Sinn und Zweck der Gegenkopplung bei Fixed-Bias ist m.M. nicht nur die Frequenzbeeinflussung (inkl. Presence-Poti ), sondern die Stabilisierung dern Endstufe
aber wie oben gesagt GANZ auf Gegenkopplung zu verzichten halte ich (ohne wissenschaftliche Erklärung) weiterhin nicht für gut
Hallo Harry,
versuchen wir es mal :
Eine Gegentaktröhrenendstufe ohne Gegenkopplung stellt ein verstärkendes, nicht gleichspannungsübertragendes System dar, daß heißt keine Rückführung des Ausgangsignals auf den Eingang. Dabei ist es egal, ob es ein AB
1 oder AB
2 System ist, auch egal ob mit Kathodenbias oder oder Fixed Bias ausgestattet ist.
Sprechen wir nun über Stabilität:
a) der Arbeitspunkt der Endröhren (Gleichspannungsverhalten)
Bei Kathodenbias haben wir eine Arbeitspunktstabilisierung über die Gleichspannungsgegenkopplung des Kathodenwiderstandes. Der Drift der Röhren wird hier stückweise kompensiert.
Wichtig: Dies hat nichts mit dem Systemverhalten für Wechselspannung zu tun. (Ich setze hier mal voraus, daß alle Bauteile und die Dimensionierung ok sind).
Bei fester Gittervorspannung haben wir diese Arbeitspunktstabilisierung nicht. Wir bekommen sie aber auch nicht über eine Gegenkopplung, da diese nur für Wechselspannungen wirkt - wir haben ja einen Ausgangstrafo -.
b) Stabilität der Endstufe bei Wechselspannungsübertragung:
Wenn eine Endstufe ohne Gegenkopplung schwingt, dann haben wir es offensichtlich mit einem System zu tun, daß ungeplant fatalerweise das Ausgangssignal in der passenden Phasenlage auf den Eingang zurückführt. Das klingt banal, hat aber vielen Forumskollegen inklusive mir selbst schon mal mal die Nerven geraubt. Übliche Fehler sind hier falsche Leitungsführung usw...
Mein erster Schritt beim Aufbau einer Endstufe ist daher ein Test bis zur Leistungsgrenze, ohne jede Gegenkopplung. Ist dieser erfolgreich, daß heißt die Endstufe läuft stabil ohne jede Eigenschwingung, dann kann ich sie ohne Wenn und Aber sofort so benutzen oder im nächsten Schritt eine Gegenkopplung einbauen.
Jetzt zur Gegenkopplung: Sie wird eingesetzt insbesondere
- zur Klangregelung (Presence, Resonance)
- zur Linearisierung des Frequenzgangs (meistens bei HiFi Endstufen)
- zum Verringern der Ausgangsimpedanz (meistens bei HiFi und Bassendstufen)
- zum Verringern der Verzerrungen (meistens bei HiFi und gglfs bei Bassendstufen)
Dies hat mit einer "Stabilisierung der Endstufe" nichts zu tun
Noch ein Hinweis:
Wenn man die negative Gegenkopplung (Phasenlage 180 Grad zum Eingangssignal)zu stark macht, setzt häufig eine hochfrequente Eigenschwingung der Endstufe ein. Jeder Verstärker hat eine obere Bandgrenze aufgrund der vielen Tiefpassfilter im System (Gitter Anodenkapazität pro Röhre, OT Übertragungsgrenze usw). Alle diese Tiefpässe führen dazu, daß die Phasenlage des Signals zu höheren Frequenzen sich verzögert. Tritt die Situation ein, daß bei einer bestimmte Frequenz die Phasenlage um -180 Grad gedreht ist (somit eine Rückkopplung und keine Gegenkopplung mehr) und die Kreisverstärkung größer 1 ist, dann schwingt der Verstärker auf dieser Frequenz.
Wie wir sehen: bei einer richtig aufgebauten Endstufe müssen wir uns beim Einbau der Gegenkopplung um die Schwingneigung bei hohen Frequenzen Gedanken machen.
Gruß Hans- Georg