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Bias instabil

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Offline tubeampgrufti

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Bias instabil
« am: 28.11.2011 10:56 »
Hallo Röhrenexperten

In letzter Zeit häuft sich ein Fehler, der auf "instabile" Röhren hinweist. Gabs nicht schon mal ein Thread dazu? Mit der SuFu habe ich nichts gefunden.

Das Problem betrifft vorallem EL84 und EL34, weniger häufig, aber doch auch 6L6 und KT88 aus neuerer Produktion. Der Verlauf ist häufig derselbe:

Normaler Biaswert in den ersten Sekunden bis Minuten. Dann steigt der Biasstrom langsam an, bis dann mal "rote Backen" folgen oder die HT-Sicherung fliegt. Nein, Koppel-Cs sinds nicht und der BIAS-Elko hat nicht ein temperaturabhängiger Feinschluss, denn die betreffenden Röhren machen das auch im Röhrenprüfgerät bei gleichen Ua/Ik/Ug1-Bedingungen. Versuche auf dem Prüfgerät zeigen, dass erhöhen der negativen Ug1 den Strom wieder verringert.
Ein aktuelles Bsp: eine E34L, die diesen Effekt zeigt braucht zum Schluss etwa -68 V an g1, bis der Ruhestrom an 400 V bei etwa 35 mA einigermassen stabil bleibt. Die Röhre arbeitet dann natürlich auch nicht mehr zufriedenstellend (Steilheit und so).

1. Frage: Kennt ihr das Problem auch? häuft sich das bei euch auch?
Bei älteren Röhren aus der "Röhrenhochblütezeit" ist das bisher nie vorgekommen und ich verbaue noch recht viele alte Teile die ich am Lager habe.

2. Frage: was passiert da in der Röhre eigentlich "physikalisch"?

Grüsse euch bestens
bruno


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Offline Dirk

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Re: Bias instabil
« Antwort #1 am: 28.11.2011 11:45 »
Hallo,

Kathoden-Bias ? Vermutlich Gitterleckstrom.

Gruß, Dirk

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Offline Alicyn_Sterling

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Re: Bias instabil
« Antwort #2 am: 28.11.2011 11:46 »
Tolerable Daily Intake
« Letzte Änderung: 7.12.2011 10:23 von Alicyn_Sterling »

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Offline tubeampgrufti

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Re: Bias instabil
« Antwort #3 am: 28.11.2011 14:14 »
Danke erst mal euch Beiden!

Nun, das beantwortet meine Frage eigentlich noch nicht so ganz. Dass es sich um sowas wie ein "Leckstrom" handelt habe ich mir schon gedacht. Das Problem ist, dass ich den Begriff "Gitterleckstrom" (den Begriff kenne ich aus den Infos über Röhrentests bei TT) bisher noch nirgends so genau definiert fand. Allgemein entsteht Leckstrom doch durch ein "Isolationsdefekt". Wo und wie ist der denn in einer Röhre zu verstehen? Den Aufbau und das Funktionsprinzip der Röhren zu verstehen ist das eine (ich denke das habe ich intus), aber solche Schmutzeffekte sind wohl doch noch eine Wissenskathegorie höher.

@ Dirk:
Nein, es kommt bei allen BIAS-Varianten vor. Ich meine wenn ich die letzten 10 bis 15 Fälle durch den Kopf gehen lasse, dass es eher mehrheitlich Gitarrenamps mit Fix-Bias waren  (Kathode an Masse oder über 1 bis 10 Ohm an Masse).
Der Anteil an Amps die über meine Werkbank gehen sind zu 90 Prozent Gitarrenamps und davon sind sicher wieder die Mehrheit mit Kathode an Masse.

Dank und Gruss
Bruno der Neugierige

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Offline Dirk

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Re: Bias instabil
« Antwort #4 am: 28.11.2011 14:45 »
Hallo,

aufgefallen ist mir diese "Problematik" in erster Linie bei 6L6 Röhren, und vor Jahren auch verstärkt bei JJ 6L6, wobei das Problem wohl gelöst wurde und seit dem ist eigentlich Ruhe. Es war auch damals auffällig, dass dies primäre bei Verstärkern mit Kathodenwiderstand aufgetreten ist. Probleme oder Reklamationen dieser Art wurden aber schon seit langer Zeit nicht mehr berichtet.
Der Leckstrom müsste durch Gaseinschlüsse verursacht werden, die das Gitter positiver ziehen was zu einem höheren Stromfluss beiträgt. Ich hatte das vor 4 Jahren mal programmiertechnisch bei unserem Messplatz umgesetzt aber müsste erst wieder einen Blick in die Unterlagen und den Programm-Code werfen. Zudem scheint dieser Effekt auch von der Grösse des Widerstandes am Gitter abhängig zu sein, bzw. beeinflusst werden. Wird der Widerstand grösser so wird dieser "Heben"-Effekt auch grösser. Bei uns im Messgerät wird hierzu eine Widerstand genommen der 10x grösser ist.

Wenn Du Röhren haben solltest die auffällig sind, so kann ich diese auch mal durchmessen um zu sehen ob hier irgendwo Leckströme im Spiel sind oder nicht.

Gruß, Dirk

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Manfred

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Re: Bias instabil
« Antwort #5 am: 28.11.2011 16:14 »
Hallo,

Hier ein Zitat aus dem unten angegeben Link.
Zitat
Durch mangelhafte Isolation an den Röhrenfassungen und durch Aufdampfen von Bariumoxyd auf die Steuergitterdrähte können ebenfalls Gitterströme entstehen. Es kommt vor, daß bei der Herstellung der Röhre sich etwas Bariumoxyd auf das Steuergitter niederschlägt. Das dem Heizfaden benachbarte Steuergitter hat ja bekanntlich nur einen Abstand von 0,5 mm und weniger. Da die Röhre im Betrieb recht warm wird, so kann das Steuergitter ebenfalls die Aussendung von Elektronen beginnen. - Auch hier entsteht am Gitterwiderstand ein Spannungsabfall, der die Gitterspannung herabsetzt.

Das könnte eine Ursache sein.

http://www.jogis-roehrenbude.de/Bastelschule/Roehren-Pruefgeraet.htm

Siehe Unterpunkt "c" Vakuumprüfung

Gruß
Manfred

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Offline tubeampgrufti

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Re: Bias instabil
« Antwort #6 am: 28.11.2011 18:44 »
Danke! Das bringt doch schon ein wenig "Licht" in diese Problematik.

Ja, ich habe einige Röhren, die diese Symptome aufweisen aufgehoben. Ich werde beim nächsten Besuch in Deutschland mal ein Päckli mit diesen Röhren für Dirk aufgeben. Er kann dann damit machen was er für zielführend erachtet.

Uebrigens sind es Röhren von den diversesten Herstellern resp. Amps. Meistens waren auch die vom Amp-Hersteller "orginal" bestückten Teile betroffen. Von mir dann eingesetzte Röhren sind in diesen Amps nie mehr mit diesem Symptom aufgefallen, bis auf eine KT88 in einem Bassamp.

Das mit dem "Gas ziehen" ist mir noch etwas schleierhaft. Solche Röhren erkennt man doch an dem "in Weiss umgewandelten" Gettermaterial. Die haben aber meistens gar keine Funktion mehr.

Tja, die Röhre, das einmalig, wundersame Wesen! ::)
Schön dass es sie gibt! :)

gruss
bruno

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Offline Dirk

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Re: Bias instabil
« Antwort #7 am: 28.11.2011 20:15 »
Das mit dem "Gas ziehen" ist mir noch etwas schleierhaft. Solche Röhren erkennt man doch an dem "in Weiss umgewandelten" Gettermaterial. Die haben aber meistens gar keine Funktion mehr.

Nein, das ist Luft ziehen - ist zwar auch ein Gas, aber hier nicht gemeint. Das Gas von dem hier die Rede ist, sind eigentlich auch Teile der Luft die im Glaskolben verblieben sind. Aber scheinbar gasen auch manche Bauteile im Lauf der Zeit und/oder Einfluss von Energie zusätzlich aus was zu einer weiteren Anreicherung von Gasen im Glaskolben führt und zu entsprechenden Nebeneffekten führt.

Gruß, Dirk
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Offline tubeampgrufti

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Re: Bias instabil
« Antwort #8 am: 30.11.2011 12:17 »
Danke Dirk!

Sowit nun alles klar. Ich werde mal in meiner Sammlung von defekten Röhren (ja, ich sammle sie zu Anschauungeszwecken für Lernende) einige mit diesem Effekt hervorkramen und bei Gelegenheit dir zusenden.

Gruss aus der Ost-CH
bruno

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Offline Dirk

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Re: Bias instabil
« Antwort #9 am: 30.11.2011 12:30 »
Es könnte sein, dass ich heute morgen eine Röhre bekommen habe, die ein ähnliches Verhalten zeigt. Mir fehlen aber noch ein paar Infos zu dem Problem um mehr dazu sagen zu können. Wenn es neue Erkenntnisse dazu gibt, dann melde ich mich.

Gruß, Dirk
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Offline askan

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Re: Bias instabil
« Antwort #10 am: 30.11.2011 16:29 »
ich bedanke mich für diesen Thread, der mir eine wertvolle Zeit gewinnen lässt, den ich dasselbe Problem wie tubeampgrufti habe, und jetzt schon einen Ausweg hier gefunden habe!
so, jetzt kann ich wieder meine Zeit benutzen, um für hier Bewerbungen zu schreiben! danke!
Gruß
« Letzte Änderung: 7.12.2011 11:40 von askan »

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Offline tubeampgrufti

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Re: Bias instabil
« Antwort #11 am: 1.12.2011 07:44 »
Guten Morgen!

Es könnte sein, dass ich heute morgen eine Röhre bekommen habe, die ein ähnliches Verhalten zeigt. Mir fehlen aber noch ein paar Infos zu dem Problem um mehr dazu sagen zu können. Wenn es neue Erkenntnisse dazu gibt, dann melde ich mich.

Gruß, Dirk


Interessant, bin mal gespannt!

Danke Dirk!  :danke:

@ askan: Darf man wissen, was für eine Röhre denn betroffen ist und in welchem Amp? (und viel Glück mit den Bewerbungen!)

gruss
bruno

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Offline Dirk

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Re: Bias instabil
« Antwort #12 am: 1.12.2011 11:26 »
Interessant, bin mal gespannt!
Negativ.

Die Reklamierte Röhre verhält sich bei mir super stabil. Auf zwei verschiedenen Messgeräten passiert einfach garnichts und auch im Verstärker selbst (TT66) ist die Röhre absolut unauffällig.
Die Detailmessung zeigt einen etwas erhöhten G1 Leckstrom, aber nur minimal - wir bewegen uns hier im µA Bereich. Dieser Leckstrom ändert sich auch NICHT durch Änderung der Schirmgitterspannung. Eine Reduzierung der Schirmgitterspannung von 489 V auf 450 V hatter keinerlei Auswirkung auf den Leckstrom.

Sofern es sich jetzt nicht um ein durch Kontaktprobleme verursachtes Problem handelt - was auch sehr oft vorkommt - vermute ich, dass eine Betrachtung von nur der Röhre zu keinem verwertbaren Ergebnis führt. Es ist wohl eher die Kombination aus Verstärker UND Röhre.

Aus diesem Grund wäre es sehr hilfreich genauer zu dokumentieren in welchem Verstärker unter welchen Umständen (B1,G1,Schirm-Spannung) was für Röhre genaue hoch geht.

Gruß, Dirk
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Offline tubeampgrufti

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Re: Bias instabil
« Antwort #13 am: 1.12.2011 12:15 »
Danke!
Ja, gute Idee, ich werde die nächsten Fälle mal genau dokumentieren. Das kann natürlich dauern, denn gerade "alltäglich" ist der Fehler ja nicht. Aber doch so häufig, dass er mir auffällt.

Einige Röhren, die das Verhalten im entsprechenden Amp und auch auf meinem einfachen Prüfgerät haben sind schon bereit und fast unterwegs an dich. Es ist aber glaube ich keine dabei, die von TT stammt. Bin aber nicht ganz sicher. Mal sehen!

Nochmals danke und besten Gruss
aus dem fast sommerlichen CH-Rheintal (15 Grad!)
bruno

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Offline askan

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Re: Bias instabil
« Antwort #14 am: 2.12.2011 11:02 »
@ tubeampgrufti: es war auch eine EL84 ;)