe einen MM 130 Bassamp, mein Bruder hat den 130 Gitarrenamp. Beide Amps haben über Jahre nie Ausfälle über die Endröhren bei voller UB von 725 Volt gehabt! Einen Ausfall beim Gitarenamp gab es mal wegen eines defekten Gitterwiderstand ... - ansonsten sind die Amps doch wirklich "solid as a rock".  OK, es gab auch mal einen "Fehler" beim Röhren- PI. Und auch da war es ein Widerstand. Der führte nicht zum Ausfall des Amps, aber zu unsauberen Klang. Ein wirkliches Problem kann zu große Hitze werden, da hatte mein Bassamp einmal(!) auch Endröhren mit roten Backen. Schnell genug ausgeschaltet, abkühlen lassen - und alles ok. Das ist alles schon vor eingen Jahren gewesen. Damals hatten wir noch billige Röhren im Verstärker - der letzte Röhrenwechsel war dann mit nem Quartett Ruby Tubes die ich dann auch "einmessen" lassen habe. Da war dann ein deutlich größerer Spannungsabfall als die von Music Man angegebenen 0,5 Volt am Kathoden- R zu messen. Aber- das war ganz bewusst so gemacht, der Inhaber des Musiker- Fachgeschäfts in Hannover höchstpersönlich hat damals meinen Amp und Bass gespielt. Und war dann begeistert, welchen enormen Druck der Fender über den Music Man brachte.

MfG Bernd

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Bernd,

falls Du schon die eckigen IC-Sockel im Amp hast und nicht die runden (mit den LM307H Op-Amps), kann ich nur empfehlen, mal gegen andere Typen auszutauschen. Meine Favoriten sind: Burr Brown OPA 2132, OPA 2604 und OPA 2227. Von Analog Devices ist der AD822 noch eine Alternative. Damit bekommen die Amps noch mehr Klarheit (nicht Sterilität) und Punch. Lohnend finde ich auch den Austausch der beiden Hauptdioden gegen FRED-Dioden. Schau mal hier im Forum nach dem Thread, in dem ein User ganz begeistert von diesen Mods war.

Gruß,
DocBlues

*

Offline trial and error

  • Full Member
  • ***
  • 41
Hallo DocBlues,

vielen Dank für die Anregungen. In beiden Amps sitzen noch die runden IC. Seinerzeit in den achtziger Jahren hatte der 2. Gitarrist einen 130er Kombo (maximale Ausstattung) mit 2 mal 12 Zoll Music Man Speakern (eckige Magnete). Jener Kombo hatte schon die Halbleiterversion der Phasenspalterstufe. Der Sound war härter und nicht mehr so warm wie beim Amp meines Bruders. Allerdings hat mein Bruder wie ich EV- Speaker hinter den Amps!

Was mich reizen würde, wäre ein totaler Neuaufbau der Vorstufen, ohne den Sound zu verlieren. Die Probleme der Eingangsstufe "loswerden". So wie sie ist, kommt nur mit "Vintage- Stil" Tonabnehmern ein guter Sound, oder mit Vorverstärker im Instrument. Bei meinem Fender Precision Special sorgt die Impedanzwandlung für deutlichen Gewinn. Der Sound wird viel klarer und voller. Ähnlich ist es bei der Gitarre (Active Strat), der Sound wird weicher und wärmer. Doch ist der Effekt bei der Strat nicht so groß. Der 2. Gitarrist spielte seinerzeit häufig eine Tele, die passte sehr gut zum Kombo. Aber sämtliche High-Gain Tonabnehmer brachten nur Enttäuschung. Ob Dimarzio DualSound oder Gibson (ES 335 Solidbody) - nee, dafür sind die MusicMan Amps nicht gut.

Für den Gitarrenamp statt des zweiten parallelen Kanals eine Overdrivestufe mit Röhre, das würde den MusicMan meiner Meinung nach perfect machen.

MfG Bernd

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Bernd,

ein Problem der meisten MM-Schaltungen ist, daß der Eingangswiderstand zu gering ist. Wenn man auf 1 MegOhm gehen will, geht das aber nicht mit den LM307H OP-Amps, da deren Eingangswiderstand schon zu gering ist. Es gibt einzelne FET-OP-Amps auch mit dem runden Gehäuse.

Die ersten Serien hatten zudem als Signalbegrenzer Dioden zwischen positivem und negativem Eingang des ersten OP-Amps. Das hat zwar eine Übersteuerung des ersten OP-Amps verhindert, gleichzeitig aber auch die Transienten des Gitarren-/Basssignals abrasiert.

Aus diesen Gründen passen die Amps auch nur zu ganz bestimmten Tonabnehmern. Fette Humbucker überfahren einseits zu Dioden am Eingang und verlieren andererseits durch den geringen Eingangswiderstand ihren Charakter.

Ich habe zwei MM-Amps modifiziert bzw. neu aufgebaut:

1. 150W Topteil - Schaltungswerte etwas verändert aber vor allem Bauteileupgrades eingebaut. Zusätzlich habe ich die Clipping-Stufe etwas modifiziert und hinter der Klangregelung ein Soft-Clipping mit Dioden eingebaut, um die zweite OP-Amp-Stufe nicht in die Zerrung gehen zu lassen.
Das ist der Amp, der auf dem obigen Soundclip zu hören ist. Eigentlich ist das mein Bass-Amp aber ich habe mir den einen Kanal für die Gitarre modifiziert.
Den Amp fahre ich leicht angecruncht und habe für Lead-Sounds ein Overdrive-Pedal, daß auch den Amp noch etwas anpowert.
Der Bass-Kanal ist so modifiziert, daß er weniger Gain bringt, dafür aber die Bässe deutlich besser durchläßt.

2. 212-65 Combo - nach verschiedenen Zwischenbastelstufen habe ich die gesamte Vorstufe rausgenommen und 3 zusätzliche ECC83 eingebaut. Ich hatte den Amp als Röhren-2-Kanaler schon vor einigen Jahren fertiggestellt. Nachdem ich dann irgendwann auf den immensen Klangeinfluß von Bauteilen gekommen bin, habe ich die ganzen Vorstufen wieder herausgenommen und baue den Amp komplett bauteiloptimiert neu auf. Der Overdrive-Kanal ist praktisch fertig und der Clean-Kanal weitgehend fertig. Es fehlen noch die Schaltlogik und der Effektweg.
Der Amp hat natürlich nur noch sehr wenig mit einem MusicMan zu tun. Das ist mein ganz persönliches Baby.
Aus verschiedenen Gründen habe ich aber längere Zeit nichts mehr daran gemacht. Es gab einfach zu viele andere Prioritäten und ich kam mit dem 150 W Top für die Gitarre auch ganz gut klar.

Gruß,
DocBlues


*

Offline trial and error

  • Full Member
  • ***
  • 41
Hallo DocBlues,
alles was Du zu den Eigenschaften des MusicMan schreibst stimmt genau. Naja, seinerzeit gab es halt keine besseren OP-Amp als dem LM 307H. Die Dioden sind halt ein muss für die Dinger. Seinerzeit habe ich auch einmal überlegt, den Amp (Gitarre) komplett auf Röhre umzubauen. Heute bin ich froh, dass nicht getan zu haben. Reverb und Vibrato (Tremolo) Effekt sind wirklich Klasse beim MusicMan! Die möchte ich nicht verlieren. Ziel wäre eine Platine, die eine "zeitgemäße" OP-Amp Bestückung ermöglichen würde, ohner den MusicMan Sound zu verändern.

Zu den Bauteileeigenschaften: da kann ich nur 100 prozentig zustimmen! Ich habe vor ein paar Jahren einen "PA"Amp umgebaut (verschiedene Vorstufen probiert). Ich hatte mich dann für die MB Mark1 entschieden (mit Modifikation der ersten Stufe). Zuerst mit Metallschicht- Widerständen, WIMA MKP10 Kondensatoren und Keramikkondensatoren. Naja, nicht schlecht ... aber - dann mit Kohlepress- Widerständen, Orange- Drop Kondensatoren und Silva-Mica Caps- hatte ich den Sound des Original MB im Ohr (den konnte ich einmal aus nächster Nähe längere Zeit bei einem Konzert hören). Da war die Wärme, diese ganz speziellen brillianten aber nicht harten Höhen - die Klangregler sprachen sehr feinfühlig an ... so macht das Spaß! Ich hatte den Amp noch gar nicht ganz fertig gestellt (Testaufbau), da wurde mir das Ding schon von meinem Neffen für einen Gitarristen seiner Band weggeschleppt. Und das Teil musste sich mit cleanem Sound in einer ansonsten an Heavy- Sounds orientierten Besetzung behaupten.

Zum HD 150: den konnte ich auch mal live hören. Allerdings bei einer Jazz- orientierten Darbietung. Der Gitarrist spielte dabei entwender Akustikgitarre unverstärkt (entsprechend leise der Bass), oder eine sehr stark verzerrte Halbakustik, da kam der Bass nicht mehr sauber ans Ohr. Aber ich denke schon, dass der Amp guten Sound abliefern kann.
Sollte ich irgendwann mal einen MusicMan billig bekommen können, dann würde ich Dir nachfolgen: Versuch eines Totalumbaus, reiner Röhrenamp. Aber bis zum Sommer geht bei mir gar nichts in dieser Richtung.

MfG Bernd

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Bernd,

für die runden IC-Sockel bekam man zumindest früher auch den TL072. Andere - bessere Typen - sollten auch in "rund und Metall" erhältlich sein.
Damit hast Du dann einen FET am Eingang und kannst Die Eingangsbeschaltung auf 1 MOhm modifizieren. Als OP-Amp für die letzte Stufe vor der Röhre paßt z.B. ein LM1458 oder LM4558 ganz gut. Beide Typen gab/gibt es auch für die runde Fassung. Die Dioden würde ich gegen "FET-Dioden" tauschen. Nimm gute FETs (z.B. J202 von Vishay Siliconix) und verwende den Drain/Gate Übergang als Diode. Zwei davon gegensinnig ergeben ein besseres Dioden-Paar (smooth, weniger knarzig). Ich habe das gerade in einem Overdrive mit verblüffendem Ergebnis durchexerziert - dort im Gegenkopplungszweig des OP-Amps).
Unterschiedliche FETs ergeben klanglich unterschiedliche Dioden. Selbst der Unterschied zwischen J201 von Vishay Dale und J201 von Fairchild ist deutlich - wie der zwischen unterschiedlichen Röhren. (Vishay Dale J201 oder besser J202 ergeben einen weicheren Sound). Carl Martin verwendet im AC-Tone-Overdrive BF256C FETs als Diden. Die tun es also auch.

Wenn Du die Dioden mi den FETs modifizierst, solltest Du die Verstärkung der ersten Stufe auf etwa Faktor 17 bis 18 reduzieren (von 23). Prüfe die Vorwärtsspannung der "FET-Dioden" vorher. Bei mir lag die etwa 10% höher als bei Standard-Kleinsignal Dioden wie sie im MM verbaut sind.

Man sollte daran denken, daß die Signalspitzen des Gitarrensignals von den Dioden geklippt werden. Das hört man nicht als Verzerrung, sondern als "kantigen" Solid-State-Sound.

Noch ein guter Basis-Mod: Ersetze die Hauptdioden in der Stromversorgung durch FRED-Dioden (mehr Punch, runderer Sound). Aber Vorsicht: Da sind wieder unsere 725 Volt. Bei der Polung der FREDs ganz genau hinschauen !

Gruß,
DocBlues

*

Offline trial and error

  • Full Member
  • ***
  • 41
Hallo DocBlues,

vielen Dank für die ausführlichen Tips. Werde ich im Sommerurlaub "durchexerzieren". Eins ist noch auffällig bei den Versionen Bass / Gitarren - Amp. Die Schaltbilder zeigen (von Reverb und Vibrato abgesehen) nur einen einzigen Unterschied, nämlich einen Kondensator in der Klangregelung beim "Bass" - Kanal des Bassamps. Der "Normal" Kanal ist also gleich dem Gitarrenamp. Dennoch bringt der Bassamp deutlich hörbar mehr Tiefen als der Gitarrenamp. Äußerlich gibt es keine großen Unterschiede bei den Trafos. Wo also ist das Geheimnis verborgen?  Die Auswahl der Lautsprecher wirkt sich beim Bass viel deutlicher aus, als bei der Gitarre. Bassbox hat 2x15" (EV15L), Gitarrenbox 2x12" (EV12L). Den Bass über die Gitarrenbox gespielt, geht das tiefe Fundament verloren. Als zweite Box für "Funk"- Sounds wohl gut geeignet (ist aber nicht mein Fall). Die Gitarre über die Bassbox wirkt natürlich basslastig, für Jazz- Sounds aber zu gebrauchen. (Beide Boxen Bauweise Bassreflex). Überhaupt scheint bei den MusicMan Amps der Einfluss der verwendeten Lautsprecher sehr groß zu sein. Seinerzeitige "Experimente" brachten da überraschende Ergebnisse.

MfG Bernd

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Bernd,

da bin ich überrascht, denn nach meiner Erfahrung beim 150 Watt Bass-Amp ist der Bass-Kanal sogar so ausgelegt, daß der weniger Bass als der Normal-Kanal bringt (Kondensator 470nF statt 220 nF in der Klangregelung - 220nF bringt natürlich mehr Bass und die Grenzfrequenz liegt höher).Ansonsten achte mal auf den Kondensator in der Deep-Schaltung.  Ich habe in meinem 150 Watt-Top den Deep-Kondensator (also eigentlich die Bass-Reduzierung) komplett überbrückt (da er beim 150 iger sinnloserweise hinter der Overdrive-Stufe ist) und den Kondensator in der Klangregelung auf 220 geändert.

Hier der 150 iger Bass-Amp, von dem ich spreche.

Gruß,
DocBlues

*

Offline trial and error

  • Full Member
  • ***
  • 41
Hallo Doc Blues,
da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt - denn ja, der Basskanal hat auch beim 130 Watt Amp weniger Bass. Der Basskanal ist laut Beschreibung im MusicMan Katalog extra so ausgelegt worden, um extrem basslastige E-Bässe (Gibson EB0 z.B.) nicht mulmen zu lassen. Der Deep- Schalter überbrückt lediglich einen Kondensator zur Tiefenabsenkung. Naja, beim Gitarrenamp mag die Bassabsenkung ja sinnvoll sein (allerdings hat die Strat nicht solche enormen Bässe), beim Bassamp habe ich den Kondensator überbrückt. Mir ist aufgefallen, dass viele "Mucker" wohl irrtümlich davon ausgehen, dass der MusicMan wie der Fender Bassman 135 aufgebaut ist - und somit den E-Bass "automatisch" in den Basskanal beim Music Man einstöpseln.
Es gibt inzwischen ein Buch zur Firma MusicMan. Leider ist da zu den Amps nicht viel geschrieben. Entwickelt hat die Schaltungen Tom Walker - nicht Leo Fender. Und dass es die 150Watt Serie gegeben hat lag darin begründet, dass Sylvania seinerzeit die Produktion der hochwertigen 6CA7 eingestellt hatte. Die Ansteuerung der Endstufenröhren über die Kathode habe Tom Walker aus der Radiotechnik - in der er sich sehr gut ausgekannt haben soll - übertragen. Damit sei der Einsatz der 6L6 völlig problemlos gewesen. Das der Sound der ersten Verstärkerserie verloren gegangen war, und der "neue Sound" nicht mehr so gut bei den Musikern ankam wurde schon bemerkt im Hause MusicMan. Daraufhin begannen neue Entwicklungen (RD50). Aber da war das "Todesurteil" zu MusicMan schon "spruchreif". Schon komisch, dass Leo Fender damals in seinem eigenen Betrieb nicht für ordentliche Qualität bei den Gitarren und Bässen sorgen konnte - und somit die finanziellen Verluste die "Nummer 1" vom Markt ausschied.

MfG Bernd

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Bernd,

also die Begründung "wir reduzieren die Bässe im Basskanal, damit bassig klingende Bässe nicht so viel Bass haben, ist schon etwas seltsam von MM gedacht". Ich habe einen MM StingRay Bass, der dank aktiver Schaltung ja nun Tiefbass ohne Ende bringt, wenn man es denn will. Meine modifizierte Basskanal-Schaltung mulmt auch überhaupt nicht. Das Problem bei MM war, daß man die Grenzen der OP-Amps und die realen Signalhöhen (incl. Transienten) falsch eingeschätzt hat. Besonders die ersten Serien (mit den Dioden am Eingang und Faktor 23 Verstärkung in der ersten Stufe haben viel zu wenig Headroom. In der zweiten Stufe (nach der Klangregelung kommt nochmal Faktor 6,5 dazu). Erst danach kann man die Lautstärke überhaupt regeln. Ein "Workaround" ist deshalb, die Bässe zu reduzieren, damit die zweite Stufe nicht schon überfahren wird.

Besser ist:
1. Standard-Dioden am Eingang raus - entweder ohne Ersatz oder durch LED oder besser MOSFets in Diodenschaltung ersetzen. Wenn man es bei den MOSFests richtig macht , kommen da zwischen 1,5 und 2,5 Volt Vorwärtsspannung raus mit schön sanftem (röhrigen) Durchbruch.
2. Verstärkungsfaktor der ersten Stufe im Basskanal maximal auf Faktor 7 reduzieren.
3. Kondensator in Klangregelung auf 220nF vergrößern.
4. Verstärkungsfaktor der zweiten Stufe im Basskanal auf 3 reduzieren.
5. Soweit möglich: OP-Amps gegen FET-Typen tauschen und Eingangswiderstand des Amps erhöhen.

Noch ein "Geheimtip" für die MM-Amps mit Röhren-PI: Anodenwiderstand auf 180 K bis 220 K ändern und Kathodenwiderstand auf 1,8 K bis 2,2 K ändern.
Klingt offener, hat mehr headroom und ich finde, der Crunch klingt besser. Dabei nicht vergessen, die Gegenkopplung anzupassen: Von 56 K auf 68 oder 82 K.

Gruß,
DocBlues

*

fiestared

  • Gast
....

also die Begründung "wir reduzieren die Bässe im Basskanal, damit bassig klingende Bässe nicht so viel Bass haben, ist schon etwas seltsam von MM gedacht".

etwas off topic - auch "...seltsam gedacht..." ist relativ - die Amerikaner ticken halt doch irgendwie anders. Denkt nur mal an Windows - da muß man auf "start" klicken um es zu beenden ;D

gruß axel

*

Offline trial and error

  • Full Member
  • ***
  • 41
Hallo DocBlues,

stimmt natürlich, dass "weniger Bass" im Basskanal alles andere als optimal ist - tja, war halt "einfach" gelöst. Mein Fender Preci Special hat ja auch von Haus aus aktive Elektronik (kann aber auf rein passiven Betrieb umgeschaltet werden). Habe aber nie eine starke Anhebung der Bässe am Instrument gebraucht. Benutze den "Normal" Kanal.
Wenn ich dann mit den Modifizierungen "loslegen" werde (geht momentan leider nicht), werde ich natürlich Deine Tipps befolgen.
Zum "extrem bassigen Sound": habe mal bei einem Stadtfest in Bad Harzburg erlebt, wie sich das anhört. Da hat der Bassist (der auch noch Sänger der Band war) einen Epiphone Rivoli (baugleich Gibson EB2) über die PA laufen lassen - sehr laut! Und fast durchweg Wechselbass auf E- und A- Saite. Das Gedröhne ging recht schnell auf die Nerven, der "Rest" der Band ging in relativ kurzer Entfernung unter, aber dass Gewummere war noch deutlich zu vernehmen.

Einen Tip habe ich noch zu den Kathodenelkos bei Röhrenvorstufe. Da gibt es wirklich sehr starke Klangunterschiede bei verschiedenen Typen. Für die typische Kombination 1k5/25uF habe ich "Standardtype" und Bipolar "BP" aus der Apotheke getestet. Die letzteren Typen bringen die sahnige Brillianz a'la Fender, lohnt sich wirklich die größere Bauform und den höheren Preis anzunehmen!

MfG Bernd