Wenn das so weiter geht, kann ich bald beim Fachblatt anfangen....
Der nächste Testkandidat aus dem Hause WGS war heute der Reaper 55, positioniert als Ersatz für den Celestion G12H30 Heritage und gleich vorweg: dieser Lautsprecher mag keine cleane Sounds aus Single-Coil Pickups die er durch ein paar handwarme Endröhren zugeführt bekommt. Wenn man das versucht, so wird man sehr enttäuscht sein, denn dann klingt der Lautsprecher richtig flach.
Gibt man aber etwas mehr Drive und erhöht die Leistung ein wenig und nimmt dann noch den Hals-PU, dann fühlt man sich wie die Hendrix grosser Bruder. Und genau bei dieser Art Sound macht dieser Lautsprecher eine extrem gute Figur. Auch als Nicht-Hendrix Fan muss man zugeben, dass der gute Jimmy auf seinen Studio-Aufnahmen ein paar richtig gute und prägenden Sounds zustande gebracht hat. Beispiel hierzu das Intro von "Hey Joe" und genau diesen Sound bekommt man mit dem Reaper ohne Probleme hin. Am Start war wieder der SAM mit dem Marshall Default Tone-Stack und allen Ton-Reglern auf 12 sowie Strat auf Hals-Pickup und los gehts. Der Sound ist schön füllig und rund, hat dennoch ausreichend Obertöne und schmatzt kräftig in den Mitten.
Der Unterschied zwischen ET65 und Reaper ist sehr deutlich. Beide LS sind zwar sehr laut und die Tonregelung bietet bei beiden ähnlich viel Luft nach oben aber der Reaper hat eine ganz andere Färbung als der ET65 und auch nicht dessen Linearität gepaart mit britischem Obertonreichtum.
Als ideales Line-up kann man sich den Reaper gut in einem klassischen Trio mit Gitarre-Bass-Schlagzeug vorstellen - Hendrix eben. Dreckiger Blues und Rock, aber auch singender Jazz. Bei Hi-Gain Gary Moor Bluesrock ist der ET65 die bessere Wahl, bei Hendrix und Co aber auch bei vielen Robben Ford Sachen ist der Reaper.
Ein Blick auf die technischen Daten: Qts von 50. Dies deutet auf eine geschlossene Box hin aber das EBP auf eine offene Box. Getestet habe ich auch in einer offenen Box und das war richtig gut !
Leider war auch bei diesem Test kein direkter Vergleich zum Original möglich.
Gruß, Dirk
PS: mir ist schon mehrfach aufgefallen und bei den ganzen WGS Lautsprecher sehr deutlich, dass die (meisten) Gitarren-Lautsprecher aus US-Fertigung mit Transen nicht so richtig können und der Obertonbereich, als der Bereich der für die Färbung des Lautsprecher recht wichtig ist, sehr stark auf der Strecke bleibt, was zu einem recht dumpfen und leblosen Klang führt. Erst an einem Röhrenverstärker blühen diese Lautsprecher erst richtig auf. Die Jensen sind hierbei auf alle Fälle besser aufgestellt und vertragen sich mit Nicht-Röhren-Verstärkern ebenfalls recht gut.
Ausnahme zur ersten Behauptung: EVM 12L bzw 12S. Wird zwar auch in den USA hergestellt, aber diese können sowohl als auch problemlos verwendet werden.