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Signalverlust in aktivem Tone-Stack?

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Offline Martin M

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Re: Signalverlust in aktivem Tone-Stack?
« Antwort #15 am: 19.11.2013 13:23 »
Moinmoin zusammen,

Robert schrieb u.a.:
Zitat
sollte ich das Ganze mit einem Kathodenfolger ansteuern oder geht auch die Ansteuerung über eine normale Stufe? Za der Stufe ist mit der 6N17B ca. 13,9k (ca 1/3 der ECC83). Ein CF mit der 6N17B (mu 75) geht runter bis ca. 260Ohm
- liegt der zu kleine Regelbereich an einer evtl. fehlenden Schleifenverstärkung oder passten einfach die rel. kleinen Poti-Werte (100k) nicht zur hochohmigen Ansteuerung der ansteuernden Stufe? Die effektive Verstärkung einer 6N17B liegt bei ca. 62 bei einem 100k Anodenwiderstand und bei 53 mit 47k. Eine ECC83 hat auch nicht mehr, mit 47k sogar weniger. Mit 100 k hat der Versuchsaufbau viel zu schnell gezerrt, 47k haben sich als gut erwiesen
- warum hat der Treble-Regler in der OP-Amp Schaltung 500k während die anderen nur 100 haben?

Diese Fragen hängen zusammen, die Antwort liegt in der Funktion einer Baxandall-Klangregelung. Deren Regelbereich wird umso größer
- je niedriger die Ausgangsimpedanz der ansteuernden Stufe ist,
- je höher die Eingangsimpedanz der folgenden Stufe ist,
- je größer das Verhältnis Poti / Vorwiderstand im einzelnen Klangregelzweig (z.B. R4/R3) ist.

Tatsächlich vergrößert sich der Regelbereich mit dem Widerstand R8 für alle Frequenzen außer den Bässen (für die ist er theoretisch tatsächlich ohne jeden Effekt, auch wenn man das gerade da erst mal nicht glaubt), das braucht aber eine drastische Änderung und verschiebt dann u.a. auch die Regelfrequenzen von Mitten und Höhen nach unten, man sollte das lassen.
Die Kondensatoren spielen hier gar keine Rolle: Sie weisen ausschließlich den Frequenzbereich an die Regler zu, an der Amplitude der Regelbereiche tun sie gar nichts.
In all diesen Punkten unterscheiden sich die Kuhschwanz-Regler im Gegenkopplungsnetzwerk eines Röhrenamps nicht von denen im Gegenkopplungsnetzwerk eines OpAmps.

Insbesondere der erste Punkt wird oft sträflich vernachlässigt: Die Wirkung der einzelnen Regler wird zwar durch die Kondensatoren auf die Frequenzbereiche "verteilt". Dennoch liegen die ohmschen Widerstände alle Regler prinzipiell für alle Frequenzen parallel und dämpfen sich gegenseitig, wenn die Ausgangsimpedanz der treibenden Stufe nicht 0 und die Eingangsimpedanz der folgenden Stufe nicht Unendlich ist! Dieses Ideal ist nicht erreichbar, es reicht aber aus, wenn
- der Ausgangswiderstand der treibenden Stufe klein ist (mindestens Faktor 10) gegenüber der Parallelschaltung der Regelwiderstände und
- der Eingangswiderstand der folgenden Stufe groß ist (mindestensFaktor 10) gegenüber der Parallelschaltung der Regelwiderstände (eigentlich mit Ausnahme des Basszweiges, aber wir wollen mal nicht so sein...).

Für Genaueres guckst du hier:
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,17674.msg177481.html#msg177481

Wenn das noch nicht reicht und nur wenn wirklich weitere Neugierde besteht, lege ich mal die komplette Berechnung - nix Näherung, durchgerechnet - einer 2-Band Kuhschwanz-Regelung als PDF in einen eigenen Thread in Design und Konzepte. Wird dann aber sehr "tocken"  :P

Martin


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Offline chaccmgr

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Re: Signalverlust in aktivem Tone-Stack?
« Antwort #16 am: 19.11.2013 13:56 »
Super Martin, vielen Dank, das hilft mir sehr. :topjob:

Das Durchrechnen muss glaube ich nicht sein....der pragmatische Weg führt auch zum Ziel, wichtig war für mich, die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Nochmal danke und Grüße
Robert
Liebe Grüße
Robert

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Offline Martin M

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Re: Signalverlust in aktivem Tone-Stack?
« Antwort #17 am: 19.11.2013 17:09 »
Hallo Robert,

noch etwas genauer und die Antwort auf die gestellte Frage warum 500k im Höhenzweig sowie die nicht gestellte Frage nach den unterschiedlichen werten für R3 und R4 (fest):

Bässe:
-> alle C bis auf C3 sind Unterbrechung
-> aktiver Zweig 2 x R3 + R4 (Poti)
-> Parallelzweig (2 x R4 (fest) + R5) || (2 x R6 + R7) = 107,2k || 503,6k ~ 80k

Mitten:
-> C3 ist Kurzschluss, C6 ist Unterbrechung
-> aktiver Zweig 2 x R4 (fest) + R5
-> Parallelzweig (2 x R3) || (2 x R6 + R7) = 22k || 503,6k ~ 42k

Höhen:
-> alle C bis auf C6 sind Kurzschluss
-> aktiver Zweig 2 x R6 + R7
-> Parallelzweig (2 x R3) || (2 x R4 (fest)) = 11k || 7k2 ~ 5k4

Du siehst, je nach Verhalten der Kondensatoren (Kurzschluss oder Unterbrechung) im betrachteten Frequenzbereich sind die 3 Frequenzbereiche durchaus unterschiedlich bedämpft.
Außerdem siehst du, dass du die Vorwiderstände weder für Bässe noch Mitten nullen darfst: Die Bedämpfung der Höhen würde total sein, weil der Parallelzweig 0 Ohm hätte!
Auch mit "vernünftigen" Werten für R3 und R4 (fest) ist die Bedämpfung der Höhen immer deutlich stärker als die der Bässe und auch noch der Mitten, weil die Potis in beiden Parallelzweigen kurzgeschlossen sind. Nach meiner "mindestens Faktor 10" Regel dürfte der Quellwiderstand der treibenden Stufe nur 540 Ohm betragen!
Damit hast du auch die Antwort auf die Frage nach dem höheren Wert für das Höhen-Poti: Das Vehältnis Poti / Vorwiderstand (R7 / R6) muss im Höhenzweig deutlich größer sein, um die stärkere Bedämpfung durch die Parallelzweige auszugleichen.
Im Mittenbereich ist es nicht ganz so schlimm, aber auch hier wird die untrerschiedliche Bedämpfung durch das Verhältnis Poti / Vorwiderstand ausgeglichen: Die Potis sind gleich, aber die Vorwiderstände aus diesem Grund anders.

Damit denke ich ist alles am Baxandall / Kuhschwanz erklärt, was man ohne quantitative Berechnung sagen kann.

Viel Spaß damit  ;D