Zurück zum G-2000. Er benötigt einen zweiten Kanal. Auch wenn ich ganz zufrieden bin - ein bisserl Gehirnschmalz lohnt ja meistens doch:
Was will ich? Die erste Stufe soll clean laut machen. Sie soll einen niederohmigen Ausgang haben. Leider erwies sich die ECC81 als zu stark mikrofonisch, deshalb betreibe ich die Stufe inzwischen mit einer ECC83. Funktioniert erstaunlich gut, auch wenn die Simulation nicht so toll aussieht.
Aber ich hatte Lust, das an den Valve Junior-Simulationen gelernte weiterzuspinnen. Hier mal eine Idee: bei der Eingangsstufe wird der Arbeitswiderstand durch einen Konstantstromquelle ersetzt. Damit kann die Röhre tatsächlich ihre maximale mögliche Verstärkung erzielen. Nachteil: die Stufe clippt hart. Man muss also sicherstellen, dass das im normalen Betrieb nicht eintritt.
Mit der ECC83 wird das ein bisserl schwierig - nicht unrealistische +-2.5 V Spannungshub am Eingang erscheinen dann als +-250V Spannungshub am Ausgang. Und da kann man schon mal mit der maximal zulässigen Spannung an der Anode (550V) in Konflikt kommen. Das klappt nur mit einem Spannungsteiler am Eingang oder mit einer Röhre, die weniger stark verstärkt.
Weil die ECC81 ja ausscheidet und mir die 12AY7 zu selten ist, teste ich erst mal die ECC82. Als zweite Stufe käme dann entweder eine ECC82 in Frage (also eine normale Doppeltriode) oder aber eine ECC83 (wenn man die ECC832 nimmt, die ja je eines der beiden Systeme bereitstellt).
In diesem Gerät muss ich ja mit der Randbedingung umgehen, dass die Lautstärkepotis nur 100 kOhm haben. Das spricht dafür, erstmal die Version mit zwei ECC82-Systemen zu untersuchen.
Um die Dynacord-Endstufe aussteuern zu können, muss diese zweite Stufe saubere +-10 V Spannungshub liefern können, und das mit einer sinnvollen Reserve. Gleichzeitig muss man die Stufe nett übersteuern können.
Als dritten Punkt habe ich die Klangregelung noch einmal überarbeitet; ich wollte sie in der Neutralstellung linearer haben als bisher. Und ich wollte sie gleichzeitig einfacher haben.
Ok, hier das erste Ergebnis:
Die Besonderheit ist der MOSFET, der den Anodenwiderstand der ersten Stufe ersetzt. Man könnte hier auch eine Röhre nehmen - aber ich glaube nicht, dass das außer für Glaspuristen viel bringt. Und ich brauche noch Reserven in der Heizung für einen dritten Kanal.
Nun folgt die Klangregelung, erst Mitten, dann die Klangwaage (Höhen + Tiefen). Zum Ausgleich der Rückwirkung der Mittenregelung musste ich die beiden Eckfrequenzen im AMZ-Stack etwas auseinanderziehen und ein Korrekturglied einbauen (R16/C13). Von der Topologie ist das exakt der Höhenregler einer Kuhschwanz-Klangregelung, wirkt aber anders: mit dem Mittenregler werden C3 dem C2 mehr oder weniger stark parallel geschaltet. C2||C3 verschiebt die Zeitkonstante des Hochpasses im AMZ-Stack, und es entsteht ein Mittenloch.
Und hier mal ein Eindruck vom Übersteuerungsverhalten. Nicht ganz High-Gain, aber vermutlich für meine Zwecke ausreichend (ich hab ja noch den anderen Kanal mit ohne Konstantstromquelle und ECC83...). Das Zerrspektrum kann man wie gehabt mit dem Katodenwiderstand beeinflussen (wo wird abgeschnitten - oben, unten oder beidseitig?) Das werde ich mir in der Simulation auch noch genauer anschauen, vielleicht im Vergleich zum ersten Kanal.