Moinmoin zusammen,
John hat ganz bestimmt alles Wichtige angesprochen, aber für einen "Anfänger" (auch in Anführungszeichen) ggf. nicht deutlich genug:
1.) Der Teufel in seinem ersten Satz ist absolut berechtigt, obwohl sie seltsamerweise von der NRW-Regierung auch in Jazz-Kneipen erlaubt bleibt, kann Netzspannung töten: Vorsicht!
2.) Bei Schaltungen mit Bedarf nach verschiedenen Spannungen werden nach Lehrbuch die Massen aller Ausgangsspannungen aller Netzteile bzw. Einzelspannungen
ausschließlich direkt am Netzteil zu einer zentralen Masse zusammengeführt. Mit dieser zentralen Masse wird dann weitergearbeitet.
2.a) Falls Metallgehäuse oder entsprechende VDE-Schutzklasse wird an diesen zentralen Massesternpunkt auch der gelb-grüne Leiter der Netzzuleitung geführt. Da du einen Voll-Amp baust, der das einzige netzversorgte Teil zwischen deinem Instrument und der Box sein kann,
auf gar keinen Fall einen Groundlift vorsehen, hier bin ich mit Nachdruck päpstlicher als John!
2.b) Falls leitendes Gehäuse wird mit diesem zentralen Massesternpunkt auch das Gehäuses leitend verbunden: Sichere leitende Verbindung zum Gehäuse an diesen Massepunkt führen.
(Näheres zu 2.a und 2.b in den VDE-Richtlinien bzw. guten Lehrbüchern, sogar im Internet, aber Achtung: Im Internet den Korinthenkackern glauben!)
2.c) Von diesem zentralen Massesternpunkt die Massen der einzelnen Baugruppen sternförmig (daher heißt er so) versorgen.
Keinesfalls von einer Einzelschaltung zu weiteren durchschleifen!
2.d) Sollten zwei Einzelschaltungen "zufällig" gleiche Versorgungsspannungen brauchen, gilt 2.c auch für die Versorgungsspannungen selbst: Nicht durchschleifen!
2.e) Einzige Ausnahme von 2d sind Heizleitungen von Röhren: Die können - bei heizstromfressenden Endröhren würde ich das aber auch nicht tun - sogar durchgeschleift werden, werden aber jedenfalls verdrillt und "weit weg" von anderen Leitungen geführt, egal ob die anderen Leitungen Signal oder Versorgung führen.
3.) Alle Eingangs- und Ausgangsbuchsen gegen das Gehäuse isolieren (wichtig bei Klinkenbuchsen. So lange die nicht verdrahtet sind, darf auch der äußere Kontakt keine Masseverbindung haben!)
4.) Die unter 2c genannten Masseleitungen so an die Einzelschaltungen führen, wie es dort beschrieben ist (wird in den meisten Fällen nah am Eingang der Einzelschaltung liegen).
5.) Die Audio-Verbindungen der Einzelschaltungen (Ausgang einer Einzelschaltung zum Eingang der nächsten Einzelschaltung) mit abgeschirmter Leitung so vornehmen, dass ausschließlich auf der Eingangsseite die Abschirmung an Masse liegt (also möglichst nahe am unter 4 genannten Punkt).
5.a) Ausnahme 1: Die unter 3 ja isolierten Buchsen bekommen natürlich ihre Massen jetzt über die Abschirmung.
5b.) Ausnahme 2: Die Masseleitung des Lautsprechers bei Endstufen ohne Ausgangsübertrager in jedem Fall
direkt an die Masse des Netzteiles, das die Endstufe versorgt, scheißegal, ob auf der PowerAmp-Platine ein eigener Anschluss dafür da ist oder nicht.
Damit hast du
- deiner und aller den Amp nutzenden Musiker Unversehrtheit Genüge getan und
- die beste in der Theorie mögliche Methode zum Vermeiden von "Masseschleifen" (es gibt auch Versorgungsschleifen!) sowie Einfluss der Einzelkomponenten untereinander und vor allem Einfluss der Endstufe auf Vorverstärker angewandt.
Sollte es jetzt noch brummen, hast du entweder gegen mindestens eine der Regeln verstoßen oder hast den bei hochohmigen (Röhren) Schaltungen nicht auszuschließenden Fall, dass du durch "schlechte" Masseführung Brumm kompensieren kannst. Dieser fall ist jedoch recht unwahrscheinlich...
Außerdem kannst du von der theoretisch besten Verdrahtung aus mit räumlichem Verlegen der Massesternpunkte in den Einzelschaltungen experimentieren, wenn es denn überhaupt nötig sein sollte.
Zu den Sicherungen nach John verfahren: Jeden Trafo hinter dem gemeinsamen Netzschalter primärseitig einzeln absichern.
Und Leerlaufspannung heißt nichts Anderes als Spannung ohne Last. Also Vorsicht: Die Leerlaufspannung eines Trafos wird direkt am sekundärseitig mit gar nichts verbundenen Trafo gemessen, die Leerlaufspannung eines Netzteiles an seinem Ausgang ohne Last dort. Manchmal meint man damit bei Endstufen aber auch die Versorgungsspannung ohne Aussteuerung. Man muss also vor allem wissen, von
welcher bzw. wessen Leerlaufspannung man spricht.
Elektrotechnik mag nicht immer einfach sein. Sie ist aber definitiv kein Hexenwerk und funktioniert in unseren Anwendungen sogar ohne relativistische oder Quanteneffekte
HTH
Martin