Hallo,
hier ist nun mein ausführlicher Bericht zum WGS Blackhawk 50 W.
Zur Einschätzung hier zunächst eine Beschreibung meines Setup und meine Klangvorstellungen:
Der WGS Blackhawk 50 Speaker war bei allen Tests in meiner TTStudio 12
mit offener Rückwand montiert.
Getestet habe ich zu Hause bei Zimmerlautstärke - allerdings auch mit
voller Zerrung, da ich den Sound komplett vor der Endstufe mache.
Mein Hauptamp ist z.Z. ein restauriertes und modifiziertes MusicMan
-Topteil, bei dem ich jegliches OP-Amp Clipping eliminiert habe.
Clipping an mehreren Stufen über asymmetrische Diodenbegrenzer -
überwiegend mit FETs als Dioden geschaltet. Die Klangregelung ist
ähnlich dem typischen Fender-Tonestack.
Vor dem Amp habe ich einen Overdrive nach eigenem Design und zwei alte
restaurierte Boss-Pedale (Chorus und Analog-Delay).
Mit diesem Setup habe ich zu Hause und im Übungsraum getestet.
Zu Hause habe ich zusätzlich mit einem Vollröhren-Combo-Amp (eigenes
Schaltungsdesign) getestet. In diesem Combo sind zwei Vintage 30 aus den
frühen 90-iger Jahren.
Dieser Amp ist sehr variabel und läßt sich im Charakter von alten Fender
Tweeds uber Fender Bassmann, alte Marshalls, JCM 800 bis hin zu
klassischen Mesa-Boogie Sounds (Mark 1 bis Mark 4 - nicht Rectifier)
einstellen.
Die Gitarre ist eine Custom-Strat (Swamp-Ash, Rosewood-Griffbrett) mit
Noiseless PU wie man sie auch von neueren Fender-Strats kennt.
Meine Soundvorstellungen reichen von klassischen Rocksounds (frühe
Gallagher, Blackmore, Santana, neuere Brian May aber auch Stevie Ray
Vaughn und Robert Cray) bis hin zu moderneren Sachen - z.B. cleane und
angecrunchte Chorus-Sounds wie z.B. bei Andy Summers.
Grundsätzlich mag ich offen klingende Sounds - gleichermaßen mit Wärme
und Biss, "sparkling highs" bei Clean und Crunch. Ich hasse nasale, belegte
Sounds, metallisches Gekratze und Soundmatsch.
Eindrücke
1. Zu Hause:
Erster Eindruck: Runder warmer Clean-Sound aber sehr offen mit "sparkling highs".
Mit Overdrive: Weniger bissig und akzentuiert als mit dem Tornado, dafür
aber offener im Sound und "smooth". Voller in den Bässen aber nicht so
knackig.
Erinnerte mich je nach Klangregelung und Overdrive Level sofort an alte
Rory Gallagher Sounds (als er noch AC30 mit TB spielte) und andererseits
an neuere Sounds von Brian May.
Modernere Marshall-artige Soungs kamen dagegen nicht mehr so direkt und
fetzig wie mit dem Tornado.
Das typische AlNiCo-Spielgefühl und das, was man als Alnico-Sound mit
der britischen Komponente kennt, war sofort da - dabei etwas voller und runder
als beim Blue Bulldog. Die Soundfiles von WGS geben die Clean-Charakteristik recht gut wieder.
Das was mir beim Blackhawk HP 100 an Offenheit und Brillianz fehlte, ist
bei der 50 Watt Version voll da. Auch Funky-Sounds funktionieren gut.
Vom Celestion Gold wird ja häufig berichtet (auch im TubeTown AlNiCo-Test),
daß er bei höherem Gain zu brilliant und scharf wird - wieauch der Blue Bulldog
und der WGS Black and Blue 15 w.
Mit dem Blackhawk 50 habe ich diesen Eindruck nicht - obwohl er noch nicht eingespielt ist.
Dazu folgende Eindrücke mit dem o.a. variablen Vollröhrenamp, wobei ich
dort mit den Vintage 30 verglichen habe. Alle Sounds von klingelnden
Fender-Bassman Blues Sounds über modern Marshall bis hin zu
Santana-artigen Klängen (alles mit der Strat) kommen mit dem Blackhawk 50 brillant,
ausgeglichen und ohne zu ätzen. Der Blackhawk 50 hat eher
mehr "sparkling highs" als der V30 aber keinerlei ätzenden Hochmitten.
Er hat den runden Bottom mit Druck - besser als ein V30 . Die Mitten sind
transparenter als beim V30. Die Clean-Schwächen des V30 hat der
Blackhawk nicht obwohl er schon britisch klingt und nicht das Mittenloch
wie klassische Jensen Speaker hat.
Dafür beißt sich der V30 in Heavy Bands wahrscheinlich besser durch.
2. Im Übungsraum:
Erste Clean Akkorde mit und ohne Chorus: Brilliant (nicht metallisch
hart oder scharf) , rund, AlNiCo-Smooth.
Kommentar des Drummers: Es klingt im Vergleich zum Tornado, sehr frisch
und offen - als hättest Du neue Saiten aufgezogen.
Dann diverse Songs mit Gitarren-Sounds von Clean bis ziemlich heftig:
Die Eindrücke von den ersten Tests zu Hause bestätigen sich. Der
Blackhawk klingt voller als der Tornado und hat die "sparkling highs"
ohne zu schneiden. Soli mit Overdrive sind bissig aber gleichzeitig
"AlNiCo-smooth" und nie ätzend. Er klingt sehr ausgeglichen. Der
Blackhawk ist dabei keineswegs "laid-back", er kann es sehr punchig und
aggressiv. Es ist nur nie die ätzende Schärfe und das nasale
Hochmitten-Nerven da.
Ganz wichtig für mich: Der Blackhawk 50 W bleibt sowohl in Clean-Sounds
als auch im Overdrive bei solider Rock-Bandlautstärke (angepaßt an gut laute Drums mit Abnahme der Bass-Drum) in der Membran stabil. Die TTStudio mit einem Blackhawk 50 reicht also mindestens für
Club-Gigs.
Kommentar des Drummers: Du kannst mit der Gitarre lauter als sonst
spielen ohne das es nervig wird.
3. Vergleich zum Tornado
Der Tornado ist frequenzmäßig sehr ausgeglichen - der Blackhawk 50 ist
noch etwas ausgeglichener.
Der Blackhawk hat etwas rundere Bässe und mehr Höhenglanz.
Der Tornado ist sehr clean und auch bei Overdrive sehr akzentuiert - Der
Blackhawk 50 hat dagegen den "AlNiCo-smooth" Effekt.
Der Tornado klingt etwas analytischer, der Blackhawk ist sehr "organisch".
Beide Speaker sprechen sehr gut auf die Anschlagdynamik an, beim
Blackhawk gepaart mit ausgeprägtem "AlNiCo" Touch.
Der Tornado klingt auch bei Zimmerlautstärke fast wie unter Last - Der
Blackhawk kommt bei "Mäuserohr" noch nicht ganz an seine sonstige
Leistung ran.
Der Tornado ist sehr vielseitig einsetzbar - klingt aber generell etwas "moderner".
Der Blackhawk ist insgesamt aus meiner Sicht noch variabler - aber stets mit Vintage-Touch.
Für eine Top 40 Band, Funk-Rock, Fusion oder aggressiven Hardrock würde
ich wahrscheinlich den Tornado vorziehen - für Classic Rock, Blues von
B.B. King bis Joe Bonamassa und Jazz würde ich den Blackhawk wählen.
4. Fazit
Wer den AlNiCo-Touch liebt und einen sehr variablen Speaker mit mittlerer
Belastbarkeit sucht, sollte sich den WGS Blackhawk 50 genau anschauen.
Die Charakteristik ist eher "britisch" aber clean und funky Sounds
funktionieren trotzdem (z.B. sehr viel besser als beim Vintage 30).
Was er nicht kann ist aggressive Härte und metallische Schärfe.
Was er kann sind tolle Brillianz mit Höhenglanz, sahnige Mitten und
volle, runde Bässe ohne zu matschen. Er hat Biss, Offenheit, Punch,
Power und Aggression - aber stets organisch und mit dem AlNiCo-Touch.
WGS positioniert ihn als Austausch für den Celestion Gold. Ich kenne den
Gold nicht aus eigener Erfahrung und primär aus diversen Soundfiles.
Der Blackhawk hat da schon eine beträchtliche Ähnlichkeit. Allerdings
konnte ich beim Blackhawk 50 keine übertriebene Schärfe feststellen, die
gelegentlich dem Gold im Overdrive nachgesagt wird.
Ich habe den Blackhawk noch nicht eingespielt. Allerdings zeigt er auch
direkt aus dem Karton keinerlei negative Effekte, die man erst mit
intensivem Einspielen beseitigen könnte (wie beim Tornado etwa oder ggf
beim Gold).
Ich vermute, daß er noch detailierter und in den Höhen noch etwas organischer wird.
(obwohl in dieser Hinsicht auch jetzt schon alles im grünen Bereich ist)
So wie er ist, gefällt er mir schon richtig gut.
Ich habe lange überlegt, ob ich mir als Alternative zum Tornado und zu meinen alten
Vintage 30 noch einen AlNiCo-Speaker zulegen sollte.
Der Celestion Gold war mir einfach zu teuer. Der Eminence Red Fang hat
mich nicht wirklich angemacht. Der Jensen Blackbird hat zwar auch die
AlNiCo Magie aber für mich zu wenig Offenheit und eine leichte nasale
Härte - vermutlich wegen härterer Membran und mehr Doping, um die 100 W
verarbeiten zu können. Der WGS Blackhawk ist mir zu wenig brilliant.
Der WGS Blackhawk 50 bietet alles, was ich von einem AlNiCo Speaker erwarte.
Er ist nicht der Speaker für jeden Sound aber er kann sehr viele Sounds sehr, sehr
gut und er hat diese spezielle AlNiCo-Magie in vollem Umfang.
Ich werde den Jensen Tornado behalten aber den WGS Blackbird 50
ebenfalls behalten und in nächster Zukunft erst einmal als primären
Speaker verwenden und weiter einspielen.
Gruß,
DocBlues