Liebe Forengemeinde,
am Freitag durfte ich voller Vorfreude meinen frisch erworbenen TT AlNiCo 12 8 Ohm auspacken
Um mir einen Eindruck von Alnico-Speakern schaffen zu können, bietete sich der TT mit seinen 20 Watt und dem äußerst günstigen Preis (gebraucht) ja quasi als ideal dafür an.
Irgendwie war mir nicht ganz wohl mit dem Gedanken, einen 230€ teuren Black Bird zu kaufen, ohne wenigstens mal vorher einen in der Bauart ähnlichen Speaker ausprobiert zu haben.
Leider hatte ich nur eine "Sperrholzplattenbox" mit 17mm Multiplexbaffleboard und Open Back für den Test zur Verfügung, doch die Seele des Speakers ist eindeutig und klar ausfindig zu machen!
Das übrige Testsetup war aber standesgemäß (ich würde mal sagen) ordentlich:
- Rockingerbodyparts-Selbstbau-Rosewood-Strat mit Wilkinson VSV Tremolo, Staufer Blues Pickups und die üblichen Verdächtigen (Gotoh Tuner, CTS Pots usw.)
- G-Lab Dualreverb + MXR Carbon Copy
- JTM 45 mit Ingo-Trafos + Vorstufe mittels 12AY/AT7 bei V1 und V3 gedrosselt.
Ich muss sagen, ich wollte die Strat nicht mehr aus der Hand legen! Mein JTM wurde ja bewusst so ausgelegt, dass ich mich klangmäßig zwischen Marshall und Fender bewege und die Kombination mit dem TT Alnico steht dem Amp richtig gut!
Der Sound ist äußerst rund und "charmant"; keinesfalls aufdringlich. Egal wo ich mich im Raum aufhalte, ich erfahre fast überall den gleichen Sound - auch die Lautstärke variiert nur minimal bei drei bis vier Metern Abstand (vor und seitlich der Box).
Die Bässe sind wie erwartet etwas schwach (20W !), allerdings keinesfalls matschig. Die Höhen samtig luftig frisch mit schön viel Sparkle, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Lediglich direkt in der Schußlinie des Speakers werden sie etwas unangenehm - vor allem bei Steg- und Mittelpickup. Dem kann man aber leicht Abhilfe schaffen, in dem man seine Position um 50cm verändert. Höhen zurück drehen empfand ich dabei weniger gut, da sich dann schnell (sowohl an der Gitarre trotz Kondensator, als auch am Amp) diese "Luftigkeit" in "Bedektheit" auflöst.
Nach den ersten Höreindrücken regte sich die Vermutung, dass dieser Sound perfekt für die Zwischenstellungen der Pickups sein müsste: Ein Traum, wenn man auf Sounds von Mark Knopfler steht!
Auch die Tontrennung war schön sauber. Die Akkorde waren klar zu in den Einzeltönen zu hören und Deadnotes kamen sehr knackig und direkt rüber. Insgesamt würde ich sagen, ein sehr "schmelzender" Ton für den Cleanbereich, der den Attack nicht verschluckt, aber aus dem kantholzigen Sound der Strat eine runde Schäfchenwolke mit viel Volumen erzeugt.
Normalerweise ist mein Setup so aufgebaut, dass am Amp alle Regler (außer Volume/Gain) zwischen 11.30 und 12.30 (4,5/5,5) stehen. Bei der oben benutzen Kombi jedoch, machte es richtig Spaß, den Amp noch etwas "fenderiger" einzustellen: Also Bässe etwa auf 6, Mitten auf 3-4, Höhen 5,5 und Precence auf 9(!).
Das äußerst interessante dabei war, dass der Speaker noch offener tönte und es eine wahre Freude war, funkige Rhythmparts zu spielen. Es zeigte sich der Lautsprecher, den ich anfangs schon für sehr gut empfand, nochmals eine Liga höher mit dementsprechendem Spaßfaktor. Beissende Höhen? Nicht der Fall. Es hat mich wirklich gewundert, dass man mit dem Marshalltonestack einen derart fendrig klingenden Ton erzeugen kann, der trotz Presence fast voll auf keinesfalls zu einem Eierschneider wird. Bei jedem anderen Speaker, den ich bis jetzt mit dem JTM testen konnte, durfte ich den Prescence nicht wirklich über 7 aufdrehen, ohne einen spitzigen Sound zu erhalten.
Um den Test zu komplettieren, stöpselte ich kurzerhand einen Marshall Guv´Nor der ersten Generation ein - in weiser Voraussicht mit Bässe auf 8-9, Mitten auf 8-9 und Höhen fast zu auf 2-3 und siehe da: Sogar für richtig rockige Sounds und kleinere Solopassagen ist der Speaker keinesfalls aufdringlich oder harsch; für Hardrock sicherlich nicht zu gebrauchen, doch das sollte wohl klar sein bei einem 20W Alnico
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Unterm Strich kristallisieren sich bei mir folgende Gedanken heraus:
1. Ein richtig geiler Speaker für kleine Amps =>
2. Da ich mir bald einen TT66 gönnen werde, denke ich, den idealen Partner dafür gefunden zu haben!!
3. Wie groß wird wohl der Soundunterschied sein, wenn ich den Speaker in Dirks 1x12er American Box mit Kiefernholz einpflanze (Fortsetzung folgt!)?
4. Wie muss ich mir jetzt eigentlich die "Klanggüte" eines Alnicos der Premiumliga wie Blackbird, Silverbell usw. vorstellen, die ja in einer ganz anderen Preisliga spielen - was nicht heißt, dass der Preis entscheidend für das gewünschte Ergebnis ist...!? Abgesehen von den 100W des Blackbirds und dem großen Bassfundament: Was kann man an dem Sound des TT Alnico 12 für fendermäßige Sounds noch besser/anders machen? Die Tests in der Zukunft werden es zeigen
Alles in allem war der Kauf rein zu Testzwecken gedacht und es freut mich deshalb umso mehr, einen richtig tollen Speaker (hoffentlich für den TT66) gefunden zu haben. Die Mission "searching for AlNiCo" wird definitiv fortgesetzt!
Schöne Grüße
Reinhard
EDIT: Der TT Alnico 12 hat bei den Anschlüssen keine Prägung für +/-. Lediglich ein Pol ist mit einem Hauch roter Farbe bepinselt (Edding?). Welcher der beiden wäre +, welcher -, wenn ich den Speaker vor mir mit dem Magnet auf dem Tisch stehend hab?