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Tuning eines Marshall Derivats

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Offline mac-alex_2003

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Tuning eines Marshall Derivats
« am: 10.11.2013 17:59 »
Hallo,

leider habe ich gerade soviel um die Ohren, dass ich nicht sehr viel zum hier Lesen und Schreiben komme. Aber dieser Umbau der gerade auf meinem Schreibtisch steht ist vielleicht ganz interessant, von daher werde ich versuchen ihn hier ein bischen mit zu dokumentieren.

Es handelt sich um einen auf Wunsch gefertigten Amp basierend auf einer 2203-artigen Vorstufe und einer 50Watt Endstufe mit FX-Loop und Röhrenhall.







Stein des Anstoßes war,
dass dem Amp Gain, Druck und Offenheit fehlten. Bei einem ersten Probehören konnte ich das auch bestätigen. Der Sound war recht verhangen, wie wenn eine Decke über der Box hängt. Der Attack war eher weich wenn auch nicht blubbernd.

Beim weiteren Testen konnten hierfür verschiedene Ursachen festgestellt werden:
1) Der Hall wird über einen Mischwiderstand zugeführt. Das ist soweit ok, kostet jedoch Pegel wenn man dies zwischen zwei Gainstages hängt, die eigentlich übersteuern sollen. Genaugenommen war es hier so, dass statt dem klassischen Teiler 470k||470p -> 470k ein Teiler 470k -> 1M mit 470k||10p zum nächsten Gitter geht.
Das kostet unnötig Pegel.

2) Der Loop ist ein Standard-Mojo Loop auf einer Leiterplatte aufgebaut wie man ihn fertig beziehen kann. Der kostet definitiv auch Ton ...

Was war der Wunsch des Besitzers?
Der Amp soll mehr Druck haben, eine Loop und einfach nur richtig gut klingen.  ;D

Was ist der Plan?
Die Loop kommt raus, der Hall genauso. Ein Test den Hall weiter hinten im Signalweg hinter dem Tonestack zu platzieren behob zwar das Problem des Druckverlusts, jedoch führte dies durch die Positionierung als V2 und die sehr engen Platzverhältnisse zum Schwingen, was aus meiner Sicht nur durch einen massiven Umbau am Board und Chassis zu beheben wäre.
Stattdessen soll wenn es schon so weit geht ein ordentlicher Röhren-Effektweg rein der zwischen Parallel und Seriell regelbar ist.

Dann wird der 2203 Kanal der ein paar signifikante Abweichungen hatte umgebaut auf einen geboosteten Plexi. Erste Testumbauten haben dem Besitzer doch recht gut gefallen, so dass der Weg klar ist. Ein bischen muss er sich aber überraschen lassen, was da reinkommt  ;D ;D ;D

Die TxD Röhren kommen raus ein ein Mix aus TungSol Vorstufenröhren und SED EL34 rein. Die Kondensatoren sind gute Vishay, haben imho aber in einem solchen Amp nicht viel verloren, die passen eher ins Highgain-Gebiet rein, wenn der Ton sehr trocken sein soll. Also werde ich diese auch noch tauschen. Mal schauen, entweder werden es TxDs oder Sozos.

In dem Zuge wird der Impedanzschalter noch umgebaut auf was massives...



... und die Schutzerde gegen eine gelb/grüne Litze getauscht.



Wenn die Mojo Loop draußen ist kann die gut gemachte Relais-LP dann auch mit mehr wie einer Schraube befestigt werden (der Fairheit halber muss ich sagen, dass die LPs sich gegenseitig gut fixiert haben, wenn auch der Abstand der Relais-LP zum Chassis sehr gering ist.




Und wenn dann schon das ganze Board rausmuss kann auch gleich der AÜ raus und einer von Ingo rein, so er denn lieferbar ist.

Viele Grüße,
Marc
« Letzte Änderung: 10.11.2013 18:04 von mac-alex_2003 »

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Offline mac-alex_2003

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #1 am: 10.11.2013 18:09 »
Und so sieht der Amp jetzt aus:


Und hier mal ein erster Test wie die Schaltung reinpassen könnte:


An der Stelle wo noch ein Sockel Platz hat kommt die Loop-Röhre rein, vorne zwischen V1 und V2 passt mir das nicht gut hin, dann lieber den Sockel versetzen. Das zweite Relais auf der Relais-LP kann ich dann gleich für die Loop verwenden, dann ist diese auch schaltbar.

In dem Zuge ersetze ich dann die geschirmten Leitungen noch gegen niederkapazitive, mal schauen was sonst noch drankommt  ;D
Bei den Elkos sind gut F&T drin, da werde ich auf keinen Fall was machen. Oder, obwohl, wer weiß  ;)
Dann muss noch eine Speakerbuchse dran glauben für die Loop...

Ziel ist es, dass der Amp so gegen Jahresende fertig wird. Da ich aber sicherlich noch einige Zeit mit dem Abstimmen verbringen werde muss ich hinmachen, dass die Hardware mal verbaut ist. Auf jeden Fall ein Umbau, der mal richtig Spaß macht. Ok, am Ende kommen meine Standard-Sachen zum Zug, die sich bewährt haben.  ;D

Viele Grüße
Marc
« Letzte Änderung: 10.11.2013 18:11 von mac-alex_2003 »

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Offline bluesfreak

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #2 am: 10.11.2013 20:09 »
Die Kondensatoren sind gute Vishay, haben imho aber in einem solchen Amp nicht viel verloren, die passen eher ins Highgain-Gebiet rein, wenn der Ton sehr trocken sein soll. Also werde ich diese auch noch tauschen. Mal schauen, entweder werden es TxDs oder Sozos.

Hi Marc,

wird bestimmt ein interessantes Projekt...bezüglich Kondensatoren haben mich in Marshall-typischen PreAmps Roederstein am besten überzeugt, ggf im Mix mit SoZos, rein SoZo klang mir in einem 1959er zu weich, Mallory 150er liegen für mich dazwischen und auf dem Niveau der Wormser Kondensatoren...

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Offline mac-alex_2003

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #3 am: 10.11.2013 20:42 »
Hallo,

die Rödersteins nehme ich auch gerne, v.a. an der Kathode wenn es mal zu weiche sein sollte. Die Sozos finde ich klasse wenns etwas hölzern sein soll bis so 2203-Gain, dann aber eben in Kombination mit den Rödersteins.

Die Mallory 150 finde ich aber am weichsten von allen und mag sie gar nicht einsetzen. Die TADs sind zwar auch warm, jedoch im Bass stabiler finde ich.

Das ganze hängt dann aber wieder von den Widerständen ab. Mit Kohlepress-Rs würde ich vermutlich bei allem was über leichtem Crunch liegt zu "stabileren" Cs gehen, erst recht mit einem weichem Netzteil. Meistens mache ich erst das Netzteil stabiler, passe dann die Cs an und mache dann das Netzteil schrittweise weicher. Danach dann bei Bedarf nochmal die Cs anpassen. Mit Kohlepress-Rs bin ich inzwischen recht vorsichtig geworden und habe sie kaum noch im Einsatz.

Viele Grüße
Marc

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Offline raffau

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #4 am: 11.11.2013 09:17 »
hey marc,

schön wieder einmal etwas von dir zu hören! Immer wieder lehrreich deine beiträge.

Hoffe du machst eine paar samplers vom endprodukt…

grüsse rafael

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Offline mac-alex_2003

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #5 am: 11.11.2013 12:27 »
Hallo,

man muss seine Grenzen kennen. Aufnehmen gehört definitiv auf die andere Seite der Grenze  ;D ;D ;D

Viele Grüße,
Marc

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Offline bluesfreak

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #6 am: 11.11.2013 13:28 »
Die Sozos finde ich klasse wenns etwas hölzern sein soll bis so 2203-Gain, dann aber eben in Kombination mit den Rödersteins.

Also mit hölzern könnte ich die SoZos nicht definieren..eher schwammig, diffus, irgendwie undifferenziert (also zumindest in der 1959er Vorstufe meines 18W Plexi). Mit der reinen SoZo Ausstattung konnte ich echt nichts anfangen, ich hab dann zuerst die Koppel Cs gegen Roederstein getauscht und dann schlußendlich alle, damit hatte der Amp den Biß den ich mir aus dem Konstrukt vorstellte...aber Klang ist ja subjektiv ;)

Zitat
Die Mallory 150 finde ich aber am weichsten von allen und mag sie gar nicht einsetzen.

Ach, die passen ganz gut in Tweed Circuits, damit kriegt man einen besseren 5E3 auf die Beine als mit ODs ohne gleich das Riesengeld für Jupiters oder Blue SoZos (gibts die eigentlich noch woanders als direkt?) ausgeben zu müssen..


Zitat
Das ganze hängt dann aber wieder von den Widerständen ab. Mit Kohlepress-Rs würde ich vermutlich bei allem was über leichtem Crunch liegt zu "stabileren" Cs gehen, erst recht mit einem weichem Netzteil.

Ich mag GRR basierte Netzteile lieber, gerne auch noch mit Drossel, das ist "weich" genug (auch der oben erwähnte 18W hat ne EZ81), moderne, so lauthals loskrachende Amps mag ich weniger, lieber angestaubten Vintage Crunch der beim schnalzen lassen der E-Saite auch gern mal in die Knie gehen darf.


Zitat
Mit Kohlepress-Rs bin ich inzwischen recht vorsichtig geworden und habe sie kaum noch im Einsatz.
Ich mag auch keine CCs mehr verbauen, die rauschen mir einfach zu deutlich. Heut ist grad wieder ne Lieferung von Dirk gekommen für nen 5E3 Clone, der wird rein mit Metallschicht aufgebaut, mal schaun wie rauscharm (und Vintage klingend) der schlussendlich wird, mein eigener (mit CCs und OD/M150 Mix) rauscht nämlich deutlich wenn er (fast) voll aufgerissen ist. Auch kriegt der Amp auf Wunsch des zukünftigen Besitzers einen WGS Reaper verpasst, wird bestimmt interessant was da rauskommt ;)

Gruss
Stefan

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Offline mac-alex_2003

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #7 am: 21.02.2014 23:02 »
Hallo,

der Amp ist nun endlich fertig geworden! Hat ein wenig gedauert aber schneller gings leider nicht  ;D

Am Ende ist es dann 2-Kanaler geworden mit FX-Loop und schön direktem Sound. Aus dem geboosteten Plexi als Plan ist dann nahezu ein Nighthawk mit einem Plexi-Kanal als ersten und einem hotrod Sound als zweiten Kanal.

Damit sich das Kanalverhältnis besser abstimmen lässt gibt es im zweiten Kanal dann auf der Rückseite noch einen Höhenboost-Schalter.

Loop und Hall habe ich wie geplant rausgebaut, das hatte keine Zukunft. Danach dann das halbe Board gestrippt, die Skizze von oben hat schon recht gut gepasst.

Die Herausforderung hier war mit so wenig Umbauaufwand wie möglich das ganze zu realisieren. Zum Schluss habe ich dann noch den OT getauscht, ohne dass das Board raus musste. War zwar ein mords Gefummel, aber die effektivere Lösung.

Um eine ideale Leitungsführung hinzubekommen habe ich den Sockel für die Loop vor den PI gesetzt und den vorderen Sockel leer gelassen. Soweit es geht habe ich alle Bauteile direkt an den Sockel und die Potis gelötet und so Platz auf dem Board gespart. Die Loop selbst ist von parallel bis seriell sowie im Send-Pegel regelbar. Geschaltet wird hier anders als sonst bei mir nicht die ganze Loop sondern lediglich das Send-Signal. So kommen Hall- und Echofahnen noch schön durch, wenn der Effektweg ausgeschaltet wurde.

Den Impedanzschalter habe ich gleich mal mit getauscht gegen was massives. Der Schalter zwischen den beiden Loop-Buchsen ist der Höhenschalter für den zweiten Kanal.

Die Relaisplatine links habe ich gelassen, auch wenn sie mir an der Stelle noch massiv Probleme gemacht hat...

... bei der Inbetriebnahme:
Ein Schwingen des Amps hatte ich von vornherein nicht, das lässt sich bei ordentlicher Layoutplanung schon gut vermeiden. Leider hatte ich diverse Brummprobleme durch den grundsätzlichen Aufbau des Amps. Die Masse als Summe hinter den Potis zusammenzufassen funktioniert leider bei etwas mehr Gain meist nicht sehr gut. Ich habe das ganze dann aufgetrennt in einen Massepunkt für die V1 direkt am Eingang (am linken 680nF Sozo) und nur den Rest an den Potis gelassen. Das senkte den Brummpegel etwas.

Leider hats bei ordentlich Gain dann immernoch ordentlich gebrummt. Nach ein bischen tieferer Analyse musste ich feststellen, dass die Heizwicklung über zwei 100R Widerstände auf Masse symmetriert war und aus dieser Wechselstromleitung auch die Relaisplatine versorgt wurde, die dann natürlich keinen Massebezug mehr haben durfte.

So wird das natürlich nichts mit Heizung hochlegen... Also erstmal die Relaisplatine abgetrennt und die Heizspannung auf 50V hochgelegt. Ok, der Brumm war dann wie geplant weg. Die Relaisplatine selbst konnte ich gut durch die 5V Wicklung die am Trafo noch unbenutzt war versorgen und ordentlich auf Masse legen. Das reicht den Relais zum Schalten immernoch dicke aus.

Nächstes Problem. Die Platine ist leider extrem nah an der V1 angebracht und das ausgerechnet mit den Dioden in der Nähe des Gitteranschlusses. Nun hat sich gezeigt, dass im umgeschalteten Zustand (2. Kanal) sich das ganze System etwas aufschwingt und in die V1 einstreut. Abschirmen wäre gegangen, nur wollte ich das Problem selbst beheben.
Durch eine konstante Last im ungeschalteten Zustand wird das Aufschwingen vermieden, konnte auch im Oszi sauber gesehen werden, dass vorher vorhandene Spikes weg blieben.

Nun war der Amp endlich ruhig, der Sound hat von Anfang an gut gepasst, lediglich die Röhrenbestückung habe ich getauscht gegen Svetlana EL34 und Tungsol ECC83 sowie eine TxD ECC83 für den Effektweg die ich von der vorherigen Bestückung behalten habe.

Den Wxxxer OT habe ich zum Schluss dann noch gegen einen der letzten Trafos von Ingo eingetauscht was dem Sound auch nochmal deutlich gut getan hat.

Dann hieß es nur noch einschalten und den Amp übergeben  ;D ;D ;D

Hier jetzt noch die Bilder:










Das Chassis steckt noch in einem schönen weißen Headshell und ist ein echter Wolf im Schafspelz geworden.
Sieht aus wie ein JTM45 und hat Druck und Gain wie ein großer. Lediglich die 50Watt Endstufe kommt natürlich
bei Cleansounds irgendwann an ihre Grenzen. Dafür geht die Endstufe bei erträglicheren Lautstärken schon schön in die Sättigung.


Viele Grüße
Marc

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Offline orange1969

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #8 am: 21.02.2014 23:42 »
Meine Hochachtung,

ein echtes Appetithäppchen  :topjob:
(sowas zeigen die im Fernsehen nie)

Gute Nacht
orange1969

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Offline Robinrockt

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #9 am: 22.02.2014 10:52 »
Hallo Marc,

schöner als gemalt :topjob:

Grüße,
Robin
Gefangen vom Ton

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Offline Ron55555

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #10 am: 22.02.2014 12:32 »
Hi Marc,

 :topjob: immer wieder schön

Gruss Ronald

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Offline Athlord

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #11 am: 22.02.2014 13:39 »
Hey "Kollege",
sehr schick.
Hast Du den AMP noch da?
Bin nächste Woche mal wieder im Werk.
Gruss
Jürgen
Ich danke allen, die nichts zur Sache beizutragen hatten und trotzdem geschwiegen haben!

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Offline FRK

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #12 am: 23.02.2014 19:30 »
Hallo Marc,

das sieht wie immer sehr gut aus!!!!!
Ingo seine Trafos werden auf dem Markt schwer fehlen.

Gruß
Frank

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Offline MitchOro

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Re: Tuning eines Marshall Derivats
« Antwort #13 am: 21.05.2014 12:14 »
Hallo Leute

Er klingt noch um Welten besser als er aussieht.  :P

Vielen Dank Marc für des morz Gschoss

Cheers!
Micha








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