Hallo,
Meine Anfrage betrifft einen Verstärker Groovetubes STPG, die
erste Version. Es handelt sich um einen 19"-Vollröhrenverstärker
mit 4xECC83 und 2x6V6, an einen kleinen Fendercombo (Super mit
Tonestack) angelehnt, ohne Tremolo oder Hall.
Das Gerät enthält eine Lautsprecherersatzschaltung / Dummy-Load
und ein Speaker-Emulator-Filter, kann also ohne Box bei
ausgefahrener Endstufe „direkt ins Pult“ benutzt werden.
Zu einer möglichen „Restauration“ habe ich ein paar Fragen:
– Die Elkos sind mit dem Verstärker etwa 25 Jahre alt (im
Verstärker ist „4|14|87“ angeschrieben). Sollten die Elkos
alle gewechselt werden?
Komisch sieht nur einer der Hauptelkos (gleich hinter der
Graetzbrücke) aus, der eine kleine Delle (etwa 2 mm im
Durchmesser, siehe Bilder) hat, die anderen Elkos scheinen in
Ordnung zu sein. Muß man die jetzt noch wechseln?
– Der Verstärker wurde lange Jahre nicht benutzt. Ist hier
irgendeine Vorbereitung notwendig? (Irgendwann hatte
ich mal von einer notwendigen Reformatierung der Elkos
gelesen)
Langversion -- herausgezeichnete Schaltpläne sind angehängt:
Anfang der 90er Jahre hatte ich, ein wenig angesteckt von der
Werbung Groovetubes' insbesondere im TubeAmpBook, das Gerät
gebraucht und, wie sich schnell herausstellte, defekt gekauft.
Defekt heißt, es schien, als wäre der Verstärker, wodurch auch
immer, überlastet worden.
– Der erste Siebwiderstand im Netzteil (im Schaltplan R201) war
stark verkohlt, die Leiterplatte darunter auch. Er wurde
seinerzeit auf Empfehlung von TAD durch eine Siebdrossel
ersetzt.
Nach dem, was ich da in Foren gefunden habe, scheint der
Widerstand nicht nur bei meinem Verstärker überlastet gewesen
zu sein.
– Ebenfalls stark verkohlt war der kleine Lastwiderstand des
eingebauten Dummy-Load (22 Ohm), er wurde durch zwei
Hochlastwiderstände 10 Ohm / 25W ersetzt.
– Die Schirmgitterwiderstände waren leicht angedunkelt, das
schien aber noch zu gehen, der Widerstand (470 Ohm) stimmte
auch noch.
– Der erste Widerstand R208=470Ohm in der Aufbereitung der
Bias-Spannung für die Endstufenröhren war auch verfärbt/
angekohlt (und ist wesentlich kleiner als die folgenden
R210/R211).
Unabhängig davon ist mir jetzt noch ein weiterer Lapsus bzgl.
des Lineout aufgefallen – den hatte ich bis dato nie benutzt.
– Ich habe noch bemerkt, daß ein Koppelkondensator schlichtweg
fehlt. Im Schaltplan kann man erkennen, daß zwischen dem
Level-Poti für den Lineout und dem nachfolgenden Buffer kein
Koppelkondensator liegt; ich habe im Amp selbst weder einen
Kondensator noch einen entsprechenden Platz auf der Platine
gefunden. Weiterhin gibt es einen weiteren Plan des Verstärkers
(
http://www.guitaramplifierblueprinting.com/files/GT_STPG_Sch.pdf ),
auf dem der Kondensator ebenfalls fehlt. (Dieser Schaltplan
ist allerdings nicht ganz korrekt, siehe Phaseninverter)
Abgesehen von der Tatsache, daß dieses Gerät eher weniger
servicefreundlich gestaltet ist, wirkt das alles in allem auf
mich jetzt nicht so wirklich überzeugend, was die (zumindest
damaligen) Kompetenzen von Groovetubes angeht.
Klang
Klanglich war mir der Verstärker immer zu clean, oder besser, zu
sauber und klar. Auch mit verschiedenen Tretminen/Zerrern davor
war es schwer, von diesem analytisch-präsenten Ton wegzukommen.
(Als Preamp direkt ins Pult – mit Dummy Load und Speaker
Emulator – habe ich das Gerät nur einmal gehört, da schien
dieses Hochpaßverhalten sinnvoll zu sein, um eine gefällige
„cremige“ Verzerrung zu erreichen.)
Ich würde diesen cleanen „baucharmen“ Klang im Zusammenhang
bringen mit einer Bassabsenkung/Höhenanhebung durch einen sehr
kleinen Koppelkondensator nach der zweiten Röhrenstufe (Hochpaß
durch C12=2,2nF, C14=22nF und R11=22kOhm).
PSPICE sagt, dass sich das mit einem Widerstand zwischen C12
und R11 korrigieren läßt.
Für die weitere Nutzung schwebt mir eine Anwendung eher als
cleaner Verstärker mit Tretminen vor.
Any ideas oder Erfahrungen ?
Gruß
Torsten