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Ausgangssignal passiver Jazz Bass

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Offline chaccmgr

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Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« am: 5.11.2013 21:35 »
Hallo zusammen,

wie groß ist eigentlich das Ausgangssignal eines passiven Jazz Bass? Man findet die unterschiedlichsten Werte. Im VBV Fred finde ich was von 20mV (was aber auch dort als Worst Case bezeichnet wird), in anderen Quellen wird von bis zu 2V bei sehr hartem Anschlag gesprochen.

Hat einer mal gemessen, was so im Mittel rauskommt?

Danke und Grüße
Robert
Liebe Grüße
Robert

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Offline current

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Re: Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« Antwort #1 am: 5.11.2013 21:58 »
Ich spiel nur Gitarre, aber ich hab gerade meine Tele ans Oszi gehangen, die liefert bei hartem Anschlag schon 400 mV peak-to-peak - von daher würde ich die 2V beim Bass schon glauben wollen.

Viele Grüße


-Thorsten

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Offline bea

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Re: Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« Antwort #2 am: 5.11.2013 23:37 »
Hallo Robert,

Eine Jazzbass hatte  ich nicht nicht gemessen.

Im Mittel sind die 20 mV Effektivwert gar nicht soooo schlecht. Aber die Spitzen können unter Umständen gewaltig werden. Die 2.5 V peak, die Du im VBV-Thread gelesen hattest, hatte ich an einem Gibson Gitarrenhumbucker gemessen, der ohne Abschluß am Oszi hing (also an 1 MOhm Gesamtwidersand als Last.) Unter ähnlichen Umständen kam der Sidewinder meines EB3 sogar auf 4 V peak beim harten Anschlag - bei "normaler" Ausgangsspannung des ausklingenden Signals. Ok, der Tonabnehmer ist auch ein harter Brocken - niederohmige Wicklung, also schwach bedämpfte Resonanz.

Mein Eindruck ist, dass eine Begrenzung des Einschwingpeaks einen Einfluss auf den "Druck", das "Attack" des Instruments hat, besonders, wenn man das über die Bedämpfung der Resonanz steuert.

Aus dem Bauch heraus würde ich allerdings sagen, dass SCs 7enderscher Bauart tendentiell "zahmer" sind als die Humbucker, gerade was Peaks vom Anschlag anlangt.

Häng den Tonabnehmer doch mal an ein Oszi...
Liebe Grüße

Beate

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Offline Martin M

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Re: Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« Antwort #3 am: 8.11.2013 16:10 »
Moinmoin Robert,

ich habe mit einigen Bässen rumprobiert, um Vorverstärker (sowohl onboard als auch in Bassamps) zu designen und vorhandene zu tunen.
Die Spitzenwerte unmittelbar nach dem Anschlag / erste Auslenkung sind massiv vom PU und seiner Position, mehr noch vom Anschlag (wo, wie feste, Fingerkuppe, Plektrum, slap/pop) abhängig. Oft ist das Signal im ersten Moment auch unsymmetrisch.
Weiterer wichtiger Parameter ist die Nähe des Pickups zu den Saiten. Da Basssaiten keine Stratitis befürchten lassen, schraube ich die PUs so hoch wie möglich: Die reagieren m.E. dann sensibler auf den Anschlag.
Ich kenne keinen Jazzbass von der Stange, dessen Hals-PU nicht mehr Output bringt als der Steg-PU (elektrisch gemessen, nicht gefühlt). Außerdem kommt hinzu, dass die Hals- und Steg-PU als Humbucker parallel geschaltet sind. Wie bei jedem PU mit zwei Spulen kann man die auch seriell schalten, dann kommt deutlich mehr Pegel, fast doppelt so viel.

Als Ergebnis meiner Messungen lege ich Bass-Vorverstärker so aus, dass sie nominal auf 30mV (Effektivwert) ausgelegt sind, aber sowohl Gainreserve als auch ordentlichen "Headroom" haben. Als Beispiel: FET-onboard-Preamp mit Verstärkung bis maximal 1,5 bei 9V Versorgung. Gute 2Veff ~ 6Vss sollten damit jedenfalls unverzerrt gehen, was ich für eine onboard-Elektronik als Voraussetzung ansehe. Das ist auch das Maximum, was ich - mit Plektrum und wie oben beschrieben eingestellten Pickups - bei 1MOhm Impedanz aus meinem Lieblingsprecision erhalte, andere passive Bässe sind i.a. zahmer.

Bezeichnenderweise haben viele Bassverstärkerbauer in den 60ern ihre Bassamps auf 70 - 100mV Eingangsempfindlichkeit ausgelegt, das aber in den 70ern auf 30mV geändert. Ohne den Grund bei einem Hersteller erfragt zu haben, vermute ich stark:
In den 60ern waren Bassisten oft verhinderte Gittaristen (Sir Paul) und überhaupt das Plektrum üblich. Ab den 70ern wurde das Fingerspiel populärer, mindestens unter den technisch anspruchsvolleren Bassisten, die Herren Hattler und Squire spielten gegen den Trend.

Viele professionelle Bass- und Verstärkerbauer sind da übrigens nicht so prinzipienreitend wie ich. Das mag auch nicht immer notwendig sein, aber: Nimm einen Bass mit Umschaltmöglichkeit aktiv/passiv, hänge ihn an einen Quack (Autowah) und höre, was beim Umschalten aktiv/passiv passiert. Jede mir persönlich bekannte Kombination aus so einem Bass und einem guten Bassisten findet, dass der Quack im Passivmodus besser klingt und reagiert...

HTH

Martin


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Offline chaccmgr

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Re: Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« Antwort #4 am: 8.11.2013 21:36 »
Hi
Danke für die Antworten, das war was ich gesucht habe.
LG
Robert
Liebe Grüße
Robert

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Offline bea

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Re: Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« Antwort #5 am: 9.11.2013 00:26 »
Als Ergebnis meiner Messungen lege ich Bass-Vorverstärker so aus, dass sie nominal auf 30mV (Effektivwert) ausgelegt sind, aber sowohl Gainreserve als auch ordentlichen "Headroom" haben. Als Beispiel: FET-onboard-Preamp mit Verstärkung bis maximal 1,5 bei 9V Versorgung. Gute 2Veff ~ 6Vss sollten damit jedenfalls unverzerrt gehen, was ich für eine onboard-Elektronik als Voraussetzung ansehe.

Dabei bin ich mir ziemlich unsicher, wie ich das in eine eventuellen zweiten Stufe mache, vor allem bei einem Aufholverstärker hinter einem Tonestack: wenn die nach der Dämpfung in der Neutralposition ausrichte, wirds beim Anheben der Höhen bzw. Tiefen richtig eng. Wenn ich nur die Verluste kompensiere, die das Tonestack in den Maximalpositionen der Einstellregler immer noch macht, verliere ich erheblich an Pegel. Mhmm, am liebsten würde ich 3 9-V-Blöcke in den Bass packen...
Liebe Grüße

Beate

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Offline Martin M

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Re: Ausgangssignal passiver Jazz Bass
« Antwort #6 am: 11.11.2013 12:48 »
Moinmoin Bea,

du hast vollkommen Recht. Tatsächlich besteht der Sound von Bässen mit eingebautem PreAmp, der in "Normalstellung" schon Frequenzbereiche bevorzugt (typisches Beispiel: Stingray) zum Teil aus den dann komprimierten / angezerrten Anteilen im Gesamtsound. Das wird umso stärker, je mehr dann noch aufgedreht wird.
Ein wenig abgemildert wird das für die Höhen dadurch, dass die Frequenz, unterhalb wie oberhalb derer die selbe Energie des Gesamtgeräusches liegt, je nach "Programm" zwischen 250 und 300Hz liegt, Höhenregler setzen bei 800Hz oder noch höher an. Bei Bässen schlägt das jedoch voll durch, im Anschlagmoment (schneller Impuls) dann auch bei den Höhen.
Wenn du einen E-Bass wirklich unkomprimiert verstärken willst/wolltest, brauchst/brauchtest du Headroom (, Headroom und noch mal Headroom). Selbst wenn du drei 9V-Blöcke nimmst bzw. berücksichtigst, dass die Preamps im Head/Kombo auch mit 30V und mehr versorgt werden: Irgendwann kommen dann noch Endstufe und Lautsprecher...
In der Praxis ist Kompression erstens aber oft erwünschter Soundanteil. Dennoch gibt es zweitens fast keine Studioaufnahmen von Bässen ohne Kompressor und drittens ist es eben nicht nur bei Gitarrenamps wichtig, wie sie sich im Übersteuerungsbereich verhalten.
Außerdem ist das der Grund, aus dem seit Jahren in der Bedienungsanleitung z.B. der Trace Elliot GP11 und GP12 Preamps der Hinweis steht, dass man doch vor allem durch Absenken unerwünschter Anteile seinen Sound suchen soll und eben nicht durch Anheben der erwünschten.
Für mich persönlich ist das weiterhin der Grund, aus dem ich - aber das ist wirklich persönlicher Geschmack - extreme Einstellungen der Klangregelung bei Bässen (egal ob am aktiven Bass oder im Preamp des Heads/Kombos) für einen reinen Effekt, als Normalsound dagegen für schwer daneben halte. Ehrlich gesagt ist es wohl meistens ein schlichte Anfängerfehler...

Martin

PS.: Ich bin in der glücklichen Lage, einen 79/80er Fender Precision Special mein Eigen zu nennen. Wie bei jedem Preci muss man schon ordentlich arbeiten, vom Streicheln singt der nicht. Ich liebe ihn, weil er ab dem 7.Bund auf D- und G-Saite wirklich singt und sich dennoch in der Band besser durchsetzt als jeder andere Bass. Der Preamp - für den dieser Bass damals letztlich gebaut wurde - bleibt mir jedoch immer aus: Die Höhen sind einfach nur krank sobald man den Regler auch nur ansieht, und das Singen hört schlagartig auf und wird zum Standard-Punk-Preci-GÄGÄGÄCK...