Hui, hier geht's ja ziemlich wild durcheinander!
Ich werde mal versuchen, die Verwirrung etwas weiter zu vertiefen
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass in diesem Amp die Schirmgitterspannung mit über 500V viel zu hoch ist. 6550A sind (je nach Hersteller und Datenblatt) bis max. 400-440V zugelassen (JJ 400V, Svetlana 425V, GE 440V).
Auch für EL34 ist die Schirmgitter-Spannung zu hoch (max. 425V).
Aus einemPaar EL34 kann man 100W rausquetschen, allerdings im B-Betrieb mit 800V an der Anode und 400V am Schirmgitter (Kennlinienfeld 11 im anhängenden Datenblatt).
Mit 500V an der Anode und 400V am Schirmgitter sind ohne weiteres 70W möglich (Kennlinienfeld 10). Dies habe ich in meinem Bass-Amp realisiert, geht einwandfrei.
Wenn die Schirmgitterspannung in diesem Amp nicht so hoch wäre, könnte ich sagen, dass das die ideale Röhre für diesen Amp sei (Raa des Ausgangsübertragers sollte man noch wissen).
Für die KT88 spricht, dass sie auch am Schirmgitter 600V verträgt. Allerdings verlangt sie (wie die 6550A) nach recht kleinen Gitterableitwiderständen (100kOhm pro Röhre, bei drei parallelen Röhren also 33kOhm). Im vorliegenden Schaltplan sind 47k-Vorwiderstände am Steuergitter und gemeinsame Bias-Widerstände von 100kOhm verbaut (der pro Röhre ja als 300kOhm erscheint). Für EL34 mag das gehen (max. 500kOhm), bei KT88 und 6550 könnte die Gittervorspannung weglaufen, was zu einem ungesund hohen Ruhestrom führen kann.
6L6 ist auch äußerst grenzwertig (Va, Vg2).
Insgesamt bin ich der Meinung, dass eigentlich keine dieser Röhren in diesem Amp innerhalb der Grenzwerte der Hersteller (zumindest gemäß der mir zur Verfügung stehenden Datenblätter) läuft. Sie gehen deshalb nicht gleich kaputt, verschleißen aber ganz offensichtlich recht schnell, auch bei "normaler" Aussteuerung.
Da aber die Endstufe eines Gitarren- oder Bass-Amps bestimmungsgemäß regelmäßig übersteuert wird, kann dieser Amp nur als krasse Fehlkonstruktion gedeutet werden!
Laut verschiedener Herstellerangaben wurden Röhren (auch Leistungs-Pentoden) auf eine Lebensdauer von mehreren tausend Stunden ausgelegt.
Wenn Endröhren in diesem Bass-Verstärker bei bestimmungsgemäßem Gebrauch (regelmäßiges Übersteuern der Endstufe) nach wenigen hundert Stunden hinüber sind, ist das meiner Meinung nach ein klarer Fall für die Gewährleistung, ggf. sogar für das Produkthaftungsgesetz. Der Hersteller/Importeur/Inverkehrbringer muss nachbessern und den Schaden ersetzen.
Meine Verbesserungsvorschläge:
Schirmgitterspannung auf max. 425V reduzieren (ggf. mit MOS-FET als Längsregler)
Schirmgitterwiderstände erhöhen (von 1kOhm auf mindestens 2k2)
EL34 einsetzen (dann braucht es keine Änderung der Gitterableitwiderstände)
Bei Verwendung von KT88 sollten diese Widerstände kleiner gemacht werden, ggf. sind dann aber zwischen PI und den Steuergittern Treiber notwendig (Kathoden- oder Source-Folger), obwohl der PI recht niederohmig ausgelegt zu sein scheint.
Oder KT77 einbauen, die verträgt auch am Schirmgitter 600V und kommt auch mit den im Amp eingebauten Gitterableitwiderständen klar. Möglicherweise stimmt dann aber die Anpassung des AÜ nicht mehr so ganz.
Grüße
Matthias