Hallo Jürgen, Volka, Michael,
die Hinweise auf die Lötstellen sind berechtigt, so toll sehen sie nicht aus. Ich verwende eine Lötstation Weller WHS40, die ich für meine Lötereien am Turretboard auf 350°C eingestellt habe. Gut Löten kann ich imho wirklich nicht, mir hat's auch nie jemand richtig gezeigt.
Die Lötspitze ist sehr klein, sie ist glaube ich eher für Platinen gedacht. Ich wollte sie für die PTP-Lötungen gegen eine breitere tauschen, aber ich hab die Klemmschraube nicht aufgekriegt und dabei fast ruiniert.
Auf kalte Lötstellen habe ich durchaus geachtet, die eine oder andere ist mir auch untergekommen, aber ich hab sie immer gleich nachgelötet und ich denke sie sind jetzt alle stabil.
Endstufenschwingen? Ich habe gerade die Schaltung und das Layout des Amps überprüft und mit der BD-Schaltung PR246 verglichen. Die Farbkodierung des AÜ ist dieselbe wie bei meinem Klon: blaues AÜ-Kabel an die erste Endstufenröhre (Rö5), die von der Treibertriode R4a angesteuert wird, die wiederum den 82k Anodenwiderstand hat und an deren Eingang (Pin 2) das Tonsignal direkt vom Koppelkondensator reingeht. Die andere Hälfte analog: braunes AÜ-Kabel an Endstufenröhre Rö6, gesteuert von Rö4b, die mit 100k Anodenwiderstand, Signal kommt über die zwei 1M-Widerstände in Serie an Pin 7. Diese Schaltung ist beim BD prinzipiell die gleiche. Der AÜ-Anschluss müsste passen, probeweise umlöten mach ich daher nur als ultima ratio.
Ich versuche mal, eine Aufnahme des "Brazzelns" zu machen und hier als mp3-File reinzustellen. Ich hab zwar die technischen Möglichkeiten zur Aufnahme, aber mit sowas leider überhaupt keine Übung.
Solange versuche ich es mal zu beschreiben.
Lokalisierung:
Das Brazzeln ist kein schlecht reproduzierbares Störgeräusch mit Wackelkontakt-Charakter. Es läßt sich stabil reproduzieren und kommt mit zunehmenden Volume-Einstellungen, mit Humbucker-Gitarre so ab Volume 3-4 und dann v.a. mit Anschlag der tiefen Saiten, mit Single-Coil-Strat erst ab Vol. 6. und v.a. auf der g-Saite, also die mit dem dicksten Kerndraht/stärksten Signal aus dem Pickup. Drehe ich die Bässe auf Null, nimmt das Brazzeln deutlich ab und umgekehrt. Es ist unabhängig von der Master-Einstellung, es läßt sich also auch bei gaaanz leisem Amp reproduzieren, also a) keine akustische Rückkopplung und b) unabhängig von der geforderten Endstufenleistung (?). Und es ist unabhängig von der Stellung des Reverb-Potis.
Sollte es aus einer Übersteuerung einer Vorstufenröhre kommen, dann müßte es Rö1b (Tone-Stack- + Volume-Recovery), Rö2 (Halltreiber) oder Rö3 (Hall-Recovery) sein.
Klang:
Das Brazzeln klingt/knattert wie eine ganz stark übersteuerter Amp oder ein aufgedrehtes Fulltone OCD, aber so als wäre nur der "Maximal-Übersteuerungs-Anteil" vorhanden, der weichere Übersteuerungsanteil und die Übergangsanteile von Clean-Ende bis Übersättigung fehlen. Es gibt also keinen "Overdrive" sondern nur "Distortion" und davon auch nur den extremen Anteil. Klingt der Ton aus und wird schwächer/leiser, so hört das Brazzeln schlagartig auf.
Es klingt auch so, als würden nur die tieferen Frequenzen übersteuert, höhere Frequenzanteile gar nicht, soweit ich das beurteilen kann.
Eine Jimi-Hendrix-Rückkopplung zwischen Amp und Gitarre ist das überhaupt nicht. Es ist auch gar keine Art von Pfeifen oder Heulen oder Aufschwingen, was ich in Verbindung mit deiner Beschreibung eines falsch angeschlossenen AÜs bringen könnte.
Vielleicht ist das Eingangssignal an Rö1b noch zu hoch? Ich habe die Schaltung eigentlich gegenüber deinem AB763-Klon hier nicht verändert.
Oder am Eingang der Halltreiberröhre? Auch hier die 1:1-Übernahme deiner Schaltung.
Das was ich bei meinem Amp anders gemacht habe als du und Bernd bei euren Klons ist, das Netzteil des Blues Deluxe zu verwenden.
Dazu zwei Überlegungen. Erstens:
Nö, warum soll der plötzlich nicht mehr passen? Das ging doch vorher auch! Das könntest Du ja im Übrigen leicht messen, nämlich wenn Du zum Beispiel die Anodenbetriebsspannung einer der 6L6 misst oder die am Center-Tap des Übertragers und dem Amp Kante gibst. Dann müsste sie ja weit zusammenbrechen. Der Trafo des BD liefert aufgrund seiner Baugrösse zusammen mit dem Netzteil genügend Kapazität, der Netzteil-Innenwiderstand ist klein genug -> "hartes" Netzteil.
Ja, der Trafo und ein fast identisch ausgelegtes Netzteil funktionierten vorher auch. Aber in Verbindung mit der Blues-Deluxe-Verstärkerschaltung, nicht mit einer Blackface-Schaltung.
Die Abweichung von meinem Klon- zum BD-Netzteil ist die, dass mein Klon vor und nach der Drosselspule je einen dicken 47µF/500V-Elko sitzen hat. Im BD sind es vor und nach der Spule jeweils die besagten Zweierpacks: 2 x 100µF/350V in Serie, parallel dazu jeweils symmetrierende 220k/0,5W Widerstände. Das sollte nicht die Ursache sein, oder?
Die Anodenbetriebsspannungen nach dem Anodenwiderstand (direkt am Pin 4 gemessen) liegen bei +412 bzw. +414 V (Alle Regler auf 50%, außer Reverb und Presence auf 0). Am Center-Tap des AÜ (Spannung "A" im Schaltplan) liegen ebenfalls 412 V an. Drehe ich den Amp laut auf (Master + Vol. auf 8 von 12) und schlage an der Gitarre alle Leersaiten kräftig an, so bricht die Spannung A auf bis zu 398 V ein. Oder soll ich das in der Marshall-Einstellung (alles auf 12
) testen?
Zweitens:
Ich vergleiche Netzteile und Spannungswerte A, B, C und D von BF-Deluxe Reverb, BF-Vibrolux-Reverb, BF-Pro Reverb und meinem Klon. Für das Spannungsniveau, das eher im Bereich eines Pro-Reverb liegt, müsste ich da nicht die dickere Drosselspule 125C1A nehmen? Alle BF-Schaltungen, die die kleine Drosselspule 125C3A beinhalten (DR+VR), haben niedrigere Spannungsniveaus. Der BD und deshalb auch mein Klon, dessen Netzteil eher die (für 6L6-Endstufen) höheren Spannungen liefert, hat "nur"(??) die kleine Drossel 125C3A. Ist das Netzteil an die BF-Schaltung falsch angepasst?
Geistesblitz: Als nächstes mache ich das, was jeder Röhrenampbesitzer als erstes tun sollte, wenn er komische Geräusche aus seinem Amp hört: Röhren tauschen.
Gruß
Kurt